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Dengler, Georg [Editor]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — N.F. 3.1881

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3. Heft (1884)
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Miscellen über Altarbauten
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Praktische Notizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26638#0046
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was er ihnen sagen würde, so ließ er die Säulen herbeibringen und
sagte, er möchte gerne diese Sänlen mit Silber bekleiden lassen, und
er fing an zu bitten, daß sie ihm dazu behilflich sein möchten. Alle
stimmten bei auf das bereitwilligste. So bekleidete er denn mit ihrer
Hilse die Säulen und ließ sie auf sehr schön ausgehauene Basen von
Stein stellen. Auf die Säulen setzte er vier Bogen, welche er auf
der einen Seite mit vergoldetem Silber, auf der anderen mit ver-
goldetem Kupfer bekleidete. Auf die Bögen und Säulen legte er eine
Platte von der Größe, daß sie das ganze Ciborium bedeckte. Diese
Platte hatte in der Mitte eine runde öeffnung, welche innerhalb rings
herum mit vergoldetem Kupfer überkleidet rvar, unten aber einen
hervorstehenden Rand hatte, den er mit Silber überkleidete, was
später ein gewisser Abt wegnahm und Blei dasür anbrachte. Jene
(die Decke des Ciboriums bildende) Platte war auf ihrer unteren
Fläche ganz mit vergoldetem Kupfer schön bedeckt und hatte in er-

Ueber Gdelsteine

bringt die vortreffliche Linzer „theologisch-praktische Quartal-
schrift" aus der Feder des I>. Resch 8. -l. folgende Abhandlung:

Die hübsche Zierde, welche Edelsteine selbst werthlosen Gerüth-
schaften verleihen, und der hohe Preis, in dem ächte Edelsteine
stehen, hat von jeher die Veranlassung zur Jmitation gegeben. Nun
ist es zuweilen nicht gleichgiltig, zu wissen, ob die Steine an einer
Lunula, Monstranze oder ähnlichen Gegenständen wirklich ächt seien.
Wenngleich eine jeden Zweifel ausschließende Untersuchung nur mit
wissenschaftlichen Hilfsmitteln ausgeführt werden kann, gibt es doch
anderweitige Anhaltspunkte, die geeignet sind, uns wenigstens vor
grobein Betruge zu schützen. Dieser Umstand dürfte es entschuldigen,
wenn wir versuchen, an dieser Stelle eine kurze Anleitung zu geben,
wie man etwaige Steine auf ihre Aechtheit prüfen könnte.

Vorzugsweise sind es folgende Eigenschaften, die wir in Betracht
ziehen müssen: Farbe, Durchsichtigkeit, Glanz und Härte.
Nur für letztere wäre eine mineralogische Härteskala von großem Vor-
theile; da aber diese nicht überall zur Hand ist, müssen wir uns mit
Glas, Feuerstein und einer feinen englischen Feile helfen. Die H ärte
kann aber auf zweifache Weise untersucht werden: Entweder ritzt man
den fraglichen Edelstein, oder man ritzt mit dem Edelstein einen der
drei genannten Gegenstände; was vortheilhafter ist, hängt von den
Umständen ab. So z. B. kann man mit einem rundlich geschliffenen
Opal ein Glas nicht ritzen, wohl aber mit den Ecken oder Kanten
eines Bergkrrfftalls. Jm ersteren Falle wird man also versuchen, ob
man mit einem scharfen Glassplitter den Opal nahe an der Ein-
fassung ritzen könne. Natürlich läßt sich ein Juwelier solche Prüfungs-

Mtseellen nber Altarbanten. — Praktische Notizen.

habener Arbeit die Bilder der vier Evangelisten und anderer Figuren.
An den vier Seiten waren silberne Streifen angebracht und auf jeder
Seite war in goldenen Buchstaben je einer der vier folgenden Verse
zu leseu:

lloo opus oxiguuiu ckivorsw urtiüus aotuui
Uort tibi OreZori supplsx äovotio sorvi.

?ra.6sulis iuckigui, gueiu tu ouiu plebs lickoli
Ooiijun^as turinis prsoilius patsr uluis supsrliis.
d. h.: Dieses Werk, ob auch klein, doch die Arbeit mehrer Künste
Weiht, Gregorius, Dir mit frommer Bitte Dein Diener,
Bischof ohne Verdienst. Führ' ihn und der Gläubigen Heerde,
Vater, durch Dein Gebet einst hin zu den seligen Schaaren.

Ueber der Oesfnung der Decke war ein vieleckiger, vergoldeter
Helm auf gedrechselten hölzernen Säulen angebracht, und auf dem-
selben das Bild eines weißen, nach dem Volke schauenden Lammes.

'chiiyirciu Polire,,.

methode nicht gefallen; aber mit Unrecht. Denn ist z. B. der Stein
wirklich ein ächterOpal, so kann er von Glas gar nicht geritzt
werden; freilich, wenn der Juwelier ein schlechtes Gewissen hat, —
und er weiß, warum — dann kann er einer solchen Proeedur nimmer
zustimmen. Das wäre aber für uns ein nicht zu mißverstehender
Wink! Wenn wir aber bereits Eigenthümer des Steines sind, können
wir wohl solche Versuche anstellen, was immer dann das Resultat
sein möge.

Von den sehr zahlreichen Mineralien, die sich wegen großer Härte,
schöner Farbe, wegeu Durchsichtigkeit und Glanz zu Schmucksteinen
eignen, sind es aber nur eine verhältnißmäßig kleine Anzahl, die wir
an kirchlichen Werthgegenstäuden anzutreffen pflegen; und selbst unter
der geringen Zahl sind es wiederum nur einige wenige, die uns ge-
wöhnlich begegnen. Dadurch vereinfacht sich die Untersuchung bedeutend.

Behufs leichterer Orientirung wollen wir die gewöhnlichsten Edel-
steine näch Härte, Farbe und Durchsichtigkeit in eine Tabelle zusammen-
stellen, auf die wir dann im Ferneren zurückgreifen können.

1. Das Fensterglas ritzen nicht:

Gelb: Bernstein (durchsichtig).

Grün:Malachit (undurchsichtig).

2. Das Fensterglas ritzen:

Ritzen aber den Feuerstein nicht:

u. durchsichtig. b. durchscheinend. c. undurchsichtig.

Farblos: Bergkrpstall Opal -

Gelb: Citrin — -

Lh-,!°lich

j Amazonenstem-

>rün:

M. 15. 1884.

Der Altar selbst war hohl. Er hatte gegen Osten eine Tafel
(Antipendium) vom besten Golde und mit Edelsteinen verziert. Gegen
Westen war eine mit Silber überzogene Tafel, welche in der Mitte
ein Bild der heiligen Maria in erhabener Arbeit, aus dem besten
Golde gefertigt, enthielt, ein Talent Gold wiegend, welches der Abt
Berthold zur Zeit einer Hungersnoth herabnahm, in kleine Stücke
brach und zum Ankaufe von Getreide veräußerte. Ueber dem Altare
hängen verschiedene Gehäuse mit Reliquien von Heiligen.

Zu dem Altare selbst stieg man vom Chore aus auf mehreren
Stufen. Auf der letzten dieser Stufen war in der Mitte ein etwas
vertiefter Raum, so breit als der Altar, mit viereckigen Steinen um-
stellt, und bis an den Altar selbst reichend, wo die Betenden sich
niederknieten. Vor dem Altare war eine Marmorplatte von grüner
Farbe in den Boden gelegt, welche die dort Knieenden zu küssen
pflegten. (Freiburger Diözesan-Archiv, Band II S. 356.)

Blau:

s.. durchsichtig. >,. durchscheinend. o. undurchsichtig.

Grünlichblau:- — — Kalait

' _ > ^ i Lasurstein

' Blauspath

Roth: - Carneol Jaspis

Violett: Amethpst -

II. Ritzen auch den Feuerstein:
a) Aber keine engl. Feile:

Gelb: Hpazinth.

Grün: Smaragd.

Blau: Aquamarin (auch durchscheinend).

Roth: Granat (zts. undurchsichtig).

l>) Ritzen auch eine engl. Feile mehr minder leicht:

Farblos: Topas, Diamant (kann alle Farben haben).

Gelb: Topas. Grün: Chrysoberyll. ^

Blau: Saphir. Roth: Rubin.

Violett: Orientalischer Amethyst (- Korund).

Von dieser Tabelle sind ausgeschlossen worden alle buntfürbigen
Schmucksteine, wie die oft vielfärbigen Achate, sowie die Jmitationen
oder Glaspasten. Erstere wären einzureihen unter 2. ä., Ii und o,
letztere können durchsichtig bis uudurchsichtig sein und sind bald weicher,
bald härter als Fensterglas. Doch von diesen später.

Bevor wir von der Tabelle einen Gebrauch machen, müssen wir
noch auf einige betrügerische Manipulationen aufmerksam
machen, deren Gegenstand unsere Edelsteine sind; wir meinen die
Unterschiebung, Doublirung, Foliirung und Jmitation.

(Schluß folgt.)
 
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