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Sch ul he. ~ Also bet Ausspucken auf öffentliche Plätze soll verboten
werden.

Müller. Na ja doch, bet haben se usm Tuberculose-Conjretz vor-
jeschlagen, aber bet war doch nur ne höfliche Wendung jejen die englische
Nejierung.

Schultze. Woso?

Müller. I, wenn nu die fremden Conjretzmitjlieder in London
ufn öffentlichen Platz Chamberlaim bejejnet wären?

Schultze. 2ck verstehe.

Der große Fang.

Stolz blickt Berlins Criminalpolizei,

Nicht läßt den Kopf sie mehr hangen.

Laut schallt in die Welt ihr Jubelgeschrei:

„Der Kapitän Wilson, juchhei, juchhei!

Der Wilson, der Wilson gefangen!"

„Christliche ältere Herren aus bem Mittelstände, welche im Spät--
herbst und/ Winter in ländlichen Gemeinden einfache Vorträge, zu
denen eine Anleitung gegeben wird, gegen feste Tagegelder übernehmen
wollen, werden gebeten, Lebenslauf nebst Referenzen an den Verlag
der „Deutschen Tageszeitung" cinzusenden."

Es lägt sich nicht recht begreifen, weshalb zu diesem Zweck nicht
jüdische ältere Herren verlangt werden.

Der Laubfrosch, der als Wetterprophet bisher in hohem Ansehen
gestanden hat, soll nach den Mirtheilungen einiger Blätter dieses all-
gemeine Vertrauen keineswegs verdienen und deshalb einen würdigeren
Nachfolger erhallen. Und wer soll das sein? Der Mistkäfer.

Diese sonderbare Wahl bringt uns auf die Vermuthung, das; einer
unserer jüngsten Dichter der „Moderne" sich zum Spatz eine kleine
Abschweifung in das meteorologische Gebiet erlaubt und dabei sein
Wappenthier in sehr ungerechtfertigter Weise begünstigt hat.

Allerhand Neues.

Löwenzucht im Zimmer. Zur Erzielung junger Löwen braucht
man nutzer einer Löwin und einem männlichen Löwen, der von den
Dichtern mit Vorliebe „Leu" genannt wird, ferner einem festen Käfig
und etwa einer Giraffe, die dein Löwen zum Spazierenreiten dient,
nur täglich noch zur Ernährung der Thiere ein paar Pfund Pferde-
fleisch, das überall billig zu haben ist. Die Löwin.wirft nicht, wie
fälschlich behauptet wird, nur ein Junges, sondern zwei oder gar drei,
und das einzelne Junge wird vom Menageriebejitzer oder Liebhaber
gern mit 1000 Mark bezahlt. So können Leute mit bescheidenein Ein-
kommen, z. B. Schullehrer uird kleine Beamte, sich durch Löwenzucht
mühelos einen hübschen Nebenverdienst schaffen. Bemerkt sei noch, datz
der Löwenzüchter, wenn er Abends spät aus dem Wirthshaus heim-
kehrt, wohl daran thut, recht leise aufzutreten; denn es ist gefährlich,
„den Leu zu wecken". So behauptet wenigstens ein bekannter Dichter,
aus eigener Erfahrung aber hat er das nicht.

Actiengesellschaft zur Verwerthung weggeworfenen
Schuhzeugs. Schuhe und Stiefel werden in grotzer Menge, wenn sie
abgetragen sind, auf Felder, Anger und Schuttplätze geworfen, wo sie
nutzlos umherliegen, der Landwirthschaft feiueu Vorth eil bringen und
von den Krähen auch nur ungern gefressen werden. Solches Schuhzeug
aber, nothdürftig ausgebessert, würde zu billigem Preise- angeboten
einen reihenden Absatz finden in den tropischen Ländern, wo der größte
Theil der Bevölkerung zum Schaden seiner Zehen, die nur zu leicht von
Gijtschlangen angestochen werden, immer noch mit blotzen Fützen geht.
Mit Freude ist es daher zu begrüßen, datz sich eine Actiengesellschaft
zur Verwerthung weggeworfenen Schuhwerks gebildet hat. Das Actien-
capital beträgt 50 Millionen M., zum Sitz der Gesellfchast sind die
Städte Cassel und Leipzig ausersehen worden, die Actien sollen dem-
nächst zu 2747/80/o auf den Börsenmarkt gebracht werden.

Der automatische Raucher. Manche Leute dürfen aus Rück-
sicht auf ihre Gesundheit nicht rauchen, es schadet ihnen aber nicht,
sondern ist ihnen sogar angenehm, wenn in ihrer Gegenwart eine gute
Cigarre geraucht wird. Für diese hat ein findiger Amerikaner Neuer-
dings einen kleinen Apparat erfunden mit einem Mundstück, in das eine
Cigarre hineingesteckt wird. Dann zündet man sie mittelst eines Streich-
Holzes an, und ohne datz man Mühe hat, brennt sie weiter und ist in
kürzester Zeit zu Ende geraucht.

König Eduard will das Hof-Ceremoniell abschaffen, wonach er
die ihm vorgestellten Damen küssen mutz. Sollte die Anregung dazu
nicht vielleicht von den Damen selbst ausgehen?

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LeidvoU und freudvoll'.

den Dr. Oertek an,

Sagt, was fehlt dem armen Mann?
Datz er unaussprechlich leidet,

Ist wohl klar, Gesichter schneidet
Stets er und sein Mund hängt schief.

Ach, das macht der Zolltarif,

Den dem deutschen Volke eben
Die Regieumg kundgegeben.

Kräftig ruft vor aller Welt
Dr. Oertel schmerzentstellt:

„Weiter will man uns nichts gönnen?
Diese Janunerzölle können
Helsen wahrlich nicht dem Landwirth.
Wehe, wehe! Unser Stand wird
Mehr noch kommen auf den Hund!
Landwirthschaft, du gehst zu Grund!"

Aber wenn er dann allein
Ist im stillen Kämmerlein,

Oder wenn vereint um ihn

Diedrich Hahn und Graf Schwerin
Und die andern Häupter sind,

Seht, da ändert sich geschwind
Oertels Aussehn; seht, er lacht,

Weil ihm viele Freude macht
Mancher nette Paragraph,

Den er im Entwürfe traf.

Fröhlich glänzt sein rund Gesicht,

Und zu seinen Freunden spricht
Recht zufrieden er und heiter:

„Schreit nur immer kräftig weiter!

Wer sich schreiend stets bemüht,

Kommt zum Ziele, wie man sieht.

Endlich naht die bessre Zeit!

Bülow, sei gebenedeit!"

Zeigt sich Dr. Oertel so,

Wird man selber wieder froh:

Mit dem Leid, das sieht man ein,

Kann's bei ihm so schlimm nicht sein.

Hierzu zwei Beilagen.

Wir bitten die Beiblätter zu beachten.
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