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Kunstgewerbliche Rundschau: Verkündigungsblatt des Verbandes Deutscher Kunstgewerbevereine — 1.1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.8036#0003
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2. Damenschreibpult und Ltuhl.

von Gillow Sc Lo. (preis 960 Mk. bzw. t-°>2 Mk.)

Schreibtisch aus ssalysanderholz: eine Breite von 0.62 IN. eine Höhe von
s,86 nr und eine Tiefe von 0.H2 in (unten), bzw. 0.23 nr (oben).

Stuhlhöhe 0,73 in, Sitzhöhe vorn 0,40 ni, hinten 0.35 ni.

verrauscht war, ohne eine tiefere 5xur in der nationalen Produktion
zu hinterlassen. Die großen Londoner Nagazine von Lollinson 6c Lock,
ksolland §ons, ksampdon 6c Lons., Gillow 6: Lo., dann das Waaren-
haus von s)as. 5hoolbred 6c Lo. bicten — letzteres für die „eurrcnte
lvaare" — eine sichere Grundlage sür ein Urtheil. s)n all' diesen
ksäusern mit ihron ungeheuren, in vielen Stöckcn angehäuften lvaaren-
mengen fanden sich von dem gothischen Ulöbelwerk, welches der leb-
haften Agitation der Gothiker, insbesondere des Architekten Bruce
S. Talbert seit (868 entstammte, im Sommer (89( nur noch 3 — 4
übrig gebliebene Beisxiele vor. Das Bild, das man hier gewinnen
konnte, deckte sich dagegen ganz mit den lvorten, welche John Aldam
lfeaton an die Spitze seines lverkes: "kurnilure anä lDecorstion in
UnAlsnä äuring rüe eigtlieenlll Lenturz-", i^ondon (889, gesetzt hat:
Das Rad der lNode scheint für eine ganze Umdrehnng ungefähr cin
^ahrhundert zu brauchen. lvas unsere Urgroßväter kauften und hoch-
schätzten ((750—(790), was unsere Großväter verachteten und vernach-
lässigten ((790—(820), was unsere väter gänzlich vergaßen ((820—(850)
— wir schätzen, restauriren und koxiren es.

Das lvort „koxiren" will in einem besonderen Sinne verstanden
sein. Es kann angesichts dcr modernen englischen Ulöbelsabrikation
nicht von einer mechanischen Nachbildung der Lntwürfe von Lhixxen-
dale ((754), lU. Loch ((765), Iohn und Robert Adam ((773), Sheraton
((79() u. A. gesxrochen werden, sondern von einer bewußten indivi-
duellen Ausnahme und Umbildung eines lUöbelstsls, der den Bedürs-
nissen und Gewohnheiten der Produzenten und Aonsumenten osfenbar
so sehr entsprach, daß beide nach kurzen Abweichungen wieder aus die
srüheren Psade einlenkten.

lvir bringen einige Beisxiele, welche dem Straßburger Aunst-
gewerbemuseum entnommen sind. Das „Tabinet" (Abb. Nr. () ist das

bcvorzugte Stück des lvohnzimmers (äraivinK room). Ts ist aus dem
italienischen Tabinet des (6. Iahrhunderts in seiner verbindung mit dem
Tischuntersatz hervorgegangen, jenem lUöbel, das durch Larl Andreas
Boulle umgebildet und in das moderne lUöbelwesen eingeführt worden
ist. Die lverkstattbezeichnung für das lUöbel, dessen Abbildung wir
geben, ist "rNimns Labiner"; der Name weist zurück auf jene oben-
genannten Architekten, dcren Buch "Tlre 'iVorlrs in /rrckitecturs" von
(773—(779 erschien und welches das Beste und Geschmackvollste enthält,
was die englische lUöbelliteratur des (8. Iahrhunderts aufzuweisen
hat. lvährend dcr am meisten bokannte Lhixpendale unter dem Linfluß
von I. A. lUeissonier steht, und dessen geniales Ranken- und lUuschel-
werk verständnißlos aus dom Französischen in's Lnglische Lbersetzt, und
mit chinesischen und gothisirenden lUotiven verquickt, halten sich die
Brüder Adam an den lUöbelstyl — genannt der „neue antike Styl"
— der von (760 an, anschließend an das Erscheinen des erstcn Bandes
dor "?itturs äi Urcolano ' entstand, und in dem nachmals Riesener
von Gladbach in jdaris seine mustergültigen Arboiten schuf. Unser
Labinct weist alle vorzüge dcs englischen lUöbcls auf. Ls ist von
xrächtigem Palysander, den die Lngländer „roservooä" nennen, un-
gemein leicht, dabei solid, so daß auf eine Daner von mehreren
hundert jIahren zu rechnen ist, die Profile trefflich gegliedert (Abb.
Nr. 5), die gelbe Einlage auf dem dunklen lsolze ist von vornehmer
lvirkung.

Der Damenschreibtisch mit Lylinder (Abb. Nr. 2) ist für das
Boudoir einer Dame bestimmt.

Da dic Räumo, die hier in Bctracht kommen, meist klein, etwa
4:5 nr bei 3>/- ru lsöhc zu scin pflegen, und der Lngländer eisersüchtig
darüber wacht, sich durch stark ausladende lUöbel nicht Licht nnd Luft
verkümmern zu lassen, so ist begreiflich, daß man darauf kam, ein sür
die schmale Gsfizierskabinc geschaffenes lUöbel sür den Gcbrauch des
ksanses zu übcrsetzen. Aus der lUarine-Ausstcllung von (89( in London
konnte der llrsxrung dieser lUöbelart an einer Reihe von Beisxielen sest-
gestellt werden. Das lUaterial ist Palysander; trotz der geringen lUaaße
ist das lUöbel vielräumig. Die Glasverschlüsse des oberen Theiles sind
durch lqolzrahmon in kleinere Theile zerlegt; das Glas ist dick und an
den Rändern durch Schliff abgeschrägt.

3. Schreibtisch aus lUahagony.

von )as Shoolbred 6: Lo., Tottenham tzouse. (Areis 225 Mk.)
Breite 0,5^ rn, ^ohe ^,Zs m, Tiefe 0,2H m.

Stuhl von Tollinson Sc Lock. (ssreis 36 Mk.)
 
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