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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1880

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Gästebuch für ein Wormser Patrizierhaus, in alter Ledertechnik ausgeführt
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Unsere kunstgewerblichen Musterblätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.7024#0063

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Gästebuch für ein Wormser patrizierbaus> in alter Lebertechnik ausgeführt.

von (Ptto Lupp.

; ~)(E:r£ Lederarbeit wird heutzutage wenig inehr
ausgeübt; da es aber sehr wünschenswerth wäre,
wenn dieselbe wieder in Schwung käme, so gebe
ich nachstehend eine Beschreibung ihrer technischen
Behandlung.

Bin Voraus bemerke ich, daß die Arbeit an und sür
sich nur wenig Schwierigkeiten bietet, die sich bei ein wenig
Aebung und Ausmerksamkeit auch leicht überwinden lassen;
das Gelingen hängt viebnehr hauptsächlich von einer guten,
der Technik und dem auszuführenden Gegenstände ent-
sprechenden Zeichnung ab.

Diese überträgt man auf das ausgespannte Aalbs
oder Rindsleder, und zwar am besten, indem man das
letztere mit Wasser ein wenig anfeuchtet, die Zeichnung
darauf legt und dann deren Routouren init einein harten
Bleistift stark nachfährt, hierdurch drücken sich diese scharf
und klar darin ein.

Diesen Rontour schneidet man mit einem scharfen und
spitzen Blcsserchen nun ziemlich tief in das Leder hinein. Als
dann legt man dasselbe in lauwarmes Leimwasser und lasse cs
6—8 Stunden darin liegen, bis es ganz weich geworden; man
lasse es dann ein wenig antrocknen und drücke nun mit
einem Nodellirstäbchen den Grund zwischen den Aontouren
der Zeichnung nieder; will man einige Stellen recht plastisch
hervortreten lassen, so drücke man diese von der Rückseite heraus.
Man kann diese Stellen dann später mit Wachs oder Baum
wolle unterlegen, damit sic nicht wieder zurücksinken; hat man
zum Ausweichen starkes Leimwasser genommen, so ist dies
nicht nöthig. Ist dies geschehen, so punktire man den Hinter-

grund mit einem Stahlpunzen und vollende dann mit Hilfe
von Modellirstäbchen, Messerchen, Stricknadeln und Allem,
was einem dazu gerade tauglich erscheint, die Zeichnung.
Ist das Leder während dieser Arbeiten zu trocken geworden,
so kann man es beliebig oft in dem Leimwasser wieder auf-
weichen. Wenn Alles fertig ist, lasse man es völlig trocken
werden, wobei dasselbe nicht nur in hohem Grade erhärtet,
sondern auch einen sehr malerischen, tiefgoldigbraunen Ton
erhält; dann übergebe inan es zur weiteren Verarbeitung,
Einbinden rc. rc. einem geschickten Buchbinder, den man
aber noch besonders darauf aufmerksam mache, daß er die
Arbeit nicht pressen oder drücken darf.

Es lassen sich auf diese Weise nicht nur, wie im vor-
liegenden Falle, Buchdeckel, sondern eine ganze Menge
kunstgewerblicher Dinge ausführen, z. B- Schmuckkästchen,
Dolch- und Degenscheiden, Etuis für Aleinodien, Diplome,
allerhand Instrumente rc. rc., meinethalben auch für
Eigarren.

Mustergiltige Vorbilder derartiger Arbeiten enthält
nahezu jede größere Antiquitätensammlung, hervorragend
schöne das germanische Museum in Nürnberg und das
bayr. National Rluseum in München. Wie in diesem, so
figuriren auch in den ineisten andern Sammlungen diese
Arbeiten unter der unrichtigen Bezeichnung: gepreßte Leder-
arbeiten.

In Deutschland wurde diese Technik am meisten und
schönsten im jo. Jahrhundert, seltener in der Renaissance-
und Zopfzeit betrieben, im Wälschland dagegen stand sie
iin j6. und j7. Jahrhundert in vollster Blüthe.

Stipendium für junge Handwerker.

Der bayr. Aunstgewerbeverein hat beschlossen, aus den Zinsen der habenschaden'schen Stiftung zwei Preise von je
"» '^arf für solche junge Handwerker zu bestimmen, welche bei einem Rlitgliede dieses Vereines ihre volle ausbedungene
L>. In zeit erfüllt und am Schluß durch ein Probestück Nachweis über das Erlernte zu bieten vermögen.

Bewerber um dieses Stipendium haben bis j. November j880 dieses Probestück nebst Zeugnis; ihres Lehrmeisters
übn ihr Betragen und den Nachweis, daß die Lehrzeit erst im Jahre j880 beendet wurde, an die Unterzeichnete Vorstand-
lchaft einzuliefern.

Die Vorstandschaft des bayr. Aunstgewerbevereins: v. Miller.


Unsere kunstgewerblichen Musterblättcr.

Tafel 2;: Aquarium, von Sr. Majestät dem deutschen Kaise
als zweiter Ehrenpreis zur internationalen Fischerei-Ausstellung ii
Berlin gegeben. Erfindung, Modell und Ausführung von Profess0
Lritz v. Miller in München. Vas treffliche Werk ist im vorigen kjel
S. q? besprochen. Ls folgen an dieser Stelle einige Notizen über di
Ausführung. Das Gestell ist ans Schmiedeeisen, die Füße aus Bronze
Schilf und wafferblumen find in Messing und Kupfer getrieben. Lek
teres ist verschiedenartig oxydirt. Die von dem Dreifuß getragen

Majolikaschale, zur Aufnahme lebender wasserpfianzen bestimmt, ist
blaugrün glasirt, mit Delphinen in etwas hellerem Tone. Die Fassung
der Schale ist vergoldet. Ueber dieser meergrünen Schale sind drei Nixen
(in oxydirter Bronze), welche in goldenem Netze die Fische gleichsam
aus der Fluth emxorheben.

Die Eisenarbeiten sind nach gegebener Zeichnung vom Schlosser
Bußmann in München geliefert. Die Majolikaschale lieferte die Fabrik
von Utzschneider in Saargemünd.

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