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Kupferstichbildnisse

Auf dem Augsburger Reichstag porträtierte Dürer auch den Kardinal Albrecht
von Brandenburg, Primas und Kurfürst des Reiches, Erzbischof von Mainz und
Magdeburg. Das mit Kohle gezeichnete Originalbildnis des erst achtundzwanzig-
jährigen Kirchenfürsten besitzt ebenfalls die Albertina. Im folgenden Jahre führte
Dürer das Porträt in Kupferstich aus. Denn der Kardinal war eine bekannte
und beliebte Persönlichkeit, deren Bild mancher gern besitzen mochte. Mit diesem
prächtigen Blatt eröffnete Dürer die herrliche Reihe seiner Kupferstichbildnisse.
Die Bildnisdarstellung beschäftigte ihn überhaupt von nun an am meisten. Es
ist, als ob der Meister die ganze gesammelte Kraft seiner reifsten Jahre auf das
eine Ziel gerichtet hätte, das menschliche Antlitz als den Spiegel des Charakters
zu ergründen.


Abb. 122. Die Kreuztragung. Zeichnung aus dem Jahrs 1520. In der Uffiziengalerie zu Florenz
<Zu Seite 132)

Von anderweitigen Arbeiten, die aus seiner nimmer rastenden Hand hervor-
gingen, zeichnet sich unter den Werken des Jahres 1519 noch der feine kleine
Kupferstich aus, der eine reizvoll ausgeführte Ansicht einer Feste, die an die Burg
von Nürnberg erinnert, und davor im Vordergrund den heiligen Einsiedler An-
tonius zeigt; das Stadtbild, das sich in vielgliederigem Umriß von dem wolken-
losen Himmel abhebt, und das Bild des tiefsten Versunkenseins in dem Einsiedler,
der den Kreuzstab neben sich in den Boden gepflanzt hat, klingen zu einer eigen-
tümlich träumerischen Stimmung zusammen (Abb. 118).
Im Sommer 1520 trat Dürer eine Reise nach den Niederlanden an, die sich
über Jahr und Tag ausdehnte. Den Anstoß zu diesem Unternehmen gab ihm
zweifellos der Wunsch, mit Kaiser Maximilians Nachfolger Karl V., dessen
Landung in Antwerpen bevorstand, zusammenzutreffen. Denn durch den Tod
Maximilians war der Fortbezug einer Leibrente von 100 Gulden jährlich, die

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