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Knackfuß, Hermann; Rubens, Peter Paul [Ill.]
Rubens — Künstler-Monographien, Band 2: Bielefeld, Leipzig: Verlag von Velhagen & Klasing, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.60845#0012
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Abb. 1. Studie nach einer alten Frau, als Bildnis der Mutter
des Künstlers angesehen. In der Pinakothek zu München
Nach einer Originalphotograpbie von Franz Hanfstaengl in München
(Zu Seite 6)

gebrochenem Herzen, denn
ich könnte die Nachricht von
Eurem Tode nicht hören;
nein, das Leben würde sofort
in mir stille stehen. Aber
die Worte Ihrer Gnaden
(wahrscheinlich der Blutter
der manischen Prinzen), die
ich in einem anderen Briefe
geschickt habe, geben mir noch
Hoffnung. . . Mein Herz,
kann es nicht fassen, daß.
wir so gänzlich und so kläg-
lich getrennt werden sollten..
O mein Gott, möge das
nicht geschehen! Meine Seele
ist solchermaßen vereinigt und
verbunden mit der Eurigen,
daß Ihr keinen Schmerz er-
leiden könnt, ohne daß ich
ebensoviel davon leide wie
Ihr. Ich glaube, wenn diese
guten Herren meine Tränen
sähen, sie würden, selbst
wenn sie von Holz oder
Steil: wären, Erbarmen mit
mir haben: ich will auch,
wenn mir kein anderes Mittel
mehr bleibt, hierzu meine
Zuflucht nehmen, obgleich
Ihr mir geschrieben habt,
daß ich das nicht tun solle.
Ach, wir verlangen nicht
Gerechtigkeit, wir bitten nur
um Gnade, Gnade, und
wenn wir die nicht erlangen.

können, was bleibt uns zu tun übrig? O himmlischer und barmherziger Vater, hilf du
uns dann! Du willst nicht den Tod des Sünders, du willst ja im Gegenteil, daß er
lebe und sich bekehre. Gieß in die Seele dieser guten Herren, die wir so sehr gekränkt
haben, deinen Geist der Milde, daß wir bald befreit werden von diesen Schrecknissen
und dieser Trostlosigkeit; sie dauern nun schon so lange!..." Der Schluß des Briefes
lautet: „Jetzt empfehle ich Euch dem Herrn, denn ich kann nicht weiterschreiben, und ich
bitte Euch so sehr, nicht das Schlimmste zu gewärtigen: das Schlimmste kommt früh genug,
von selbst; immer an den Tod zu denken und ihn zu fürchten ist härter als der Tod.
Deshalb verbannet diese Gedanken aus Eurem Herzen. Ich hoffe und vertraue auf Gott,
daß er Euch gnädiger strafen und uns noch zusammen für all diesen Kummer Freude
verleihen wird, um was ich ihn aus dem Grunde meines Herzens bitte. Und ich befehle
Euch dem allmächtigen Herrn, daß er Euch trösten und stärken möge mit seinem heiligen
Geist. Ich werde all mein Bestes tun, den Herrn für Euch zu bitten; und desgleichen
tun auch unsere Kinderchen, die Euch sehr grüßen lassen und so sehr verlangen, Euch zu
sehen, wie — das weiß der Herr — ich selbst. Geschrieben den 1. April nachts zwischen
12 und 1. Und schreibt doch nun nicht mehr ,unwürdiger Mannst da dies doch vergeben hat
Euer Liebden getreue Gattin Maria Ruebbens."*)

*) So schrieb die Familie Rubens ihren Namen während ihres Aufenthaltes in Deutschlands
um die heimische Aussprache mit der deutschen Schreibweise in Übereinstimmung zu bringen.
 
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