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Österreich / Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale [Hrsg.]
Kunstgeschichtliches Jahrbuch der K[aiserlich-]K[öniglichen] Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale - Beiblatt für Denkmalpflege — 1907

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Heft I
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https://doi.org/10.11588/diglit.18481#0023
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NOTIZEN

Die karolingische Pfalz in Ranshofen

Die vom Korrespondenten Preen durchgeführten
Grabungen gestatten, wie seinem Berichte zu ent-
nehmen ist, den Schluß, daß sich die Pfalz an der
Stelle der jetzigen Pfarrkirche befunden hat und
südlich davon die Wirtschaftsgebäude gestanden sind,
zu denen der alte aus Tuff gebaute, noch bestehende
Ziehbrunnen gehört haben mag.

Das Kloster Monte Merlo bei Tkon
auf der Insel Pasman

Ähnlich wie es dank der modernen Malerei
heute nicht mehr notwendig ist, wie man einst
dachte, bestimmten „heroischen und romantischen“
Landschaften nachzureisen, wenn man die Natur
künstlerisch genießen will, da jene Eigenschaften
der landschaftlichen Schönheit, die den modernen
Menschen interessieren und anziehen, nicht an be-
stimmte auserwählte Motive gebunden sind, ähnlich
sind auch die Grenzen durchbrochen worden, an
welche durch akademische Theorien über den ab-
soluten „ewigen“ Wert bestimmter Kunstperioden
und Kunstwerke unser Verhältnis zu den Kunst-
schöpfungen der Vergangenheit gebunden gewesen
ist. Heute kann man eine größere Anzahl der Rom-
pilger, die nach alter Sitte eine „italienische Reise“
unternommen haben, im chiostro di San Paolo oder
beim Hain der Egeria finden als vor der Laokoon-
gruppe, gewiß nicht nur Leute, die für künstlerische
Werte empfindungslos sind und gewiß auch nicht
deshalb, weil man die künstlerische Bedeutung der
griechischen Skulpturen nicht mehr anerkennen
würde: man hat an den alten Denkmalen Qualitäten
zu schätzen gelernt, die von dem wirklichen oder ver-
meintlichen absoluten Kunstwerte unabhängig sind und
die an keine kunsttheoretische Vorbildung gebunden
in allen Herzen, die künstlerischen Sensationen nicht
verschlossen sind, eine Resonanz zu erwecken ver-
mögen. Zu dem kunstgeschichtlichen Werte gesellte
sich ein Denkmalwert, der sich mit dem letzteren nicht
ganz deckt, der weniger durch historische Erwägungen,

als durch die allgemeine künstlerische Kultur unserer
Zeit bestimmt wird.

Auch vom Gesichtspunkte dieses modernen
Denkmalwertes können unerwartete Entdeckungen
gemacht werden, deren eine hier verzeichnet werden
soll.

Eine halbe Stunde von dem freundlichen Dorfe
Tkon, auf der Insel Pasman, Zara Vecchia gegenüber
liegt auf dem Monte Merlo ein verlassenes Benediktiner-
kloster. Es ist, wie eine Inschrift über dem Seiten-
portale der Kirche berichtet, im Jahre 1369 erbaut
worden, von den Venezianern offenbar, denn veneziani-
sche Kunst tritt uns überall entgegen. Die architek-
tonischen Details und die Skulpturen, welche das
Kloster und die Klosterkirche schmücken, besonders
das prächtige Portal der Kirchenfassade mit einer
thronenden Madonna im Tympanon, erinnern an die
phantasievollen Werke der Meister, die um die Mitte
des Trecento am Dogenpalast gearbeitet haben, und
der schöne gemalte Kruzifixus, der sich in der Kirche
befindet und aus der Zeit ihrer Erbauung stammt,
steht den Bildern des Lorenzo Veneziano nahe.
Venezianisch ist auch die Gesamtanlage. Es ist nicht
die typische mittelalterliche Klosteranlage, bei der
die Gebäude nach einem traditionellen Schema auf
Grund eines geometrisch regelmäßigen Gesamtplanes
ausgeführt wurden. Das Kloster gleicht eher einem
Kastell, doch sind die einzelnen Höfe durch kleine
in verschiedener Höhe angelegte Gärten ersetzt. An
Stelle des Kreuzganges ist eine Terrasse gebaut
worden, wie sie jeder venezianische Patrizier bei
seinem Hause hatte. Es ist eine jener märchenhaften
architektonischen Anlagen, wie wir sie auf Carpaccios
Gemälden sehen können. In der Lagunenstadt selbst,
wo der Phantasie der Architekten durch Wasser und
Sand bestimmte Grenzen gesetzt wurden, hat sich
nichts ähnliches erhalten.

Das wäre an und für sich interessant genug.
Und doch bietet der phantastische, efeuumsponnene,
hoch über dem Meere schwebende Bau, dessen dem
Untergange geweihte Mauern blühende Gärten bergen
und dessen weltentrückte und dem Leben verschlossene
Räume und Terrassen einen Blick von unvergeßlicher
Schönheit überLand und Meer gewähren, noch tausend-
 
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