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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1878

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Sepp, ...: Ursprung der Glas-Malerei, [6, 7]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6904#0056

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die Verbindung unterhalten und auch die ersten Glasgemälde geliefert. Mar doch von da der
Mönch Tan ko schon zu den Erz- und Glasarbeiten beim Bau des Aachener Münsters ver-
wendet. Aber, entgegnen wir: die zweite Stiftung ging von St. Emeran aus, von dort
wurde Gozbert als Abt berufen, Graf j)opo war der erste Schirmvogt und fein Bruder Arnold
von vohburg ist und bleibt der glücklich gefundene Donator der durch Zöglinge aus unserem
altbaserischen Kloster gemalten Fenster. L)ätte diese Kunst schon vier Menschenalter früher in
Alemannien geblüht, so spräche Gozbert über die unerhörte Neuheit und nie gesehene Herr-
lichkeit der Fenster sich nicht mit solchem Erstaunen aus. Unzweifelhaft Tegernfeeifch nennt
auch Dr. Kuhn die Augsburger Glasbilder, wenn er gleich die Einweihung des Domes unter
Bischof Embriko durch den Kirchensürften Gundekar von Eichstätt }065, da eben Mernher
in Tegernsee blühte, nicht als den spätesten Zeitpunkt ihrer Entstehung gelten lassen möchte.
Aber noch einmal legen wir Gewicht darauf, daß die Motive zu den Augsburger Erzthüren,
dem Keisealtärchen des in St. Emeran begrabenen Kaisers Arnulf entnommen, aus der
Gießerei von Tegernsee stammen.

Ganz richtig weist unser freund die Ansprüche des berühmten Archäologen Didron
ab,*) daß bereits b)eribald, früher Kaplan Karl's des Dicken, 829—85c feine Kathedrale
zn Auxerre mit Glasfenstern und schönen Malereien renovirte. vier, spricht er, ist nur an
die ersten besten Fenster und an Mandsresken zu denken. Aber wir wenden diesen Satz auch
aus den Hrauenmünster in Zürich an, wo es von der ersten Abtissin, der Karolingerin Bertha,
noch 876 heißt: „Und so malte sie die Henstersläche mit jKgmentsarben, dazu die Decke,
alle Pigmente mit Kunst und artistischer L)and, auch mit Köthel (fucis), aus allen Meltgegenden
hergeholt, daß der Tempelbau davon noch übertroffen war, wie er selbst über niederes Gewächs
und bunten Blumenstor sich erhob." Sie scheint im Ernste selber gemalt zu haben; aber bei
dieser dichterischen Schilderung fällt uns doch nicht ein, an Schmelzfarben bei Decke und Fenstern
zu denken. Aus der Zusammenstellung erhellt, daß die Farbstoffe ohne Unterschied durch
Bindemittel befestigt waren.

Das bei Fensterglas und am jAafond ausgetragene Pigment war dasselbe, und da
dieses Mort wiederholt neben den Farben angesetzt ist, denkt man unwillkürlich an die Wurzel
n%vufu, pigeo, picken, sestkleben. Auch fucus heißt sowohl Harb- als Klebstoff, wie Bienenharz,
und die ganze Herrlichkeit scheint nach den Schlußworten aus Blumenmalerei sich beschränkt
zn haben.

*) Ebenso lAbbe Leboeuf: Hist, civile et religieuse d’Auxerre T. I. II en renouvella les plafonds ou la voute et les murailles,
l’orna de vitrages et de belles peintures.

(Fortsetz, folgt.)
 
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