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Knackfuß, Hermann; Rubens, Peter Paul [Ill.]
Rubens — Künstler-Monographien, Band 2: Bielefeld, Leipzig: Verlag von Velhagen & Klasing, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.60845#0118
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hat. Welches Maß von Befriedigung Maria von Medici über Rubens' Schöpfung
empfand, mag man aus der Erzählung entnehmen, sie habe nach Schluß der Arbeit
gesagt, der Künstler müsse als viertes Bildnis für die Galerie sein eigenes malen. —
Beiläufig mag die hübsche Anekdote Erwähnung finden, daß die Königin einmal im
Beisein Rubens' ihren ganzen weiblichen Hofstaat um sich versammelte, lediglich zu dem
Zweck, von dem Maler später ein Urteil über die Schönheit ihrer Damen zu hören; es
wird auch der Name der Frau überliefert, welche in den Augen des großen Kenners
den Preis der Schönheit davontrug: es war die Herzogin von Guomenee. Als im Mai
1625 die Medici-Galerie mit ihrem ganzen Bilderschmucke fertig war und bei der Ver-
mählungsfeier von Marias Tochter Henriette mit König Karl I. von England festlich
eröffnet wurde, fand die allseitige Bewunderung keine Grenzen.
Auch König Ludwig XIII. spendete dem Künstlerwerk vollen Beifall, und er nahm
die Dienste des Meisters für sich in Anspruch, indem er bei ihm die Entwürfe zu zwölf
Wandteppichen mit der Geschichte Kaiser Konstantins bestellte. Die junge Königin Anna
porträtierte Rubens mehrmals. Das erste der prunkvollen Bildnisse, das wahrscheinlich
schon im Jahre 1620 gemalt wurde und mehreren Wiederholungen als Grundlage gedient
hat, ist im Louvre-Museum; es zeigt die blasse, blonde Habsburgerin in der steifen


Abb. 91. Bildnis einer jungen Frau. In der Ermitage zu St. Petersburg
Nach einer Originalphotograph'e von Braun, ClSment L Cie. in Dörnach i. E., Paris
und New Uork (Zu Seite 102)

Regungslosigkeit, die
von einer spanischen
Prinzessin verlangt
wurde, in starre,
goldbestickte blaue
Seide unter einem
offenen Überkleid von
schwarzem Atlas und
in Weißzeug von duf-
tigem Musselin ge-
kleidet, mit kostbarem
Perlengeschmeide, die
ganze glänzende Er-
scheinung gehoben
durch einen dunkel-
roten Vorhang, der
einen Blick in die
Palastarchitektur frei
läßt (Abb. 80). Ein
späteres, wohl in der
Zeit der Vollendung
der Medici-Galerie
gemaltes Porträt, im
Museum zu Madrid,
läßt, obgleich die Hal-
tung fast die näm-
liche ist, erkennen,
daß die Königin am
Pariser Hofe schon
heiterer und leben-
diger geworden war;
ein schwarzes Kleid
hebt hier den lichten
Ton von Haut und
Haar im Rahmen
des offenen Spitzen-
kragens doppelt leuch--
 
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