BERICHTE
Die Überreste alter Bemalungen an den Fassaden der Bauernhäuser
in Tirol und Vorarlberg
Auch demjenigen, welcher auf seinen Wande-
rungen durch verschiedene Gegenden der Alpenländer
den älteren Wohnbauten der bäuerlichen Bevölkerung
daselbst nur eine flüchtige Beachtung geschenkt hat,
wird nicht entgangen sein, daß hier, scheinbar nur
in einzelnen Fällen, die schlichte Architektur der
Bauernhäuser durch Bemalungen ihrer Außenfronten
in wirkungsvoller Art belebt wurde.
Eine gründliche Erforschung dieser Bautypen
führt hingegen zu dem berechtigten Schlüsse, daß
diese Bemalungen, deren Spuren sich an solchen
Bauten vom Anfänge des XIX. bis zum XV. [h.
zurückverfolgen lassen, keineswegs in seltenen Fällen
zur Anwendung kamen, sondern vielmehr an der
weitaus größten Zahl dieser Bauobjekte bestanden
haben müssen.
Im folgenden soll versucht werden, einen topo-
graphischen Überblick zu geben hinsichtlich der
Entstehungszeit, der Komposition, künstlerischen
Durchbildung und technischen Ausführungsart solcher
Flächendekorationen an den Fassaden der älteren
Bauernhäuser in Tirol und Vorarlberg.1)
Nachdem die Holzkonstruktion, namentlich der
Blockbau bei den ländlichen Wohnbauten dieser
Alpenländer die älteste Bauweise repräsentiert, möge
dieser hier zunächst in Betracht gezogen werden.
In Tirol ist heute noch das Gebiet des unteren
Inntales von Jenbach abwärts mit den in dieses ein-
mündenden Seitentälern dasjenige, wo wir noch
vollständige Blockbauten in größerer Zahl antreffen,
zum mindesten aber solche Bauernhäuser, bei welchen
nur das Erdgeschoß gemauert und das Obergeschoß
samt Giebeln aus Blockwänden gezimmert ist. Die
in diesem Gebiete typische Art der älteren Bauern-
häuser besitzt in der an drei Seiten des Hauses
J) Vgl. das vom Verfasser herausgegebene Werk:
„Das Bauernhaus in Tirol und Vorarlberg“ (Verlag von
S. Czeiger in Wien), welches eine Anzahl farbiger Air-
bildungen der hier besprochenen Bemalungen enthält.
umlaufenden Galerie, durch die sogenannte Ober-
laube an der vorderen Giebelfront sowie durch die
weit vorkragenden Flachdächer an sich schon eine
hinreichende Belebung der Außenfronten durch
plastische Gliederung. Dies hatte zur natürlichen
Folge eine Beschränkung gemalter Auszier auf die
wichtigeren Konstruktionsteile, während die ver-
hältnismäßig kleinen Flächen der Fassadenwände
in der Naturfarbe des Holzes belassen wurden, wo-
bei, wie es den Anschein hat, von vornherein auf
die binnen kurzer Zeit durch Einwirkung der Sonne
auf die harzigen Balkenflächen entstehende rotbraune
Färbung derselben Bedacht genommen wurde.
Es finden sich sonach Bemalungen an den alten
Unterinntaler Blockbauten vor allem an den mäch-
tigen, ca. 1 m über die Giebelfront vorladenden
Pfetten des Rottdaches und den Konsolbalken der
Galerien, ferner an den mannigfaltig und meist
schön profilierten, nicht selten auch durch Schnitzerei
gezierten Galeriesäulchen, an den Abfassungen der
unteren Balkenschicht vorkragender Blockwand-
partien und an den zierlichen Glockentürmchen über
dem Firste an der vorderen Giebelfront. Ausnahms-
weise finden sich auch Bemalungen an Zierbrettern
der Fensterumrahmungen und an den Brettfüllungen
der Fensterladen und Türen.
Diese Bemalungen auf Holz sind in Leim- oder
in Harzfarben ausgeführt und vorherrschend sind
hierbei die Farben Rot und Grün.
Die reichste Auszier in Malerei kann man
durchweg an dem vorladenden Teile der Firstpfette
beobachten. Die Unterseite derselben ist in der
Regel weiß grundiert sowie auch die Facen daselbst.
Auf dem weißen Grunde der Unterfläche ist in
Braun oder Rot gewöhnlich die Jahrzahl der Er-
bauung des Hauses mit den Namensinitialen der
Erbauer, umgeben von einfachen Zickzacklinien oder
Rankenwerk, gemalt. Dementsprechend ist auch die
Bemalung der Mittel- und Saumpfetten durchgeführt.
Die Überreste alter Bemalungen an den Fassaden der Bauernhäuser
in Tirol und Vorarlberg
Auch demjenigen, welcher auf seinen Wande-
rungen durch verschiedene Gegenden der Alpenländer
den älteren Wohnbauten der bäuerlichen Bevölkerung
daselbst nur eine flüchtige Beachtung geschenkt hat,
wird nicht entgangen sein, daß hier, scheinbar nur
in einzelnen Fällen, die schlichte Architektur der
Bauernhäuser durch Bemalungen ihrer Außenfronten
in wirkungsvoller Art belebt wurde.
Eine gründliche Erforschung dieser Bautypen
führt hingegen zu dem berechtigten Schlüsse, daß
diese Bemalungen, deren Spuren sich an solchen
Bauten vom Anfänge des XIX. bis zum XV. [h.
zurückverfolgen lassen, keineswegs in seltenen Fällen
zur Anwendung kamen, sondern vielmehr an der
weitaus größten Zahl dieser Bauobjekte bestanden
haben müssen.
Im folgenden soll versucht werden, einen topo-
graphischen Überblick zu geben hinsichtlich der
Entstehungszeit, der Komposition, künstlerischen
Durchbildung und technischen Ausführungsart solcher
Flächendekorationen an den Fassaden der älteren
Bauernhäuser in Tirol und Vorarlberg.1)
Nachdem die Holzkonstruktion, namentlich der
Blockbau bei den ländlichen Wohnbauten dieser
Alpenländer die älteste Bauweise repräsentiert, möge
dieser hier zunächst in Betracht gezogen werden.
In Tirol ist heute noch das Gebiet des unteren
Inntales von Jenbach abwärts mit den in dieses ein-
mündenden Seitentälern dasjenige, wo wir noch
vollständige Blockbauten in größerer Zahl antreffen,
zum mindesten aber solche Bauernhäuser, bei welchen
nur das Erdgeschoß gemauert und das Obergeschoß
samt Giebeln aus Blockwänden gezimmert ist. Die
in diesem Gebiete typische Art der älteren Bauern-
häuser besitzt in der an drei Seiten des Hauses
J) Vgl. das vom Verfasser herausgegebene Werk:
„Das Bauernhaus in Tirol und Vorarlberg“ (Verlag von
S. Czeiger in Wien), welches eine Anzahl farbiger Air-
bildungen der hier besprochenen Bemalungen enthält.
umlaufenden Galerie, durch die sogenannte Ober-
laube an der vorderen Giebelfront sowie durch die
weit vorkragenden Flachdächer an sich schon eine
hinreichende Belebung der Außenfronten durch
plastische Gliederung. Dies hatte zur natürlichen
Folge eine Beschränkung gemalter Auszier auf die
wichtigeren Konstruktionsteile, während die ver-
hältnismäßig kleinen Flächen der Fassadenwände
in der Naturfarbe des Holzes belassen wurden, wo-
bei, wie es den Anschein hat, von vornherein auf
die binnen kurzer Zeit durch Einwirkung der Sonne
auf die harzigen Balkenflächen entstehende rotbraune
Färbung derselben Bedacht genommen wurde.
Es finden sich sonach Bemalungen an den alten
Unterinntaler Blockbauten vor allem an den mäch-
tigen, ca. 1 m über die Giebelfront vorladenden
Pfetten des Rottdaches und den Konsolbalken der
Galerien, ferner an den mannigfaltig und meist
schön profilierten, nicht selten auch durch Schnitzerei
gezierten Galeriesäulchen, an den Abfassungen der
unteren Balkenschicht vorkragender Blockwand-
partien und an den zierlichen Glockentürmchen über
dem Firste an der vorderen Giebelfront. Ausnahms-
weise finden sich auch Bemalungen an Zierbrettern
der Fensterumrahmungen und an den Brettfüllungen
der Fensterladen und Türen.
Diese Bemalungen auf Holz sind in Leim- oder
in Harzfarben ausgeführt und vorherrschend sind
hierbei die Farben Rot und Grün.
Die reichste Auszier in Malerei kann man
durchweg an dem vorladenden Teile der Firstpfette
beobachten. Die Unterseite derselben ist in der
Regel weiß grundiert sowie auch die Facen daselbst.
Auf dem weißen Grunde der Unterfläche ist in
Braun oder Rot gewöhnlich die Jahrzahl der Er-
bauung des Hauses mit den Namensinitialen der
Erbauer, umgeben von einfachen Zickzacklinien oder
Rankenwerk, gemalt. Dementsprechend ist auch die
Bemalung der Mittel- und Saumpfetten durchgeführt.