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Journal für die Baukunst: in zwanglosen Heften — 13.1839

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4. Heft
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Reinhold, Carl: Kurze Übersicht der physiographisch-hydrographischen Beschaffenheit von Ostfriesland, in Hinsicht auf Entwässerungs-Anlagen, Größe der abzuwässernden Fläche, Zahl, Weite, Bau- und Unterhaltungskosten der Syhle und deren Effect, [2]: als praktisches, aus der Erfahrung entnommenes Beispiel von der Entwässerung einer See- und Stromgegend
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https://doi.org/10.11588/diglit.42059#0381

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12. Re inhold, Hydrographie von Ostfriesland,

373

nach Warendorf geht; bei welchen Orten sie zwar schon bedeutende
Wassermühlen treibt, aber doch noch nicht schiffbar ist. Erst bei der
Hüttingsmühle in der Herrschaft Rheda wird sie flöfsbar und es wird von
daher, so wie aus dem Münsterschen, viel eichenes Schiffbauholz nach Ost-
friesland und Holland gefiöfst.
Von Warendorf abwärts fliefst die Ems nach Telgte im Münster-
schen, Westbevern und Greven, und nimmt auf dieser Strecke zwei
kleine Flüsse oder Bäche, die Bever und Werse auf. Greven ist der Punct,
wo die Ems für die sogenannten Münsterschen oder Haarenschen Pünten
bei günstigem Wasserstande, von 2 bis 3 Fufs Tiefe, schiffbar wird. Die
plattbodigen Münsterschen Pünten, die gröfstentheils im Dorfe Haaren,
2 Stunden unterhalb Meppen, zu Hause gehören, und deren daselbst etwa
30 grofse und kleine sein mögen, theilt man in zwei Arten: nemlich in
Pünten, welche die gröfseren, und in Püntschiffe, welche die kleineren sind.
Die Trächtigkeit der Pünten ist etwa 15 bis 16 Lasten, zu 4000 Pfund.
Sie gehen beladen 3 Fufs und ledig 1^ Fufs tief, sind 16 F. breit, 55 F.
lang, 4 F. im Rumpfe tief, werden bei der Bergfahrt von 2 Pferden ge-
zogen, die ein Knabe regiert, und sind mit 2 bis 3 Mann besetzt. Diese
Pünten haben auch ein Segel. Die kleineren Fahrzeuge, oder Püntschiffe,
welche die gröfsere Zahl ausmachen, da es im Sommer oft an hin-
reichendem Fahrwasser für volle Ladungen fehlt, führen etwa 8 Lasten
zu 4000 Pfd., gehen beladen Fufs, ledig 1^- Fufs tief im Wasser, sind
13 Fufs breit, 45 Fufs lang, 4 Fufs tief im Rumpfe, werden von einem
Pferde bergauf gezogen, welches ein Knabe reitet, segeln aber auch, eben
wie die Pünten, und sind mit 1 bis 2 Mann besetzt. Beiderlei Fahrzeuge
haben kein Deck, so dafs die Waaren mit Segeln, Matten und andern
Decken gegen die Witterung geschützt werden müssen. Diese Fahrzeuge
unterhalten ausschliefslich bis jetzt den Waarentransport zwischen Ost-
friesland und den Westphälischen- und Rhein-Provinzen Preufsens etc.,
von Leer, Weener, Halte und Papenburg bis . jr Stadt Rheine, oder bis
Greven, wenn es der Wasserstand erlaubt.
Bei Halte, Papenburg, Weener und Leer fängt die Seeschiffahrt
in Ostfriesland an, und die Püntenschiffahrt hört daselbst auf.
Vom Dorfe Greven im Münsterschen fliefst die Ems fortwährend
auf Preufsischem Gebiete bis zur Stadt Rheine; woselbst ein Wehr nebst
Schleuse und eine stehende Brücke auf der Ems befindlich sind. Nicht
 
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