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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1880

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Unsere kunstgewerblichen Musterblätter
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-3- H ■*

Unsere kunstgewerblichen Musterblätter.

Tafel (: Handspiegel, entworfen von Rudolf Zeitz. Dieser
Spiegel, der sich als Sinnbild getreuer Wiedergabe zum Geschenk für
eine Schauspielerin eignen würde, könnte auch als ein memento mori
aufgefaßt werden, durch welches die Eitelkeit zurückgescheucht wird.
Der Rahmen des Spiegels ist aus Elfenbein gedacht. Der Todten-
schädel, welcher an dem Füllhorn der Fortuna nagt, könnte von dem
Skelett eines Wiesels oder Hermelins fein. Alle übrigen Theile, die
Rette um den Rahmen, das Füllhorn, sowie die Hörner, welche aus
dem Kopf herauswachsen, sind theils aus oxydirtem, theils aus ver-
goldetem Silber gedacht.

Tafel 2: Taseltuch, entworfen und ausgeführt von Barbara Wolf.

Platt- und Rreuzstichstickerei. Das Dessin ist in rothem und blauen
Stickgarn auf ungebleichtem Leinen auszuführen.

Tafel z: Schale, entworfen von Paul Iiegler. Die Schale ist in
Zinn auszuführen, die Füllung zu graviren oder zu ätzen. (Gleiche
Größe.)

Tafel <*: Töpferarbeiten aus der Runsttöpferei von Hausleiter
$ Tisenbeis in Frankfurt am Main.

Tafel 5: Ichlaszimmereinrichtung von Zeitz $ Zeidl. Bett, Stuhl,
Schemel, Nachttischchen und Schrank.

Tafel 6: Buchdecke, entworfen von Lrich Brockseld. Schwarz-
druck auf farbigem Ealicot.

vermischte Mittheilungen.

Ans dem bayerischen Kunstaewerbeverein. In dem vorigen

Lieft dieser Zeitschrift wurde erwähnt, daß der erste Vorstand des
Vereins Hr. v. Miller am q. November (879 die Reihe der wöchent-
lichen Mitgliederversammlungen mit einer Rede eröffnet habe. Vorträge,
musikalische Genüsse, humoristische Darstellungen, Ausstellung und Er-
klärung kunstgewerblicher Gegenstände beschäftigten in buntem Wechsel
an den verschiedenen Dienstagsabenden die Mitglieder. Es wurden
bisher folgende Vorträge gehalten. Am ((. November (87g las Hr.
vr. Hjrth über Farbenlehre und ihre Anwendung auf die Dekorations-
kunst, an, 25. November Ejr. Dr. Lichtensteiu über die Bestrebungen
der modernen Malerei, am 2. Dezember Hr. Dr. Stieler über den Leon-
hardtsritt und seinen Zusammenhang mit den aus der Heidenzeit
überlieferten Anschaungen, am 9. Dezember Hr. Prof. Dr. Sepp über
Erzportale mit besonderer Berücksichtigung der in Aussicht genommenen
Herstellung der neuen Portale für den Rölnerdom, am (S. Dezember
Hr. Professor v. Bezold über Farbenlehre und deren Anwendung auf
das Runstgewerbe. Dieser Vortrag war von höchst instruktiven Ex-
perimenten begleitet. Am 30. Dezember gab Hr. Direktor Lange einen
Rückblick auf die kunstgewerbliche Bewegung des zu Ende gehenden
Jahres, am 20. Januar (880 las Hr. G. Seidl über Innungen, am
3. Febr. Hr. Professor Dr. Ruhn über den herrlichen Fuggerbrunnen
im Garten des Nationalmuseums und am (0. Februar, am Fastnachts-
dienstag, hielt Hr. Professor Sepp einen humoristischen Vortrag über die
Entstehung des Faschings. — von besonderer Bedeutung für die Neu-
gestaltung des Innungswesens war der Abend des 20. Januar. Herr
v. Miller hatte im vorigen Jahr den Vorschlag gemacht, die Vertreter
verwandter Gewerbe möchten in sechs Gruppen sich vereinigen, um ge-
meinschaftlich ihre Interessen zu wahren und ihr eigenes Rönnen wie
das der nachwachsenden Generationen zu steigern. Nun traten zuerst
die Metallarbeiter und zwar in festlicher Weise zusammen. Die Redner-
bllhne war von trefflichen Gitterwerken aus alter und neuester Zeit
umgeben, von dieser Bühne ans wurden von Hrn. Professor von
Miller gedichtete Verse gesprochen, worauf sich eilt festlicher Zug in
den Saal bewegte, vier Fiedler schritten dem Zug der bekränzten
Lehrburschen voran, welche die Zunftlade und einen riesigen Schlüssel
trugen, dessen Bedeutung die Verse hervorhoben: „Zu alter Zeit, zu
jeder Frist der Erst' im Haus der Schlüssel ist." Im Verlauf des
Abends versprach Hr. Bildhauer Gedon dem Lehrbuben, welcher das
beste Gesellenstück machen würde, einen Preis von (00 Mark. Der
Schlüssel prangt jetzt an der Decke der Trinkstube des Vereins. — Die
Ausstellungshalle des Runstgewerbevereins enthielt in der letzten Zeit
treffliche Arbeiten in geschmackvoller Anordnung; zumal um die Weih-
nachtszeit war die Halle von einer großen Menge von Räufern be-
sucht. Die Freude am Besitz von Arbeiten, welche durch ihr künst-
lerisches Gepräge eine Augenweide bilden, ist offenbar in immer
weiteren Rreisen im Wachsen begriffen.

■X»

Ans dem Bericht der Bcurtbeilungs-Rommission über die Preis-
bewerbung für kunstgewerbliche Arbeite», veranstaltet aus Antrag

des Lunstgewerbe-Museums zu Berlin und der permanenten Bau-
ausstellung im Aabre j$70. wie die Ausstellungen, so scheinen auch
die Konkurrenzen die kunstgewerbliche Bewegung in Deutschland in
hervorragender Weise zu fördern. Ueber die vom bayerischen Runst-
gewerbeverein veraulaßte Ronkurrenz wurde im letzten Heft des vorigen
Jahrgangs Bericht erstattet. Die Wahl der zu entwerfenden Gegen-
stände war von dem Verein freigegeben. Die Berliner Einladung zur
Preisbewerbung für kunstgewerbliche Arbeiten stellte vier Aufgaben.
Aufgabe I: Eine Fontaine in gebranntem Thon im Stil der Renaissance
für ein Vestibül, Gewächshaus oder dergl. Aufgabe II: Eine Staffelei
im Stil der Renaissance als Ausstattungsstück für ein elegantes Wohn-
zimmer nebst auflegbarer Mappe zum Aufheben von Aquarellen,
Stiche» rc. Aufgabe III: Anfertigung eines leinenen Tischgedeckes mit
farbiger Borte. Aufgabe IV: Eine Garnitur Tafelgläser. Als Ehren-
preise für die drei besten Lösungen der ersten und zweite» Aufgabe
waren 500, 300 und 200 Mark, für die der dritten SOO, 900 und
300 Mk. und für die drei besten Lösungen der vierten Aufgabe 700,
500 und 300 Mk. bestimmt. Die zur preisbewerbung gelieferten
Gegenstände mußten vollkommen ausgeführt fein. Zeichnungen und
Modelle wurden nicht zugelassen. Das Urheberrecht sollte den Ver-
fertigern vollständig gewahrt bleiben. Die eingelieferten Arbeiten sollten
voin 30. Dezember (879 bis zum 3(. Januar (880 im Runstgewerbe-
Museum ausgestellt werden. Bei jedem einzelnen Gegenstände waren
die Namen aller an der Erfindung oder Ausführung selbstständig be-
theiligten Mitglieder anzuführen. Der Schlußtermin für die Einlieferung
der laut Aufgabe I anzufertigenden Fontaine wurde auf Antrag mehrerer
Betheiligten auf den 30. April (880 verschoben. Die für die Lösung
der übrigen Aufgabe:: von der Beurtheilungskommission vorgeschlagenen
Ehrenpreise wurden von: Ministerium für Handel und Gewerbe ge-
nehmigt und den betreffenden Bewerbern überwiesen. Zur Lösung
der Aufgabe II waren acht Staffeleien mit Mappe eingeliefert. Den
ersten Ehrenpreis erhielt Franz Riefhaber, Bildhauer in Magdeburg,
den zweiten erhielt B. Scherk in Berlin. Den Entwurf zu Scherk's
Staffelei machte Architekt A. Schaum in Berlin. Der dritte Preis
wurde nicht ertheilt. Zur Aufgabe III waren sechs Arbeiten ein-
gegangen. Der erste Ehrenpreis wurde dem Gedeck von Trautvetter,
Wiesen & Lo. in Müstewaltersdorf in Schlesien zuerkannt (Entwurf
von: Fabrikzeichner Latzelberger), der zweite und dritte Preis wurde
nicht ertheilt. Zur Aufgabe IV waren sechs Bewerber, zum Theil
mit mehreren Garnituren von Gläsern in die Ronkurrenz eingetreten.
Den ersten Preis erhielt die Garnitur von F. Heckert in warmbruun
(Entwurf von: Baumeister W. Ereiner in Berlin), den zweiten Preis
erhielt die Garnitur von P. Raddaz & Eo. in Berlin (Entwurf von
den Architekten Friebns und Lange in Berlin), den dritten Preis end-
lich erhielt die Garnitur von M. Mentzel in Breslau (Entwurf vom
Baumeister M. Eremer in Berlin).

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