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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1878

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Sepp, ...: Ursprung der Glas-Malerei, [10, 11]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6904#0091

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gemälde für farbloses Glas hin. Erfurt befaß im Dom Glasbilder von 1555 mit un-
gewöhnlichem werthe, wie der geringe Ueberrest zeigt; sie wurden aber „der schauerlichen
Knsterniß wegen" um 1810 herausgenommen, um spurlos zu verschwinden.

Daß ein großer Theil Glasgemälde außer Sturm und Ljagelschlag durch Verwitterung
des Glases zu Grunde gehen mußte, versteht sich von selbst. Ein Glück, wo die Fenster
mehr metallinisch hart und nicht von leichtflüssiger salinarisch übersättigter Masse waren.
„Glasrost" frißt die Fenster, daß sie oft große Tüpfelchen erhalten, als ob sie mit Schwefel-
säure besprengt wären. Glasrost entsteht durch angeflogenen Stanb und Schmutz und zerstört
ein Glas; Sonnenschein aus Thau und Regen macht es mit der Aeit blind, z. B. in Stallungen;
selbst die Deckenfenster unserer Glyptothek sind grün und röthlich verschossen.

Leuthner theilt in der Geschichte von Wessobrunn I, 235 mit, Abt Albert habe
Vorhänge von wunderbarer Malerei und mannigfachem Gewirke 1220 durch Sibot Ehenich
von Ljohenmoos fertigen lassen. Die nach den Ungarkriegen erbaute jdeterskirche sammelte
aber nach der Ueberlieferung auch einen Schatz von Glasgemälden an, welche in Folge der
Klosteraushebung beim Abbruch des Münsters von Buben mit Steinwürfen zerschmettert
wurden.

Die ursprünglich ältesten Tegernseer Fensterbilder gingen schon 56 Jahre nach
der Einglasung, anno 1055, unter Ellinger beim Brand des Münsters zu Grunde, aber
die Klostermitglieder nahmen das Unglück so schwer, daß sie den Abt wegen Nachläßigkeit
zum andernmal entsetzten und nach Biederaltaich entließen, von wo er nur zurückkehrte, um
als einfacher Mönch unter ihnen abzusterben.

Fiorillo hat angemerkt (I, 208, 4t2, II, 276): Seit 1520 haben die Glasgemälde

in Köln der Zerstörung und den Stürmen von Außen widerstanden. In den 70er Jahren
des vorigen Jahrhunderts hat ein Engländer, der sich auf ihren Werth bester verstand, in
Köln eine Menge zusammengebracht und seine Landsleute ermuntert, ebenfalls den Dom zu
plündern. Manchmal bekam John Bull derlei Kunstwerke ganz wohlfeil. John Tame,
ein reicher Londoner Kaufherr, enterte 1492 einen spanischen Kaussahrer, der eine Ladung
prächtiger Glasgemälde trug, baute die gothifche Kirche zu Fairford und setzte die erbeuteten
25 Fenster hinein: darunter einen meisterhaften englischen Gruß, Triumphzug Ehristi und
das jüngste Gericht.

Der j)rior eines der ansehnlichsten Klöster in Köln vernichtete im eigentlichsten verstände
den großen Schatz, den sein Kloster an Kunstwerken dieser Art besaß, aus dem niedrigen
Beweggründe, um seinem verwandten, der ein Glaser war, Verdienst zu schasten. Es war
um die Zeit, wo das Domkapitel auch das unvergleichlich kostbare Sakramenthäuschen zerschlug
und als Steinschutt in den Rhein karren ließ. (5ortfc6un!, folgt.)

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