278 III. Der Klassizismus in seinem Verhalten zu den Kulturaufgaben
Ganzen im Verein mit der Lage des Baues auf einer Erhebung oberhalb der
Stadt. Eine Vervvandtschaft mit Gabriels Garde-meubles-Architektur könnte wohl
festgestellt werden, jedoch keine unmittelbare Beeinssussung jenes auf Pollack
(vgl. Abb. 196).
h. Das Stadthaus (das städtische Schloß, Palais, Hotel und Bürgerhaus)
Die Aufgabe, die der Schloßbau inmitten der Stadt zu lösen hatfe, war
weniger ein Wohnungschaffen, als ein Prunkbieten, ein „Repräsentieren“. Die
Repräsentation des Fürsten, des Königs, zur Zeit des Klassizismus war in ihr
letztes Viertel getreten — bald sollte die Pracht der Renaissance, deren letzter
Zweig der Klassizismus ist, sich in das Meer der Vergangenheit versenken; die
Zeit Napoleons war am Ende noch einmal ein letztes schnelles Aufssackern, und
dann hatten die Prachtgebäude ihr inneres Leben verloren.
.. . > -
Abb. 195 Ostssiigel des Louvre in Paris
Das Louvre wurde Museum. 1) Es war zu Ludwigs XIV. Zeiten das Sinn-
bild eines prächtigen Schlosses gewesen. An ihm hatte der junge Klassizismus
seinen Sieg über das italienische Barock gewonnen. Die Tat Claude Perraults
im Jahre 1667 (bis 74) war an sich ein Beweis für die Macht formfreudigen,
seiner selbst sicheren Idealismus — „lorsqu’on pense, combien peu la connaissance
de l’antiquite etait avance de son temps, combien par consequent ses desseins
doivent avoir laisse ä desirer, on ne saurait toutefois admirer tout ce qu’il lui
fallut d’efforts et de zele pour accomplir une semblable täche“. (Quatremere de
Quincy.)
DerOstssügel des Louvre (Abb. 195), eineParade von 28 gekuppelten korinthi-
schen Säulen auf hohem Sockelgeschoß, links und rechts ssankiert von mächtigen
dreiachsigen Türmen — nach altfranzösischem Schloßrezept aber ins Palladianische
übersetzt — in der Mitte eine lebhaftere Nuance durch Mauermasse mit Giebel-
0 Die Mühen, die sich Napoleon I. nnd III. gahen, das Louvre mit den Tuilerien
zu einigen, sind wiederholt gescheitert. Der Grund lag in der demokratischen Kultur-
stimmung. Schon Ludwig XIV. mochte diese Stinnnung gewittert haben, als er noch vor
Vollendung des Baues durch Perrault Versailles diesem Stadtschloß vorzog.
Ganzen im Verein mit der Lage des Baues auf einer Erhebung oberhalb der
Stadt. Eine Vervvandtschaft mit Gabriels Garde-meubles-Architektur könnte wohl
festgestellt werden, jedoch keine unmittelbare Beeinssussung jenes auf Pollack
(vgl. Abb. 196).
h. Das Stadthaus (das städtische Schloß, Palais, Hotel und Bürgerhaus)
Die Aufgabe, die der Schloßbau inmitten der Stadt zu lösen hatfe, war
weniger ein Wohnungschaffen, als ein Prunkbieten, ein „Repräsentieren“. Die
Repräsentation des Fürsten, des Königs, zur Zeit des Klassizismus war in ihr
letztes Viertel getreten — bald sollte die Pracht der Renaissance, deren letzter
Zweig der Klassizismus ist, sich in das Meer der Vergangenheit versenken; die
Zeit Napoleons war am Ende noch einmal ein letztes schnelles Aufssackern, und
dann hatten die Prachtgebäude ihr inneres Leben verloren.
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Abb. 195 Ostssiigel des Louvre in Paris
Das Louvre wurde Museum. 1) Es war zu Ludwigs XIV. Zeiten das Sinn-
bild eines prächtigen Schlosses gewesen. An ihm hatte der junge Klassizismus
seinen Sieg über das italienische Barock gewonnen. Die Tat Claude Perraults
im Jahre 1667 (bis 74) war an sich ein Beweis für die Macht formfreudigen,
seiner selbst sicheren Idealismus — „lorsqu’on pense, combien peu la connaissance
de l’antiquite etait avance de son temps, combien par consequent ses desseins
doivent avoir laisse ä desirer, on ne saurait toutefois admirer tout ce qu’il lui
fallut d’efforts et de zele pour accomplir une semblable täche“. (Quatremere de
Quincy.)
DerOstssügel des Louvre (Abb. 195), eineParade von 28 gekuppelten korinthi-
schen Säulen auf hohem Sockelgeschoß, links und rechts ssankiert von mächtigen
dreiachsigen Türmen — nach altfranzösischem Schloßrezept aber ins Palladianische
übersetzt — in der Mitte eine lebhaftere Nuance durch Mauermasse mit Giebel-
0 Die Mühen, die sich Napoleon I. nnd III. gahen, das Louvre mit den Tuilerien
zu einigen, sind wiederholt gescheitert. Der Grund lag in der demokratischen Kultur-
stimmung. Schon Ludwig XIV. mochte diese Stinnnung gewittert haben, als er noch vor
Vollendung des Baues durch Perrault Versailles diesem Stadtschloß vorzog.