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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1880

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https://doi.org/10.11588/diglit.7024#0019

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Preis-Ausscbreiben für kunstgewerbliche Arbeiten. Der

Unterzeichnete Ausschuß hat beschlossen, für die nachgenannten, fertig
auszuführenden Arbeiten Ehren-Preise zu verwilligeu:

V Garnitur für Thür- und Fensterverschluß in porn. Verkaufs-
preis bis M.

2. Kohlenkasten für ein bürgerliches Wohnzimmer. Verkaufspreis
bis ,5 M.

3. Petroleumlampe mit Metallfuß. Verkaufspreis bis 30 M.

f. Schirmständer in beliebigem Material. Verkaufspreis bis 30 M.

5. Feuerzeug für schwedische Zündhölzer in Eisenguß. Verkaufs-
preis bis 8 M.

6. Bierseidel-Beschlag. Verkaufspreis bis S M.

7. Ofenschirm. Verkaufspreis bis 30 M.

Für jeden der genannten sieben Gegenstände besteht der I. Preis
in einer silbernen, der II. in einer bronzenen Medaille, der III. in einem
Ehrendiplom. Im klebrigen sind die Bedingungen festgesetzt wie folgt:

f. Die Gegenstände müssen zum Gebrauche fertig sein,
bloße Entwürfe werden nicht angenommen.

2. Nur Original-Arbeiten von Gewerbtreibenden, welche An-
gehörige des Reichs sind, können mit einem Preise bedacht werden.

3. Die beigesetzten Verkaufspreise dürfen nicht überschritten werden.

<1. Die Gegenstände sind in der Zeit ooin bis f5. Sep-
tember d. I. portofrei an das Aunstgewerbe-Museum zu Leipzig ein-
zuliefern. Sie müssen mit einem Zeichen oder Motto versehen sein,
Name und Wohnort des Bewerbers sind in einem verschlossenen, in
gleicher Weise zn bezeichnenden Briefe anzngeben.

5. Die der silbernen Medaille für würdig erachteten Gegenstände
werden vom Kunstgewerbe-Museum angekauft. Das Recht der Ver-
vielfältigung verbleibt dem Verfertiger.

6. Die Preisvertheilung sindet im Laufe der Michaelismesse statt,
nachdem die Gegenstände zuvor zwei Wochen hindurch öffentlich aus-
gestellt worden sind.

7. Das Preisgericht besteht aus den perren Stadt-Baudirektor
Licht, Baurath Lipsius und vr. Lücke, Direktor des Städtischen Museums,
sowie ans dem Ausschußmitgliede Earl Strube und dem Unterzeichneten
Vorsitzenden.

Leipzig, im Januar f880. Der geschäftsführende Ausschuß des
Kunstgewerbe-Museums: Vr. Gensel, Vorsitzender.

Die chemisch-technische» Mittheilungen der neuesten Seit ihrem
wesentlichen Anhalte nach alphabetisch zusammengestellt von Clsner.
(Berlin, I. Springer.) Diese Mittheilungen sind für die Vertreter
aller Industriezweige und speziell auch für die Vertreter der Kunst-
industrie sehr instruktiv; sie finden in diesem Buche vieles, was sie
sich sonst erst aus verschiedenen Büchern und Journalen mühsam zu-
sammensuchen müßten. Wir entnehmen diesem Werke Folgendes:

Verwendung der Anilinfarben in d e r L e d erfär der ei.
W. Eitner, Vorstand der k. k. chemisch-technischen Versuchsstation für
Lederindustrie in Wien, lieferte kürzlich eine Anweisung der Verwen-
dung der Anilinfarbstosie in der Lederfärberei (mit besonderer Berück-
sichtigung der Farbstoffe aus der Aktiengesellschaft für Anilinfabrikation
in Berlin), aus der nach v. wagner's Jahresbericht der chemischen
Technologie nachstehend ein Auszug gegeben ist. Eitner theilt feine
Arbeit in das Färben der Saffianleder und der Zeugleder, dabei in der
Einleitung betonend, daß die Zeiten, wo die grellen Theerfarben beliebt
waren, wie in der Tertil-Industrie, so auch in der Lederfärberei vorüber
seien und daß der moderne Geschmack sich in den matten Farben-
nüancen gefalle.

I- Färben der Safsianleder. Eine der beliebtesten und, wie es
scheint, von der Mode unabhängige Ledersarbe ist das Iuchtenroth,
welches man früher mit Rothholz und Zinnbeize herstellte. So einfach
diese Vorschrift lautet, so wurde doch sehr oft der gewünschte Farbenton
nicht erzielt und, abgesehen von den Uebelständen, welche die Fördere;
init polzsarben bedingte, ergaben sich häufig genug noch andere direkte
Schäden, z. B. durch partwerden oder gar Verbrennen der Leder durch
Einwirkung zu scharfer Zinnkomposition, zu heißer Farbe oder durch
zn hohe Temperatur dein, Trocknen. Wohl bot die Anilinfabrikation
Farbstoffe als Surrogate dieser polzfarbe unter den verschiedensten
Namen, wie Grenat, Grenadine, Rouge cuir, Rouge de Ruffie rc. dar;
die meisten davon gaben aber zu dunkle, blaue und unreine Töne, und

selbst die besten Präparate davon mußten mit anderen Farbenstoffen
avivirt und auf die richtige Nüance gebracht werden. Die genannte
Berliner Fabrik hat nun nach Eitner's Angaben Nüancen in diesem
Farbstoff hergestellt, welche rein und feurig sind und jenen der gang-
baren, mit polzfarbe hergestellten nicht nur gleichkommen, sondern
dieselbe noch übertreffen, und die direkt ohne Nüancirung beiin Färben
aus einem Farbenbade hervorgehen. Vorläufig sind drei Farbentöne
hergestellt mit der Bezeichnung: Iuchtenroth (I hell, Iuchtenroth GR
mittel, Iuchtenroth R dunkel. Doch sind alle drei, selbst R, verhältniß-
mäßig sehr hell gegen andere Fabrikate, der Farbento» aller ist s«tt
gelblich, rein und feurig. Die Anwendung der Farben ist eine sehr
einfache. Man löst den Farbstoff in einem reinen Kessel mit Wasser
durch Kochen auf. Obwohl der Farbstoff in allen Verhältnissen im
Wasser löslich ist, gibt man davon der leichteren Berechnung und auch
besseren Lösung wegen ; Theil Farbstoff auf ;oo Theile Wasser (i kg.
auf ;oo l. Wasser).

Nach dem Aufkochen läßt man die Farbstofflösung einige Stunden
(2—3) ruhig stehen, damit etwaige Unreinigkeiten sich zu Boden setzen
und die Farbe um so reiner werde. Beim Färben wird von dieser
Farbe und zwar, je nach der Größe des zu färbenden Fellpaares, mehr
oder weniger genomuien und mit warmem Wasser verniischt, wonach
das Färbebad hergestellt ist. Da man bekanntlich beim Färben nicht
sogleich mit concentrirten Farbbädern zu operiren beginnt, sondern
diese allmälig verstärkt anwendet, so wird beim Anfärben des ersten
Fellpaares zuerst ein sehr verdünntes Bad, dann ein zweites, etwas
stärkeres und erst als drittes das stärkste Bad zugegeben. Das zweiie
Fellpaar wird in dem bereits einmal gebrauchten zweiten, dann in dem
gebrauchten dritten Bad angefärbt, worauf es erst fein Bad frischer
Farbe empfängt, und so erhält jedes paar Felle zwei alte und ein
frisches Bad, wodurch natürlich in jedem Bad dreimal ausgefärbt,
dadurch aber sowohl der Farbstoff vollständig ausgenützt, als auch die
Felle allmälig immer stärker und dadurch gleichmäßig angefärbt werden.
Nach dem Färben schweift man die Felle mittelst Durchziehen durch
reines kaltes Wasser ab und bringt sie zum Recken, wobei sie etwas
geölt werden. Sollte denr Dcle, wie es Vorkommen kann, Birkentheer
(Iuchtenöl) behufs des Iuchtengeruchs zugesetzt sein, so muß zuvor
darauf gesehen werden, daß es nicht sauer reagire, sonst muß es durch
Soda neutralistrt werden.

Nächst dem rothen, von denen noch zwei weitere angeführt
werden, sind es die gelben und gelblichbraunen Farbentöne, welche,
ausschließlich mit Theerfarben erzeugt, sich dauernder Beliebtheit er-
freuen, von der großen Anzahl der für diesen Zweck gebotenen
Farbstoffe ist aber eine sehr geringe Zahl für die Lederfärberei voll-
kommen brauchbar; ein großer Theil davon hat die unangenehme
Eigenschaft, sehr leicht zu stecken, d. h. etwas wunde Theile des
Narbens der Leder stark dunkel zu markiren; andere sind sehr un-
beständig und verschwinden während der selbst schnellen und vorsichtigen
Trocknung, noch andere bedürfen zu ihrer Lösung Mineralsäuren,
welche letztere in den meisten Fällen nicht günstig auf das Leder ein-
wirken. Nachstehende Farbstoffe werden als besonders empfehlenswerth
bezeichnet und zwar ■. Das Phosphin-Orange — Phosphin ist bekannt-
lich im Wesentlichen salzsaures Lhrysanilin- und Lhr^sotoluidinsalz —
für die hellsten und intensiv gelbsten der gelbbraunen Töne, welche
man häufig als Mandelgelb bezeichnet. Der Farbstoff, ein hellrothes
Pulver, bedarf zu seiner Lösung etwas mehr Wasser, als die anderen
ähnlichen Farbstoffe; man nimmt auf ; Theil Farbstoff 500 Theile
Wasser und kocht auf, wodurch man eine vollkommen klare Lösung
ohne Bodensatz erhält, die man gleich als Färbebad ohne weitere
Wasserzugabe verwenden kann. Diese Farbe ist sehr feurig und be-
ständig, sie verliert beim Trocknen gar nicht, für manche Zwecke ist sie
aber zu feurig und lebhaft, man dämpft sie dann dadurch ab, daß
man die in der Farbe ausgefärbten Leder in einem Bad von Kalium-
dichromat behandelt. Die zur Zeit sehr gangbare gewöhnliche Gold-
orange-Lederfarbe stellt man mit deni Philadelphiagelb aus obiger
Fabrik dar. Man löst von diesem Farbstoff ; Theil in 200 Theilen
Wasser und verdünnt beim Ausfärben weiter, oder man löst in
300 Theilen Wasser und hat das Färbebad sogleich in richtiger Eon-
centration. Diese wie die obige Farbe steckt nicht auf wunden Narben-
stellen und ist beständig rein und feurig. Die röthliche Nüance dieser
Farbengruppe wird mit dem Berliner Braun G und zwar ganz in der
oben angegebenen weise erzeugt, an Beständigkeit, Feuer und Reinheit
steht auch diese Farbe den anderen nicht nach. Alle drei Farbstoffe
 
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