Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1878

DOI Artikel:
Eröffung unseres Vereinshauses
DOI Artikel:
Verschiedenes
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6904#0094

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
4- 9^ •*

der Schönheit aufdrücken, ist es, als hätten Sie denselben einen Wechsel aufgeklebt, der sie erst werthvoll macht und
überall zur Geltung bringen wird. €s ist für uns kaum möglich, auf dem großen Markt der kunstgewerblichen
Massenproduktion mitzuconcurriren; dagegen sind die schönen künstlerischen Formen, neue, tiefer empfundene
Gedanken, auch bei der pariser Ausstellung nicht gar zu häufig zu finden; gerade darin wird deutsche Kunst-
Industrie an, leichtesten mit Erfolg aufzutreten vermögen.

Wollen sie uns auf diesen, Wege folgen, der Verein bietet ihnen dazu die Hand; es ist zwar schwierig,
die ideale, sprudelnde Phantasie des Künstlers mit der gewissenhaften, ruhig überlegenden Thätigkeit des Hand
werkers zu vereinigen, allein ganz fest hoffe und glaube ich, daß dieses unser Vereinshaus wesentlich dazu
dienen wird, eine Verständigung zwischen dem strebsamen Handwerker und dem talentvollen Künstler herbei-
zuführen. Der persönliche Meinungsaustausch ist einigend und anregend; man sollte es kauin glauben, daß
in jener blühenden Kunstperiode Münchens die Künstlergesellschast zun, Stubenvoll ein ebenso wichtiger Hebel
für die Münchener Kunstentwicklung war, wie das belebende Element jenes großen Kunstfreundes König Ludwig I.

München ist auch vor Allem der Boden, wo solch' Zusammenwirken von Kunst und Handwerk möglich
ist; wir besitzen viele und reichbegabte Künstler, viele fleißige und geschickte Handwerker, das beweisen die Schöpf-
ungen König Ludwig I. und Maximilian II., das werden, wenn sie einst an's Tageslicht gelangen, auch unsers
gegenwärtigen Königs Schöpfungen beweisen. Wir besitzen in unserm National-Museum eine wahre unerschöpf-
liche Fundgrube von Vorbildern für die Kunst-Industrie. Dem Verein wird es sicher auch noch gelingen, die
von Wenigen gekannten Schätze in unserer Schatzkammer und in unserer reichen Kapelle seinen Mitgliedern
zugänglicher zu machen. Wir haben vortreffliche Schulen für unsere jungen Leute. Schicken Sie Ihre Söhne
dahin, aber nicht zu lange, denn die Arbeit muß in der Werkstätte gelernt werden im Schweiße des Angesichts,
das tüchtige Können muß dein Wissen folgen im Kunsthandwerk. Und Ihr Meister, besichtigt unsere Museen,
das füllt mit Nutzen und Genuß nach der Arbeit Mühsal die freien Stunden aus! Zwischen diese Museen
und unsere Schulen stellt sich unser Verein, das Gesehene, das Erlernte verwerthen zu helfen; er soll sein, was einst
die deutsche Bauhütte war, ein Verein von Meistern in Kunst und Handwerk und ihren Freunden und Gesellen.

Wenn ich jetzt, in: Namen des bayerischen Kunstgewerbe-Vereins, dieses Haus seiner Bestimmung
übergebe und an Sie die Bitte richte, dasselbe und seine Einrichtungen recht häufig zu benützen, unser gen,ein-
sames Streben zu unterstützen und zu fördern, wenn ich fest daran glaube, daß all' unsere Mitglieder, jeder in
seinen, Kreise, Zusammenhalten und für uns wirken, so wird dieses Haus mit Gottes Hilfe, dessen Segen ich aus
dasselbe herabflehen inöchte, eine Pflanzstätte bilden, deren Früchte für die deutsche Kunst Industrie, für unsere
Stadt, aber auch den, deutschen National-Wohlstand zu Heil und Nutzen gereichen werden. Ich kann aber diesen
feierlichen Moment nicht vorübergehen lassen, ohne unseres allergnädigsten Landesherrn, der unfern Verein und
unser chjunsthandwerk so gnädig stets unterstützte, den unfern hohen Protektor nennen zu dürfen der bayerische
Kunstgewerbe-Verein das Glück hat, zu gedenken. Ich fordere Sie auf, einzustimmen in ein dreifaches Hoch
auf unfern hohen Protektor Seine Majestät Köllig Qldwlg II.

Hierauf erfolgte die Einladung zun, Besuche der Ausstellungshalle in, Vereinshause, die in ver-
wichener Nacht von Vereins-Mitgliedern künstlerisch schön mit den zahlreich eingelaufenen Werken der Vereins-
Mitglieder eingerichtet wurde. Stürmischer Beifall der Versammlung folgte der Rede und bestätigte, daß die
Versäum,lung mit vollem Ernste die neue Thätigkeit beginnen wolle.

Während der folgenden Tagesstunden wurde die Ausstellung stark besucht. An, Abend un,schloß
der von prächtigen Kronleuchtern erhellte Festsaal eine große Zahl von Ehrengästen und Mitgliedern
des Vereins als Theilnehmer eines Banketts. Die Galerien, welche an, Morgen von Zuhörern eingenon,men
waren, erschienen jetzt von Musikern besetzt, deren Tonweisen den Saal durchrauschten. Den ersten Toast brachte
der Vereinsvorstand Herr v. Miller auf Seine Majestät den König aus, den zweiten Herr Direktor Lange
auf die Gemeindevertretung, den dritten Herr Bürgermeister Or. Erhardt auf den Verein. Hierauf sprach
Herr Minister v. Pfretzschner in, Namen der anwesenden Gäste, unter welchen sich auch die Herren Minister
v. Lutz, v. pfeufer und v. Riedel befanden, seine Freude über das Gelingen der Vereins-Bestrebungen aus.
Noch manche Trinksprüche folgten, bis gegen Morgen das schöne Fest sein Ende fand.


Die Wücherornamentilt der Renaissance. Line

Auswahl stylvoller Titeleinfassungen, Initialen, Leisten, Vignetten
und Druckerzeichen hervorragender italienischer, deutscher und
französischer Gfficinen aus der Zeit der Frührenaissance. Nach
der eigenen Sammlung herausgegeben und erläutert von A. L.
Butsch, verlegt von G. ksirth in Leipzig. Preis qo Mark.

Die ;o8 Tafeln, auf welchen der Augsburger Antiquar
Butsch die Schätze seiner Sammlung zum Gemeingut macht,
haben nicht blos für den Bücherfreund und für den Vertreter

des Buchgewerbes eine starke Anziehungskraft; der Phantasie-
reichthum, welcher in den mitgetheilten Buchverzierungen sich
enthüllt, indem er in der Formensprache der noch jugendlichen
Renaissance seinen klaren Ausdruck gefunden hat, muß auch
jeden Künstler und Kunstfreund fesseln und gewaltig anregen.
Der Phantasiereichthum und die freie Beherrschung der künst-
lerischen Durstellungsmittel offenbart sich uns alsbald in der
Nasse von Initialen, wie sie aus dem Genius der treff-
lichsten Meister, von welchen wir nur Albrecht Dürer, ksans
 
Annotationen