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CRANENBURG. - TILL.

15

7.

Zwölf Elfenbeinläfelchen, von denen die grösseren 23/4// lang und breit, die kleine-
ren 1 xji" in der Breite messen; ihr ursprünglicher Zweck ist nicht mehr anzugeben, ebenso-
wenig die Legende, die den Darstellungen zu Grunde liegt. Utes Jahrhundert.

8. 8a. 8b. 8c.

Reliquienkasten aus Holz, mit Elfenbeinplatten überzogen, 163/V lang, 6 '/o" breit
und 41/4// hoch.

Kasten gerade dieser Art scheinen als Reliquienbehälter häufig aus Italien, wo sie
ohne Zweifel allgemein waren, nach Deutschland gekommen zu sein; denn einestheils ent-
halten die sämmtlichen Reliefdarstellungen antike Kämpfer, d. h. nicht solche, die im Kampfe
begriffen sind, sondern Stellungen der Palästra, Reminiscenzcn an einzelne Thaten des Her-
cules, wie sie nur in der Erinnerung der Italiener leben konnten, und anderenteils findet
man einen ganz gleichen Kasten, ausser in Xanten, in Italien selbst im Museum zu Arezzo.
Derjenige zu Arezzo hat wie der vorliegende und der zu Xanten dieselbe äussere Einrich-
tung, indem der Deckel als Schieber aufgezogen wird, dieselben Raumabtheilungen in den
äusseren Flächen, dieselben Arabeskenberandungen und endlich kriegerische Stellungen ein-
zelner Figuren desselben Charakters. So weit geht die Uebereinstimmung, dass auch auf
dem Kasten von Arezzo, wie auf demjenigen zu Cranenburg, nur die Felder des Deckels zu
Darstellungen von berittenen Kriegern benutzt sind. Da nun aber der Darstellungskreis des
Arezzo'schen Schreins zwei wiederkehrende Hermaphrodite hat, so dürfte man mit einiger
Sicherheit diese Arbeiten mindestens in die carolingische Zeit verweisen, wo derartige Re-
miniscenzcn des Alterthums noch geläufig in der Kunst verwendet wurden, die freilich spär-
licher bis zum 12ten Jahrhundert nachweisbar sind. 8c ist das silberne gravirte Schloss.
Die Gravuren sind mit schwarzem Lack ausgefüllt.

TILL,

Kirchdorf am linken Rheinufer, ungefähr 1 Stunde vom Flusse und 2 Stunden von Cleve,
scheint im löten Jahrhundert schon einige kirchliche Bedeutung besessen zu haben, wie
sowol Inschriften dieses Jahrhunderts1 als die späteren Urkunden beweisen. Die Kirche
hat den h. Vincenz zum Patron. In den ältesten Urkunden heisst es Thiala2, Tiele3,
Tiela4 und im 14len und löten Jahrhundert Tille und Tyll.5

1. Mitgelheilt von Schneider und Mooren im II. Jahrg., Heft I., zweite Abth., S. 39 und 48 der Annale«

des hislor. Ver. für den Niederrhein.

2. Binterim Erzd. I. S. 264.

3. Lac. I. 132. II. 135.

4. Lac. I. 194.

5. Binterim II. S. 7.
 
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