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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1878

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Miller, Ferdinand von: Über Feuer-Vergoldung: Aus einer Rede, gehalten von Ferdinand von Miller sen.
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https://doi.org/10.11588/diglit.6904#0074

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Ans einer Rede, gehalten von Ferdinand von Miller sen.

^aft nehme ich Anstand, vor Ihnen eine Thätigkeit zu erörtern, die theils so allgemein
bekannt ist, daß deren Besprechung Ihnen wenig Neues bietet, theils auch als eine solche
betrachtet werden kann, die glücklicher Meise künftig sehr wenig mehr in Anwendung kommen
wird. Es sind aber Erlebnisse aus meiner Merkstätte und ich hoffe Nachahmung zu finden;
denn die unbefangene Nede, wie sie direkt aus den Werkstätten zu uns dringt, hat ja nicht
minderes Interesse für den Kunstgewerbetreibenden als der gelehrte Vortrag, zudem ist in
dieser meiner Merkstätte die Feuervergoldung in so großartigem Maßstabe geübt worden, wie
es wohl nie mehr Vorkommen wird.

König Ludwig I. wollte seinen Thronsaal mit zwölf kolossalen Statuen schmücken, mit
Ahnen unseres Königshauses, die in Erz gegossen und in Feuer vergoldet werden sollten.
Ich frug damals in j)aris Mr. Blus, einen der ersten Vergolder jener Zeit, was wohl das
vergolden einer zehn Fuß hohen, reich drapirten Statue kosten würde; erstaunt und ver-
wundert antwortete er mir: »C’est une idee dun fou« — als ich versicherte, es sei voller
Ernst, meinte er, wir müßten zum Tode verurtheilte Sträflinge zu solcher Arbeit suchen.
Der König ließ auch durch Geheimrath v. Klenze bei dem berühmten Mailänder Erzgießer
Manfredini ein Gutachten darüber erholen, welches dahin lautete: „Menu es Jemand
unternimmt, einen solchen Koloß im Feuer zu vergolden, ohne daß wenigstens
zwei Mann dabei getödtet werden, so lasse er sich seinen Kopf abschneiden," —
was später den König, so oft eine neue Statue vergoldet war, zu der launigen Aeußerung
veranlaßte: „Nun ist Manfredini wieder um einen Kopf kürzer." Unter solchen
Befürchtungen wurde diese gefährliche Arbeit begonnen.

Aber warum unternahm man solche Arbeit und was ist denn so gefährlich an dieser
Feuervergoldung? Gold, dieses unverwüstliche Metall, diente zu allen Zeiten als Ausdruck
von Fracht und Neichthum, war aber auch zu allen Zeiten so selten und darum zu kostbar,
um es wie andere Metalle zu Guß in Blech zu verwenden, sondern man überzog damit so
dünn als möglich den soliden Erzguß oder die starken Kupferbleche. Mir sehen an den
ältesten griechischen und römischen Kunstwerken noch die Spuren von Vergoldung, z. B. an
den Pferden auf der Markuskirche von Venedig, ja bei dem vor circa fünfzehn Jahren in
Nom ansgegrabenen cherkules ist die Vergoldung noch so schön erhalten, als wäre sie erst
vor wenigen Jahren angebracht worden. Ich wage nicht zu behaupten, daß jene Merke im
Feuer vergoldet wurden; nur kannten wir keine andere Technik, welche der Zeit widersteht
und die so schön gewesen wäre; kein Münder, daß man daher diese wählte.

Erlauben Sie mir nun, etwas näher in die Details der Manipulation der Feuer-
vergoldung einzugehen, dann werden Sie vielleicht das verderbliche derselben erkennen und
der Wissenschaft Dank wißen, die durch die galvanische Vergoldung die Feuervergoldung
nahezu ersetzt und diese dem Menschen so nachtheilige Thätigkeit beseitigt, so daß sie nur noch
der Vergangenheit angehören wird. Gold, dieses allen Aetzmitteln und allen Säuren trotzende
Metall, ist äußerst schwach in seinem Widerstand gegen (Quecksilber; legt man reines Scheide-
gold in einen roth erwärmten Schmelztiegel und gießt (Quecksilber dazu, so vereinigt sich
Gold und (Quecksilber rasch innig miteinander; bald wird sich indeß das (Quecksilber wieder
versiüchtigen, da es große Lsitze nicht verträgt; man gießt daher im Moment, wo diese
 
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