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Knackfuß, Hermann; Rubens, Peter Paul [Ill.]
Rubens — Künstler-Monographien, Band 2: Bielefeld, Leipzig: Verlag von Velhagen & Klasing, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.60845#0144
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der pienwntesischen Gesandtschaft, veranstalteten Wasserfahrt nach Greenwich teil, der
Kahn schlug beim Durchfahren der Londoner Brücke um, und er ertrank. Bisweilen
wird diese Begebenheit so dargestellt, als ob Rubens selbst dabei mit knapper Not dem
Tode des Ertrinkens entgangen sei. Indessen sagt die Quelle, ein Brief des Lord
Dorchester an einen anderen englischen Diplomaten, nichts davon, daß Rubens sich bei
der Partie befunden hätte. Wohl aber hatte dieser früher mehrmals in Lebensgefahr
geschwebt, was hier beiläufig erzählt werden mag. Im Jahre 1622 suchte ein Mensch,
der von einigen für irrsinnig gehalten wurde, ihn zu ermorden, so daß die Freunde
des Meisters es für nötig hielten, sich mit der Bitte um besondere Schutzmaßregeln
an die Infantin zu wenden. Drei Jahre später, als er sich in Paris aushielt, sah er
in Gesellschaft mehrerer zur englischen Gesandtschaft gehörigen Personen von einem
Balkon aus den festlichen Veranstaltungen zu, die zur Feier der Vermählung der
Prinzessin Marie Henriette stattfanden; plötzlich brach der mit Zuschauern überladene
Balkon zusammen, und es gelang Rubens eben noch, sich auf das stehenbleibende Stück
zu retten.
In London fehlte Rubens die künstlerische Tätigkeit nicht. Der vlämische Meister
bekam bald verschiedene Aufträge von Karl 1. Er malte für ihn einen Ritter Georg mit
vielen Nebenfiguren in reicher, weiter Landschaft; dabei gab er dem heiligen Ritter die
Züge des Königs und der befreiten Jungfrau diejenigen der Königin Marie Henriette;
der Inhalt der Darstellung sollte wohl eine Anspielung auf die Befreiung vom Kriegs-
drachen sein. Dann malte er grau in grau die Vorlage für eine silberne Prunkschüssel,
mit der Geburt der Venus auf der Mittelfläche und mit Najaden und anderen See-
gottheiten auf dem Rand. Auch diese beiden Gemälde wurden nach dem Tode des
Königs veräußert und sind erst in neuerer Zeit nach London zurückgekommen; der
St. Georg befindet sich im Buckingham-Palast, die Geburt der Venus in der National-
galerie. Wahrscheinlich ebenfalls im Auftrag des Königs von England entwarf der
Meister acht Skizzen, welche die Geschichte des Achilles behandelten, als Vorlagen für
Wandteppiche; von diesen Skizzen, die im Jahre 1855 noch beisammen waren, dann
aber zerstreut wurden, ist eine, der Tod des Achilles, vor kurzem in das Kaiser-Friedrich-
Museum zu Berlin gekommen. Der Hauptauftrag aber, mit dem Rubens von König
Karl bedacht wurde, war die Ausschmückung des Festsaales von Whitehall mit Decken-
gemälden, die eine Verherrlichung des Königs Jakob I. enthalten sollten. Schon vor
acht Jahren, als das neue Schloß von Whitehall noch gar nicht fertig war, hatte Karl
Stuart, damals noch Prinz von Wales, den Antwerpener Meister für diese Arbeit in
Aussicht genommen. Rubens entwarf eine Einteilung der Decke in drei Haupt- und
sechs Nebenfelder, und für die einzelnen Felder allegorische Darstellungen in perspektivischer
Ansicht von unten, mit Figuren in den stärksten Verkürzungen. Die Ausführung des
umfangreichen Werkes nahm, trotz der Schülerhilse, viel Zeit in Anspruch. Erst in:
Herbst 1635 sind die Bilder an ihren Bestimmungsort gekommen. Sie befinden sich noch
dort, sind aber durch Feuchtigkeit und Übermalung verdorben. Von den Skizzen haben
sich die zu den größeren Bildern erhalten (in der Ermitage zu Petersburg und in der
Kunstakademie zu Wien).
Am 23. September 1629 verlieh die Universität Cambridge Rubens den Ehrentitel
eines NuZisker in urkikus. Dies war eine der Gelehrsamkeit des Meisters gezollte An-
erkennung; zur Belohnung für seine staatsmännischen Verdienste wartete seiner eine
andere Auszeichnung, die aus der persönlichen Entschließung des Königs hervorging. Am
21. Februar 1630 erteilte Karl I. dem erzherzoglichen Gesandten Peter Paul Rubens die
Ritterwürde. Die Verleihung fand in Whitehall mit aller bei solchen Gelegenheiten
herkömmlichen Feierlichkeit statt. Nach vollzogenem Ritterschlag empfing Rubens noch
als besonderen Gunstbeweis einen Diamantring und eine mit Diamanten besetzte Hut-
schnur aus den Händen des Königs. Nach einer Überlieferung soll Karl ihm auch das
beim Ritterschläge gebrauchte Schwert verehrt haben. Das Rubenssche Wappen erhielt
eine Bereicherung durch die Einfügung eines rechten oberen Eckfeldes, das in Rot einen
springenden goldenen Löwen zeigt.
 
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