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Österreich / Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale [Hrsg.]
Kunstgeschichtliches Jahrbuch der K[aiserlich-]K[öniglichen] Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale - Beiblatt für Denkmalpflege — 1907

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Heft III-IV
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Deininger, Johann: Die Überreste alter Bemalungen an den Fassaden der Bauernhäuser in Tirol und Vorarlberg
DOI Artikel:
Hauser, Paul: Verzeichnis der in den Jahren 1902 bis 1906 in Österreich aufgedeckten Wandmalereien
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https://doi.org/10.11588/diglit.18481#0071
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I 21

P. Hauser Verzeichnis der 1902—1906 in Österreich aufgedeckten Wandmalereien

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derselben Zeit und zum Teile noch aus dem Ende
des XV. Jhs. stammen die von tüchtiger Künstlerhand
zeugenden Freskofragmente an drei kleinen, ziemlich
verwahrlosten Bauernhäusern zu Unterplanitzig
in Eppan. Das Gemälde auf einer Fassadenwand
stellt die Legende der hl. Ursula dar, das zweite
die hl. Anna, umgeben von St. Christoph und St. Jodok,
jenes am dritten Hause die hl. Maria mit dem Jesu-
kinde, umgeben von den Heiligen Anton (Einsiedler),
Jodok, Kosmas und Damian. Die Figuren der Heiligen
Jodok und Kosmas mit den ihnen zugehörigen Attri-
buten lassen die bürgerliche Tracht aus der Zeit
Kaiser Max I. erkennen.

In zahlreicheren Beispielen sind naturgemäß
noch künstlerisch ausgeführte figurale Darstellungen

des oben beschriebenen Genres, welche im XVII.
und XVIII. Jh. gemalt wurden, an tirolischen Bauern-
häusern erhalten geblieben.

Unter den wenigen in der Sgraffitotechnik her-
gestellten Fassadendekors an Bauernhäusern finden
sich nur Architektur- und Ornamentmotive, so an
einem Hause zu Tartsch im Vintsgau mit der sgraf-
fitierten Jahrzahl 1511, ferner eine aus primitiv ge-
zeichnetem Rankenornament bestehende Hausgiebel-
dekoration aus dem Jahre 1614 zu St. Michael in
Eppan, ein Sgraffitofries, mit der Darstellung eines
Feigenbaumes, im Seetale bei Riva und eine größere
Anzahl von einfachen Fassadendekors dieser Art im
Fleims- und Primörtale, vornehmlich in den Dörfern
Tonadico und Siror. Johann Deininger

Verzeichnis der in den Jahren 1902 bis 1906 in Österreich
» aufgedeckten Wandmalereien

Im Laufe der letzten Jahre wurde eine Fülle
von Wandgemälden, die unter der Tünche verborgen
lagen, wieder ans Tageslicht gebracht. Um zu ver-
hindern, daß dieses wertvolle kunsthistorische Ma-
terial, das in allen Kronländern der Monarchie ver-
streut ist, der wissenschaftlichen Forschung wieder
entschlüpft und so die oft großen Opfer für eine
fachmännische Bloßlegung umsonst gebracht wurden,
hat die Redaktion im Folgenden eine übersichtliche
Zusammenstellung der in den Jahren 1902—1906 ent-
deckten Wandgemälde verfaßt, die von nun an in
jedem Jahre ergänzt werden soll.

Es sei besonders auf die große Anzahl von
Fresken aus dem XIV. und aus der ersten Hälfte des
XV. Jh. hingewiesen, durch deren Kenntnis die Kunst-
wissenschaft eine wesentliche Bereicherung erfahren
dürfte. Man weiß von der Entwicklung der monumen-
talen deutschen Malerei des späten Mittelalters so gut
wie gar nichts. Es wäre jedoch falsch, wenn man
schließen würde, daß sie in der deutschen Kunst-
übung eine geringe Rolle spielte oder entwicklungs-
geschichtlich bedeutungslos gewesen wäre. Die große
Anzahl der Funde widerlegt die eiste Annahme, der
bisher wenig beachtete, doch unverkennbare Zu-
sammenhang mit der so bedeutenden monumentalen
Barockmalerei Deutschlands widerspricht der zweiten.
Vieles in der Entwicklung der heimischen Malerei
des XVII. und XVIII. Jh. wird klar werden, wenn
einmal einKorpus aller deutschen spätmittelalterlichen
Wandgemälde vorliegen wird.

Das Material für die folgenden Regesten bildeten
nur teilweise ausführliche wissenschaftliche Aufsätze,

zumeist teils nur kurze Fundberichte, die wohl vielfach
noch der Korrektur bedürfen werden. Das mag als
Entschuldigung dienen, wenn sich Irrtümer in der
Datierung oder Beschreibung der Gemälde heraus-
steilen sollten.1)

XIII. Jahrhundert

Böhmen

Prag, Altstadt 102/1.

An den Überresten der ehemaligen Kirche
St. Maria ad Lacum. Stark konturierte und kolo-
rierte Heiligenbilder und Majuskelinschriften.
Drei davon kamen ins Museum, vier gingen ver-
loren. (Berichterstatter: Konserv. Herain. Vgl.
M. 3. F. IV 349.)

Prag, Georgskirche am Hradschin.

An der Kreuzwölbung des Presbyteriums die
vier Tore Jerusalems, Evangelisten und Engels-
figuren sowie Inschriftsfragmente. An der nörd-
lichen Längswand des Presbyteriums, im romani-
schen Fenster übereinanderstehende Heiligen-
figuren. Die Gemälde ähneln denen in der ur-
sprünglichen Wratislawsehen Kirche. Die Male-
reien werden lediglich fixiert. (Berichterstatter:
Baurat Mach. Vgl. M. 3. F. II 342, III 225, Pamätky
archeologicke.) *)

*) Korrekturen und Ergänzungen, um welche die Kon-
servatoren und Korrespondenten dringend ersucht werden,
sollen in einem eigenen Nachtrage erscheinen.

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