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ELTENBERG,

der letzte grössere Hügel des rechten Rheinufers, 218' über dem Spiegel der Nordsee und
zwei Stunden von Cleve gelegen. Diese den FIuss beherrschende Lage, das Vorhandensein
eines 210' tiefen römischen Brunnens und die Aussagen des ehemaligen Stiftsarchivs lassen
römische Befestigungen mit grosser Wahrscheinlichkeit hier vermuthen. Als um die Mitte
des löten Jahrhunderts der Landschaft Hamaland Graf Wichmann vorstand, gründete er für
seine unverheiralhete ältere Tochter Luitirardis das adelige Fräuleinstift Eltenberg1 und wählte
nebst dem Erlöser den h. Vitus zu dessen Patron (963).2 Die Anfechtungen, welche die
junge Stiftung und ihre vielen vom Stifter empfangenen Schenkungen von dessen jüngerer
Tochter Adela und deren Gemahl Balderich erfuhren, beschwichtigte Kaiser Otto III. durch ei-
nen gütlichen Vergleich.3 Eltenberg mit einem Territorium von 1 x\i Stunde in der Länge,
1 Stunde in der Breite, den Kirchspielen Hoch- und Nieder-Elten, letzteres mit einer dem
Ii. Martinus geweihten Kirche und zwei Klöstern, war ein gefürstetes, kaiserliches, freiwelt-
liches, adliges Fräuleinstift. Die Aebtissin hiess Fürstin; und halte sie auch nicht Silz und
Stimme auf den Reichstagen, so hielt sie doch, wie alle hohen Reichsstände, vier mit Lehen
verbundene Erbämter. Die Vogtei vergab anfangs die Aebtissin nach Gutdünken, nachher

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kam sie an Geldern, dann an Burgund, an Cleve und endlich an Preussen. Indess hatte
der Vogt das Stift, welches seine eigne Gerichtsbarkeit besass, nur auf Verlangen zu schützen
und durfte sich nicht in dessen Angelegenheiten mischen. Der erste Bau der Kirche scheint
bald nicht mehr genügt zu haben; denn schon 1129, am Tage des h. Blasius, weiht Bi-

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schof Sigward von Minden einen zweiten Bau.* Die Blüthe des Stiftes scheint bis zur Mitte
des löten Jahrhunderts fortgedauert zu haben; wo denn freilich der Krieg zwischen Geldern
und Burgund ausbrach, dem die holländischen Kriege und die Religionsunruhen sich an-
reihten. 1585 ward die Kirche sammt Archiv und allen Gebäuden zerstört, und eine Re-
doute der Generalstaaten nahm ihre Stelle ein. Die Aebtissin Agnes (1603 -45) residirte

1. Fahne: D;is fürstliche Slifl Ellen. 1850.
Schneider: Der Eltenberg. 1845.

Dederich: Geschichte der Römer am Niederrhein. 1854. S. 177.

2. Lacomhlet I. 110. 115.

3. Lacomhlet I. 1 27. 300.

4. Lacomhlet I. S. 20:]. Anmerkung I. und Dederich S. 233.

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