Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Knackfuß, Hermann; Rubens, Peter Paul [Ill.]
Rubens — Künstler-Monographien, Band 2: Bielefeld, Leipzig: Verlag von Velhagen & Klasing, 1922

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.60845#0142
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
^^^^^^2>2>2>2>2>^2>^2>L<L<r<r<r<r<r<r<r<r<r<r<r<r<r<r<r<r<r<r'

120
Hand uns Kunde gibt. An diesen schrieb der Meister ans Madrid am 29. Dezember
1628: „Mein Albertchen bitte ich Dich, wie mein Bild, nicht in Deiner Betstube oder
dem Hausgötterheiligtum, sondern in Deinem Wissenschaftstempel zu halten. Ich liebe
den Jungen, und ernstlich empfehle ich Dir, Fürst meiner Freunde und Führer der
Musen, daß Du die Sorge für ihn, bei meinen Lebzeiten und nach meinen: Tode,
gemeinschaftlich mit meinem Schwiegervater und meinem Schwager Brant übernehmest."
— In: brieflichen Verkehr nut den: gelehrten Freunde bediente sich Rubens der lateinischen
Sprache; sonst schrieb er meistens italienisch oder französisch — besonders das Italienische,
das damals überhaupt die eigentliche Weltsprache war, bevorzugte er —, nur in ganz
vertraulichen Briefen bediente er sich des Vlämischen.
Rubens' diplomatische Tätigkeit ruhte nicht während des Aufenthalts in Madrid,
wenn er auch in erster Linie als der berühmte Künstler, auf den sein König stolz war,
geehrt wurde. Im Beginn des Jahres 1629 finden wir ihn wieder in schriftlichem
Verkehr mit Carlisle und in persönlichem mit Scaglia, der von Brüssel nach Madrid
gereist war; — den Verhandlungen mit Buckingham hatte dessen Ermordung (am
23. August 1628) ein Ende gesetzt. Es ist keine Kunde davon auf uns gekommen, was
Rubens mit Philipps IV. allmächtigem Minister, den: Grafen Olivares, dessen Heiß-
blütigkeit („kougue" ist Rubens^ Ausdruck), im Verein mit persönlichen: Groll gegen
Buckingham, bis dahin den Friedensbestrebungen entgegengewirkt hatte, besprach, während
er sein Bildnis malte. Sicher ist nur, daß Olivares im Frühjahr 1629 sich entschlossen
hatte, nun endlich auch seinerseits mit Friedensvorschlägen dem englischen Hofe entgegen-
zukommen und Rubens mit dementsprechenden Aufträgen nach London zu schicken. Dies
schrieb Scaglia an: 28. April an den Grafen von Carlisle. Tags darauf reiste der Meister
ab. Um ihn mit einem größeren Ansehen zu bekleide::, hatte der König ihn vorher zum
Sekretär seines geheimen Rats ernannt; als Zeichen seiner persönlichen Gunst schenkte
er den: Maler bei der Abreise einen kostbaren Diamantring. Indessen sollte Rubens
nicht öffentlich als der Gesandte Spaniens in London auftreten, — dieser Posten wurde
an Don Carlos Coloma übertragen, — sondern unter dem Titel eines Gesandten der
Erzherzogin Isabella. Darum reiste er über Briissel. An: 12. Mai befand er sich in
Paris. Aus dieser Zeit muß die lebensvolle Zeichnung (in der Sammlung des Louvre)
stammen, in welcher der große Meister ein so ganz ungeschminkt naturwahres Abbild der
alternden Maria von Medici der Nachwelt hinterlassen hat (Abb. 107). Die Königin hatte
einen neuen Auftrag für ihn: als Gegenstück zu den Bildern aus ihren: eigenen Leben
sollte er das Leben Heinrichs IV. in einer großen Gemäldereihe schildern. Lange konnte
sich Rubens nicht in Paris aufhalten; auch die Besprechungen mit der Infantin und
eine kurze Rast in der Heimat durften nicht viel Zeit in Anspruch nehmen. Schon vor
Ende Mai befand er sich in Dünkirchen, wo er einige Tage warten mußte, um ein eng-
lisches Schiff zur Überfahrt zu bekommen, — denn vor den Holländern fürchtete er sich —,
und am 5. Juni landete er in London.
Der Freund von Buckingham und Carlisle war dem englischen Hofe ein will-
kommener Gesandter, der der warmen Empfehlungen, welche Coloma und Scaglia ihm
auf den Weg gegeben, kann: bedurfte. Zudem war der unglückliche Karl Stuart nicht
weniger kunstliebend als Philipp IV., und mit Freuden begrüßte er in den: Gesandten
den berühmten Künstler. Rubens war während der ganzen Zeit seines Aufenthalts in
London der persönliche Gast des Königs.
Als ein sinniges Geschenk überreichte der mit den Friedensabmachungen beauftragte
Maler den: Könige bald nach seiner Ankunft ein Gemälde, welches das Glück des
Friedens allegorisch schilderte. Dieses Bild ist jetzt in: Besitz der Nationalgalerie zu
London; nach der Enthauptung Karls I. wurde es nach Italien verkauft, im Anfang des
neunzehnten Jahrhunderts kam es nach England zurück, und 1828 wurde es von seinem
damaligen Eigentümer der Nationalgalerie übergeben. Fruchtbarkeit und Überfluß sind
in einer Gruppe von Menschen und mythologischen Wesen zur Anschauung gebracht, und
hinter ihnen drängt Minerva den Kriegsgott hinweg, daß er den Furien in andere
Gegenden folge (Abb. 108).
 
Annotationen