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Knackfuß, Hermann; Rubens, Peter Paul [Ill.]
Rubens — Künstler-Monographien, Band 2: Bielefeld, Leipzig: Verlag von Velhagen & Klasing, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.60845#0106
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Abb. 81. Aktstudie. Zeichnung. In der Albertina zu Wien
Nach einer Lriginalphotographie von Braun, Clöment L Cie. in Dörnach i. E.,
Paris und New Jork (Zu Seite 100)

Altertümern" bei Mit- und
Nachwelt berühmt war: Tho-
mas Howard, Graf von
Arundel und Surrey. Diesen
Kunstfreund nebst seiner
Gemahlin porträtierte der
Meister im Jahre 1620 in
einem reichen Gemälde, das
sich jetzt in der Münchener
Pinakothek befindet. Eigent-
lich möchte man dieses
Gruppenbild als das Bild-
nis der Gräfin Arundel mit
ihrer Umgebung bezeichnen.
In einer offenen Halle von
gewundenen Marmorsäulen,
deren Boden ein farben-
prächtiger Teppich bedeckt
und wo mi einem schweren
Vorhang das Wappen des
Hauses in reicher Stickerei
prangt, sitzt die Gräfin, in
schwarze Seide gekleidet; sie
streichelt mit der Rechten
einen mächtig großen Hatz-
hund, der schmeichelnd seinen
Kopf auf ihren Schoß legt,
uud zu ihrer Linken steht
ein kleiner Page in roter,
goldgestickter Kleidung, mit
einem Falken auf der Faust.
Daß die Dame eine große
Jagdfreundin war, ist hier-
mit wohl deutlich genug
gesagt; auch die fürstliche
Liebhaberei eines Hofnarren
konnte sie sich gestatten:
neben dem Hund steht der
Zwerg und Spaßmacher in
grün und gelber Tracht.

Hinter dem Stuhl der Herrin aber steht der Graf Arundel selbst (Abb. 71).
Mit dem Jahre 1620 lief der Waffenstillstand ab, während dessen die Niederlande die
Segnungen des Friedens ungestört genossen hatten; in Deutschland war der Religionskrieg
schon entbrannt, und die erste Schlacht ward zugunsten des Kaisers und der Katholischen
entschieden. Die Welt verlangte das Bild des Siegers vom Weißen Berge kennen zu
lernen, und Rubens war es, der die Vorlage für die Kupferstichvervielfältigung lieferte;
er hatte Boucquoy, einen geborenen Niederländer, wohl persönlich gekannt. Die Kupfer-
stichvorlage wird in der Ermitage zu Petersburg aufbewahrt. Sie ist ein ausgeführtes
Gemälde mit einer reichen, grau in grau gehaltenen Einfassung des Bildnisses. Wir sehen
den Grafen Boucquoy im Harnisch, mit Schärpe und Feldherrenstab, in einem Kranz
von Lorbeer und Eichenlaub, um den eine Fülle von allegorischen Gestalten den weiteren
Rahmen bildet; da liegen Städte und Flüsse gefesselt und niedergeworfen neben dem
Siegesaltar, ruhend steht die geflügelte Siegesgöttin mit der Trophäe, Herkules mit
feiner Keule — das Sinnbild der Kraft — tritt die Hydra und die Meduse nieder.
 
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