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der Folgezeit in manchem
Gemälde ihres Gatten; und
in einer Reihe von Bild-
nissen hat er ihre Erscheinung
mit liebevoller Treue fest-
gehalten.
Die erste große Bestel-
lung empfing Rubens von
der Stadt Antwerpen. Für
den Ratssaal der Stadt malte
er eine Anbetung der drei
Weisen aus dem Morgen-
lande, in figurenreicher, far-
benprächtiger Komposition,
mit einer fast an das Klein-
liche streifenden Sorgfalt der
Ausführung. Das Gemälde
blieb nicht lange an seinem
Platze; die Stadtobrigkeit
verehrte es im Jahre 1612
dem Grafen von Oliva, um
dessen Gunst zu gewinnen,
und dieser nahm es mit nach
Spanien. Oliva endete 1621
auf dem Blutgerüst, und das
Bild ging in den Besitz König
Philipps IV. über; so ist
es bei der Zusammentragung
der in den verschiedenen
spanischen Königsschlössern
aufbewahrten Gemälde im Jahre 1818 in das Prado-Museum zu Madrid gekommen.
Auch ein deutscher Kirchenfürst wendete sich mit einer Bestellung an Rubens:
Herzog Ernst von Bayern, Fürstbischof von Freising, der für den Hochaltar seines alten,
von ihm im Geschmacke seiner Zeit umgestalteten Domes ein großes Gemälde haben
wollte. Das Thema, das dem Maler hier gegeben wurde, bot Gelegenheit zur Ent-
faltung einer reichen Phantasie. Der Inhalt des 12. Kapitels der Offenbarung Johannis
sollte verbildlicht werden: das Weib, das am Himmel erscheint mit dem Mond unter den
Füßen, und dem Adlerslügel gegeben werden, und der Sturz des gegen das Weib und
dessen Sohn sich erhebenden siebenköpfigen Drachens und seiner Engel. Rubens erledigte
den Auftrag durch eine großartige Komposition, die auf eurer Leinwand von gewaltigem
Umfang, allerdings mit Zuhilfenahme von Schülerhänden, ausgesührt wurde. Das Ge-
mälde kam vor 1612, dem Todesjahr des Fürstbischofs Ernst, auf seinen Platz und blieb
dort bis in das neunzehnte Jahrhundert; bei der Einrichtung der Alten Pinakothek zu
München ist es dorthin übertragen worden.
Für die Walpurgiskirche zu Antwerpen malte Rubens im Jahre 1610 ein großes
Altarwerk. Die Ausrichtung des Kreuzes Christi war der verlangte Gegenstand. Rubens
entwarf eine sigurenreiche Komposition: der römische Hauptmann erteilt den Schergen
den Befehl, und vor den Augen der jammernden Anhänger des Gekreuzigten hebt sich
das Marterholz langsam empor; in einer mächtigen Schräglinie durchschneidet das Kreuz
mit dem angenagelten Opfer und hebenden und ziehenden Armen der Henker die Bild-
fläche (Abb. 11). Bei der Ausführung hat der Künstler die Komposition zerteilt, indem
er den: Ganzen die Gestalt eines Flügelaltars gab; vielleicht weil diese altherkömmliche
Form den Besteller:: mehr zusagte, vielleicht auch weil ihm selbst die so gewonnene
größere Breitenausdehnung erwünscht war. Er verlegte die Gruppe der Frauen und
 
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