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Knackfuß, Hermann; Rubens, Peter Paul [Ill.]
Rubens — Künstler-Monographien, Band 2: Bielefeld, Leipzig: Verlag von Velhagen & Klasing, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.60845#0060
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Abb. 44. Die Beweinung Christi. Entwurf zu dem im Antwerpener Museum
befindlichen Altargemälde. In der Sammlung der Albertina zu Wien
Nach einer Originalphotographie von Braun, Element L Cie. in Dörnach i. E.,
Paris und New Fort (Zu Seite 55)

Gericht" bezeichnet ist.
Aber auch dieses Bild
wäre bei der Über-
tragung in lebens-
großem Maßstab noch
zu kolossal geworden.
Eine ebenso prächtige
Skizze mit bedeuten-
der Einschränkung der
Massen und mit stär-
kerer Hervorhebung der
Begnadigten — wäh-
rend dort die Ver-
worfenen den größten
Raum einnehmen —
befindet sich in der
Dresdener Gemälde-
galerie; und das ist
der Entwurf, nach dem
Rubens das große Al-
tarbildgemalthat. Doch
band er sich bei der
Ausführung im großen
keineswegs genau an
den Entwurf. Abge-
sehen von untergeord-
neten Änderungen in
Einzelheiten, hat er
die Perspektive abge-
schwächt, den Welten-
richter also dem Auge
des Beschauers näher
genickt und dadurch das
Ganze geschloffener ge-
staltet (Abb. 42). Das
auch so noch riesige Bild
wurde 1617 über dem

Hauptaltar der Kirche zu Neuburg aufgestellt. Gegen Ende des siebzehnten Jahrhunderts
kam es nach Düsseldorf in die Gemäldesammlung des Kurfürsten Johann Wilhelm von
der Pfalz, und von dort wurde es im Jahre 1805 mit zahlreichen anderen Rubensbildern
nach München übergeführt.
Nach dem Empfang des großen Hauptaltargemäldes bestellte der Pfalzgraf zwei
weitere Altarbilder für seine Kirche: Die Geburt Christi mit der Anbetung der Hirten
(Abb. 43) und die Herabkunft des heiligen Geistes. Beide Gemälde waren 1620 vollendet,
und sie sind auf demselben Wege wie das „Große Jüngste Gericht" in die Münchener
Pinakothek gelangt. Bei der Betrachtung der beiden kleineren Neuburger Altarbilder,
besonders der Ausgießung des heiligen Geistes, macht sich die reichliche Mitwirkung von
Gehilfenhänden recht fühlbar.
Es ist eine alte Überlieferung, Rubens habe die Preise seiner Werke nach der darauf
verwendeten Arbeitszeit bemessen, in der Weise, daß er für jeden Tag eigenhändiger Arbeit
100 Gulden berechnete. Das erscheint durchaus glaubwürdig, da Rubens eben in sehr kurzer
Zeit die größten Bilder malte. Auch wird es durch einen im Museum Plantin-Moretus zu
Antwerpen aufbewahrten Brief des Balthasar Moretus bestätigt, worin dieser schreibt, daß
Rubens die Entwürfe für Titelblätter nur in seinen Mußestunden anfertige; »volle man
 
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