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Knackfuß, Hermann; Rubens, Peter Paul [Ill.]
Rubens — Künstler-Monographien, Band 2: Bielefeld, Leipzig: Verlag von Velhagen & Klasing, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.60845#0011
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Peter Paul Rubens

einen: stattlichen alten Haus in der Sternengasse zu Köln verkündet eine mar-
WMM nwrne Jnschrifttafel dem Vorübergehenden, daß hier Peter Paul Rubens ge--
sei. Aber weder Köln noch auch das nut den: gleichen Anspruch auf-
Antwerpen hat das Anrecht auf die Ehre, Geburtsstätte des bel-
gischen Malcrfürsten zu sein, behaupten können. Als diese ist vielmehr das westfälische
Städtchen Siegen nut nicht anzutastenden Gründen nachgewiesen worden.
Die Vorfahren des Rubens waren seit Jahrhunderten als ehrsame Bürger in Ant-
werpen ansässig. Sein Großvater war Inhaber einer Apotheke und Spezereiwaren-
handlung; dessen Sohn Johannes aber wurde zu einen: gelehrten Beruf erzogen.
Johannes Rubens, geboren im Jahre 1530, studierte die Rechte zu Löwen und zu Padua
und bestand in Rom im Jahre 1554 mit Auszeichnung die Prüfung als Doktor des
bürgerlichen und des kirchlichen Rechts. Darauf kehrte er in die Heimat zurück, wo er
sich am 29. November 1561 nut der Kaufmannstochter Maria Pypelinckx vermählte.
Er wurde 1562 zum Schöffen ernannt und bekleidete dieses Amt fünf Jahre hindurch,
in feuer schwierigen Zeit, wo der Ausstand der vereinigten Niederlande gegen die spanische
Herrschaft sich vorbereitete. Als die Geschicke des Landes in die Hände des unerbittlichen
Herzogs von Alba gelegt worden und als die Häupter von Egmont und Hoorn auf dem
Blutgerüst gefallen waren, hielt Johannes Rubens, der der Hinneigung zum Protestantis-
mus dringend verdächtig war, es für geraten, die Heimat zu verlassen; ausgerüstet mit
einem Schreiben der Stadtobrigkeit von Antwerpen, welches seine Ehrenhaftigkeit be-
zeugte, flüchtete er nach Köln, wo er gegen Ende 1568 ankam. Dort weilte damals die
Gemahlin Wilhelms von Oranien, des großen Führers der niederländischen Erhebung,
Anna von Sachsen. Durch deren Rechtsbeistnnd, den gleichfalls flüchtigen Rechtsgelehrten
Johannes Betz aus Mecheln, lernte Johannes Rubens die launische und krankhaft erregte
Fürstin kennen; er ward ihr Vertrauter und bald ihr Geliebter. Das sträfliche Verhältnis
ward offenkundig, und im März 1571 ließ der Bruder des gekränkten Fürsten, der Graf
Johann von Nassau, Rubens auf den: Wege nach dem damals nassauischen Städtchen
Siegen, wohin sich Anna, die ihrer Niederkunft entgegensah, zurückgezogen hatte, ver-
haften und nach Dillenburg ins Gefängnis bringen. Nach dem Landrecht hatte Rubens
das Leben verwirkt; da seine Schuld durch Geständnis erwiesen und da die Verhaftung
auf nassauischem Boden erfolgt war, so hätte nichts den Grafen von Nassau daran
hindern können, durch Vollziehung des Todesurteils die Ehre seines Bruders zu rächen,
wenn nicht die beiden Fürsten der Erwägung Raun: gaben, daß hierdurch das ganze Vor-
kommnis in unliebsamer Weise an die Öffentlichkeit gezogen worden wäre. Zudem fand
der Schuldige eine beredte Fürsprache von einer Seite, von der er es an: wenigsten
verdient hatte. Maria Pypelinckx, seine beleidigte Gattin, bot alles auf, um seine Be-
gnadigung zu erwirken. Zwei Briefe, durch die sie ihren gefangenen Mann zu trösten
suchte, sind auf die Nachwelt gekommen, rührende Zeugnisse des hochherzigsten weib-
lichen Edelmuts. „Mit Freude ersehe ich," heißt es in den: einen, „daß Euer Liebden,
gerührt von meiner Vergebung, nun beruhigt sind. Ich dachte nicht, daß Ihr glaubtet,
ich würde dabei so große Schwierigkeit machen, wie ich auch nicht getan habe. Wie
könnte ich so hart gewesen sein, Euch in Eurer großen Bedrängnis und Bangigkeit noch
mehr zu beschweren, während ich Euch doch gern, wenn möglich mit meinen: Blut
heraushelfen würde . . . Sollte ich sein, wie der schlechte Verwalter im Evangelium,
dem so viele große Schulden von seinem Herrn nachgelassen worden waren und der
seinen Bruder eine kleine Summe bis auf den letzten Pfennig zu zahlen zwang? Seid
daher darüber beruhigt, ob ich Euch gänzlich vergeben habe: gebe Gott, daß Eure Be-
freiung damit zusammenhinge, wir würden bald wieder glücklich sein! ... Ich hoffe,
daß Gott mich erhören wird, daß sie uns schonen, daß sie Mitleid nut uns haben mögen;
sonst ist es gewiß, daß sie mich Zugleich nut Euch töten werden; ich werde sterben mit
Knackfuß, Rubens 1
 
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