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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1880

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Vereinschronik
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Unsere kunstgewerblichen Musterblätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.7024#0052

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Entwürfe von £. Döll, Schlossermeister Bußmann durch
einen mit bekannter Meisterschaft geschmiedeten Wandarm
und einen in gleicher Technik ausgeführten Blumentisch.
In Schmuckgegenständen excellirten insbesondere Juwelier
paymann, dessen preiswürdige und stilvolle Arbeiten hohe
Anerkennung verdienen, ferner £eigh & Blum, die wieder
eine neue Serie ihrer eigenartigen und mustergiltigen Fabrikate
zur Ausstellung brachten, außerdem paraffer, der haupt-
sächlich durch glückliche Verwendung von Email gute Wirk
ungen erzielt und £. Sperer. Von Portefeuillearbeiten sind
hervorzuheben die Albums des k. Hoflieferanten Karl Eschen
bach, sowie jene des Portefeuillefabrikanten I. Knipp aus
Offenbach a. M.; von Glas- und Zinnfabrikaten sind zu er
wähnen ein für die Verloosung angekauftes, nach einer Zeich
nung von A. Leder gefertigtes Bierservice der Firma £. £ich
tinger, eine neue Reihenfolge stilvoller Gläser aus der Theresien
thaler Arystallglasfabrik des perrn von poschinger und der
Fabrik von „Franz Steigerwald's Neffen", sowie ein Modell
zu einer zinnbeschlagenen Weinkaraffe von 5eitz Sc Seidl.
Textil- und Frauenarbeiten fanden vorzügliche Vertretung
durch die Meubelstoffe und Teppiche der rühmlichst be
kannten Firma £. Bernheimer, durch eine in der Farbe
außerordentlich fein gehaltene Seidenstickerei von Tlara
Menge, welche gleichfalls zur Verloosung angekauft wurde,
durch die Arbeiten der Damen Frl. Emoan, Agnes 21 litt
mann, Frl. Dietrich, von Beulwitz, insbesondere aber durch
eine Kollektion herrlicher Arbeiten aus dem renommirten
Mannheimer Stickereigeschäst des Fräulein Emma Sammet,
die sich durch fein empfundene Aufaminenstellung der Farben,
freie wohlverstandene Benützung der Kompositionen unserer
alten Meister, sowie gelungene Durchführung stilvoller, mo
derner Entwürfe und große technische Vollendung der 2lus
führung auszeichneten.

Großes Verdienst um die künstlerische Gruppirung der
gesummten Ausstellung, deren Totalwirkung durch die
stimmungsvolle Farbenharmonie des Festsaales wie in
einem Gusse zu wirkungsvollem Ganzen zusammengehalten
wird, hat sich unser £eiter der Ausstellungshalle, perr Preckle,
erworben, der das nicht allzuhäusige Talent besitzt, die ästheti-
schen Anforderungen des Unternehmens mit den kaufmänni-
schen Interessen der Aussteller in vollen Einklang zu bringen.

Einen hervorragenden Schmuck erhielt jüngst unser
neues Münchener Rathhaus, dessen um so mehr an dieser
Stelle gedacht werden niuß, als die Verfertiger desselben her-
vorragende Mitglieder unseres Vereines sind.

Es wurde nämlich im kleinen Rathhaussaale der große
gothische Riesenlustre (für Gasbeleuchtung) ausgehangen zu
dessen Perstellung sich die Schwesterstädte Augsburg und
München die pände reichten. Entworfen ist derselbe von
dem Architekten des Baues, Prof, pauberiffer, der hiebei
die schwierige Ausgabe zu lösen hatte, einen im eminentesten
Sinne des Wortes inodernen Gegenstand dem Geiste und
Stile der Gothik anzupassen.

Er hat sie mit bekannter Meisterschaft in originellster
Weise gelöst. Ein baldachinartiger Aufbau, unter welchem
sich eine Munichia befindet, entwickelt sich aus 6 dreiseitigen
Kapellchen, in denen aus zierlichen Postamenten Statuetten
stehen. Vierundzwanzig kerzentragende Arme wachsen
aus demselben heraus und geben in ihrer Gesannntheit
dem Ganzen eine äußerst glückliche Silhouette. Die stimmt
lichen Modelle, von welchen insbesondere die reizenden, un-
gemein ächt komponirten Figürchen hervorzuheben sind, hat
Pros, palbreiter gefertigt und durch dieselben seinen wohl
verdienten Ruf als Meister der Metalltechnik und fein
fühlender Künstler neuerdings bewährt.

Ausgeführt wurde die gewaltige Arbeit in den mit
Augsburgs Lmporblühen so eng verknüpften Werkstätten
der Firma Riedinger, die dadurch bewies, daß wir weder
französische noch englische Konkurrenz mehr zu scheuen haben.

Siebentausend Arbeitsstunden gehörten dazu, um das
Werk zu vollenden, das nun in späten Jahrhunderten noch
von der Blüthe deutsche» Kunstgewerbes in Augsburg und
München Zeugniß ablegen wird.

Berichtigung: In unsere!» letzten Bericht über die Ausstellungs
Halle hat sich ein Irrthum eingeschlichen, indem die Worte: „einen flott
komponirten Handtuchhalter, ein reizendes Schlüsselkästchen, ferner ein
im Geschmack der Spätrenaissance komponirtes und von Wörthmann
mustergiltig ausgeführtes Buffet, sowie ein niedliches Schmuckkästchen"
auf Herrn Fritzsche, Atelier für Aunstgewerbe, sich beziehen sollen und
nicht Herrn Riesmann, wie irrthünilich zu lesen.

Unsere kunstgewerblichen Musterblätter.

Tafel \n: Gewehrschaft, entworfen von Prof.Ferdinand Barth.
Die Eisentheile sind zu graviren. Die Grnamente des Holzschaftes sind
in sehr flachem Relief in Birn- oder Nußbaumholz zu schnitzen.

Tafel *5: Gberlichtgitter eines hausthores, entworfen von
Gabriel Zeidt, geschmiedet vom hofschlossermeister D. Buhmann in
München. Das Gitter ist für das Wohnhaus des hrn. I. T. Schön
in Worms bestimmt.

Tafel tüt Dalsgehänge, entworfen und ausgefllhrt von Prof.
Adolf Balbreiter. Die Kette wie das Anhängsel sind in Gold ge-
gossen und theilweise emaillirt.

Tafel Z7: Standuhr, entworfen von Prof. Georg Bauberisser.
Ein Hauptmotiv zur Komposition dieser Uhr ist die architektonische
Verbindung des Kastens, welcher wie bei vielen Schwarzwälder Uhren
zum Schutz der Gewichte dient, mit der Uhr selbst. Die im Geist
der Renaissance entworfene Uhr ist für die verloosung des bayerischen
Kunstgewerbevereins in Nußbaumholz ansgeführt.

Tafel t«: pfeilerschrank, entworfen von Otto Fritzsche. In

dunkel gebeiztem Eichenholz mit Eschenfüllung oder auch in Naturnuß-
holz mit dunkleren Füllungen auszusühren.

Tafel J9: tvaschkasten, entworfen vom Bildhauer G. beyberger
in Ulm. In verschiedenen Holzsorte» auszuführen, der Hauptsache »ach
in Eichenholz, die Füllungen in ungarischem Eschenholz, die dunkleren
Streifen etwa in Zwetschgenbaumholz.

Tafel 20: Zwei Metallleuchter. Der Leuchter mit den Engels-
köpfchen ist entworfen von Eduard Wagner in Dresden, der andere
von Hugo Osterloh in Berlin. Die Grnamente sind so gehalten, daß
sie auch gepreßt werden könnten.

U*

Berichtigungen: Für das letzte Mitgliederverzeichniß sind

nachzutragen: Herr Rnd. Peters (Firnis Fr. Peters) in Berlin und
P. Vetter, Spiegel- und Rahmenfabrikant in Stuttgart.

Herr Radspieler wurde nicht mit 36 Stimmen, wie im vorigen
Heft mitgetheilt ist, sondern mit 36 Stimmen in den Ausschuß
gewählt.

Das Preisausschreiben aus Dresden ist auf der dritten Seite des Umschlages.

Verantwortlicher Redakteur: vr. S. Lichten st ein. — Verlag von G. hirth in Leipzig A München. — Druck von KnorrAhirthin München.

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