zwanzigjähriger Frirde hat seine Segnungen über alle Gaue un-
seres Vaterlandes verbreitet, unter seincm Schutze haben Wissen-
schaften und Künste, Handel, Gcwerbe und Ackerbau einen
rn früheren Zeilen nie fnr möglich gehaltenen Aussckwung genom-
men und dadurch im Allgemeinen einen sehr bedeutenden mate-
riellen Wohlstand hervorgebracht. Von Jahr zu Jahc erringk
jetzt der Mensch eine immer größere Herrschaft über Materie, Zcit
und Raum; seinem mächtigen Eeiste beugen stch die gewaltigsten
Naturcräfke, er zwingt sie, seinen Awecken zu dienen und die erstau-
nenswürdigsten Resultate hervorzubringen. Die wichtigsten Ersindun-
gen und Entdeckungen drängen sich im Gebiete des Wiffens, und ihre
Anwendungen M praktischen Zwecken im aesellsckiaftlicken Leben.
zu immer arößerer Aüsbreituna des Handels und zur Nervnllkomnuuuig
der Gewerbe kabersHcht bloß,d^^WWW^^^W^^^W^I
di-, raMeste Beförderuiig größ.er Masscn von Handelögurern zurLML
gehabt, sondecn, was noch wicktiger isi. cinLL.Llckt.minder lebhaften
Persönlichen Verkehr und den schncllsten Austaufch^dcc Mei
nungen und Tnsichten bec Mcnschen. Entsernünqe'n und
»scc«
se i ndschasten versckwinden in unscren Taqen imm r mekr und
V.'lkern in den engsten ocganischen
Verband, und die Schrankcn, wclcke Abneiauna. Gewobnbeit. Vor-
sästen
«rtbeil. ja, .selbst die feind seliqsten geschichtlichen E rinne -
runaen aesckaffcn. fallen von Taa ru Taa ünäufhaltsam vor ^er
unwiderüehlichen Gewalt unserer so rasch fortsckreitcnden Civilisation
Däducch hat sich aber aüch unsere Zeit zur Ausführung groß-
artiger Jdeen eincn solchen Rcichthum geistiger und mate-
rieller Hülfsmittel geschaffen, von denen die Vergangenheit nicht
«inmal eine dämmernde Ahnung, geschweige je einen klaren und be-
stimmten Begriff gehabt. Darum laßt uns aber auch, weil mit einer
solchen Fülle von Kräften und Mitteln ausgerüstet, wie keine
frühere Zeit sie je aufzuweiscn hatte, jetzt auf eine entsprechende Weise
handeln und mit frohem Sinne und jubelndem Herzen die dritte
aroße Evoche in der Geschichte der teutschen Eintrachtä
Zn de
die unser Jahrhundert uns vorfuhrk, begrüßen. Jn der ersten ftürzten
wir den gemeinschaftlichen Feind, und von Sieg ;u Sieg schreitend,
gaben wi'r zwei Mal seinem Volke in deffen Hauptstadt selbst die
Ruhe und ben Frieden wieder. Ln d^r Weiten vcrbanden flch ducch
den Aollverein mebr als 27 Millionen Teutscke und sckufen
M einen gemeinschafllichen Markt für die Erzeugniffe ihres..Bodens
und Kunstfleißes; die dritte aroße Epocke wird durck die No llenbung
des kölner Domes bezeichnet werden, und in ihr wird sich dec
Nationalsinn unsereS Vo1ke,tz.giiM.gLind-r inh.mvL.l.1., kuaäf.dl.g_.,
und erfolgreich beweisen, wie in den beiden früheren. Bei unserer
Vielherrschaft ist es sogac eine Schuld, die Jeder von uns dcm Va-
terlande abzutragen hat, daß ec nach Kräften alles fördern und aus^
sfführen helfe, was den Nationalsinn immer mehr entwickeln und
steigern, das Band ^dec Liebe und Eintraciit zu unjeren anae
stammten Fürsten und aller leutschen Slämme unter einander iiMier
stärker anziehen und befestigen könne, um stäts reqe und lebenbiq
ünter uns zu erhalten jenes stolz-crhebcnde Selbstgefühl undT8e-
wußtsein, daß wir Teutschen alle Brüder, Gliedec Einer und^
derselben großen Familie sind: ein Bewußtscin, das in den
Zeiten gemeinsamer Gefahr, als wir das Joch des Auslandes brachen
und unsere Unabhängigkeit wieder ercangen in den ewig denkwürdigen
Jahren 1813, 14, 15, zu erstaunenswürdigen Thaten begcistert hat
und noch ferner begeistcrn wird; ein Selbstgefühl, welches allein
den Sicq vorbeceiten und crringen hilft und dem Auslande den kräf-
tigsten Äeweis liefert, daß wir kein zerrissenes und zersplicter-
tes Volk mehr sind, und daß alle Künste der Verführung undUnker-
jochung des einen teutschen Stammes durch den andern gänzlich ver-
braucht, alles Vorgeben, die kleineren tcutschen Mächte gegcn den
Ehrgeiz der beiden größeren schützen zu wollen, ein Vorgeben, das
seit jenem dreißigjährigen Brudermorde bis auf unsere Zeit
so oft zu unserm Verderben gewirkt, nirgends mehr ein geneigtes Ohr
finden wird. Auf solche Weife wird dann unsere Nation ducch einen
großen und starken Gemeingei st qehoben und, immer eüger ver-
bunden,. ihren natürlMn Vcrufss I7das Gleickaewickt von Eu-
stäts würdiger und kräftiger erfüllen können.'
ropa zu erhalten", stäts würdige
^>kach Lage, ^harakter und Gesinnung
^ nie auf Eroberung angewie-
sen und an die Störuna sriedlich g'esinnter Nächbacn denrend,' wird
sie aber jede gegen ste aufkeimcnde Anmaßunq, sobald sie ver
letzendauftritt, sogleich im Gefühlr ibrer Wiirde und Macht mi't
Wort und Tkat bekämvfcn und ieden Fußbreit bes mit dem theuer-
sten HerzMte. erkauften vaterländischen Bodens bis zum lehten
Atkemzuae vertbeidiaen ^
So laßt uns denn, von einem solchen Gemeingeiste ent-
flammt, jetzt wieder zusammentreten und in herzlichster Eintracht und
rnit gesammter Kraft an unserm teutschen Dome sortbauen mit
einer Entschiedenheit des Willens, der nur in der Vollendung des
hriligsten und schönsten Nationaldenkmals, welches die
teutsche Erde trägt, sein Ziel findet, mit der rühmlichsten Be-
harrlichkeit, die durch keine Schwicrigkeit sich ermüden, durch kein
Mißlingen in einzelnen Theilen sich abschrecken läßt. Nur Muth,
Bertrauen und Beharrlichkeit, und das qroße Werk wird, «s
muß gelingen, denn also will es die teutsche Nation.
Lorrefpondchif-Nachrichtett.
München, 8. Juli. Das längst mit Spannung erwartete Werk
unseres Königs: „Walhalla's Eenoffen" *), ist ebcn erschienen und
wird — nicht für eine schnell vorübergehcnde Zeit von dem königlichcn
Verfasser geschrieben — vocaussichtlich nickt nur in Deukschland, son-
dern in dcr ganzcn gebildeten Welt großcs Aufschen erregen. Unter
den Genoffen Walhalla's, obwohl sein Name historisch kaum je nach-
weisbar sein wird, besindet sich auch „des kölner Dom'ö Bau-
meistcc". Vielleicht daß ich Jhren Wünschen zuvorkomme, wenn
ich Zhnen diese Notiz für das „Domblatt" wörtlich miltheile:
„Dcs so viele große Baumeister zählenden Mittelalters größter:
jener des Dom's zu Köln, im Spitzbogen-, irrig gothisch genannten,
Stil. Noch bleibt sein Name unbekannt, bloß Bermuthung nennt ihn
Meister Gerhard. Staunend steht auch der vielgereiste Wanderer
vor diesem Dome, und in seinem hohen Gewölbe zieht es die Seele
himmclwärtS, aus dem Endlichen zum Ewigcn, nnd doch ist derselbe
nicht zur Hälste vollendet; er wäre es ganz, wenn die Nachkommen
das gewesen, was die Vorältecn. Sein Bau degann unter dem Ecz-
bischof Conrad von Hochsteden im 1248sten Jahre; im 1330sten
ward der Chor einqeweiht. Des in Teutschland, England, Frankreich,
in den pvrenäischen und skandinavischen Halbinscln an herrlichen Kir-
chen überreichen Mittelalters hcrrlichste ist dieser Dom. Klein wohnten
die Alten, aber groß wollten sie Gottes Tempel haben; wcnig bedür-
.fend, konnten sie viel auf das Oeffentliche verwenden; von Drang
nicht beherrscht, AlleS selbst genießen zu wollcn, wenn nur daS von
ihnen Begonnene spätere Zahrhunderte ausgcführt erblicken würden.
Weil an Aukunft die Alten dachten, vollbrachte eine Stadt, was jetzt
kaum cin Staat. Darin jedoch fehlten sie, daß sie von sich auf eine
zu lange Reihe nachfolgender Menschenalter schlossen, wodurch fast
keine ihrcr größern Kirchen in allcn Tbeilen vollendet ist."
So König Ludwig. Da des ehcwürdigen Gerhard Biloniß nicht
vorhanden ist, prangt sein Name aus Erz in den Räumen der Walhalla.
Efsen, im Juli'. Zur Wahl eincS defini'tiven Comites für den
„Dombau-Hülfsvcrein im Fücstenthum Essen" fand am 6. hier cine
Vecsammlung Statt, und wucden gewählt: Julius Bädeker, Dechant
Butzon, Rath Falkenberg, Apotheker Flashof, Pastor Kallenberg (für
Stoppenberg), Pastor Lampenscherf (füc Rehlinghausen), Pastor Le-
grand (für Borbeck), Bürgermeister Pfeiffer als Geschäftssührer, Pastor
Schmits (für Steele) und Erzieher Wegmann als Rendant. Der bei
den Anwesenden sich kund gebende Eifec, die von den Mitgliedern des
provisorischen Comites und andern Freunden der Sache schon gesam-
mclten Zeichnungen von Beiträgen und manche Versickerung von noch
fernern Zeichnungen lassen hoffen, daß unser Vecein cinen ansehnlichen
Beitrag für das schöne Nationalwerk dem Central-Vereine in Köln,
an wclchen er sich anschließen will, einzusenden bald im Stande sein
ird. Es wurde auch bcschioffen, das Wappm des ehemaligen Fücsten-
thums zur Einsendung zeichnen zu lassen. Möge die gute und heilige
Sache immer mehr Freunde gewinnen!
London. Das Julihest des „6ivil knLioöer »nit ^rLkitvot's Ivui-
n»r" enthält einen Aufsatz übec den kölner Dom und dessen beabsich-
tigten Fortbau. Dem Bauwerke selbst läßt der Verfasser, G. God-
win, die vollste Gerechtigkeit widerfahren, indem er dasselbe sines
der schönsten und wundervollsten Denkmale ncnnt, welche je auf der
Welt eines Menschen Geist schuf, und welches, vollendet, in seinec
Großartigkeit, in dem Reichthum und der Schönheit ssiner Details,
in der vollendeten Harmonie des Ganzen von keinem andern Baumo-
numente erreicht werde. Er setzt voraus, daß jeder gebildete Architckt
Englands das herrliche Kunstwerk eben so gut wie ec und noch besscr
kenne, daß aber alle mit ihm den Wunsch theilen müßten, Kölns
Dom vollendet zu sehen. Nachdem er in wenigen Zügen die Geschichtc
des Baues, die Auffindung der Plane dcr beiden Thürme mitgetheilt
und die innere Ausschmückung des hohen Chores in allen Details ge-
schildert hat, erzähll er mit dem wärmsten Antheil die Bildung der
Dombau-Veceine in Köln und in dem gesammten Dcutschland. „Fröm-
migkeit, Kunst und Patriotismus" — sagt ec —, „Liebr zu Gott,
Liebe zum Schönen und Liebe zum Vaterlande vereinigen sich, ein
Gebäude zu vollenden, in welchem das heutigc Dcutschland dem
Deutschland des Mittelalters nach drei Jahrhunderten der Uneinigkeit
versöhnend die Hand reicht. Zu oft ist von der Acchitektur gesagt wor-
den, daß ste nur die Triumphe der rohen Kraft verschönere; in diesem
Falle soll sie aber den festen Willen einer Nation bekunden, in Ein-
tracht ei» Ganzes zu sein." Er schließt mit dem heißen Wunsche, daß
die erhabenen und patriotischen Wünsche des deutschen Volkes in Be-
zuq auf den kölner Dombau zur schönsten Wirklichkeit werden möch-
ten. Solche Stimmen werden ihre Wirkung nicht verfehlen.
*) Das Vsrwort wurde im Feuilleton zu Nr. 1S4 der „KLlnischen Atg.".
mitgetheilt.
Verantwortlicher Herausgeber: Jos. DuMont.
Druck und CommissionS-Verlag des Verlegers der Kölnische» Zeitung,
M. DuMont-Schauberg.
seres Vaterlandes verbreitet, unter seincm Schutze haben Wissen-
schaften und Künste, Handel, Gcwerbe und Ackerbau einen
rn früheren Zeilen nie fnr möglich gehaltenen Aussckwung genom-
men und dadurch im Allgemeinen einen sehr bedeutenden mate-
riellen Wohlstand hervorgebracht. Von Jahr zu Jahc erringk
jetzt der Mensch eine immer größere Herrschaft über Materie, Zcit
und Raum; seinem mächtigen Eeiste beugen stch die gewaltigsten
Naturcräfke, er zwingt sie, seinen Awecken zu dienen und die erstau-
nenswürdigsten Resultate hervorzubringen. Die wichtigsten Ersindun-
gen und Entdeckungen drängen sich im Gebiete des Wiffens, und ihre
Anwendungen M praktischen Zwecken im aesellsckiaftlicken Leben.
zu immer arößerer Aüsbreituna des Handels und zur Nervnllkomnuuuig
der Gewerbe kabersHcht bloß,d^^WWW^^^W^^^W^I
di-, raMeste Beförderuiig größ.er Masscn von Handelögurern zurLML
gehabt, sondecn, was noch wicktiger isi. cinLL.Llckt.minder lebhaften
Persönlichen Verkehr und den schncllsten Austaufch^dcc Mei
nungen und Tnsichten bec Mcnschen. Entsernünqe'n und
»scc«
se i ndschasten versckwinden in unscren Taqen imm r mekr und
V.'lkern in den engsten ocganischen
Verband, und die Schrankcn, wclcke Abneiauna. Gewobnbeit. Vor-
sästen
«rtbeil. ja, .selbst die feind seliqsten geschichtlichen E rinne -
runaen aesckaffcn. fallen von Taa ru Taa ünäufhaltsam vor ^er
unwiderüehlichen Gewalt unserer so rasch fortsckreitcnden Civilisation
Däducch hat sich aber aüch unsere Zeit zur Ausführung groß-
artiger Jdeen eincn solchen Rcichthum geistiger und mate-
rieller Hülfsmittel geschaffen, von denen die Vergangenheit nicht
«inmal eine dämmernde Ahnung, geschweige je einen klaren und be-
stimmten Begriff gehabt. Darum laßt uns aber auch, weil mit einer
solchen Fülle von Kräften und Mitteln ausgerüstet, wie keine
frühere Zeit sie je aufzuweiscn hatte, jetzt auf eine entsprechende Weise
handeln und mit frohem Sinne und jubelndem Herzen die dritte
aroße Evoche in der Geschichte der teutschen Eintrachtä
Zn de
die unser Jahrhundert uns vorfuhrk, begrüßen. Jn der ersten ftürzten
wir den gemeinschaftlichen Feind, und von Sieg ;u Sieg schreitend,
gaben wi'r zwei Mal seinem Volke in deffen Hauptstadt selbst die
Ruhe und ben Frieden wieder. Ln d^r Weiten vcrbanden flch ducch
den Aollverein mebr als 27 Millionen Teutscke und sckufen
M einen gemeinschafllichen Markt für die Erzeugniffe ihres..Bodens
und Kunstfleißes; die dritte aroße Epocke wird durck die No llenbung
des kölner Domes bezeichnet werden, und in ihr wird sich dec
Nationalsinn unsereS Vo1ke,tz.giiM.gLind-r inh.mvL.l.1., kuaäf.dl.g_.,
und erfolgreich beweisen, wie in den beiden früheren. Bei unserer
Vielherrschaft ist es sogac eine Schuld, die Jeder von uns dcm Va-
terlande abzutragen hat, daß ec nach Kräften alles fördern und aus^
sfführen helfe, was den Nationalsinn immer mehr entwickeln und
steigern, das Band ^dec Liebe und Eintraciit zu unjeren anae
stammten Fürsten und aller leutschen Slämme unter einander iiMier
stärker anziehen und befestigen könne, um stäts reqe und lebenbiq
ünter uns zu erhalten jenes stolz-crhebcnde Selbstgefühl undT8e-
wußtsein, daß wir Teutschen alle Brüder, Gliedec Einer und^
derselben großen Familie sind: ein Bewußtscin, das in den
Zeiten gemeinsamer Gefahr, als wir das Joch des Auslandes brachen
und unsere Unabhängigkeit wieder ercangen in den ewig denkwürdigen
Jahren 1813, 14, 15, zu erstaunenswürdigen Thaten begcistert hat
und noch ferner begeistcrn wird; ein Selbstgefühl, welches allein
den Sicq vorbeceiten und crringen hilft und dem Auslande den kräf-
tigsten Äeweis liefert, daß wir kein zerrissenes und zersplicter-
tes Volk mehr sind, und daß alle Künste der Verführung undUnker-
jochung des einen teutschen Stammes durch den andern gänzlich ver-
braucht, alles Vorgeben, die kleineren tcutschen Mächte gegcn den
Ehrgeiz der beiden größeren schützen zu wollen, ein Vorgeben, das
seit jenem dreißigjährigen Brudermorde bis auf unsere Zeit
so oft zu unserm Verderben gewirkt, nirgends mehr ein geneigtes Ohr
finden wird. Auf solche Weife wird dann unsere Nation ducch einen
großen und starken Gemeingei st qehoben und, immer eüger ver-
bunden,. ihren natürlMn Vcrufss I7das Gleickaewickt von Eu-
stäts würdiger und kräftiger erfüllen können.'
ropa zu erhalten", stäts würdige
^>kach Lage, ^harakter und Gesinnung
^ nie auf Eroberung angewie-
sen und an die Störuna sriedlich g'esinnter Nächbacn denrend,' wird
sie aber jede gegen ste aufkeimcnde Anmaßunq, sobald sie ver
letzendauftritt, sogleich im Gefühlr ibrer Wiirde und Macht mi't
Wort und Tkat bekämvfcn und ieden Fußbreit bes mit dem theuer-
sten HerzMte. erkauften vaterländischen Bodens bis zum lehten
Atkemzuae vertbeidiaen ^
So laßt uns denn, von einem solchen Gemeingeiste ent-
flammt, jetzt wieder zusammentreten und in herzlichster Eintracht und
rnit gesammter Kraft an unserm teutschen Dome sortbauen mit
einer Entschiedenheit des Willens, der nur in der Vollendung des
hriligsten und schönsten Nationaldenkmals, welches die
teutsche Erde trägt, sein Ziel findet, mit der rühmlichsten Be-
harrlichkeit, die durch keine Schwicrigkeit sich ermüden, durch kein
Mißlingen in einzelnen Theilen sich abschrecken läßt. Nur Muth,
Bertrauen und Beharrlichkeit, und das qroße Werk wird, «s
muß gelingen, denn also will es die teutsche Nation.
Lorrefpondchif-Nachrichtett.
München, 8. Juli. Das längst mit Spannung erwartete Werk
unseres Königs: „Walhalla's Eenoffen" *), ist ebcn erschienen und
wird — nicht für eine schnell vorübergehcnde Zeit von dem königlichcn
Verfasser geschrieben — vocaussichtlich nickt nur in Deukschland, son-
dern in dcr ganzcn gebildeten Welt großcs Aufschen erregen. Unter
den Genoffen Walhalla's, obwohl sein Name historisch kaum je nach-
weisbar sein wird, besindet sich auch „des kölner Dom'ö Bau-
meistcc". Vielleicht daß ich Jhren Wünschen zuvorkomme, wenn
ich Zhnen diese Notiz für das „Domblatt" wörtlich miltheile:
„Dcs so viele große Baumeister zählenden Mittelalters größter:
jener des Dom's zu Köln, im Spitzbogen-, irrig gothisch genannten,
Stil. Noch bleibt sein Name unbekannt, bloß Bermuthung nennt ihn
Meister Gerhard. Staunend steht auch der vielgereiste Wanderer
vor diesem Dome, und in seinem hohen Gewölbe zieht es die Seele
himmclwärtS, aus dem Endlichen zum Ewigcn, nnd doch ist derselbe
nicht zur Hälste vollendet; er wäre es ganz, wenn die Nachkommen
das gewesen, was die Vorältecn. Sein Bau degann unter dem Ecz-
bischof Conrad von Hochsteden im 1248sten Jahre; im 1330sten
ward der Chor einqeweiht. Des in Teutschland, England, Frankreich,
in den pvrenäischen und skandinavischen Halbinscln an herrlichen Kir-
chen überreichen Mittelalters hcrrlichste ist dieser Dom. Klein wohnten
die Alten, aber groß wollten sie Gottes Tempel haben; wcnig bedür-
.fend, konnten sie viel auf das Oeffentliche verwenden; von Drang
nicht beherrscht, AlleS selbst genießen zu wollcn, wenn nur daS von
ihnen Begonnene spätere Zahrhunderte ausgcführt erblicken würden.
Weil an Aukunft die Alten dachten, vollbrachte eine Stadt, was jetzt
kaum cin Staat. Darin jedoch fehlten sie, daß sie von sich auf eine
zu lange Reihe nachfolgender Menschenalter schlossen, wodurch fast
keine ihrcr größern Kirchen in allcn Tbeilen vollendet ist."
So König Ludwig. Da des ehcwürdigen Gerhard Biloniß nicht
vorhanden ist, prangt sein Name aus Erz in den Räumen der Walhalla.
Efsen, im Juli'. Zur Wahl eincS defini'tiven Comites für den
„Dombau-Hülfsvcrein im Fücstenthum Essen" fand am 6. hier cine
Vecsammlung Statt, und wucden gewählt: Julius Bädeker, Dechant
Butzon, Rath Falkenberg, Apotheker Flashof, Pastor Kallenberg (für
Stoppenberg), Pastor Lampenscherf (füc Rehlinghausen), Pastor Le-
grand (für Borbeck), Bürgermeister Pfeiffer als Geschäftssührer, Pastor
Schmits (für Steele) und Erzieher Wegmann als Rendant. Der bei
den Anwesenden sich kund gebende Eifec, die von den Mitgliedern des
provisorischen Comites und andern Freunden der Sache schon gesam-
mclten Zeichnungen von Beiträgen und manche Versickerung von noch
fernern Zeichnungen lassen hoffen, daß unser Vecein cinen ansehnlichen
Beitrag für das schöne Nationalwerk dem Central-Vereine in Köln,
an wclchen er sich anschließen will, einzusenden bald im Stande sein
ird. Es wurde auch bcschioffen, das Wappm des ehemaligen Fücsten-
thums zur Einsendung zeichnen zu lassen. Möge die gute und heilige
Sache immer mehr Freunde gewinnen!
London. Das Julihest des „6ivil knLioöer »nit ^rLkitvot's Ivui-
n»r" enthält einen Aufsatz übec den kölner Dom und dessen beabsich-
tigten Fortbau. Dem Bauwerke selbst läßt der Verfasser, G. God-
win, die vollste Gerechtigkeit widerfahren, indem er dasselbe sines
der schönsten und wundervollsten Denkmale ncnnt, welche je auf der
Welt eines Menschen Geist schuf, und welches, vollendet, in seinec
Großartigkeit, in dem Reichthum und der Schönheit ssiner Details,
in der vollendeten Harmonie des Ganzen von keinem andern Baumo-
numente erreicht werde. Er setzt voraus, daß jeder gebildete Architckt
Englands das herrliche Kunstwerk eben so gut wie ec und noch besscr
kenne, daß aber alle mit ihm den Wunsch theilen müßten, Kölns
Dom vollendet zu sehen. Nachdem er in wenigen Zügen die Geschichtc
des Baues, die Auffindung der Plane dcr beiden Thürme mitgetheilt
und die innere Ausschmückung des hohen Chores in allen Details ge-
schildert hat, erzähll er mit dem wärmsten Antheil die Bildung der
Dombau-Veceine in Köln und in dem gesammten Dcutschland. „Fröm-
migkeit, Kunst und Patriotismus" — sagt ec —, „Liebr zu Gott,
Liebe zum Schönen und Liebe zum Vaterlande vereinigen sich, ein
Gebäude zu vollenden, in welchem das heutigc Dcutschland dem
Deutschland des Mittelalters nach drei Jahrhunderten der Uneinigkeit
versöhnend die Hand reicht. Zu oft ist von der Acchitektur gesagt wor-
den, daß ste nur die Triumphe der rohen Kraft verschönere; in diesem
Falle soll sie aber den festen Willen einer Nation bekunden, in Ein-
tracht ei» Ganzes zu sein." Er schließt mit dem heißen Wunsche, daß
die erhabenen und patriotischen Wünsche des deutschen Volkes in Be-
zuq auf den kölner Dombau zur schönsten Wirklichkeit werden möch-
ten. Solche Stimmen werden ihre Wirkung nicht verfehlen.
*) Das Vsrwort wurde im Feuilleton zu Nr. 1S4 der „KLlnischen Atg.".
mitgetheilt.
Verantwortlicher Herausgeber: Jos. DuMont.
Druck und CommissionS-Verlag des Verlegers der Kölnische» Zeitung,
M. DuMont-Schauberg.