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Knackfuß, Hermann; Rubens, Peter Paul [Ill.]
Rubens — Künstler-Monographien, Band 2: Bielefeld, Leipzig: Verlag von Velhagen & Klasing, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.60845#0069
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werpen). Das Bild stellt die Beweinung Christi dar und ist bekannt unter dem Namen
^,Ue Obri8t ü la xaills". Der Leichnam des Heilandes ist auf den Rand des Steinsarges
niedergelassen worden, der mit Stroh belegt ist; Joseph von Arimathia hält den Ober-
körper des Toten aufrecht, Maria Magdalena blickt ihn, die Hände faltend, tieferschüttert
an, und die Mutter Maria schickt sich, das schone Antlitz mit ergreifendem Ausdruck zum
Himmel erhebend, an, das Haupt des geliebten Sohnes mit dem Bahrtuche zu verhüllen;
Johannes hält sich ehrerbietig hinter Maria zurück und sucht über ihre Schulter uoch einen
letzten Blick auf den Toten zu werfen. Aus den schmalen Flügeln find die beiden, die unter
dem Kreuze standen, noch einmal dargestellt, und zwar hier nicht als die Schmerzerfüllten,
über doch auch als Bilder der Liebe: Maria als die junge Mutter, und Johannes als der Evan-
gelist, der in freudiger Begeisterung, zu dem Cherub in Adlergestalt aufblickend, sich an-
schickt, die frohe Botschaft seines göttlichen Meisters aufzuschreiben. Eine schöne Zeichnung zu
der Mitteltafel bewahrt die Handzeichnungensannnlung der Albertina zu Wien (Abb. 44).

Abb. 51. Latona und die lyrischen Bauern. In der Pinakothek zn München (Zu Seite 63)


Im Jahre 1617 entstand das in der St. Paulskirche, der ehemaligen Dominikaner-
kirche, zu Antwerpen befindliche Gemälde: die Geißelung Christi, das um der Schönheit
des Christuskörpers willen zu allen Zeiten gerühmt und bewundert worden ist. Zwei
Hauptwerke schuf Rubens für die Nachbarstadt Mecheln. Für die dortige Johanniskirche
wurde ihm Ende 1616 ein Altarbild mit der Anbetung der heiligen drei Könige bestellt.
Dieser von Rubens früher schon einmal und später noch öfter behandelte Gegenstand war
-ein Vorwurf nach seinem Herzen; er fand hier Gelegenheit zu reichster malerischer
Prachtentfaltung, indem er die Weisen mit allem Prunke morgenländischer Herrscher und
mit glänzendem Gefolge austreten ließ. Unerschöpflich an Erfindungskraft, wußte der
Meister in der Bearbeitung dieses Stoffes immer neue und immer mächtig anziehende
Wirkungen zu erzielen. Von allen seinen Dreikönigsbildern aber ist dasjenige in Mecheln
vielleicht das schönste; es wird berichtet, daß der Meister selbst stets mit Befriedigung von
diesem seinem Werke gesprochen habe. Die Stimmung des Ganzen ist eine festliche; in
froher Erregung huldigen die Fürsten dem Kindlein im Stalle, ihr Gefolge drängt sich,
-erfüllt von dem Verlangen, das gesuchte Kind zu erblicken, und der Beschauer wird zum
Teilnehmer an dem Vorgänge, durch ein wunderbar feierliches Zusammenklingen der
Farbentöne gebannt. Den Grundton gibt der prächtig rote Mantel des mittleren Königs
-an, ihm entgegen wirkt das blaue Gewand Marias; das Jesuskind, hell in hell wie mit
Licht gemalt, ist der alles überstrahlende Mittelpunkt der Komposition; nur kleinere oder
 
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