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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 6.1890-1891

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Miris, A. von: Von den Münchener "Fliegenden Blättern", [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.10736#0055

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von den Münchener „Fliegenden Blättern

35

über die engen Schranken der
Gegenwart hinausreichenden
Wert für immer. Die har-
monische Durchbildung bis
ins kleinste Detail, die vol-
lendete Ebenmäßigkeit des
Ausdrucks charakterisieren
ebenso, wie die geniale Auf-
fassung und der tiefe Ge-
dankenreichtum, den vollen-
deten Künstler und Meister,
der hoch über tausend anderen
vor ihm und neben ihm ste-
hend, mit Fug und Recht als
der erste Humorist Deutsch-
lands bezeichnet werden kann.

Oberländers Richtung ver-
folgt mit Glück Emil Rei-
nicke, am 20. November
1859 zu Zerbst in Anhalt
geboren, ein Schüler der
Dresdener Akademie. Schon
frühzeitig spürte Reinicke den
Drang, nicht nach Modellen,
sondern nach dem frischen
Leben des Volkes seine Stu-
dien zu machen, und da er
im Jahre 1880 nach München
übergesiedelt war, führten
ihn die Umstände von selbst
zu den „Fliegenden Blättern".
Lebenswahrer Humor, kräf-
tige Charakteristik und eine
frische Auffassung, die nicht
ängstlich vor jeder Übertrei-
bung zurückschreckt, zeichnen
seine Illustrationen besonders
aus und lasten Reinicke als
einen vortrefflichen Repräsen-
tanten des „Lustigen", wahr-
haft „Komischen" erscheinen.

Auf diesem Gebiete leistet
auch Lothar Meggen-
dorfer vorzügliches, obwohl
seine Illustrationen in den
„Fliegenden Blättern" nach
unsrer Anschauung von dem
übertroffen werden, was
Meggendorfer in seinen un-
vergleichlichen Bilderbüchern
für die Kinderwelt bietet.
Geboren am 6. November
1847 zu München, Schüler
der dortigen Akademie, ist
Meggendorfer in der Regel
auch der geistige Autor seiner
Illustrationen und der Er-
finder der tollen Einfälle,
die er in seiner naiven,
wirksamen Weise zum Aus-
druck bringt. Ist seine offene,
einfache Sprache auch zu-
nächst für Kinder verständlich,


Bildnis eines Knaben. Rötelzeichnung nach seinem Pastell von Karl Fröschl
 
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