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Amerikanische Lilberarbeiten.
weise nicht „jede kleine Falte in der Gewandung" berücksichtigt werden
kann — wie Bode meint — liegt auf der biand; trotzdem sollen
Lafarge und Louis L. Tiffany es erreicht haben, „fast ganz ohne
Beihilfe der Nkalerei (sio beschränkt sich auf die durchgcführten Fleisch-
theile bei figürlichen Darstellnngen) rein in Mosaiktechnik Glasbilder
von der Feinheit eines Gelgemäldes und von einer ungeahnten
jdracht der Farbe herzustellen". Oie Leuchtkraft solcher Bilder lätzt sich
besonders bei Anwendung des beliebten Gpalglases nicht bestreiten;
sie ergreift jeden Beuling mit magischer Gewalt. Bei gonauerem
Znsehen gewahrt man aber, daß beispielsweise die aus großen ge<
fältelten Glasstücken zusammengesetzten Draxerien keineswegs der „Fein-
heit eines Velgemäldes" nahekommen; so lange es nicht gelingt, die
Berstellung der Fältelungen zu reguliren und der Künstler noch ans den
zufällig entstandenen Fälteluiigen die relativ geeignetsleii aussuchen
muß, so lange werden beispielsweise die Ueberschneidungcn der Falten
an den Umrissen eines Aorniels immer etwas dilettantisch Unvoll-
kommenes behalten, was um so störender anffällt, je mehr die Fleisch-
theile — wie dieß thatsächlich dcr Fall ist — auf's Sorgfältigste mit
dem pinsel durchgeführt sind. Daß die „Feinheit eines Gelgemäldes"
aber für den 5til eines Glasgemäldes passend und sür die NArknng
vortheilhaft sei, könncn wir indessen nicht zugeben!
Auch was Bode über die Edelmetallarbeiten der Amerikaner
sagt — „die Vorzüge der amerikanischen Juwelier-, Gold- und Silber-
arbeiten liegen vornehmlich-in der ftilvollen Behandlung des
INatcrials und in der scinen, farbigen Mirkung" — ist nur theilweise
richtig. U)ir wenigstcns schrciben dcn durch Gpydirung in ihrem Glanz
gedämpften Silbersachen eine feinere UArkung zu, als den in Amerika
— auch bei Tiffany und Gorham — überwiegenden Arbeiten, aus
welchen der reine Silberglanz sich nur zu oft in aufdringlicher Udeise
breit macht. Eine „feine farbige UArkung" verschafft den Silbcrarbeiten
anch die Anwcndiiiig von theilweiser Vergoldung; nach dcrartigen Ar-
beiten amerikanischen Ursxrungs haben wir abcr sowohl auf der Aus-
stellung zu Lhicago als auch sonst vergeblich Umschau gehalten.
Im höchsten Grade bedanerlich ist, daß Bode die einzige 5telle,
an dcr er cinen sxeziellen Tadcl gegen amerikanische Arbeiten aus-
sxricht, dazu benutzt, dcr deutschen Arbcit einen Fußtritt zu vcrsetzen.
Nachdem er kurz von den besseren „Gold- und Silberarbeiten" ge-
sprochen, bei denen ihm die Ukangelhaftigkeit alles figürlichen Schmuckes
ganz entgangen zu sein scheint, sährt er sort: „In der gewöhnlichen
waare (die nur zu oft deutsche Importwaare ist!), wie in den 5port-
gewinnen u. dgl., macht sich leicht eine störende Ueberfülle.... geltend".
N)as die „Ueberfülle" betrifft, so kann diesclbe wohl nicht weiter ge-
trieben merden, als z. B. aus dem als Illustration des Bodc'schen Auf-
satzes abgebildeten Service von Gorham (5. ;;s) oder auf jener gleich-
Amerikanische Silberarbeiten.
salls von Gorham herrührenden, von uns in ksest -j, 5. 35 vorgeführten
Aanne, die nur ein — allerdings recht bezeichnendcs — Beispiel aus
vielen ähnlichen darstellt; und in Bezug aus die „gewöhnliche Nlaare"
— wohlgcmerkt amerika nisch en Ursp rungs — sci hervorgehoben,
daß uns in keinem deutschen Silbergeschäft so grauenvoll formlose und
sinnlos dekorirte Dinge bcgcgnet sind, wie bei dcn bctreffenden amerika-
nischen Ausstcllern. Als Bclcg dasür nnd zur Lrheiterung unserer Leser,
bilden wir hierneben einigo Stiele silberner Löffel ab. — Aus dem-
selben Grunde sühren wir auch unten ein sür den amerikanischen Durch-
schnittsgeschmack bezeichnendes Beispiel aus der Aeramik vor, welchcs
noch zu den bessern derartigcn Erzeugnissen gehört. — All' diese Ab-
bildungen sind Linpfehlungskarten rc. entnommen, auf welchen bekannt-
lich nicht die schlechtesten Sachen dargestcllt zu werden pslegen.
Bei solcher Udsrthschätzung amerikanischer und kserabsetzung
deutscher Arbeit wundert man sich nicht mehr über die solgende Aeußer-
ung betreffend die Amerikaner: „Auch das Eisen behandeln sie in
durchaus eigenartiger Iveise, wobei nicht der Rundstab, wie in der
deutschen Renaissance, sondern das einfachere, der Schmiedetechnik stil-
gemäßere Bandeisen das Leitmotiv sür die Behandlung abgibt. Die
neben unserer deutschen Prachtarbeit in Renaissance- und Rococostil
auffallend einfachen und bescheidenen Schmiedearbeiten der Amerikaner
zeichnen sich durch die Nlannigfaltigkeit der Nlotive, durch die geschickte
Unterordnung unter die Architektur und die Zweckmäßigkeit der ver-
wendung gerade vor jener prahlerischen und technisch hochvollendeten
Arbeit sehr vortheihaft aus". Das Rundeisen wird heutzutage genau
ebenso leicht und auf demselben Wege hergestellt wie das Bandeisen;
Suppenterrine
es ist also das Line so stilgemäß wie das Andere. Aber weil das
erstere in der „deutschen" Renaissancc das gebräuchlichere war und
meil die schwierigen Durchsteckungen, wie das Ausschmieden von
Blumen rc., geschicktere liände erfordert, ist es natürlich (!) weniger
stilgemäß als das, was die Amerikaner verwenden, mobei sie das
Flachcisen mehr iimbicgen und rollen als wirklich schmieden! Daß
aber Rundcisen, ja selbst Guadrateisen dcr Schönheit der Linienzüge
mehr gerecht wird, als das Bandeisen, davon kann man sich leicht
überzengen, wenn man eine aus Bandeilen zusammengerollte Spirale
in dcr vcrkürzung betrachtet.
Wenn die Amerikaner mit den kojtbarsten und schönsten Naterialien
oder mit einem Riesenaufwand an Arbeit (bei uiigehenren Preisen!)
Prunkvolles schaffen, da findet man es ganz in der Grdnung; wenn
aber deutsche Schmicdewcrkstätten, wie jene der Gebrüder Armbrüster
in Frankfiirt a. N., an großen Gitterthoren zeigen, übcr welches
künstlcrische Aönnen sie versügen, dann ist das eine tadelnswerthe
„prahlcrei". Mit theueren und prächtigcn Nkaterialicn den Beschauer
gefangen zu nehmen ist bckanntermaßcn leichter, aber auch weniger
hoch anzuschlagen, als durch kunstvolle Arbeit ein geringes Nkaterial zn
voredeln > Lines weiteren Kommentars bedllrsen daher obige lvorte nicht!
N)o bei den amcrikanischen Arbeiten wirklich ein lunstlerischer
Geist verspürt wird, da tritt er auch stets mit sehr hohcn Forderungen
an den Geldbeutel auf; — das gilt von den Glaslüstern so gut, wie
von den Ldelmetallarbeiten. Solche Leistungen sind wirthschaftlich nur
dann aus die Dauer haltbar, wenn cs nicht an den reichen Liebhabern
dafür fehlt. Der Amerikaner zahlt im Ganzen besser, ist aber —
Amerikanische Lilberarbeiten.
weise nicht „jede kleine Falte in der Gewandung" berücksichtigt werden
kann — wie Bode meint — liegt auf der biand; trotzdem sollen
Lafarge und Louis L. Tiffany es erreicht haben, „fast ganz ohne
Beihilfe der Nkalerei (sio beschränkt sich auf die durchgcführten Fleisch-
theile bei figürlichen Darstellnngen) rein in Mosaiktechnik Glasbilder
von der Feinheit eines Gelgemäldes und von einer ungeahnten
jdracht der Farbe herzustellen". Oie Leuchtkraft solcher Bilder lätzt sich
besonders bei Anwendung des beliebten Gpalglases nicht bestreiten;
sie ergreift jeden Beuling mit magischer Gewalt. Bei gonauerem
Znsehen gewahrt man aber, daß beispielsweise die aus großen ge<
fältelten Glasstücken zusammengesetzten Draxerien keineswegs der „Fein-
heit eines Velgemäldes" nahekommen; so lange es nicht gelingt, die
Berstellung der Fältelungen zu reguliren und der Künstler noch ans den
zufällig entstandenen Fälteluiigen die relativ geeignetsleii aussuchen
muß, so lange werden beispielsweise die Ueberschneidungcn der Falten
an den Umrissen eines Aorniels immer etwas dilettantisch Unvoll-
kommenes behalten, was um so störender anffällt, je mehr die Fleisch-
theile — wie dieß thatsächlich dcr Fall ist — auf's Sorgfältigste mit
dem pinsel durchgeführt sind. Daß die „Feinheit eines Gelgemäldes"
aber für den 5til eines Glasgemäldes passend und sür die NArknng
vortheilhaft sei, könncn wir indessen nicht zugeben!
Auch was Bode über die Edelmetallarbeiten der Amerikaner
sagt — „die Vorzüge der amerikanischen Juwelier-, Gold- und Silber-
arbeiten liegen vornehmlich-in der ftilvollen Behandlung des
INatcrials und in der scinen, farbigen Mirkung" — ist nur theilweise
richtig. U)ir wenigstcns schrciben dcn durch Gpydirung in ihrem Glanz
gedämpften Silbersachen eine feinere UArkung zu, als den in Amerika
— auch bei Tiffany und Gorham — überwiegenden Arbeiten, aus
welchen der reine Silberglanz sich nur zu oft in aufdringlicher Udeise
breit macht. Eine „feine farbige UArkung" verschafft den Silbcrarbeiten
anch die Anwcndiiiig von theilweiser Vergoldung; nach dcrartigen Ar-
beiten amerikanischen Ursxrungs haben wir abcr sowohl auf der Aus-
stellung zu Lhicago als auch sonst vergeblich Umschau gehalten.
Im höchsten Grade bedanerlich ist, daß Bode die einzige 5telle,
an dcr er cinen sxeziellen Tadcl gegen amerikanische Arbeiten aus-
sxricht, dazu benutzt, dcr deutschen Arbcit einen Fußtritt zu vcrsetzen.
Nachdem er kurz von den besseren „Gold- und Silberarbeiten" ge-
sprochen, bei denen ihm die Ukangelhaftigkeit alles figürlichen Schmuckes
ganz entgangen zu sein scheint, sährt er sort: „In der gewöhnlichen
waare (die nur zu oft deutsche Importwaare ist!), wie in den 5port-
gewinnen u. dgl., macht sich leicht eine störende Ueberfülle.... geltend".
N)as die „Ueberfülle" betrifft, so kann diesclbe wohl nicht weiter ge-
trieben merden, als z. B. aus dem als Illustration des Bodc'schen Auf-
satzes abgebildeten Service von Gorham (5. ;;s) oder auf jener gleich-
Amerikanische Silberarbeiten.
salls von Gorham herrührenden, von uns in ksest -j, 5. 35 vorgeführten
Aanne, die nur ein — allerdings recht bezeichnendcs — Beispiel aus
vielen ähnlichen darstellt; und in Bezug aus die „gewöhnliche Nlaare"
— wohlgcmerkt amerika nisch en Ursp rungs — sci hervorgehoben,
daß uns in keinem deutschen Silbergeschäft so grauenvoll formlose und
sinnlos dekorirte Dinge bcgcgnet sind, wie bei dcn bctreffenden amerika-
nischen Ausstcllern. Als Bclcg dasür nnd zur Lrheiterung unserer Leser,
bilden wir hierneben einigo Stiele silberner Löffel ab. — Aus dem-
selben Grunde sühren wir auch unten ein sür den amerikanischen Durch-
schnittsgeschmack bezeichnendes Beispiel aus der Aeramik vor, welchcs
noch zu den bessern derartigcn Erzeugnissen gehört. — All' diese Ab-
bildungen sind Linpfehlungskarten rc. entnommen, auf welchen bekannt-
lich nicht die schlechtesten Sachen dargestcllt zu werden pslegen.
Bei solcher Udsrthschätzung amerikanischer und kserabsetzung
deutscher Arbeit wundert man sich nicht mehr über die solgende Aeußer-
ung betreffend die Amerikaner: „Auch das Eisen behandeln sie in
durchaus eigenartiger Iveise, wobei nicht der Rundstab, wie in der
deutschen Renaissance, sondern das einfachere, der Schmiedetechnik stil-
gemäßere Bandeisen das Leitmotiv sür die Behandlung abgibt. Die
neben unserer deutschen Prachtarbeit in Renaissance- und Rococostil
auffallend einfachen und bescheidenen Schmiedearbeiten der Amerikaner
zeichnen sich durch die Nlannigfaltigkeit der Nlotive, durch die geschickte
Unterordnung unter die Architektur und die Zweckmäßigkeit der ver-
wendung gerade vor jener prahlerischen und technisch hochvollendeten
Arbeit sehr vortheihaft aus". Das Rundeisen wird heutzutage genau
ebenso leicht und auf demselben Wege hergestellt wie das Bandeisen;
Suppenterrine
es ist also das Line so stilgemäß wie das Andere. Aber weil das
erstere in der „deutschen" Renaissancc das gebräuchlichere war und
meil die schwierigen Durchsteckungen, wie das Ausschmieden von
Blumen rc., geschicktere liände erfordert, ist es natürlich (!) weniger
stilgemäß als das, was die Amerikaner verwenden, mobei sie das
Flachcisen mehr iimbicgen und rollen als wirklich schmieden! Daß
aber Rundcisen, ja selbst Guadrateisen dcr Schönheit der Linienzüge
mehr gerecht wird, als das Bandeisen, davon kann man sich leicht
überzengen, wenn man eine aus Bandeilen zusammengerollte Spirale
in dcr vcrkürzung betrachtet.
Wenn die Amerikaner mit den kojtbarsten und schönsten Naterialien
oder mit einem Riesenaufwand an Arbeit (bei uiigehenren Preisen!)
Prunkvolles schaffen, da findet man es ganz in der Grdnung; wenn
aber deutsche Schmicdewcrkstätten, wie jene der Gebrüder Armbrüster
in Frankfiirt a. N., an großen Gitterthoren zeigen, übcr welches
künstlcrische Aönnen sie versügen, dann ist das eine tadelnswerthe
„prahlcrei". Mit theueren und prächtigcn Nkaterialicn den Beschauer
gefangen zu nehmen ist bckanntermaßcn leichter, aber auch weniger
hoch anzuschlagen, als durch kunstvolle Arbeit ein geringes Nkaterial zn
voredeln > Lines weiteren Kommentars bedllrsen daher obige lvorte nicht!
N)o bei den amcrikanischen Arbeiten wirklich ein lunstlerischer
Geist verspürt wird, da tritt er auch stets mit sehr hohcn Forderungen
an den Geldbeutel auf; — das gilt von den Glaslüstern so gut, wie
von den Ldelmetallarbeiten. Solche Leistungen sind wirthschaftlich nur
dann aus die Dauer haltbar, wenn cs nicht an den reichen Liebhabern
dafür fehlt. Der Amerikaner zahlt im Ganzen besser, ist aber —