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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1878

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Miller, Ferdinand von: Über Feuer-Vergoldung: Aus einer Rede, gehalten von Ferdinand von Miller sen.
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https://doi.org/10.11588/diglit.6904#0075

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Verbindung eingetreten ist, die ganze Masse in kaltes Wasser und erhält so ein Amalgam,
so geschmeidig und weich wie Butter, das leicht wie eine Harbe aus Metall ausgetragen
werden kann, freilich muß das Metall vorher vollkommen rein sein, es wird erst geglüht,
in Schweselsäurebeize gelegt und dann mit Salpetersäure rein abgebraut, eine bei allen Metall-
arbeiten sehr bekannte Reinigungsmethode. Ueberzieht man nun den Erzguß vollständig
gleichmäßig mit diesem Amalgam, wozu Drahtbürsten das beste Werkzeug sind, so ist wohl
der Gegenstand mit Gold bedeckt, aber noch weiß wie Silber und hastet schlecht auf dem
Metall; sobald man ihn aber über's Heuer bringt, verflüchtigt sich das (Quecksilber, während
das Gold in die j)oren des Metalles einschmilzt und unzertrennlich mit demselben sich ver-
bindet. So einfach dieser Vorgang auch scheint, so gefährlich ist derselbe für den dabei
beschäftigten Arbeiter. Nicht ohne Kampf und Widerwillen trennt sich das (Quecksilber vom
Gold; es wird bei der großen blitze erst unruhig, sammelt sich dann in kleinen perlen, die
als eben so viele Goldpunkte Zurückbleiben würden, sobald man diesen Moment übersieht
und nicht mit starken Borstbürsten das Gold gleichmäßig auf der Metallsiäche verreibt. Dies
muß geschehen, während der blaue (Huecksilberdamps entweicht und die Lust vergiftet, die der
erhitzte Arbeiter einathmet. Gar wenig (!)uecksilberdümpse genügen aber, einen Menschen
kontrakt zu machen; je größer nun ein Erzguß ist, desto schwieriger ist er im Heuer zu hand-
haben , desto größer ist die Masse des entweichenden Merkurs, wie man in der Werkstätte
jene Dämpfe benennt, wir hatten damals Stücke zu vergolden, die ein Gewicht bis zu
zwanzig Zentner hatten, wobei drei j)fund (Quecksilber abzudampfeu waren. Hrüher suchte
man sich vor diesen Dämpfen dadurch zu schützen, daß man die Arbeit im Hreien vornahm,
wo ein Lustzug dieselben manchmal glücklich entführte, ohne den Arbeitern zu schaden, viel-
leicht erinnert sich der Eine oder der Andere, wie ein hiesiger Gürtler ganz gemüthlich auf
der Straße dieses Abdampfen oder, wie der technische Ausdruck heißt, Abrauchen vornahm,
und die Buben, worunter auch ich war, zuschauten, wie dieser blaue Merkur so hübsch in
die bsöhe aing und so süß im Munde schmeckte. Das ging nun zwar damals und bei kleinen
Broncen, aber nicht bei großen Erzgüssen, die, an gewaltigen Eisenstangen befestigt, in Ketten
gehängt über großem Heuer erhitzt, gedreht und gewendet werden mußten, um eine gleiche
Erwärmung zu erzielen. Es wurde daher ein Heuerherd konstruirt, der rasch zerlegbar war,
und eine hängende Eisenbahn machte es möglich, die Higur schnell unter einen Glaskasten
zu bringen. Luftzüge von oben führten dem Arbeiter frische Lust unter die Drahtmaske, die
mit nassem Schwamm ausgefüllt Mund und Base bedeckte, bsände und Arme wurden mit
Hett eingerieben und mit Lederhandschuhen bedeckt; das in der Lsöhe des Kamins angebrachte
Heuer veranlaßte eine so gewaltige Luftströmung nach oben, daß kein (Quecksilber aus dem
Glasherd entweichen und vollkommener Schutz erreicht werden konnte; so war mein ältester,
nun bald cOjähriger Arbeiter, einer der thätigsten und brauchbarsten meiner damaligen
Gehilfen. Ach, wie vielen unglücklichen Menschen, die ich in j?aris, zitternd am ganzen
Körper, mit Speichelfluß behaftet, umherwauken und betteln sah, hätte ein solcher bserd dies
Leiden erspart!

Doch lassen Sie mich nach dieser Abschweifung wieder zurückkehren zu dem weiteren
Verfolg der Vergoldung. Das (Quecksilber ist nun durch die Kitze vertrieben, allein ein Bieder-
schlag ist zurückgeblieben und die Higur sieht jetzt aus, als ob sie mit Lehm angestrichen wäre;
aber sobald dieser Biederschlag mit Messingkratzbürsten weggebracht ist, erscheint das reine
Gold; noch ist es zwar zu hell, es muß nochmals auf das Heuer, wo sich mm die tiefe Glut
des reinen Goldes steigert, so daß der Vergolder im Stande ist, ihm die erwünschte Harbe
zu geben. Es heißt das, die Vergoldung centriren. Härbt man das Gold mit Glühwachs,
welches ein mit Grünspan und Blutstein geschwängertes Wachs ist, das auf der Goldobersiäche
abgebrannt wird, so erhält das Gold eine rothglühende Harbe. Bestreicht man es mit Grünspan,
Blutstein und etwas Salpeter, und mengt dies mit Weinessig, so bedarf es nur geringer

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