bedrutenden Theiles zu ecleben: so ließen sich wahcscheinlick ein lebhaf-
leres Jnteresse und reichlichere Beiträge dafür ecwarten.
Demnach also wäre es wünschenswerth, den Ausbau dcs Kir-
chenschiffes, einschließlich des Querbaues und seincr nach Süd
und Nord stehenden Portale, für sich in Angriff zu nehmen,
und den Bau der Riesenthürme der Zukunft zu überlas-
sen, oder an denselben nur so viel fortzusetzen, als zur
Ergänzung des westlichen Hauptportals zwischen jenen
beiden Thürmen und zum Abschluß des Mittelschiffes
unbedinqt nöthig ist. Die Jdee, die beiden Thürme gleichzeitig
mit dem Schiff der Kirche auszubaucn, ist von cinigen Dombau-Freun-
den durch das Statut des hiesigen Centtal-Dombau-Vereins geweckt
wocden, nach welchem die Vereine einen für stch bestehenden Theil
bauen sollen; und da nunmehr schon von des Kvnigs Majestät der
Ausbau des Kirchenfchiffes befohlen, auch dazu ein jährlicher Fonds
von 50,000 Thlrn. überwicsen worden: so glaubte man in dem Voll-
endungsbau der Thürme die passendste Aufgabe für die Vereine zu er-
blicken. Läge die Garantie vor, daß die Vereinsmittel sehr bedeutend
und nachhaltig gespendet würden, so müßte man jcnem kühnen Gedan-
ken zur Vollendung der unvcrgleichlich schönen und kvloffalcn Thürme
nur Beifall schenken, und für dcn Baumeister bliebe keine schönere
Lebensausgabe alS diese. Der Erfolg der Besirebungen Ser Vereine
läßt stch aber nicht vorhersehen, und welche wohlgemeinte Motive
auch der Abfassung dieses Paragraphen im Statut vorgelcgen haben,
so wird man darin einen gewissen Grad von Egoismus nicht verken-
nen, indem man sich ber Erbauung eines abgesonderten Theiles rühmen
und das bisher bestehende Vecfahren aufgeben will, wo der König und
sein Volk gemeinschaftlich das große Erhaltungswerk vhne Unterschei'-
dungszeichen förderten. Soll aber durch die beabstchtigte Absonde-
rung vielleicht ein thatfördernder Wetteifer erzielt werden, so
ließe stch wohl keine günstigerc Gelegenheit dazu bieten, als die Ver-
theilung beider Kcäfte für die Nord- und Südseite des Kirchen-
schiffes und seiner Portale. Denn dann werden sich die Ver-
eine des gemeinsamen deutschen Vaterlandes bestreben, doch wenigstens
so viel aufzubringen *), als durch die Gnade unseres Königs Majestat
gespendet wird, um mit dem Baue auf beiden Seiten in gleicher Höhe
vorzuschreiten.
Aber selbst davon abgesehen, ist es ein dringendes, constructives
Bedürfniß, das Schiff der Kirche so bald als möglich auszuführen,
damit endl'ch dem schwankenden Zustande des hohen Chores in west-
licher Richtung abgeholfen und ihm ein sicherer Stützpunct gegeben
werde! — Nach den drei anderen Richtungen wird bekanntlich das
kühne Gewölbe durch die erncuerten Strebebogen gehalten, nach der
vierten westlichen Seite aber ermangelt es jeder Gegenstütze, indem dicse
erst durch die Fortsetzung des Mittelschiffes in den westlichen Thürmen
erlangt werden sollte, während bei der großen Kühnheit der Anlage,
in Anordnung der geringm Mauerstärken, die Standfähigkeit der ein-
zelnen Gewölbe hauptsächlich nur auf statisches Gleichgewicht berechnet
worden ist. Die beiden jetzt als Endpuncte der alten Jnterims-Chor-
Giebelmauer dienenden Mittelpfeiler, so wie auch die beiden gegen-
überstehenden im Transept, erhielten zwar ekwas größere Dicke als die
übrigen Gewölbepfeiler, aber dennoch ist ihre Stabilität für die län-
gere Dauer nicht groß gcnug, weil sich in den Gewölben des Mittel-
schiffes, in parallelerRichtung mit jenem Chorgiebel, Riffe zeigten, die
als Folge von einem Ausweichen der Endpfeiler zu betrachten si'nd,
und demnach, ohne Rücksicht auf alle anderen Motive, eine Fortsetzung
der Gewölbe dcs Mittelschiffes nach den westlichen Thürmen hin für
die Erhaltung des hohen Chores bedingt wird. Der südwestliche Thurm
bildet hier vollkommnen Widerstand, von dem nordwestlichen Thurme
steht schon der hintere, nach den Seitenschiffen gerichtete Mauerkörper
biS übec letztere hinauf, und ist so stark, daß, wenn er bis zur Höhe
des Mittelschiffes fortgeführt, er ebenfalls als solider Widerbalter die-
nen würde.
So wie nun aber diese Thürme in ostwestlicher Richtung als
Stützpuncte berechnet waren, so sollten auch die in Süd und Nord
projectirten Giebelmauern der Kreuzarme oder des Querbaues, mit
mächtigen Pfeilern verstrebt, denselben Zwcck in dieser Richtung erfül-
len und gleichzeitig als großartige Kirchenportale dienen. Diesclben
würden nvch um eine Gewölb-Pfeilerstellung weiter hervortreten, als
die bei der Einstellung des Baues im sechszehnten Jahrhundert errich-
teten Jnterimsmauern nachweisen, welche zwischen die Hausteinpfeiler
von Tufziegeln eingespannt worden flnd. Nur auf der Nordseite ist der
östliche Seiteneingang auf etwa 13 Fuß Höhe an der richligen Stelle
angelegt, und vermuthlich liegt auch schon das ganze Portalfundament
unter der später errichteten ehemaligen Dom-Pfarrkirche zum Pesch
(in pnsculo) genannt, während an dec Südseite gar nichts überder
Erde vorhanden ist, auch nur die östliche Hälfke des Portals
fundamentirt und mit der Sockelschicht unter der Erdoberfläche ver-
sehen war. Es ist sehr befremdend, daß die weflliche Hälfte des
Portalfundaments bisher fehlte, zumal es zu den ersten
Grundlehren dec Baukunst gehört, jedes Gebäude aleichzeitig
und zusammenhangend zu fundamentiren. Alle übrigen Gewölbepseiler
») Man muß hierbei in Erwägung ziehen, daß es sich nicht von einer ein-
maligen Sammlung, sondern um jahrlich wiederkehrende, auf längere Ieit
ausgedehnte Beitrags handelt.
im Kirchenschiff stnd, wie schon weiter oben erwähnt wocden, bis auf
42 Fuß Höhe aufgeführt, und daher ist es vor Allem nothwendig,
auch die Portale bis zu dieser Höhe aufzubauen, damit fle flch gehö-
rig setzen, ehe die Gewölbe theils hierauf, theils auf die alten Pfeiler
mit Sichecheit geschlagen werden können. Hiedurch wird es erklärlich,
weßhalb schon jetzt mit dem Baue des südlichen Portals be-
gonnen werden mußte.
Bei dem neuen Fundamentbau der westlichen Hälfte hat flch her-
ausgestellt, daß das östliche alte Fundamentmauerwerk auf eine Tiefe
von 26 Fuß unter die Sohle der Kirche herunterreicht und auf gro-
bem Kies ruht; weiter nach Westen waren die angränzenden, ebenfalls
auf grobem Kiesboden errichteten Pfeilerfundamente über 40 Fuß tief
geführt, und an den Begränzungsflächen fanden flch im Kalkmörtel
eingepreßte Spuren von ciner Ausbohlung der Baugrube und selbst
noch einzelne Ueberreste dcs Tannenholzes vor. Bei der sehr bedeutcn-
den Tiefe konnte nämlich der lose Kiesgrund nicht anders als zwischen
festen Wänden ausgegraben werdcn; die Alten ließen daher complette
Schächte für die einzelnen Pfeiler bergmännisch senkrecht adteufen
und diese alsdann regelmäßig mit starken Säulenbasalten ausmauern.
Die Gewölbepfeiler, welche über dec Erde nur 4 bis 5 Fuß Dicke ha-
ben, ruhen auf 14 Fuß breiten, jedoch isolirten Fundamentpfei-
lern, und es scheint auch nichc, daß bieselben mittelst Grundbogen un-
ter einander verbunden waren; wenigstens zeigte sich dies nicht an den
Pfeilern in dec Nähe dcs südlichen Portals. Dahingegen ist unter den
Umfassungsmauern muthmaßlich ein fortlaufendes Fundamentmauer-
werk angelegt, wie dies an dem ausspringenden Flügelstück durch An-
lage einer Verzahnung sichtbar war. Das Mauerweck besteht aus Säu-
lcnbasalten; die Zwischenräume sind mit Tufsteinen und Kalkmörtel
ausgeschlagen, nnd jede Schicht für sich abgeglichen. Jn gleicher Weise
und ebenfalls zwischen ausgezimmerten Bohlenwänden ist auch das
neue Fundamentmauerwerk construirt, statt des Tufsteins jedoch ein an-
deres vulkanisches Product, so genannter Krotzen-Stein (der sich in der
Gegend von Plaidt und Ochtendung bei Andernach findet) in Anwen-
dung gebracht und durchgängig mi't gutem Kalkmörtel, zu gleichen
Theilen mit Traß und grobem Sand vecsetzt, gemauert worden. Die
Tiefe des neuen, 34 Fuß breiten Fundaments erstreckt stch untec dem
Hauptpfeiler auf 4t Fuß, untec den Einqangsöffnungen ist jedoch
das Spannmauerwerk nur 26 Fuß tief, aus Kiesgrund angelegt. Die
Ausführung geschah unter strenger Aufstcht mit wenigen Arbeitern,
um die einzelnen Steinschichten besscc abbinden zu lassen, che die fol-
genden daraus gelegt wvrden sind. Das ganze Portalfundament hat
nunmehr die Ebene des Kirchenbodens erreicht und erhebt sich demnach
über das Terrain des Domhofes um einige Fuß, so daß eine Frci-
kreppe anqelegt werden muß.
Zu Anfange des Monals September soll hier die feierliche Grund-
steinlegung Statt sinden und alsdann der Bau des Portals langsam
zur Ausführung gebracht wecden, zumal die eine Hälfke auf altes, die
andere Hälfle auf neues Fundament gestellt werden muß. Nachtheile
lassen sich alsdann bci einem langsamen Bau nicht fürchten, da beide
Theile durch die große mittlere Thüröffnung getrennt bleiben und erst
dann mittelst Bogengewölbe verbunden werden, wenn kein Setzen des
neuen Mauerwerks zu erwarten steht. (Schluß folgt.)
Die GeleUfchat't der Dombau-Freunde in Köln *).
Borgetragen in dieser Gesellschaft am 31. Mai 1812
von Advocat-Anwalt Bloemer.
Bci unserer letzten Zusammenkunft ist der Vorschlag gemacht und
angenommen worden, daß die künfkigen Besprechungen jedesmal mit
einem vorhec bestimmten kuczen Vortrage übec einen dcn Dombau
naher oder entftrnter berührenden — der Kunst, dec Wiffenschaft oder dem
praktischen Leben angehörenden, — Gegenstand von eincm Mitgliede der
Gesellschaft eröffnet wecden sollen. Zum Gegenstande eines solchen ein-
leitenden Vortrags für die heutige Versammlunq wurde der Ur-
sprung, der Zwcck und dcr bisherige Verläuf der Gesell-
schaft selbsi beliebt, und an den Sprecher dieses das Ansuchen um
Uebernahme dieses Ävrtrags gestellt. Jndem er diesem Ansuchcn jetzt
nachzukvmmen sucht, wirb ihn die Gesellschafc dabei mit freundlichec
Aufmerksamkeit begleiten.
Es konnte nicht sehlen, daß seit dem Augenblick, wo der Gedanke
an die Vollendung unferes Domes hier zuerst wiedec ins Leben trat,
und uns zu würdiger Zuversichl auf eigene Kraft und höheren Bei-
stand vereinigte, über die künftige Organisirung dieser Vereinigung
abwcichende Ansichten und Meinungsverschiedenheiten mancher Art zu
Tage kamen, und daß die Frage, was unter dem vielcn Wohlgcmein-
ten das wirklich Guke und Aweckförderliche sei, bei den reinsten Ab-
sichten und dcm aufrichtigstcn Willen je nach vecschiedenen Stand-
puncten und Anschauungen verschieden beantworter wurde. Gleich von
vorn herein theilten sich die Meinungen in zwei Parteien: in eine
solche, die der directen größern Volksbetheiligung am Bereine mehr,
und in eine andece, die diefer Betheiligung minder günstig erfchjen.
Die Majorität des provisorifchen Ausschusses huldigte der letztern An-
sicht, und schloß in dcm von ihm entworfenen Statut alle Vereins-
*) Diese Gesellschaft versammelt sich wöchentlich zu Besprechungen ünd Be-
rathungen über die Jnteressen des Dombaucs- Das Nähere im Berfola
des Aussatzes selbst. ,
leres Jnteresse und reichlichere Beiträge dafür ecwarten.
Demnach also wäre es wünschenswerth, den Ausbau dcs Kir-
chenschiffes, einschließlich des Querbaues und seincr nach Süd
und Nord stehenden Portale, für sich in Angriff zu nehmen,
und den Bau der Riesenthürme der Zukunft zu überlas-
sen, oder an denselben nur so viel fortzusetzen, als zur
Ergänzung des westlichen Hauptportals zwischen jenen
beiden Thürmen und zum Abschluß des Mittelschiffes
unbedinqt nöthig ist. Die Jdee, die beiden Thürme gleichzeitig
mit dem Schiff der Kirche auszubaucn, ist von cinigen Dombau-Freun-
den durch das Statut des hiesigen Centtal-Dombau-Vereins geweckt
wocden, nach welchem die Vereine einen für stch bestehenden Theil
bauen sollen; und da nunmehr schon von des Kvnigs Majestät der
Ausbau des Kirchenfchiffes befohlen, auch dazu ein jährlicher Fonds
von 50,000 Thlrn. überwicsen worden: so glaubte man in dem Voll-
endungsbau der Thürme die passendste Aufgabe für die Vereine zu er-
blicken. Läge die Garantie vor, daß die Vereinsmittel sehr bedeutend
und nachhaltig gespendet würden, so müßte man jcnem kühnen Gedan-
ken zur Vollendung der unvcrgleichlich schönen und kvloffalcn Thürme
nur Beifall schenken, und für dcn Baumeister bliebe keine schönere
Lebensausgabe alS diese. Der Erfolg der Besirebungen Ser Vereine
läßt stch aber nicht vorhersehen, und welche wohlgemeinte Motive
auch der Abfassung dieses Paragraphen im Statut vorgelcgen haben,
so wird man darin einen gewissen Grad von Egoismus nicht verken-
nen, indem man sich ber Erbauung eines abgesonderten Theiles rühmen
und das bisher bestehende Vecfahren aufgeben will, wo der König und
sein Volk gemeinschaftlich das große Erhaltungswerk vhne Unterschei'-
dungszeichen förderten. Soll aber durch die beabstchtigte Absonde-
rung vielleicht ein thatfördernder Wetteifer erzielt werden, so
ließe stch wohl keine günstigerc Gelegenheit dazu bieten, als die Ver-
theilung beider Kcäfte für die Nord- und Südseite des Kirchen-
schiffes und seiner Portale. Denn dann werden sich die Ver-
eine des gemeinsamen deutschen Vaterlandes bestreben, doch wenigstens
so viel aufzubringen *), als durch die Gnade unseres Königs Majestat
gespendet wird, um mit dem Baue auf beiden Seiten in gleicher Höhe
vorzuschreiten.
Aber selbst davon abgesehen, ist es ein dringendes, constructives
Bedürfniß, das Schiff der Kirche so bald als möglich auszuführen,
damit endl'ch dem schwankenden Zustande des hohen Chores in west-
licher Richtung abgeholfen und ihm ein sicherer Stützpunct gegeben
werde! — Nach den drei anderen Richtungen wird bekanntlich das
kühne Gewölbe durch die erncuerten Strebebogen gehalten, nach der
vierten westlichen Seite aber ermangelt es jeder Gegenstütze, indem dicse
erst durch die Fortsetzung des Mittelschiffes in den westlichen Thürmen
erlangt werden sollte, während bei der großen Kühnheit der Anlage,
in Anordnung der geringm Mauerstärken, die Standfähigkeit der ein-
zelnen Gewölbe hauptsächlich nur auf statisches Gleichgewicht berechnet
worden ist. Die beiden jetzt als Endpuncte der alten Jnterims-Chor-
Giebelmauer dienenden Mittelpfeiler, so wie auch die beiden gegen-
überstehenden im Transept, erhielten zwar ekwas größere Dicke als die
übrigen Gewölbepfeiler, aber dennoch ist ihre Stabilität für die län-
gere Dauer nicht groß gcnug, weil sich in den Gewölben des Mittel-
schiffes, in parallelerRichtung mit jenem Chorgiebel, Riffe zeigten, die
als Folge von einem Ausweichen der Endpfeiler zu betrachten si'nd,
und demnach, ohne Rücksicht auf alle anderen Motive, eine Fortsetzung
der Gewölbe dcs Mittelschiffes nach den westlichen Thürmen hin für
die Erhaltung des hohen Chores bedingt wird. Der südwestliche Thurm
bildet hier vollkommnen Widerstand, von dem nordwestlichen Thurme
steht schon der hintere, nach den Seitenschiffen gerichtete Mauerkörper
biS übec letztere hinauf, und ist so stark, daß, wenn er bis zur Höhe
des Mittelschiffes fortgeführt, er ebenfalls als solider Widerbalter die-
nen würde.
So wie nun aber diese Thürme in ostwestlicher Richtung als
Stützpuncte berechnet waren, so sollten auch die in Süd und Nord
projectirten Giebelmauern der Kreuzarme oder des Querbaues, mit
mächtigen Pfeilern verstrebt, denselben Zwcck in dieser Richtung erfül-
len und gleichzeitig als großartige Kirchenportale dienen. Diesclben
würden nvch um eine Gewölb-Pfeilerstellung weiter hervortreten, als
die bei der Einstellung des Baues im sechszehnten Jahrhundert errich-
teten Jnterimsmauern nachweisen, welche zwischen die Hausteinpfeiler
von Tufziegeln eingespannt worden flnd. Nur auf der Nordseite ist der
östliche Seiteneingang auf etwa 13 Fuß Höhe an der richligen Stelle
angelegt, und vermuthlich liegt auch schon das ganze Portalfundament
unter der später errichteten ehemaligen Dom-Pfarrkirche zum Pesch
(in pnsculo) genannt, während an dec Südseite gar nichts überder
Erde vorhanden ist, auch nur die östliche Hälfke des Portals
fundamentirt und mit der Sockelschicht unter der Erdoberfläche ver-
sehen war. Es ist sehr befremdend, daß die weflliche Hälfte des
Portalfundaments bisher fehlte, zumal es zu den ersten
Grundlehren dec Baukunst gehört, jedes Gebäude aleichzeitig
und zusammenhangend zu fundamentiren. Alle übrigen Gewölbepseiler
») Man muß hierbei in Erwägung ziehen, daß es sich nicht von einer ein-
maligen Sammlung, sondern um jahrlich wiederkehrende, auf längere Ieit
ausgedehnte Beitrags handelt.
im Kirchenschiff stnd, wie schon weiter oben erwähnt wocden, bis auf
42 Fuß Höhe aufgeführt, und daher ist es vor Allem nothwendig,
auch die Portale bis zu dieser Höhe aufzubauen, damit fle flch gehö-
rig setzen, ehe die Gewölbe theils hierauf, theils auf die alten Pfeiler
mit Sichecheit geschlagen werden können. Hiedurch wird es erklärlich,
weßhalb schon jetzt mit dem Baue des südlichen Portals be-
gonnen werden mußte.
Bei dem neuen Fundamentbau der westlichen Hälfte hat flch her-
ausgestellt, daß das östliche alte Fundamentmauerwerk auf eine Tiefe
von 26 Fuß unter die Sohle der Kirche herunterreicht und auf gro-
bem Kies ruht; weiter nach Westen waren die angränzenden, ebenfalls
auf grobem Kiesboden errichteten Pfeilerfundamente über 40 Fuß tief
geführt, und an den Begränzungsflächen fanden flch im Kalkmörtel
eingepreßte Spuren von ciner Ausbohlung der Baugrube und selbst
noch einzelne Ueberreste dcs Tannenholzes vor. Bei der sehr bedeutcn-
den Tiefe konnte nämlich der lose Kiesgrund nicht anders als zwischen
festen Wänden ausgegraben werdcn; die Alten ließen daher complette
Schächte für die einzelnen Pfeiler bergmännisch senkrecht adteufen
und diese alsdann regelmäßig mit starken Säulenbasalten ausmauern.
Die Gewölbepfeiler, welche über dec Erde nur 4 bis 5 Fuß Dicke ha-
ben, ruhen auf 14 Fuß breiten, jedoch isolirten Fundamentpfei-
lern, und es scheint auch nichc, daß bieselben mittelst Grundbogen un-
ter einander verbunden waren; wenigstens zeigte sich dies nicht an den
Pfeilern in dec Nähe dcs südlichen Portals. Dahingegen ist unter den
Umfassungsmauern muthmaßlich ein fortlaufendes Fundamentmauer-
werk angelegt, wie dies an dem ausspringenden Flügelstück durch An-
lage einer Verzahnung sichtbar war. Das Mauerweck besteht aus Säu-
lcnbasalten; die Zwischenräume sind mit Tufsteinen und Kalkmörtel
ausgeschlagen, nnd jede Schicht für sich abgeglichen. Jn gleicher Weise
und ebenfalls zwischen ausgezimmerten Bohlenwänden ist auch das
neue Fundamentmauerwerk construirt, statt des Tufsteins jedoch ein an-
deres vulkanisches Product, so genannter Krotzen-Stein (der sich in der
Gegend von Plaidt und Ochtendung bei Andernach findet) in Anwen-
dung gebracht und durchgängig mi't gutem Kalkmörtel, zu gleichen
Theilen mit Traß und grobem Sand vecsetzt, gemauert worden. Die
Tiefe des neuen, 34 Fuß breiten Fundaments erstreckt stch untec dem
Hauptpfeiler auf 4t Fuß, untec den Einqangsöffnungen ist jedoch
das Spannmauerwerk nur 26 Fuß tief, aus Kiesgrund angelegt. Die
Ausführung geschah unter strenger Aufstcht mit wenigen Arbeitern,
um die einzelnen Steinschichten besscc abbinden zu lassen, che die fol-
genden daraus gelegt wvrden sind. Das ganze Portalfundament hat
nunmehr die Ebene des Kirchenbodens erreicht und erhebt sich demnach
über das Terrain des Domhofes um einige Fuß, so daß eine Frci-
kreppe anqelegt werden muß.
Zu Anfange des Monals September soll hier die feierliche Grund-
steinlegung Statt sinden und alsdann der Bau des Portals langsam
zur Ausführung gebracht wecden, zumal die eine Hälfke auf altes, die
andere Hälfle auf neues Fundament gestellt werden muß. Nachtheile
lassen sich alsdann bci einem langsamen Bau nicht fürchten, da beide
Theile durch die große mittlere Thüröffnung getrennt bleiben und erst
dann mittelst Bogengewölbe verbunden werden, wenn kein Setzen des
neuen Mauerwerks zu erwarten steht. (Schluß folgt.)
Die GeleUfchat't der Dombau-Freunde in Köln *).
Borgetragen in dieser Gesellschaft am 31. Mai 1812
von Advocat-Anwalt Bloemer.
Bci unserer letzten Zusammenkunft ist der Vorschlag gemacht und
angenommen worden, daß die künfkigen Besprechungen jedesmal mit
einem vorhec bestimmten kuczen Vortrage übec einen dcn Dombau
naher oder entftrnter berührenden — der Kunst, dec Wiffenschaft oder dem
praktischen Leben angehörenden, — Gegenstand von eincm Mitgliede der
Gesellschaft eröffnet wecden sollen. Zum Gegenstande eines solchen ein-
leitenden Vortrags für die heutige Versammlunq wurde der Ur-
sprung, der Zwcck und dcr bisherige Verläuf der Gesell-
schaft selbsi beliebt, und an den Sprecher dieses das Ansuchen um
Uebernahme dieses Ävrtrags gestellt. Jndem er diesem Ansuchcn jetzt
nachzukvmmen sucht, wirb ihn die Gesellschafc dabei mit freundlichec
Aufmerksamkeit begleiten.
Es konnte nicht sehlen, daß seit dem Augenblick, wo der Gedanke
an die Vollendung unferes Domes hier zuerst wiedec ins Leben trat,
und uns zu würdiger Zuversichl auf eigene Kraft und höheren Bei-
stand vereinigte, über die künftige Organisirung dieser Vereinigung
abwcichende Ansichten und Meinungsverschiedenheiten mancher Art zu
Tage kamen, und daß die Frage, was unter dem vielcn Wohlgcmein-
ten das wirklich Guke und Aweckförderliche sei, bei den reinsten Ab-
sichten und dcm aufrichtigstcn Willen je nach vecschiedenen Stand-
puncten und Anschauungen verschieden beantworter wurde. Gleich von
vorn herein theilten sich die Meinungen in zwei Parteien: in eine
solche, die der directen größern Volksbetheiligung am Bereine mehr,
und in eine andece, die diefer Betheiligung minder günstig erfchjen.
Die Majorität des provisorifchen Ausschusses huldigte der letztern An-
sicht, und schloß in dcm von ihm entworfenen Statut alle Vereins-
*) Diese Gesellschaft versammelt sich wöchentlich zu Besprechungen ünd Be-
rathungen über die Jnteressen des Dombaucs- Das Nähere im Berfola
des Aussatzes selbst. ,