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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1880

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Heigel, Karl Theodor von: Ludwig I. König von Bayern und Thorwaldsen
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Ludwig I. König von Bayer» und Thorwaldse».

von Karl Theodor Beizet.

JE Urtheile, welche im Ständehaus, in Litera-
tur und Tagespresse über Aönig Ludwigs I.
Aunstschöpfungen laut geworden, würden ge-
sammelt und chronologisch oder nach Analo
gien oder sonstwie zusammengestellt — einen
artigen Beitrag zu einer Antik der öffentlichen Meinung
liefern. Noch nicht zwei Menschenalter sind seit dem Be
ginn der königlichen Tbätigkeit verflossen, und schon er-
scheint so mancher Ausspruch, der seinerzeit die Geltung
eines Axionrs beanspruchte rrnd erhielt, unbegreiflich. Jm
der Aammer hören wir die ninrmer verstummenden Alagen
der Gewissenhaften über die Unnöthigkeit und sündhafte
Aostspicligkeit der Aunstunternehmungen, über die Unge
rechtigkeit, um verstümnrelter Götzenmale und beinalter
Leinwand willen „des armen Mannes Pfeifchen" zu ver
theuern, d. h. die luxuriöse Laune eines Einzelnen die steuer-
zahlenden Bürger büßen zu lassen, die Alagen über Beeirr-
trächtigung der Provinzstädte gegenüber der Residenz, —
und dabei handelte es sich wohl benrerkt nur um Ausgaben
aus der Privatschatulle des Aönigs oder doch nur aus Er-
übrigungen der Staatskassen. Doch, still! jetzt spricht ein
Gervinus! Das klingt oder klang doch für uns Deutsche
ebenso, wie weiland für die Römer: „Tieero spricht." Leider
ergeht es mir bezüglich dessen, was Gervinus über das
„kommandirte" Aunstleben in Bayern geredet, wie dem
Tasca in Shakspeare's Julius Täsar mit der Rede Tieero's.
„Pat Tieero etwas gesagt?" — Pa, er sprach Griechisch.

„Mas wollte er denn? Pa, wenn ich euch das sage,
so will ich euch niemals wieder vor die Augen kommen.
Aber die ihn verstanden, lächelten einander zu und schüttelten
die Aöpse, doch was mich anlangt, mir war es Griechisch."
Die Münchener Glyptothek ist nach Gervinus ohne alle
Rücksicht auf Aunftwerth und Bedeutung des Erworbenen
completirt. Dem Aöniglichcn Sammler gebreche es ebenso
sehr an Sinn wie Berständniß für die Aunst, und all sein
Impetus fei auf kleinliche persönliche Eitelkeit zurückzusühren!
Nicht viel Tröstlicheres vernehmen wir von der Aunstkritik.
„Einsam und verlassen," sagt Permann Riegel, „stehen die
Pinakotheken auf freiein Felde, einsam und öde dehnt sich
die Ludwigsstraße zum Siegesthor hinaus. Die Bevölkerung

Münchens hat sich nicht dahin gezogen, wo ihr ein Macht
wort neue Stadttheile anweisen wollte, und geht man gar
etwas tiefer, so findet man im Verständniß der Aunstwerke
durch die Masse der Einwohner nur einen geringen Au
sammenhang zwischen beiden man überzeugt sich, daß ein
freier, künstlerischer Geist, ein lebendiger Antheil am Fünft
lerischen Schaffen in München nicht von Natur heimisch ist,
und sieht ein, daß ein Aönigswille wohl Aunstwerke hervor
Zaubern konnte , nicht aber zugleich auch dem Bolke eine
Aunst geben." Aber auch wohlwollende Beobachter wurden
durch die „Willkür und Gemachtheit" der Ludwig'schen
Aera erschreckt und prophezeiten den neuen Sternen raschen
Niedergang. In einein Briefe A. Schreiber's an S.
Boifferöe heißt es: „Ich muß meinen Unglauben an unsre
Zeit gestehen. Die Aunst ist für uns das Mädchen aus
der Fremde und durch ein von Außen gekommenes Streben
wieder entstanden. Die alten Meister kehren nicht wieder,
weil ihre Zeit nicht wieder kehrt." Das klingt fanft wie
eine Elegie unter dem Gejohle, das die Tagespresse, leider
zuweilen auch die anständige, gegen die Aöniglichen Unter-
nehmungen anstimmte. Namentlich die Glyptothek erregte
ihre Galle. Der eine Referent spricht von „hüpfender,
tändelnder Pracht", der andere von kahlen Toulissen; alle
aber waren über die Zwecklosigkeit des Ganzen einig, und
der Mann, der ideale Güter nicht kennt und nur das
wünscht, was ihm wägbaren Nutzen bringt, klatschte ihnen
Beifall, und der heilige Nolksmund nannte den Aunsttempel
das „närrische Aronprinzenhaus." Friedrich der Große fand
für solches Gebaren das rechte Mort: „Einige Personen,
welche für Aenner gelten, enscheiden über das Schicksal der
Stücke, und Ignoranten, die unfähig sind, zu urtheilen,
wiederholen das, was Andere gesagt haben. Solche Urtheile
beschränken sich nicht auf das Theater allein, sie machen
sich überall breit und bilden das, was man eines Menschen
Ruf nennt. Und auf dieser festen Grundlage beruht der
gute Name! 0 Eitelkeit der Eitelkeiten!"

Ein Glück, daß von all diesem Tadel und Zweifel
unberührt blieben — der Aönig selbst und seine Aünstlcr.
Allen Nergeleien zum Trotz hielt der Aönig an seinen
„Theken" und Malhallas fest, von der Ueberzeugung

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