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aufgegeben wird. Die beliebtesten Themen sind das Urteil Salomos und die Samariterin
am Brunnen, ferner kommen vor: Anbetung der Hirten und besonders die Taufe Christi,
die Enthauptung Johannes des Täufers (in Verbindung mit dem alttestamentlichen Gegen-
stück der Judith), das kanaanäische Weib und die Gleichnisse vom Verlorenen Sohn, vom
Barmherzigen Samariter und vom Pharisäer und Zöllner; im 18. Jhdt. kommt hinzu:
Christus in Gethsemane. Die Stirnseite des Beilegers enthält auch die Justitia (öfter) und
die Spes. Im Sockelstreifen finden sich häufig Kopfmedaillons und dergl. in Renaissance-
formen, auch modische Paare und ein „Wildes Paar“ kommen vor.
Im 18. Jhdt. spielen die heraldischen Darstellungen eine Rolle. Besonders häufig ist das
hannoversche Wappen, das Weifenroß, das einmal in Verbindung mit dem englischen
Wappen auftritt. Die Herkunft dieser Platten aus hannöverschen Gießhütten ist damit
klar gekennzeichnet. Diesen stehen gegenüber die Platten mit dem dänischen Wappen,
die offenbar aus Norwegen stammen, das ja bis 1814 mit Dänemark vereinigt war. Ferner
kommt das holsteinische Nesselblatt vor. Ornamente treten im Regence-, Rokoko- und
Louis XVI.-Stil auf. Der Klassizismus bringt dann die Nike und Embleme des Acker-
baues.
Von der Wohlhabenheit der Kapitäne zeugt die Verwendung von Marmor bei der
Innendekoration, auf Gröde und Langeneß z. B. finden wir Fußböden aus Marmorfliesen
in der Diele, auf Gröde auch eine schöne Inschrifttafel des Wirck Petersen von 1761, die
wohl eine holländische Arbeit ist.
Möbel und Hausrat
Was die Möbel anbetrifft, so müssen wir voneinander trennen einheimische Arbeiten
und holländischen Import.
328 Der bemalte schöne Schrank von Pellworm, noch mit gotischem Faltwerk, der „aus
der Nähe von Husum“ stammende reich mit Reliefs geschmückte sogen. Abendmahls-
schrank des Flensburger Meisters Hinrich Ringeling (jetzt im Schl.-Holst. Landesmuseum)
und drittens der diesen Typus der „Schenkscheibe“ übernehmende Schrank des Husumer
306 Schnitzers Berend Cornelissen im Ostenfelder Haus (1642) sind charakteristische und reiche
Beispiele für die heimische Entwicklung der Form und Ornamentik dieses Möbels im Laufe
von etwa hundert Jahren.
329,330 Formal in völligem Gegensatz hierzu stehen die aus holländischen Werkstätten stam-
menden Schränke, die sich auf Nordstrand, Hooge usw. fanden.
Bemerkenswerte Arbeiten speziell der Volkskunst finden sich aus dem 16. Jhdt. vor
allem auf dem Festlande, und zwar im Norden des Kreises. Sie bilden mit solchen aus
dem nördlich angrenzenden Gebiet des heutigen Kreises Südtondern stilistisch eine Ein-
327 heit. Der wandfeste Schrank hält im 16. Jhdt. meist an der altertümlichen Form des Brett-
möbels fest, auch als in der „Stilkunst“ das System von Rahmen und Füllung üblich ge-
worden ist. Es ist reizvoll zu beobachten, wie hier in der Volkskunst die Ornamente der
Gotik (Gitterwerk, Spiralen und Faltwerk) und die der Renaissance (Medaillons, Ranken-
werk, Bogenfelder, Beschlägwerk, Flecht- und Schuppenbänder) in eine charaktervoll
333 eigenwillige volkstümliche Sprache übersetzt werden: z. B. an wandfesten Schränken und
335,337 Schrankfragmenten, an sogen. Bankschränken und an Schiffskisten, später dann an den
Schenkscheiben der Ostenfelder Gegend.
aufgegeben wird. Die beliebtesten Themen sind das Urteil Salomos und die Samariterin
am Brunnen, ferner kommen vor: Anbetung der Hirten und besonders die Taufe Christi,
die Enthauptung Johannes des Täufers (in Verbindung mit dem alttestamentlichen Gegen-
stück der Judith), das kanaanäische Weib und die Gleichnisse vom Verlorenen Sohn, vom
Barmherzigen Samariter und vom Pharisäer und Zöllner; im 18. Jhdt. kommt hinzu:
Christus in Gethsemane. Die Stirnseite des Beilegers enthält auch die Justitia (öfter) und
die Spes. Im Sockelstreifen finden sich häufig Kopfmedaillons und dergl. in Renaissance-
formen, auch modische Paare und ein „Wildes Paar“ kommen vor.
Im 18. Jhdt. spielen die heraldischen Darstellungen eine Rolle. Besonders häufig ist das
hannoversche Wappen, das Weifenroß, das einmal in Verbindung mit dem englischen
Wappen auftritt. Die Herkunft dieser Platten aus hannöverschen Gießhütten ist damit
klar gekennzeichnet. Diesen stehen gegenüber die Platten mit dem dänischen Wappen,
die offenbar aus Norwegen stammen, das ja bis 1814 mit Dänemark vereinigt war. Ferner
kommt das holsteinische Nesselblatt vor. Ornamente treten im Regence-, Rokoko- und
Louis XVI.-Stil auf. Der Klassizismus bringt dann die Nike und Embleme des Acker-
baues.
Von der Wohlhabenheit der Kapitäne zeugt die Verwendung von Marmor bei der
Innendekoration, auf Gröde und Langeneß z. B. finden wir Fußböden aus Marmorfliesen
in der Diele, auf Gröde auch eine schöne Inschrifttafel des Wirck Petersen von 1761, die
wohl eine holländische Arbeit ist.
Möbel und Hausrat
Was die Möbel anbetrifft, so müssen wir voneinander trennen einheimische Arbeiten
und holländischen Import.
328 Der bemalte schöne Schrank von Pellworm, noch mit gotischem Faltwerk, der „aus
der Nähe von Husum“ stammende reich mit Reliefs geschmückte sogen. Abendmahls-
schrank des Flensburger Meisters Hinrich Ringeling (jetzt im Schl.-Holst. Landesmuseum)
und drittens der diesen Typus der „Schenkscheibe“ übernehmende Schrank des Husumer
306 Schnitzers Berend Cornelissen im Ostenfelder Haus (1642) sind charakteristische und reiche
Beispiele für die heimische Entwicklung der Form und Ornamentik dieses Möbels im Laufe
von etwa hundert Jahren.
329,330 Formal in völligem Gegensatz hierzu stehen die aus holländischen Werkstätten stam-
menden Schränke, die sich auf Nordstrand, Hooge usw. fanden.
Bemerkenswerte Arbeiten speziell der Volkskunst finden sich aus dem 16. Jhdt. vor
allem auf dem Festlande, und zwar im Norden des Kreises. Sie bilden mit solchen aus
dem nördlich angrenzenden Gebiet des heutigen Kreises Südtondern stilistisch eine Ein-
327 heit. Der wandfeste Schrank hält im 16. Jhdt. meist an der altertümlichen Form des Brett-
möbels fest, auch als in der „Stilkunst“ das System von Rahmen und Füllung üblich ge-
worden ist. Es ist reizvoll zu beobachten, wie hier in der Volkskunst die Ornamente der
Gotik (Gitterwerk, Spiralen und Faltwerk) und die der Renaissance (Medaillons, Ranken-
werk, Bogenfelder, Beschlägwerk, Flecht- und Schuppenbänder) in eine charaktervoll
333 eigenwillige volkstümliche Sprache übersetzt werden: z. B. an wandfesten Schränken und
335,337 Schrankfragmenten, an sogen. Bankschränken und an Schiffskisten, später dann an den
Schenkscheiben der Ostenfelder Gegend.