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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1880

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Vereinschronik
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Unsere kunstgewerblichen Musterblätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.7024#0079

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•§- 75

Kern in Öen Erzeugnissen des naiven Volksgeschmackcs ver-
borgen liegt.

Daß die siebenhundertjährige Feier des erhabenen
perrscherhauses der Wittelsbacher auch in unserem Vereine
lebhaften Wiederhall fand, bedarf wohl kaum der aus-
drücklichen Erwähnung. pat ja doch unser erhabener
Protektor, König Ludwig der II., gerade bei dieser Gelegen-
heit bewiesen, mit welchem Interesse und welchem Wohl-
wollen er dem vaterländischen Handwerkerstände — dessen
herrlichste Sparte das Kunstgewerbe bildet — seine königliche
Fürsorge zuwendet. — Gab es da wohl einen würdigeren
Ausdruck für die begeisterte Antheilnahme unseres Vereines an
diesem Feste als den einstimmigen Beschluß, während der
Iubeltage das Monument jenes Wittelsbachers zu schmücken,

der zugleich der Vater unseres Protektors und zugleich der
Schöpfer des Nationalmuseums gewesen ist, aus dessen un-
erschöpflichen Schätzen wir ohne Unterlaß die kräftigsten
Impulse für unsere Bestrebungen schöpfen?

Meister Gedon übernahm es, die Idee des Vereines
durchzuführen. Leider, daß die Unbilden des Fimmels
mit seinem genialen Schmucke etwas unzart verfahren find!
Doch es ist ja stets der Gedanke, welcher einer Schöpfung
zu Grunde liegt, der ihr den wahren Werth verleiht und
in diesem Sinne darf es wohl ausgesprochen werden, daß
die Puldigung des Kunstgewerbevereines, die derselbe seinem
Ierrscherhause darbrachte, nicht nur eine aus vollem Perzen
kommende, sondern auch eine gelungene war.

Unsere kunstgewerblichen Nusterblätter.

Tafel 28: Schmuckkästchen, entworfen und ausgeführt von G.
Norroschcrvitz, in Firma I. Norroschewitz, Kunsthandlung lind Atelier
zur Ausführung kunstgewerblicher Arbeiten in Leipzig. Oie Grund-
farbe des Kästchens ist schwarz (iniitirtes Ebenholz). Oie aufgelegten
Plättchen sind aus Kastanienholz, welches in den (Ornamenten sichtbar
ist und elfenbeinartig wirkt; der Grund zwischen den (Ornamenten ist
grau. (Neutraltinte.) Oas Kästchen hat drei Abtheilungen, und zwar
den untern kleinen Schiebkasten und den mittleren großen Raum; der
obere Theil enthält ein Geheimfach, welches sich durch den Druck auf
den vorderen Rosettenknopf öffnet. Am Fuße ist das Kästchen 27*/2 Eent.
breit, es ist *J Leut, tief und ohne Henkel *8 Eent. hoch. Die sil-
bernen Beschläge sind vom Liseleur L. Scheele in Leipzig gearbeitet.

Tafel 29: Deckel zuin Schmuckkästchen auf Tafel 28.

Tafel 30: Jpcise- und Wohnzimmer, entworfen und ausgeführt
von Anton pöffenbacher, Hof-Möbelfabrikant in München. Das
Zimmer, welches für die vom bayer. Kunstgewerbeverein veranstaltete
und demnächst stattfindende verloofung bestellt wurde, enthält ein Büffet,
ein Kanapo, sechs Stühle, einen Auszugtisch, einen Servirschrank und
in der Ecke einen tVandbrunnen. Die hauptbestandtheile des Zimmers
sind aus dunkel gebeizten, Eichenholz, einzelne Theile aus mattem
italienischem Nutzholz, in Füllungen aus ungarischem Eschenholz mit
Adern von Ahorn und schwarz gebeiztem Holze. Die Sitzmöbel sind
nüt grünem, gepreßtem Sammet überzogen und init gelben Nägeln
beschlagen.


Tafel Zs: pfcilcrkästchcn, Jchliissclschränkchcn, Dandtuchhalter,
Dockerl, Gueridon und Jchmuckkäftchen ans dem Atelier für Kunst-
gewerbe von Gtto Lritzsche. Das Pfeilerkästchen wurde in italienischem
Nutzholz mit Füllungen aus ungarischem Eschenholz und mit Bordüre
ans deutschem Awetschgenholz ansgeführt. Die auch von (O. Fritzfche
entworfenen Beschläge kommen beim Veffnen der Thüre auf den,
schönen Eichenholzgrunde gut zur Geltung. Das Schmuckkästchen be-
steht aus imitirtem Ebenholz mit Füllungen aus (Olivenholz. Die
braungelbe Farbe des letzteren stimmt zu dem mattschwarzen Grunde.
Die anderen Gegenstände sind theils in Nutzholz Natur, theils in
dunkel gebeiztem Eichenholz gearbeitet. Das Pfeilerschränkchen, mehrere
Hockerl und der Handtuchhalter wurden für die verloofung des bayer.
Kunstgewerbevereins angekauft.

Tafel 32: wcinkrug, entworfen von <£. Grüucnwald. Der Krug
ist aus Krystallglas gedacht, die Fassung ans mattem Silber; einzelne
Verbindungsglieder, sodann der Griff und der oberste Theil des Deckels
sind glänzend auszuführen. Die Henkelfigur, die (Ornamente am
Henkel, sowie der Kopf mit den Festons am Bauch des Weinkruges
sind zu vergolden. In den Stein könnte ein Namenszug gravirt werden.
Der Krug ist zu den Gläsern auf Tafel *2 im zweiten Doppelheft
dieses Jahrgangs komponirt.

Tafel 33: StcinschnittGrnamcnto, entworfen von Lchrödtler.
Die auf dieser Tafel mitgetheilten Balkenverzierungen befinden sich an
der Panzerfregatte Bayern.


vermischte Mittheilungen.

Aus dem Jahresbericht des Runstgewerbevereins zu Magdeburg,
früheren Zweigvereins vom deutschen Gewerbemuseum. Der Verein
wurde im Jahre *869 auf Anregung des deutschen Gewerbemuseums
gegründet. Oie Bestrebungen des jungen Vereins wurden in den
Kreisen des konfnmirenden Publikums — insbesondere bei den Mit-
gliedern der Behörden und Korporationen — mit sichtlicher Wärme,
bei den Produzenten dagegen zunächst kühl, ja sogar mit einem ge-
wissen Mißtrauen aufgenommen, von den 2*7 Mitgliedern mit *330 M.
Jahresbeitrag des ersten Jahres waren wenig über *0 Proz. Produ-
zenten. So ging es fort bis zum Jahre *876, welches nicht nur in
finanzieller Hinsicht, sondern fast in jeder Richtung das Ende der sieben
ersten mageren Jahre bezeichnete. Im Jahre *877 wurde dem Verein
e»ie Staatssubvention für die Bibliothek bewilligt. Im Jahre *878

hörte der nunmehr selbständig gewordene Verein auf, ein Zweig-
verein des deutschen Gewerbemnseums zu fein. Mit den Erfolgen des
Magdeburger Knnsthandwerkes auf den Ausstellungen in Magdeburg
und in anderen Städten wuchs die Rührigkeit der Vereinsmitglieder.
Es wurden an Lehrlinge Prämien ertheilt, welche in kunstgewerb-
lichen Abbildungswerken zum Theil auch in Zeichenntensilien bestanden,
hierauf aber beschränkte sich nicht die Sorge für einen jungen, tüchtigen
Nachwuchs, es wurde zunächst die Gründung einer Fachschule für
Kunfttischlerei und holzbildhanerei angereg,, welche im Sommer dieses
Jahres eröffnet werden sollte. Sie wird die erste ihrer Art in Preußen
sein. Die Bibliothek und Vorbildersammlung des Vereins hat einen
erheblichen Zuwachs erhalten.

hr
 
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