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EINLEITUNG.

I. GESCHICHTLICHE ÜBERSICHT DES CLEVISCHEN NIEDERRHEINS.

Breit und majestätisch in langsamem Lauf zwischen weithin ebenen Ufern fliesst
der Rhein, nachdem er das letzte Bergthor am Siebengebirge durchbrochen und die Zinnen
der alten Colonia hinter sich zurückgelassen hat, dem Meerbette zu. Die Hügelreihen sind
fern zurückgewichen und treten nur noch einmal in der Nähe der Theilung des Stromes,
bei Eltenberg und Xanten, bewachend an ihn heran. Mit den Bergen verliess auch der
bisherige Charakter die Landschaft. Grünende Viehweiden, unterbrochen von Ackerland und
Sandflächen, beschattet von dürftigen Nadelhölzern, lehnen sich an den nährenden Fluss.
Viele meist kleinere Ortschaften und Städte sind in dieses Land der Viehzucht und des
Ackerbaues gesäet, und nur die zahlreichen Frachtschiffe und Handelsfahrzeuge erhöhen das
Leben" der ländlichen Stille.

Edle Metalle birgt der Boden nicht; nicht einmal Bausteine; auch fehlt der Wein-
bau; selbst an Holz ist Mangel. Das reiche ergiebige Weidenland weiss nichts vom phan-
tastischen Reiz des bewaldeten Gebirges, und die zur schnellen Verwerthung einladende
Welle hat die Bewohner zum Handel,' den die vom und zum Meere gehende SchifFfahrt an-
knüpft, für die Ergebnisse des Ackerbaues und der Viehzucht bestimmt. Das Gelöse der
Industrie schweigt; denn weder die Fülle eines ergiebigen Rohproduktes, noch eine ge-
drängte Bevölkerung fesseln sie an die Scholle.

Es liegt ein Zug contemplativer Passivität in der Landschaft. Die grossen Schick-
sale der Nationen wurden hier nicht entschieden.

Die Eigenthümlichkeit der Volksindividualität erwächst aber nicht allein
den Bedingungen des Bodens; der Stammcharakter der Bewohner und die
äusseren Schicksale sind mit jenen im Gesammten die drei Faktoren, welche diese
gestalten und die historische Entwickelung bedingen.

Die ursprünglich in unserm Landstriche wohnenden Völker waren vorzüglich die
Menapier und Sigambrer, welche an der Mündung des Stroms von den Batavern, rhein-

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