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183

AfS

Müller. Es fanat an kübl zu werden?
Schultze. Es fängt sojar schon an zu reisen!
Müller. Aber deß wir Sachsen nich jenommen baden! Für die Politik
der Milde konnte ich mir jleich nicb erwärmen.
Schultze. Um Himmels willen! Bis oben zuknoppen! Die leiseste
Erkaltung is alleweile jefährlich!

Schultze. Also der Papst hat neulich zwee armen Winzern einen Julden
jeschenkt mit den Worten: „Bin selbst ein armer Mann!"
Müller. IS er coch.
Schultze. Wie so?
Müller. Er lebt ja man bloß von die PeterSpfennige und hat
doch noch nich so viel beisammen, daß er eenen eenzigen Souverain in der
Tasche batte.
Müller. Hast du den Protest von Er-Rex Georg jelesen?
Schultze. Des versiebt sich.
Müller. Na was sagst du denn dazu?
Schultze. Is ja rccue abjeschrieben!
Müller. Wovon denn?
Schultze. Von daö Extemporale von den Herzog von Modena und
Complicen anno 1859.
Müller. So? Abjeschrieben? Denn muß er ja Eenen 'runter-
kommen!
Schultze. 'runterkommen? Nee. de- jehl nich mehr!

Nothgedrungene Erklärung.

Wer viel fragt, kriegt viel Bescheid. Wir ersuchen deßhalb den fremden
Herrn, welcher die Frage: „WaS wird aus Sachsen?" in den letzten
Tagen so beharrlich an uns gerichtet hat, uns für die Zukunft damit verschonen
zu wollen, da diese Frage — gar keine Frage mehr ist.
Die sächsischen „Schulmeister in tausend Aengsten."

Wie wir hören, gedenkt der „Königlich Preußische Hofkünstler" Herr
Bellachini seine im Concertsaal deS Schauspielhauses zu gebenden Produk-
tionen aus dem Gebiete der natürlichen Magie mit einer Vorstellung zum
Beßten deposiedirter LandeSväter und Solcher, die es werden möchten, zu eröff-
nen. Eine der intcresiantesten seiner Productioneu soll sein: daS Salto rnortals
deS kleinen Gerngroß von der Brühl'schen Terrasse in Dresden aus
die Spitze deö StephanSthurmS in Wien.

Wem nicht zu ralfjcn ist. dem ist nicht zu Helsen.
O gib. Papa, eh' es zu spat,
Doch endlich, was das Volk erfleht!
Führ' endlich ein Reformchen ein.
Und war'-» Papa, auch noch so klein;
Gern danken wir's mit Fußes Kuß! —
.Non possumus, non possumus!“
Ach schau. Papa, eh' eS zu spät,
Wie's andern Fürsten jetzo gebt!
Noch gestern in sechSspänn ger Kutsck'.
Noch gestern hoch, und heute futsch!
Denn weil davon ist gut sür'n Schuß. —
„Non possumus, non possumus!“
Ach. denk'. Papa, eh es zu spat.
Was hilft dir beul das Eon cord at?
Venedig und der Bundestag,
Der heil'ge Nepomuck zu Prag.
's ist alles futsch — o Herzvcrdruß! —
„Non possumus, non possumus!“
Ach. denk', Papa, du guter Hirt,
WaS aus dir und der Heerde wird,
Wenn der Franzos' abzieht in Ruh'
Und Victor schließt die Klappe zu!
Besinn' dich noch vor Tboresichluß! —
„Non possumus, non possumus!“

Die Mecklenburgische Zeitung veröffentlicht in ihrer Nummer 229 (vom
I. Qclooer, wörtlich ft-lz-ntes „Nolisicalokium":
Auf de»fallsi,itS «»suchen deS Lande-.Kürfckmer.AmrS bicfelbft werden die tztz. 10 und
11 der unrerm 18. Seprember 1768 landeSberrlich eonkirmirten Anns-RoUe für die Bullt-
futterer und Knrsckner. zur allgemeinen Racbacblunz dieduicb effentlicb bekannt gemacht.
Zum Zehnten. Allen Schneidern. Hutmachern, Kau'leuttn und ebne Unterschied allen
Juden, ist bei Strafe der Eonff-calion untersagt, außerhalb den öffentlichen Jahrmärkten
mit fertigen Kurschner-Waaren, als Kaputzbüten. rauben -'Mützen. MannS- und DamenS-
Pelzen, auch Muffen. Fubsacken, Fußkorben. Pelziriereln und rauben Besamungen aus dem
Lande rdcr in den Stadien zu hanteln, oder damit zum Verkaufe zu bausiren, und sol-
che,gestalt zu verdebitircn.
Vleichergeitalt ist
Zum Eilflen, den Karnern, Krämern und allen Juden ohne Unter,chred der Verkauf
und daö Hausiren auf dem vlatten Lande mit Trauwerk-.tzellen, Bauchen. Futtern zu
Seloppen und sonstigen Küiirbner-Waaren bei gleichmäßiger ^cnstScalicnS.Strafe ver-
boten: so wie auch die Schneider keine Kleider oder Mantel mit Rauchwerk futtern dür-
fen. sondern solche «rbeit den Kürschnern allein überlaffen muffen.
Güstrow, den 26. September 1d66.
Bürgermeister und Rath."
Die fast hundert Jahr alte „landesherrlich confirmirte Amts-Rolle für
Buntfutkerer und Kürschner" scheint nach manchen Vorgängen der jüngsten
Tage die einzige Rolle zu sein, welche ein erheblicher Thcil der Mecklenbur-
gischen Ritterschaft für ihre DebutS auf der politischen Bühne zu studiren
für gut befunden bat.

Die Kölnische Zeitung berichtet auS Hannover: Als die Adlerstagge
zum ersten Male über dem alten Residenzschlosse ausgezogen werden sollte, brach
der Flaggenstcck in der Mitte und stürzte unter dem Jubelgeschrei der schaden-
frohen Menge in die Leine.
Neueren Nachrichten zufolge soll die Schadenfreude sich in ihr Gegentheil
verkebrt haben, da man sah. daß die Fahne sich Allen zum Trotz über
Wasser hielt.

Briefkasten. C. R. in Chemnitz: Wir haben nur Ihr Schreiben, aber keine Einlage erhalten. — L. H. in R atibor: Auch wir haben die neuen
Oefterreichischen Siegeötbaler bereits zu Gesicht bekommen. Wir nehmen nur dieThaler. nicht aber die Siege als baare Münze. — X. in Neu-
rode: Ein guter altbewährter Scherz! — W. in O-n: Freundlichen Dank. — M. in Preetz: Daö leichtsinnige Verhältuiß zwischen „Michel" und
Perle" scheint in der Tbat gefährlich genug, um die Moralität des weiblichen KlosterpersonalS auf den Hund zu bringen. — M. P. in Berlin: Antwort
persönlich. — Z. z. Z. in Wien: Zu boshafter Scherz. — F. in Emden und Z. in Graudenz: Nicht recht geeignet. — A. D. in Merane: Beßten Dank
für die übersandten Zcitungöblätter.
So eben erschien und ist in allen Buchhandlungen zu haben:
Schultze und Müller aus dem Kriegsschauplätze. • •
Zwanglose Blätter in drangvoller Zeit. Mit Illustrationen von W. Scholz.
III. Bändchen. — Preis 5 Sgr.
Inhalt: Schultze's Abenteuer bei Königgrätz. — Ueber den Werth deS Zündnadelgewehrs. — Scene aus dem Reichskriege. — Kriegs.Reglement
für die Bundestruppen. — Müller bei Hofe. — Müllers größte Waffentbat. — Mütter an seine Frau. — Müller an Schultze. —
Müller im Bivouac.
Das I. u. H. Bändchen »st soeben in 6. resp. 3. Auflage fertig geworden und wieder in allen Buchhandlungen vorräthig. — Gegen Posteinzahlung
von 6, 12 resp. 18 Cgr. senden die betreffenden Hefte franco per Kreuzband.
Die Vcrlagshandlung. A. Hofmann & Co. in Berlin, Leipziger Straße 39.
 
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