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Von großer Eigenart und naiver Frische sind Schnitzereien um 1700 auf der Hallig
Gröde. Eine Gedenktafel von 1700 und ein Epitaph von 1704 sind wichtige Dokumente 221, 222
nordfriesischer Volkskunst, deren Reiz noch durch die farbige Behandlung erhöht wird.
Das von Gröde stammende Tassenschränkchen ist eine etwas spätere Arbeit ähnlichen 334
Charakters.
Als Arbeiten bodenständiger Volkskunst von Bedeutung sind schließlich die charakter-
vollen Stühle der Ostenfelder Gegend mit ihren gedrehten Rundpfosten und ihren niedrig 341-343
flachbogigen Lehnen zu nennen. Wie das Brett der Rückenlehne verziert wird mit Kerb-
oder Flachschnitt, wie es mit Rankenwerk oder geometrischen Mustern durchbrochen
und mit gedrehten Knäufen bekrönt wird, ist höchst reizvoll zu beobachten. Das Schleswig-
Holsteinische Landesmuseum besitzt insgesamt 15 datierte Ostenfelder Stühle; einer davon
stammt aus dem 18. Jhdt. (von 1779), die übrigen entstanden in der 1. Hälfte des 19. Jhdts.
(von 1802—1856).
Auf diesen Stühlen kommen folgende Namen vor:

1779 Catrina Friderich Carsens
1838 Christina Simon, Ostenfeld
1802 Christian Peters
1842 Jens Hansen
1806 Johann Hansen
1852 Christina Marxen
1813 Anna Johannses
1856 Lorenz Lorenzen
343
1817 Jens Jensen auf Rott
1856 S T C
1835 SCH
0. J. HIW

1837 Ingwer Lorenzen

Zugleich praktisches Gerät und Schmuckstück ist das zum alt-nordfriesischen Hausrat
gehörige Mangelbrett zum Wäsche-Mangeln, das, ebenso wie im nördlichen Nord-
friesland, außerordentlich reich verziert wird. Namen und Sprüche werden angegeben.
Neben dem vorherrschenden Kerbschnitt steht der Flachschnitt. Die Endigungen werden
gern mehr oder minder durchbrochen, aus Kerbschnittrosetten in Form eines Dreiecks 364
gebildet, bei dem prächtigen Flachschnitt-Mangelbrett der Stincke Löddens dagegen aus 365
Blattranken, die ein Herz bilden. Die Griffe haben häufig die Form eines Pferdes, so in
geradezu klassischer Stilisierung bei dem Mangelbrett aus Vollstedt (nördlich von Dreis- 363
dorf). — Im Folgenden seien ohne Anspruch auf Vollständigkeit Mangelbretter aus Mu-
seumsbesitz aufgeführt, deren Datum und Herkunft aus dem Kreise feststeht. Die Über-
sicht läßt erkennen, daß die Blütezeit im späteren 17. Jhdt. beginnt und sich durch das
ganze 18. Jhdt. hindurchzieht.

Datum
Herkunft
Museum
1660
Nordstrand
Flensburg
1713
Halligen
Hamburg (Brinckmann, S. 695)
1719
Ockholm
Hamburg (Brinckmann, S. 695)
1738
Langenhorn
Kiel (Inv.-Nr. 1927, 320)
1744
Mönkebüll
Kiel (Inv.-Nr. 1927, 270)
1745
Hooge
Kiel (Inv.-Nr. 1917, m)
365
1753
Süderland, Ksp. Joldelund
Kiel (Inv.-Nr. 1926, 251)
1761
Westerbargum
Kiel (Inv.-Nr. 1931, 172)
366
 
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