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Knackfuß, Hermann; Rubens, Peter Paul [Ill.]
Rubens — Künstler-Monographien, Band 2: Bielefeld, Leipzig: Verlag von Velhagen & Klasing, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.60845#0150
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sechzehn Jahre, als sie dem Dreiundfünfzigjährigen die Hand reichte. Von der mädchen-
haften Anmut ihrer lieblichen Erscheinung gibt ein wundervolles Bildnis von der Hand
des glücklichen Bräutigams uns Kunde, das sich in der Pinakothek zu München befindet
(Abb. zwischen S. 128 u. 129). Gewiß hatte Rubens sie schon als Kind gemalt. Es ist
eine sehr ansprechende Vermutung, daß in dem liebenswürdigen Bilde des Antwerpener
Museums, das, für einen St. Annenaltar gemalt, die Erziehung der heiligen Jungfrau
durch die Mutter Anna darstellt, die kindliche Maria ein Abbild der zukünftigen Braut des
Künstlers wäre. Das ist ein Bild von einer Zartheit des dichterischen Empfindens, wie sie
nicht oft bei Rubens vorkommt; Maria, in einem weißen Kleide, lehnt sich, mit einem
Buche in der Hand, an den Schoß der Mutter; eben blickt sie auf vom Lesen und wendet
die Augen zum Beschauer; ungesehen von ihr, aber von Mutter Anna und Vater Joachim
erkannt, halten Englein einen Kranz von Rosen über ihrem Kopf; eine silberig durch-
zogene blaue Luft, weiße Rosen und rosige Englein umgeben mit dem feinsten Farben-
zauber das knospenhafte Mädchengesicht.
Nachdem Rubens Helene Fourment heimgeführt hatte, wurde er nicht müde, sie
immer von neuem zu malen; man möchte fast sagen, daß die Bildnisse seiner jungen
Frau jetzt der Hauptgegenstand seiner Kunst wurden. Die Münchener Pinakothek besitzt
auch ein köstliches Familienbild, in welchem Rubens im Frühjahr 1631 sein neues Glück
niedergeschrieben hat. Wir befinden uns im Garten des Rubensschen Hauses; der
Flieder und die Tulpen blühen, vom blauen Himmel strahlt ein mildes Sonnenlicht
herab. Rubens, wie gewöhnlich ganz in Schwarz nach spanischer Sitte gekleidet, führt
seine Frau am Arm, die mit einem schwarzen Mieder, einem mattgelbcn oberen und
einem grauen unteren Rock und einer großen weißen Schürze bekleidet ist; ein breit-
randiger Strohhut schützt ihr frisches Gesicht vor der Sonne, und in der Hand hält sie
einen Fächer von Straußenfedern. So schreitet das Paar, dem der junge Nikolas, ganz
in Rot gekleidet, sich anschließt, auf den Gartenpavillon zu, wo Erfrischungen aufgetragen
sind. In der Tiefe des Gartens plätschert ein Springbrunnen, im Vordergründe füttert
eine alte Dienerin die Pfauen, ein von Küchlein umgebenes Truthühnerpaar läßt sich
behaglich von der Sonne bescheinen, und ein schön gefleckter Hund springt mit großen
Sätzen umher (Abb. 111). — Die aus dem Spiegel gezeichnete Studie, nach welcher
Rubens seinen Kopf in diesem Bilde gemalt hat, wird in der Albertina aufbewahrt
(Abb. 110).
Wie ein Jubel von Liebeslust klingt es durch eine Menge von Bildern, die er seit
1631 schuf. In neuer Jugendschönheit erstrahlen seine weiblichen Gestalten. Die leuchtende
Farbenpracht sprüht in flimmernder Bewegung, sie duldet keine leeren Flächen und keine
schweren Töne, sie zerteilt und durchglüht die Schatten. Ein Bild von Tizian, das er in
Madrid bewundert hatte, kam den: Meister in den Sinn: Das Venusopfer, und er schuf
ein ähnliches, schuf es für sich. In dem Garten, wo die Liebesgötter ihrer Bestimmung
harren und als spielende Kinder sich in Schwärmen auf dem Rasen, in der Luft und
in den Baumzweigen tummeln, steht das Standbild der Venus; wilde Nymphen
und wohlgekleidete Frauen kommen herbei, um Liebesglück von der Göttin zu
erflehen; einige Nymphen, denen ihr Geschick schon zuteil geworden ist, drehen sich
in lustigem Tanze mit Satyrmännern, und die vorderste von ihnen zeigt, hoch empor-
gehoben von ihrem glücklichen Besitzer, das lächelnde Kindergesicht von Frau Helene
mit dem seligen Ausdruck des jungen Weibes. Unter dem Titel „Das Venusfest"
prangt dieses glühende Liebesgedicht des Meisters zwischen seinen Hauptwerken in:
Hosmuseum zu Wien.
Im Jahre 1631 wurde Rubens von der Antwerpener St. Lukasgilde zu ihrem Vor-
steher gewählt. Er schenkte der Gilde bei dieser Gelegenheit das schöne Gemälde aus seiner
Jugendzeit, das unter dem Namen „Madonna mit dem Papagei" bekannt ist (Abb. 16).
Gleich nach seiner Rückkehr aus England hatte Rubens die vielleicht schon früher
begonnene Arbeit an den Bildern aus dem Leben Heinrichs IV. ausgenommen. Das
Leben des Königs bot für die Darstellung mehr wirkliche Handlung dar, als es bei den
Begebnissen aus dem Leben der Maria von Medici der Fall war, und mit sichtlicher
 
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