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Aus dem geh

Fast alle Blätter erheben gegen die Regierung schwere Borwürfe wegen
der Verwaltung des Welsensonds und behaupten, daß sie die Zinsen für
allerlei Zwecke verwandt hat und »och vcrivendcl, die mit der Abwehr
welsischer Angriffe und Intrigen nicht-:- zu schaffen haben. In der Masse
des Volk-?, das sein gesundes llrtheil nicht durch das Geschrei der Presse be-
einflussen lässt, wird diese Auffassung durchaus nicht getheilt. Zum Beweise
hierfür drucken wir einige Gesuche ab. deren Mittheilung wir der Freundlich-
keit eines Beamten verdanken. Die Indiskretion des Mannes, der natürlich
nicht genannt zu werden wünscht, dürfte in diesem Falle wohl verzeihlich
erscheinen, da der Regierung eine ogenc Besprechung der Frage nur erwünscht

Ich denke dereinst ein tüchtiger und strebsainer Staatsbeamter zu werden.
Dazu inusi ich aber erst mein Examen machen, und daS ist mir nur möglich,
wenn vorher meine Gläubiger besriedigl werden, die sonst mein Abgangs-
zeugniß belegen würden. Da die Erhaltung eines tüchtigen und zufriedenen
Beamtenstandes für den Staat von ungemeiner Wichtigkeit ist, dars ich ivohl
hoffen, das, meine Schulden vom Welsensonds übernommen ivcrdc». Es
bandelt sich nur um die verhältnitzniäßig geringe Summe von 5000 Mark.

Sollte die Ueberjendung durch Postanweisung beliebt ivcrdcn, so braucht die
Verwaltung des Fonds sich nicht zu nennen, ich weist ja doch, woher das
Geld kommt. In Rücksicht aus die Neigung der Presse, die harmlosesten
Dinge zu mistdeuten, und zu allerlei Klatschgeschichten zu verarbeiten, bitte
ich diese Eingabe als eine durchaus vertrauliche zu behandeln und nach Ab-
jchicknng des Geldes sogleich zu verbrenne». Beste» Dank im Voraus!

Ergebenst

jKSierunnm, stuck, zur.

Ich hätte Gelegenheit, einen netten jungen Mann aus der Provinz
Hannover zu hcirathe», wenn es »ns beiden nicht an allen Mitteln fehlte.
Ich richte deshalb an den Welsensonds die ergebenste Bitte, meine Aus-
stattung zu übernehmen nnd uns vielleicht auch noch jährlich eine Kleinigkeit
in den Haushalt zuznschießen. Dafür würde ich an» meinem Manne, der
immer noch sehr an seinem früheren Herrscherhause hängt, einen strammen

Das 1'raltgestellte Arankreich.

Der Gelehrte Flaminario» hat, wie die Blätter berichten, nachgcwicscn,
das, die jährliche Durchlchnitlsteinperatur Frankreichs sinkt. Das sind schlimme
Aussichten für ei» Land, das schon an seinem Dckrouldde und Consorten
schwer genug zu trage» hat. Das Prestige q, gesunken »,,d »»k>, wie ein-
sichtsvolle Franzosen zngcstehe», „och immer weiter; die Bevölkcrnngszisser
in nicht wenige» Departements sinkt, so ost und genau man aiich nachzählt.
Nun sink» auch noch, was das schlimmste ist, die Temperatur, und die Aus-
sichten aus eine nicht zu serne Vergletscherung des Landes steigen.

Freilich, einen Bortheil hat Frankreich davon. Seine Lebensbcdingungen
nähern sich immer mehr den russischen, wodurch der srenndschastliche Anschluß
beider Länder natürlich erleichtert werden muß. Es iverden immer mehr
Franzosen z» Fuß, zu Esel, in Lustballons, aus Belocipeden, aus Stelzen
nnd .Huckepack ben bekannten Weg nach Rußland Einschlägen, nur um sich
au einem ordentlichen russischen Backsleinofen einmal gehörig durchzuwärmen.

Wenn es aber in Frankreich erst so weit sein ivird, daß der Champagner
schon srappirt aus dem Keller kommt, dann liegt die Gefahr nahe, daß die
Revanche, die so schon lange genug kaltgcstellt ist, ihnen vollständig einfriert
und der heißblütige französische Hahn sich mit einer Gänsehaut überzieht.
Das ist dann das Ende. —

Das Erzbisthum München-Freising hat besondere Bittandachte» gegen
die „Nonne»" angeordnet.

Bei dieser Gelegenheit könnte vielleicht auch eine Bitte um Fernhaltung
der das Land mit Berwüstung bedrohenden Jesuiten eingelegt iverden.

Zum deutsche» Weinbau.

Zur Veredelung der märkische», schlesischen und posenjchen Weine hat
sich in Grünberg ein „ostdeutscher Weinbauverein" gebildet.

Das einzig wirklich wirksame Mittel zur Veredelung möchte wohl dieses
sein, die sämmllichen märkischen, schlesischen nnd posenjchen Reben' in ein
milderes Klima zu verpflanzen. Ist dies etwa die Absicht des „ostdeutschen

eimen Archiv.

Preußen machen und so de» Welsen eine tüchtige Kraft entziehe», gj, ^
Erfolg garantirc ich, der junge Mensch soll gründlich bekehrt iverden.

Gehorsams!

Auguste Schukhe.

Nachschrift. Bitte dieses Schreiben lieber zu verbrennen, damit M
von bösen Zungen darüber geklatscht ivird.

Ich bin durchaus nicht der Ansicht, daß von Seilen des Hcczag:
von Cumbcrland kein Angriff auf Preuße» mehr zu besorgen wäre
freue mich, daß die Regierung offenbar meine Meinung thcilt. Tb>>,. -
das nicht, so hätte sic ja den Welsensonds längst herausgegcbe». j,,
Herzog sich seit langer Zeit ruhig verhält, macht die Sache gerade »erdächh
Offenbar führt er etwas besonders Rasffnirtcs im Schilde, vielleicht eine» ^
waffiietc» Einfall per Extrazng nach Brannjchweig.

Uiii nun auch das Meinige zur Abwehr der drohenden Angriffe zu itjiu,
habe ich mich,entschlösse», einen „Anti-Cumberland" herauSzugebe», 4.1
einen CycluS von 144 Geharnischten Sonette», in denen ich das prcuxijL
Volk ermahne, wachsam zu sein und dem Prätendenten energisch entgegen-
zutreten. Sollte mir dafür aus den reichen Mitteln des Fonds eine leb«,
längliche Rente bewilligt iverden, von der ich bei bescheidene» Anspcütz-
existiren kann, so ivärc mir dies das Liebste. Geht es nicht, so bin ick
mit einer einmaligen Abpiidiiiiq zufrieden, die aber natürlich nicht zu Rein
ausfallcn dürfte.

Damit die Geivährung »icines Gesuchs der Berivallnng nicht etwa pnsih
Angriffe voi, Seilen oppositioneller Blätter zuzieht, bitte ich bei der näW
Abrechnung dies Schreiben »»t zu verbrennen.

Ergebenst

lyrischer Dichter und Palriol.

Aus dem Uiiistande, daß die Eingaben trotz des ausdrücklichen Buustc:
der Absender nicht verbrannt worden sind, ist mit Sicherheit der Schliff: zi
ziehen, daß die Vcrivnltuiig des Fonds >>e entivcder gar nicht oder in ol
lehnendem Sinne beantwortet hat. Sind aber jo gut motivirte Gcsut:
zurückgciviesc», so wird höchst ivahrscheinlich auch in anderen Fälle» die ite
waltnng kein Tadel treffen.

Als ich die Worte nicderschrieb:

Wie heißt das Ding, das wen'ge schätzen?

Doch ziert s des größten Kaisers Hand;

ES ist gemacht, um zu verletzen:

'Aii, nächsten ist's dem Schwert verwandt.

Kein Blut vergießi's und macht doch tanjend Wunden,

Niemand beraubi's und macht doch reich, . . . . u. j. w."
habe ich nicht im entferntesten an den Welsensonds gedacht, was iff> in
Interesse der richtigen Räthsellösung hiermit noch einmal festgesielll wisscu m-
Elysium im März 1891.

3-ricövicß iwn Schiller.
Hosrath und Poel dazu.

einmal gegen das Hieisen.

Mit Recht ist von cvnscrvnliver Seite der Satz ausgestellt ivorden:
Reiselust darf nicht gefördert iverden."

sie muß, wenn ,,,ög!ich. unterdrück, iverden. Dazu genüg/ die Erhöhung da

querer und Strolch festnehmcn zu lassen. Hoffentlich kommt es dahin.
 
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