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Rohrsitz. Doll. Z.öO.
k Lehnstuhl;
Airschbauniholz nnt Damast-
polster und .Zedersitz.
Doll. 25.—.
Amerikaniscko Lckstühle nnd Lehnstühle.
I Lehnstuhl;
Airschbaumholz mit Damast
polster und Federsitz.
Doll. 22.—.
hinten mit Leder gepolstert,
Holzsitz, in antik Eichen-
holz: Doll .2^. — ,,
Untcrstützung, die angcnebmo Lrholung zu gewäbren. Das ist das
erste Lrfordernitz für jeden amerikaniscken Stuhl. voin Arbeitssessel
bis zum Schaukeljtichl; danach richtet sich die Lonstruction, richtet sich
die Form desselben, welche dem Awock entsprechond ebenso mannig-
faltig als originell gestaltet ist". Ls unterliegt keinem Zweifel, daß
bei Gestaltung der amcrikanischen Stichle die Zwockerfüllung ineist
das tonangebende Motiv ist, selbst wenn es sich — wie bei einigen
der oben dargestellten Lckstühle nnd Lebnstützle — um Phantasiestühle
handelt; aber bisweilen wird doch schon diesor vernünftige ZVeg ver-
lassen. Die amerikanischen Sitzmöbel, welche prof. Lessing für das
Berliner Uiinstgewerbomuseum erworben hat, erfahren wenigstens
seitens der „Allgeni. Tischlerzeitung" folgende, der Bode'schen Ansicht
stark widersprechende Beurtheilnng:
„Nach den Ausführiingen des perrn Prof. Lessing sind in Amerika
die Wohnräume nur nach den praktischen Bedürfnissen eingerichtet.
Dann müssen wir aber hervorheben, daß die Sitzmöbel den praktischen
Bedürfnissen größtenthcils nicht entsprcchen. N)cnn ein Sitzmöbel
seinen Zweck erfüllen soll, so muß der Lörper des darauf Sitzenden
ruhen können; was aber nur möglich ist, wenn die Lehne der Aörpcr-
form cntsprechend gebildet ist. Dieß ist höchstens bei drei der ausge-
stellten Stühle einigermaßcn der Fall. Bei den übrigen findet man
nur für die Schultcrblätter eine Stütze an der Lehne, das Ureuz findet
keine Ruhe, biegt sich daher nach außen, wie eine belastete Feder. Die
Rückenmuskelu können nicht ruhen, sio müssen in Thätigkeit bleiben,
oder der Gberkörxer sinkt nach vorn zusammen. Dabei werden aber
die Athmungsorgane und Lingeweido zusammengedrückt und der Areis-
lauf des Blutes gehemnit; ja auf manchen dieser sogenannten be-
quemen Stühle werden durch die vorderen rechtwinklig scharfen Aanton
der Sitze die kjauxtadern bedenklich geknickt. Der stärkste Mann ist
nicht im Stande, auf einem solchen Stuhl eine Stunde lang anfrecht
zu sitzon, er knickt nach vorn zusammen". — „Nur ein Laie kann sich
von diesen tiefen, stark ausgehöhlten Sitzbrettern Bequemlichkeit ver-
sprechen. wir sind diejenigen, die seit vielen Iahren eine vernünftige,
dem Rörxer angepaßte Form der Sitzmöbel forderten, doch diese ameri-
kanischen Stühle erfüllen diese Forderung nur scheinbar. Lin nach
hinten sich vcrticfender Sitz ist bequem, aber ein zu stark sich ver-
tiefender ist so unbcquem wie ein glattes Brett. Im Ganzen sind
die Sitze, von vorderkante bis löinterkante gemefsen, zu lang für
unsero Vborschenkel. Wenn man sich ordentlich in den Sitz hinoinsetzt,
so muß der jcharfkantige vorderrand recht unangenehm in den Anie-
kehlen fühlbar werden. paben nun etwa die Söhne Nordamerika's
längere Gberschenkcl als wir? (Das wohl nicht; aber die stark ver-
breiteto Sitte, oder viclmehr Unsitte, dic Beine hochzulegen, z. B. auf
den Tisch, machen den eben gcrügten Nangel weniger fühlbar. D. Red.).
Auch möchten wir bemerken, daß sich eine übermäßige Breite des Sitzes
nicht empfiehlt, wenn man etwa vorhandene Armlehnen des Stnhles
benutzen soll; denn um die Arme aufzulegen, müßte man sie vom Aörper
abspreizen." — Ls wird nicht iibcrflüssig sein, hier zu bemerken, daß
die „Allg. Tischlerzeitung" die Lessing'schen Aeußerungen gegen die Aus-
wüchse der Berliner Möbel-Zndustrie (vgl. Beibl. I8I3, S. voll-
kommen billigt.
(kveniger um durch abschreckende Beispiele das oben Gesagte
zu erläutern, als vielmehr um die früber (iheft ö, S. zp gegebenen
amerikanischen Stühle zu ergänzen, geben wir noch mehrere Ab-
bildungen solcher Stühle; mögen auch einige derselben mitunter
die Aritik herausfordern, so regen andere viclleicht deutsche Aunst-
tischler zu glücklicheren Neubildungen an. kvir fügen denselben die
Magazins-Preise bei, wie in einem früheren Fall (Rundschau No. ;),
wo dieß von den betreffenden Lesern dankbar emxfunden wurde; die
preise sind in Dollars ausgesetzt. ; Doll. — ;oo cems — ca. Nk. q.2o).
Um auch über die „Güte" amerikanischer Möbel cin ivort zu
sagen, sei hicr angeführt, wie Architekt Fr. I affs, der fast ein ganzes
Iahr auf amerikanischem Boden zugebracht hat, sich ausspricht (Berl.
Neueste Nachr. vom 28. Vkt. d. Is.): „Die eigentlichen Produktions-
grenzen hinsichtlich der Güte des Materials sind in Amerika weitere
als bei uns. Man hat in Deutschland nicht so schlechte Möbel wie in
Amerika, und andererseits gehen die besten Sorten amerikanischer Möbel
zu einer ksöhe hinauf, die in Luropa nnr seltcn erreicht wird." Selbst-
verständlich entsprechen dem auch die dafür zu zahlonden Preise — wie
schon aus den Preisen der oben dargestellten, ganz fabrikmäßig her-
gestelltcn Stühle hervorgeht.
Die mangelhafte Beherrschung der dekorativen Seite beim ameri-
kanischen Uunstgewerbe erklärt sich leicht ans den Verhältnissen; ver-
dankt der ftrnktive Aufbau lediglich einom logischen Gedankengang
seine Gestaltung, so muß dagegen die dekorative Dnrchbildung
irgend eines Gebildes — wenn dieselbe verstanden werden soll —
eben doch mit den bekannten Uunst- und Naturformen rechnen. kvo
die ainerikanischen Uunsthandwerker ihre Arbeiten dekorativ mit Uunst-
formen boreichern wollen, da nähren auch sie sich — so gut wie wir —
von der pinterlassenschaft früberer Iahrhunderte, nur mit dem Unter-
schied, daß dort die Maskerade des Stil-Allerlei's noch toller getrieben
wird und stilistische Ungeheuerlichkeiten häufiger auftauchen als bei uus.
lvenn Bode sagt: „Alle Arten amerikanischen Uunstgewerbes haben
ihren gemeinsamen Lharakter, der sie sofort als solche kenntlich macht;
sie haben jede ihre besonderen Ligenthümlichkeiten, die ebenso national
sind wie die Verhältnisse, aus denen sie erwachscn sind" — so können
wir ihm nur insofern zustimmen, als — wenige rühmliche Ausnahmen
abgerechnet — das gesammte amerikanische sogenannte Uunstgewerbe
von der Tendenz, durch reklamehafte Neuheiton zu verblüffen und den
Loncurrenten zu überbieten, beherrscht wird, wobei der von der mehr-
täusendjährigen Lultur der alten Ivelt aufgespeicherte Formenvorrath
nach perzenslust geplündert und oft genug verständnißlos verwerthet
wird. Das mag wirthschaftlich erlaubt, ja geboten und somit für die
„nationalo Ligenthümlichkeit" bezeichnend sein; als eine solide Grund-
lage für die Lntwicklung eines national-amerikanischen Stils wird man
dieß aber schwerlich bezeichnen können: wo die kunterbunte Masse be-
ständig aufgerührt wird, kann auch koine Ulärung erfolgen, in Amerika
so wenig wie bei uns.
pinsichtlich der künstlerischen Behandlung anderer Dinge, welche
weniger als die Möbel der maschinellen Bearbeitung zngänglich sind,
stimmen wir in manchen Punkten mit Bode überein; insbesondere was
die elektrischen Beleuchtungskörper betrifft, haben wir schon in dem Mai-
hefte der „Uunstgew. Rundschau" (S. Z?) auf die vorzüge derselben auf-
merksam gemacht. Dagegen scheint uns die Beurtheilung der neuen
amerikanischen Glasbilder-Technik zu günstig ausgefallen zu sein. Daß
bei der von uns (Peft S. Z8) näher beschriebenen rherstellungs-
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Rohrsitz. Doll. Z.öO.
k Lehnstuhl;
Airschbauniholz nnt Damast-
polster und .Zedersitz.
Doll. 25.—.
Amerikaniscko Lckstühle nnd Lehnstühle.
I Lehnstuhl;
Airschbaumholz mit Damast
polster und Federsitz.
Doll. 22.—.
hinten mit Leder gepolstert,
Holzsitz, in antik Eichen-
holz: Doll .2^. — ,,
Untcrstützung, die angcnebmo Lrholung zu gewäbren. Das ist das
erste Lrfordernitz für jeden amerikaniscken Stuhl. voin Arbeitssessel
bis zum Schaukeljtichl; danach richtet sich die Lonstruction, richtet sich
die Form desselben, welche dem Awock entsprechond ebenso mannig-
faltig als originell gestaltet ist". Ls unterliegt keinem Zweifel, daß
bei Gestaltung der amcrikanischen Stichle die Zwockerfüllung ineist
das tonangebende Motiv ist, selbst wenn es sich — wie bei einigen
der oben dargestellten Lckstühle nnd Lebnstützle — um Phantasiestühle
handelt; aber bisweilen wird doch schon diesor vernünftige ZVeg ver-
lassen. Die amerikanischen Sitzmöbel, welche prof. Lessing für das
Berliner Uiinstgewerbomuseum erworben hat, erfahren wenigstens
seitens der „Allgeni. Tischlerzeitung" folgende, der Bode'schen Ansicht
stark widersprechende Beurtheilnng:
„Nach den Ausführiingen des perrn Prof. Lessing sind in Amerika
die Wohnräume nur nach den praktischen Bedürfnissen eingerichtet.
Dann müssen wir aber hervorheben, daß die Sitzmöbel den praktischen
Bedürfnissen größtenthcils nicht entsprcchen. N)cnn ein Sitzmöbel
seinen Zweck erfüllen soll, so muß der Lörper des darauf Sitzenden
ruhen können; was aber nur möglich ist, wenn die Lehne der Aörpcr-
form cntsprechend gebildet ist. Dieß ist höchstens bei drei der ausge-
stellten Stühle einigermaßcn der Fall. Bei den übrigen findet man
nur für die Schultcrblätter eine Stütze an der Lehne, das Ureuz findet
keine Ruhe, biegt sich daher nach außen, wie eine belastete Feder. Die
Rückenmuskelu können nicht ruhen, sio müssen in Thätigkeit bleiben,
oder der Gberkörxer sinkt nach vorn zusammen. Dabei werden aber
die Athmungsorgane und Lingeweido zusammengedrückt und der Areis-
lauf des Blutes gehemnit; ja auf manchen dieser sogenannten be-
quemen Stühle werden durch die vorderen rechtwinklig scharfen Aanton
der Sitze die kjauxtadern bedenklich geknickt. Der stärkste Mann ist
nicht im Stande, auf einem solchen Stuhl eine Stunde lang anfrecht
zu sitzon, er knickt nach vorn zusammen". — „Nur ein Laie kann sich
von diesen tiefen, stark ausgehöhlten Sitzbrettern Bequemlichkeit ver-
sprechen. wir sind diejenigen, die seit vielen Iahren eine vernünftige,
dem Rörxer angepaßte Form der Sitzmöbel forderten, doch diese ameri-
kanischen Stühle erfüllen diese Forderung nur scheinbar. Lin nach
hinten sich vcrticfender Sitz ist bequem, aber ein zu stark sich ver-
tiefender ist so unbcquem wie ein glattes Brett. Im Ganzen sind
die Sitze, von vorderkante bis löinterkante gemefsen, zu lang für
unsero Vborschenkel. Wenn man sich ordentlich in den Sitz hinoinsetzt,
so muß der jcharfkantige vorderrand recht unangenehm in den Anie-
kehlen fühlbar werden. paben nun etwa die Söhne Nordamerika's
längere Gberschenkcl als wir? (Das wohl nicht; aber die stark ver-
breiteto Sitte, oder viclmehr Unsitte, dic Beine hochzulegen, z. B. auf
den Tisch, machen den eben gcrügten Nangel weniger fühlbar. D. Red.).
Auch möchten wir bemerken, daß sich eine übermäßige Breite des Sitzes
nicht empfiehlt, wenn man etwa vorhandene Armlehnen des Stnhles
benutzen soll; denn um die Arme aufzulegen, müßte man sie vom Aörper
abspreizen." — Ls wird nicht iibcrflüssig sein, hier zu bemerken, daß
die „Allg. Tischlerzeitung" die Lessing'schen Aeußerungen gegen die Aus-
wüchse der Berliner Möbel-Zndustrie (vgl. Beibl. I8I3, S. voll-
kommen billigt.
(kveniger um durch abschreckende Beispiele das oben Gesagte
zu erläutern, als vielmehr um die früber (iheft ö, S. zp gegebenen
amerikanischen Stühle zu ergänzen, geben wir noch mehrere Ab-
bildungen solcher Stühle; mögen auch einige derselben mitunter
die Aritik herausfordern, so regen andere viclleicht deutsche Aunst-
tischler zu glücklicheren Neubildungen an. kvir fügen denselben die
Magazins-Preise bei, wie in einem früheren Fall (Rundschau No. ;),
wo dieß von den betreffenden Lesern dankbar emxfunden wurde; die
preise sind in Dollars ausgesetzt. ; Doll. — ;oo cems — ca. Nk. q.2o).
Um auch über die „Güte" amerikanischer Möbel cin ivort zu
sagen, sei hicr angeführt, wie Architekt Fr. I affs, der fast ein ganzes
Iahr auf amerikanischem Boden zugebracht hat, sich ausspricht (Berl.
Neueste Nachr. vom 28. Vkt. d. Is.): „Die eigentlichen Produktions-
grenzen hinsichtlich der Güte des Materials sind in Amerika weitere
als bei uns. Man hat in Deutschland nicht so schlechte Möbel wie in
Amerika, und andererseits gehen die besten Sorten amerikanischer Möbel
zu einer ksöhe hinauf, die in Luropa nnr seltcn erreicht wird." Selbst-
verständlich entsprechen dem auch die dafür zu zahlonden Preise — wie
schon aus den Preisen der oben dargestellten, ganz fabrikmäßig her-
gestelltcn Stühle hervorgeht.
Die mangelhafte Beherrschung der dekorativen Seite beim ameri-
kanischen Uunstgewerbe erklärt sich leicht ans den Verhältnissen; ver-
dankt der ftrnktive Aufbau lediglich einom logischen Gedankengang
seine Gestaltung, so muß dagegen die dekorative Dnrchbildung
irgend eines Gebildes — wenn dieselbe verstanden werden soll —
eben doch mit den bekannten Uunst- und Naturformen rechnen. kvo
die ainerikanischen Uunsthandwerker ihre Arbeiten dekorativ mit Uunst-
formen boreichern wollen, da nähren auch sie sich — so gut wie wir —
von der pinterlassenschaft früberer Iahrhunderte, nur mit dem Unter-
schied, daß dort die Maskerade des Stil-Allerlei's noch toller getrieben
wird und stilistische Ungeheuerlichkeiten häufiger auftauchen als bei uus.
lvenn Bode sagt: „Alle Arten amerikanischen Uunstgewerbes haben
ihren gemeinsamen Lharakter, der sie sofort als solche kenntlich macht;
sie haben jede ihre besonderen Ligenthümlichkeiten, die ebenso national
sind wie die Verhältnisse, aus denen sie erwachscn sind" — so können
wir ihm nur insofern zustimmen, als — wenige rühmliche Ausnahmen
abgerechnet — das gesammte amerikanische sogenannte Uunstgewerbe
von der Tendenz, durch reklamehafte Neuheiton zu verblüffen und den
Loncurrenten zu überbieten, beherrscht wird, wobei der von der mehr-
täusendjährigen Lultur der alten Ivelt aufgespeicherte Formenvorrath
nach perzenslust geplündert und oft genug verständnißlos verwerthet
wird. Das mag wirthschaftlich erlaubt, ja geboten und somit für die
„nationalo Ligenthümlichkeit" bezeichnend sein; als eine solide Grund-
lage für die Lntwicklung eines national-amerikanischen Stils wird man
dieß aber schwerlich bezeichnen können: wo die kunterbunte Masse be-
ständig aufgerührt wird, kann auch koine Ulärung erfolgen, in Amerika
so wenig wie bei uns.
pinsichtlich der künstlerischen Behandlung anderer Dinge, welche
weniger als die Möbel der maschinellen Bearbeitung zngänglich sind,
stimmen wir in manchen Punkten mit Bode überein; insbesondere was
die elektrischen Beleuchtungskörper betrifft, haben wir schon in dem Mai-
hefte der „Uunstgew. Rundschau" (S. Z?) auf die vorzüge derselben auf-
merksam gemacht. Dagegen scheint uns die Beurtheilung der neuen
amerikanischen Glasbilder-Technik zu günstig ausgefallen zu sein. Daß
bei der von uns (Peft S. Z8) näher beschriebenen rherstellungs-