Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1878

DOI Artikel:
Sepp, ...: Ursprung der Glas-Malerei, [4;5]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6904#0034

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
4-

niedliches, friedliches Tegernsee besaß vor der ersten Aushebung durch cherzog Arnulf, 918,
ein ganzes Fürstenthum, nämlich N86chöse, wovon demselben noch 114 blieben. (M. B. VI, ^62.)
Tegernsee war so reich, daß noch heute das Sprichwort bekannt ist: Der Abt habe aus dem
Wege nach Rom jede Nacht in einem seiner chäuser schlafen können.

Tin Jahrhundert später war die klassische Zeit der Tegernseer Leistungen. Die Zahl
der Mönche betrug 1012, unter Abt Burkard von chersseld 200, schon unter dem ersten Stifter
Adalbert hatte sie 150 ausgemacht, wozu der Grundstock aus St. Gallen kam. Kaiser Heinrich II.
setzte WN Tllinger zum Abte eiu und übertrug ihm 1052 die Wiederausrichtung von Benedikt-
beuern , wohin \2 Mönche unter Propst chelmger abgingen. Tllinger war selbst Künstler
und zeichnete mit der Jeder Thierfiguren zu piittius Naturgeschichte; Niederaltaich uud Tegern-
see bewahrten Bibelhandschriften, die er mit Bildern ausgestattet.

Augsburg erhielt 1015 Domthore von Trzplatten, früher als 5t. Zeno in Verona,
wie childes heim, und urkundlich Mainz durch die Meisterhand des Mönches Beringer.
Der berühmte Goldschmied perauger, Mann des Klosters, hatte von Kaiser (Otto in Thü-
ringen und Franken Güter zum Lohn erhalten, die nun cheinrich gegen nähere Liegenschaften
mit der Abtei austauschte.

Zu Kaiser Heinrich IV. spricht Abt Seyfried von Tegernsee: „Wenn diese Kloster-
brüder Jemand unterdrückt, so wird gewiß alle Kunstübung aushören."
(Pez VI, I, p. 250.) chiezu gehörte vornehmlich die Glasmalerei. Wie Tegernsee der
Mittelpunkt der Kunstthätigkeit für Süddeutschland war und seine Meister in die
Herue schickte, so erhob sich von da aus childesheim im Norden zu gleichem Range. Nach
romanischem System, wie in Augsburg, erfolgte sofort die Erbauung der gewölbten Basiliken
zu St. Michael in childesheim unter dem kunstverständigen und betriebsamen Bischof Bern-
ward 1001—1022. Sein Nachfolger war Abt Gotthard von Tegernsee, in dessen Lebens-
beschreibung Bruno, ein junger Maler aus edlem Geschlechts, vorkömmt, der in der Kunst
der Mosaik nicht unerfahren, gern mit Malern und Glasern umging (1029—1059).
chalten wir hier ja Glasmaler fest, so genügt der chinweis, daß Godehard von Tegernsee aus-
ging und 1002, zuvörderst um die klösterliche Zucht wieder herzustellen, nach Uersfeld
und Kremsmünster versetzt ward, bis ihn der Kaiser 1022 aus den Bischofstuhl von Bildes-
heim erhob, chier umgab sich derselbe mit Malern, Steinmetzen und Metallarbeitern, ließ
Knaben iil den Kunstgewerben unterrichten und erbaute an 50 Kirchen. ~Sm Leben dieses
Bischofs kömmt vor Andern Maler und Glaser Liudiger vor, der bei der Arbeit herab-
stürzte. Mit Gotthard's chilfe führte fein Neste Raimund den Neubau des 1055 abgebrannten
Niederaltaich, dessen Kirche Bischof Beringer von passau 1057 wieder einweihte. Tr fand
im Dom zu childesheim ein herrliches Grab und ist einer der Vermittler der Kunst und
Wissenschaft con 21ont und Byzanz mit Deutschland, darum mit Recht in Italien
und Deutschland hochverehrt, heilig gehalten und der Patron des höchsten paffes, der Deutsch-
land und Italien verbindet, des St. Gotthard's-chospiziums in der Schweiz.

Das Aelteste, was im Style der Augsburger Glasgemälde mir vorkam, ist St. Timo-
theus zu Neu weil er im Elsaß. Dasselbe setzt v tollet le Duc*) in's XII., prof. Kraus
in Straßburg**) im Anschluß an Lotz***) in's XIII. Jahrhundert, wir pflichten der echteren
Autorität bei und finden dabei das Pflanzenornament in der Einfassung eigenartig. Natürlich
sind auch sie deutschen Ursprungs.

Sofort wunderte die Kunst, Glas zu malen und die Farben einzuschmelzen, durch
die Mönche von Tegernsee nach Schwaben, Niederösterreich und Norddeutschland,

*) Dictionnaire de l’Architectura J868 p. 444.

**) Statistik für Kunst und Alterthum im Elsaß S. lso.

***) Statistik deutscher Kunst S. \23. vgl. Lesteyrie. Histoire de la Peinture sur verre. Paris 1857.
 
Annotationen