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Schriftlich für die heutiae Sitzung entschuldign die Herren v.
Hohenschutz, v. Ammon, Wilh. Hennekens. Mündlich die Hcrren:
v. Gerlach, Bierchcr, Camphaufen, Merkens und Sevdlitz.

Der Präsidenr eröffnet die Sitzung mit Verlesung des Programms
der für heute zur Berathung des Vorstandes anstehendcn Gegenstände.

Hierauf erfolgt die Zeichnung der Reinschriften der in der letzten
Vorstands-Sitzung beschlossenen Dank-Adreffe an Seine Majestat un-
sern König, als den Protector des Vereins, und an Seine Majestät
den König von Baiern.

Der Präsident stellt Namens des Ausschusses den Antrag:

Der Vorstand möge dem Ausschuffe die Ermächtigung ertheilen,
^ bei der betreffendcn Behörde vor der Hand dahin zu wirkcn, daß
die amtliche Dombau-Haus-CoUccte hier in Köln und Deutz sus-1
spendirt wecde.

Bei dec Discussion über diesen Antrag betheiligen sich die Herren:
von Collenbach, Compes, l>. Schweitzer, Reichcnsperger,
Leidcn und der Protocollführer. Es wird allgemein anerkannt,
daß hier in Köln und in Deutz nach der von Seiten des Dombau-
Vereins-Vorstandes Statk gehabren Einsammlung der Vereins-Bei-
träge und der sonstigen geringeren Gaben eine nochmalige Collectc in
der früher üblichen Wcise nicbr am Orte, und eine Abhaltung dersel-
ben, wenigstcns für das lausende Zahr, ersolgloS und den Zwccken Lcs
Dombaues vielleicht nachlheilig sein werde. Dcm gemäß wird von dem
proponirendcn Ausschuffe vorgeschlagen, dcm obigen Anlrage zwischen
den Worten Deutz und suspendirt das Wort „einstwci lcn" zu-
zufügen, respective emzuschaiten.

Mit diesem Zusatze wird der Antcag zur Abstimmung des Vorstan-
des gcbracht und ohne weitercn Einspruch genchmigt.

Dcr Präsident verlies't dcn Antrag dcs Verwaltungs-Ausschusscs
aus Feststellung der Grundsätze, welche Len Anschlußverhandlungen
mit den Hülfs-Veceincn unterlegt wcrden sollen.

Diese Grundsätze sind tkeils durch Stimmenmehrheit, theils einstim-
mig, wie folgt, schließlich festgestellt wordcn:

1) Die Vorstands-Mitgliedcr derjenigcn Hülfs-Vereine, welche sich
dem Centcal - Vereine sörmlich angeschloffcn haben und einen
Jahcesbeitrag von mindcstens 300 Thalern in die Caffe des
Central-Vereins abliefcrn, so wie die Präsidenten der Hülfs-
Vereine, welche einen 300 Lhaler nicht erreichenden Jahresbeitrag
in die Casse des Central-VereinS abliesern, sind befugt, den hie-
sigen Vorstands-Versammlungen beizuwohnen. Eine specielle Ein-
ladung braucht in keinem Falle abgcwartet odcr erlassen zu werdcn.

2) Sowohl die Präsidcnten als die Vorstands-Mitglieder aller Dom-
bau-Vereine, welche sich nach tz. 26 der Statuten dem hiesigen
Central-Vercine angeschlossen und die Vereins-Beiträge zur Cen-
tral-Dombau-Vcrcins-Casse befördert haben, nehmen forcan bei
den öffentlichen Vereins-Festlichkeiten an allen Ehrenrechten der
hiesigen Vorstands-Mitglieder Theil.

3) Diejenigen Mitglieder allcr auswärtigen Hülfs-Vereine, welche
durch die Vermittelung derselben einm Jahresbeitrag von 1 Thlr.
in die Caffe des Central-Dombau-Vereins zahlen, genicßen die-
selben Rechte, wie die unmittelbaren Mitglieder des Central-
Dombau-Vereins, und werden in dcr Stammliste desselben ge-
führt. Eben so werden alle durch die Hülss-Vereine eingehenden
außerordentlichen Gaben in derselben Wcise durch das Organ des
Centrsl-Vereins bekannt gemacht, wie diejenigen Geschenke, welche
direct an den hiesigen Central-Verein übermacht wrrden.

4) Die Verhandlungcn der Hülfs-Vereine sinden, so weit cs dec
Raum irgend gestattet, in dem Organe des Central-Dombau-
Vcreins Aufnahme.

Der Präsident lcgt die Statuten der Hülfs-Vereine vou Bonn
und Hamm vor. Dieselben erhalten nach erfolgter Verlesung die Zu-
stimmung des Dvrstandes, welcke Zustimmung mic dcm einstimmigcn
herzlichen Wunsche des besten Segens begleitet wird.

Es erfolgt die Berathung über die Wahl und Vertheilungs-Art
eines Legitimations-Zeichens für die Dombau-Vcreins-Mitglieder am
großen Feste des 4. Septembcr, wobci sich die Ansicht geltcnd macht,
daß die Kosten diescs AeichenS dem Vcrcinsfond auf kcine Weise ent-
zogen werden dürfen, jedoch sür das einzelne Mitglied möglichst gering
;u halten sind.

Dcr einstimmige Beschluß des Vorstandcs geht dahin:

Es sollen bei dem Feste der Grundsteinlegung Erkennungszeichen an
die Dombau-Vereins-Mitglieder ausgetheilt werden, welche in einer
eisernen Medaille bestehcn und an einer Schleife gctragen werdcn.
Die Kosten dieser Medaille sollen in der Art gedeckt werden, daß
die Abnehmer cinen verhältni'ßmäßigcn Preis dafür zahlen.

Der Präsidcnt stellt Namens des Ausschusses den Antrag:

Es sollen sieben Vorstands-Mitglieder zum Vcrwaltungs-Aus-
schusse mit voller Stimmberechtigung in allen das große Dom-
baufest vom 4. Septembcr v. belreffendcn Beschlüssen und An-
vrdnungen zutreten.

Nach einstimmigcr Annahme dieses Beschluffes geht die Versamm-
lung zu geheimer schriftlichcr Wahl über. Das Resultat ist für die
Herren: Heuser, Neven, Seydlitz, o. D'Estcr, Weyer, o.
von Groote,Graf von Fürstenberg undFreihecrn von Münch-
Bellinghausen, und zwar für die beiden letztgenannten Herren mit
Stimmengleichheit.

Dcr Vorstand beschließl hierauf sofork, daß die Zahl der in Antrag
näher qualisicirten Vorstands-Mitglieder auf acht auszudehncn sei.

Die Eommission für das Fest vom 4. Septembcr ist demnach aus dcn
Mitgliedern des Ausschusscs und den vorgenannten a ch t Herrcn gebildet.

Der Präsident trägt vor, wie schr es wünschenswerth sei, daß in
unscrer Rachbarstadt Mülheim, in welcher sich schon cine so leb-
hafte Theilnahme für dcn Vereinszweck kund gegeben habe, ein Hülfs-
Verein gcbilder werde. Der Vorstand beschließt, das Vorstands-Mit-
glied Hcrrn v. Hohcnschutz zu crsuchen, si'ch zur Rcalisirung dieses
Wunsches bestens wirksam zu crweisen, wozu Herr Compes seine
Beihülse zusagt.

Der Präsident hebt hierauf die Wichtigkeit förmlich organisirter
Hülfs-Vereine im Landkreise Köln hcrvor,und spricht den Wunsch
aus, daß mehre Vorstands-Mitglieder, denen in dieser Hinsicht bcson-
dere Local- und Personal-Kenntniß beiwohne, die Bildung solcher Ver-
eine möglichst in Anregung bringen möchten, worauf Herr v. D'E ster
und Herr Bodcn si'ch sofort bcreitwillig erklären, in dieser Richtung
nach Kräften wirken zu wollen. Auf eine fernere Motion gebcn die
Herren: v. Haass i. und von Bianco sür den Kreis Rheinbach
dieselbe Bereitwilligkcit zu erkennen.

Hiermit ist das gegenwärtige Protocoll gcschlossen und nach lauter
Verlesung von allen Anwesenden gcnehmigt und unterzeichnel worden,
zu Köln, wie Eingangs, Abends acht Uhr.

Hcrr Erzbischof von Geissel, hochwelcher sich kurz vor dem
Schlusse aus der Versammlung zurückzog, hat dew Protocolle nach
später genommcner Einsichl seine Genehmigüng und Unterschrift ertheilk.

(gez>) Johannes von Geissel. — v. Wittgenstein. — Reichens-
perger.— Frhr. v. — I. M. Farina.

I. CompcS. — Kcrp. — C. Vohl. — Deichmann. — v.
Grootc. — Rolshauscn. — I. I. Boden. — v. Herwegh.
— v. Weyden. — Paul Franck. — Matth. Neven. — o.
D'Ester. — W. Bartman. — Esser n. — I. P. Weyer. —
v. Bianco. — Fr. Heuser. — Schramm. — Mülhens. —
DuMont. — F. Eg. Gr. v. Fürstenberg. — H. Haan. —
I. B. Haass. — Bloemer.

GeeigneteBeiträge zum „KölnerDomblatt" wolle man
offen oder unter Kreuzband mit der für ganz Preußen
portofreien Rubrik: „Allgemeine Angelegenheiten des
Dombau-Vercins zu Köln", einsenden.

Die Redactions-Commission.

dcrgangenheit und ZukunÜ -es Dombaues.

Von Zwirner.

(Fortsetzung. S. Nr. 1 und 2 d. Bl.)

Ungestört ging der Herstellungsbau fort, und es hatte bercits im
Jahre 1841 die Einwölbung des letzten Strebebogens auf der Nord-
seite Statt, so wie auch gleichzeitig die ,65 Fuß hohe Umfassungsmauer
der Seitenschiffe mit ihren Galerieen und Baldachinen gründliche Re-
paralur erhielt. Jn verjüngter Pracht und Stärke erscheint nun wie-
dec der hohe Chor in seinem Aeußern, während auch bald sein In-
neres in ähnlicher Weise vollendet sein wird. Die in Folge fehlerhaf-
ter Stein-Construction abgetrennten Säulen der Gewölbepfeiler erhielten
ihre solide Befestigung wieder; die beschädigten Gewölbe wurden er-
gänzt und neu überputzt. Die ausgebesserten Steinmassen bckamen den
ursprünglichen Farbenton, und die architektonischen Uebcrgänge wur-
den, nach dem Vorbilde des Alten, in den Gestmsen und Capitälcn
aus rotyem Grunde vergoldet, was mit der Farbenpracht der obern
restaurirten Fenstcr harmonisch wirkt, und mit den innerhalb der
Spandrillen aus Goldgrund auszuführenden Fresken in noch höhern
Einklang kommen wird.

Wir verweilen hier noch einige Augenblicke bei der innern Aus-
chmückung des hohen Chores. Jn den cben erwähnten Spandrillen
oder Boqenwinkcln. drcißig an der Zahl, fanden sich unter oer Kalk-
tünchc Ucberreste von koloffalcn, in Leimfarbe gcmalken Engeln mit
ausgebreitercn Flügeln, paarweise sich entgegenschwebend, voc, wovon
zwanzig mit Saiteninstrumenten und Lie zehn in der Chorrundung
theils mit schwingenoen Weihrauchgefäßen, theils mit andcrn auf das
heilige Meßopfec bezüglichen Geräthschaften dargestellt warcn. Bei
einem ledhaften Colorit erschien die Zeichnung streng, dagegen ging der
Faltenwurf der Gewänder in sanften Biegungen aus den kleinern
in größere Partieen über, und war auch nicht so schrvff contourirt,
als die übrige Zcichnung, die dadurch gegen den Goldgrund schärfer
hervortreten sollte. Eine cigenthümliche Technik gab sich bei letzterm
kund: cr bcstand nicht, wie gewöhnlich, aus einer ebenen Fläche, son-
dern auS gemusterten kleinen Vierecken, etwa dreiZollgroß, abwechselnd
mit Ornamenten, 1',) Linie tief eingepreßr. An den Kanten der Bo-
gen selbst standen architektonisch geordnete, vergoldete Blätter und
Kronen, mit schwarzen, starken Umrissen gezcichnet;und mittelst drei
Zoll breiter rother Streisen von dem eben beschriebenenGoldgrunde ge-
trennt. Diese gemalle Architektur crinnerte an den Styl des 15. Jahr-
hunderts, da durch die qeschwungene Einfassung dieReinheit desSpitz-
bogens verloren ging. Wie weit sich im Uebrigen die Polychromie auf
die innere Architektur erstreckt hat, läßt sich nicht mehr genau ermitteln,
 
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