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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1878

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Miller, Ferdinand von: Über Feuer-Vergoldung: Aus einer Rede, gehalten von Ferdinand von Miller sen.
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https://doi.org/10.11588/diglit.6904#0076

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h <6 -§

Erwärmung, um die Goldfarbe, welche die Franzosen or moulu nennen und wohl dem reinen
Scheidegold am ähnlichsten ist, zu erhalten, schwieriger ist es, das Gold matt zu färben.
Eine Masse von Salpeter, Alaun, Glaspoll und Salz, ein Theil Glaspoll, zwei Theile Salz,
vier Theile Alaun, acht Theile Salpeter, zu feinem j?ulver gestoßen und vermengt, wird erst
in einem Tiegel gekocht; dann wird diese kochende Masse aus die erwärmte Goldfläche gebracht
und daraus geschmolzen. Sobald diese Masse überall gleichmäßig geschmolzen ist, wird das
Objekt rasch in kaltes Wasser gestoßen, und hat man dieses Farbenschmelzen recht gleichmäßig
erzielt, so wird man von dieser Vergoldung wunderbar überrascht, wenn das Objekt aus
dem Wasser taucht; wie der Thau auf einer Blume, so zart und schön erscheint das Gold.
Die Millionen eingeprägter Punkte geben das reizende Mattgold, das lange Jahre nur die
pariser so schön und rein zu Wege brachten.

So weit eine mündliche Schilderung diese Methode zu vergolden klar und verständlich
machen kann, habe ich es versucht; allein gar viele nothwendige Handgriffe und Bedingungen
kann man nicht lehren, ohne sie zu zeigen. Ich wäre ja gerne bereit, Jedem, der es wünscht,
alle meine Erfahrungen mitzutheilen oder praktisch zu zeigen. Doch so glücklich wir bei der
Vergoldung jener zwölf Statuen waren, habe ich doch eine solche Abneigung gegen das
Feuervergolden, daß ich den Vergolderherd, dessen Konstruktion mir so viel zu denken gab
und der uns auch so treffliche Dienste leistete, dennoch abgebrochen und vernichtet habe; man
glaubt nie, wie gefährlich diese Arbeit ist, bis es zu spät ist. Ich wünschte von Ljerzen, daß
diese kurze Schilderung die Grabrede der Feuervergoldung sei und kein Menschenleben mehr
durch sie gefährdet werde.

Nur noch einige Worte möchte ich diesen Betrachtungen anfügen; vielleicht finden sie
Beachtung. Die galvanische Vergoldung nämlich gibt die Möglichkeit so gut wie die Feuer-
vergoldung, derselben die mannigfachsten Farben zu geben, warum bemühen wir uns nicht
bei unseren Metallarbeiten, den Beiz der Farbe ihnen überall auszuprägen? wie vielfältige
Nuancen der Farbe bietet das Gold, ebenso das Silber! In wie hundertfältigen Farben
Kupfer, Messing und Bronce durch Säuren wie durch Feuer orsdirt werden können, hat
uns unser Mitglied, Ljerr Ljalbreiter, in einem reizenden Blumenbouquet gezeigt. In
Beziehung aus die Anwendung der Farben ist hier noch eine unbetretene Bahn für die
Entwicklung des Geschmackes unserer Bronce-, Gold- und Silberarbeiter; mögen sie dieselbe
betreten. Eine weitere Beobachtung habe ich gemacht bei vergoldeten Erzgüssen, die im Freien
ausgestellt sind, die vielleicht geeignet ist, ein herbes Urtheil zu mildern oder gar zu beseitigen.
Jeder Bronceguß, unter der Lupe gesehen, ist stellenweise porös, wenigstens nicht annähernd
so dicht geschlossen, wie gehämmertes oder gewalztes Blech; das Gold verdichtet diese porösen
Stellen nie und wenn es noch so stark ausgetragen würde. In solchen Stellen orfdirt natürlich
das Metall und das Gxsd bedeckt dann auch stellenweise das Gold und es wird da schwarz
und braun. So denke ich mir den Vorgang an der Madonna aus unserer Mariensäule, weßhalb
man einst einen geachteten und nach meiner Ueberzeugung gewissenhaften Meister beschuldigte,
er habe zu wenig Gold bei deren Vergoldung verwendet. Bei dichtem Blech kann dies nicht
stattfinden, weshalb auch Kuppeln und Kreuze auf den Thürmen Aehnliches nicht befürchten
lassen. — Ich schließe mit der Bitte: erzählen wir uns von Zeit zu Zeit von unseren Erleb-
nissen, von unseren Erfahrungen, welche in den Werkstätten des Kunsthandwerkes so unendlich
mannigfach sind, dann lernen wir von einander, wir lernen uns näher kennen und erschaffen
uns gegenseitig ein freundliches Andenken.
 
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