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9) Um dis zur Compagnie gchörigcn Hundwcrker währcnd der
Dirnstzeit für ihren künfligen Beruf nach MLglichkeil auSzubil-
den, wird denfelbcn in einer zu dem Ende zu errichrenden Sonn-
tagSschule unentgcltlicher Unlerricht im Schreiben, Rcchnen, Zeich-
ncn, Modelliren und in den vecschiedenen Aweigen der Bau-
Constructionslehrc :c. crtheilt werden.

10) Nach vollendeter Dienstzeir treren die ausscheidenden Handwcrker,
gleich allen andern Kriegsdienstpflichtigen, selbstrcdrnd zuc Kriegs-
reserve oder Landwehr üder.

11) Jeder hiernach Austretrnde echält ein von seinem Militär-Vor-
gesetzten (Compaqnie-Ckcf oder BataiilonS-Commandeur) und
dem Domdaumeister auszustellendeS Abgangszeugniß, in welchem
nach einer gewifsen Stufenfolge bas Betragen wähcend der Dienst-
zeir und der Grad der erlangten technischen und wissenschaftlichen
Ausbildung des Abgehcnden angeqeden ist.

12) Auf diejenigen entlassenen Handwerker, welche das Fähigkeits-
zeuqniß zur Wahrnehmung emer Bau-Aufseherstelle erlangt ha-
ben, soll bei der Anstellunq von Aufsehecn bei öffentlichen Bau-
AuSsührunqen besondere Rückflcht genommen werden.

13) Malecn, Bildhauern und Architeklcn ist eS qcstakter, ihrec Mili-
lärpflichtiqkeik durch eine zweijäbcige freiwillige Dienstleistunq
bei der Compagnie (als Uederzählige) zu genügen, indem fle sich
den für die einjahriqen Fceiwilligen im ÄUgcmeinen bestehenden
Vorschriflen untenverfen.

Die Venvirklichung dieser Zdee — welche viellcicht noch mancher
Modificalionen fähig sein mag — dürfte unverkennbar die wohlthä-
tigsten Folgen füc dcn Bau wie für den Bauhandwcrkerstand erzeu-
qen. Namenrlich würde für erstern der unberechnenvace Vortbeil er-
langt, daß dein stäcen Wechsel ver Bauleuie, ivelchec zwar bei grvßen,
lange Zeit daucrnden BauauSführungen fast unvermeidlich, abcr um
so mehr dem Fortganqe des BaueS und der technischen Vollendung
seiner Einzelheiten höchsi nachlheilig ist, ducch dcn in der vorgeschla-
genen Wcife gebildetcn, gehörig disciplinirten Arbeiter-St«mm vorge-
deugt und zugleich dem Baufond alljäkrlich an Arbeitskosten, nach
mäßiger Schätzung, die bcdeulenoe Tumme von oircn 12,000 Thlrn.
erspact würde.

Nicht minder beträchtlich dürfte andererseiks dcr Gewmn, welcher
aus einec solchen Eincichtunq für die Baugewerke im Allgemcincn
erwachsen würde, bei der bloßen Erwäqung des Einflusses anzuschla-
qen scin, den die nach beendiqler Dienstzeic in das bücgerliche Der-
hältniß zurücktretenden Handwerker, nachvem fi- an d-m erhabensten
und hrrrlichsten Denkmale der Gegenwarr cine bishec nie gckannte
Kunstfertiqkeit in der Ausübung ihres GewerbeS erreicht, den Sinn
für das Schönr qestärkt und das Auge an den edelsten und reinsten
Formen qrübr haven, auf die Ausbiloung ihccr jüngcrn Gewerksge-
nosscn der Heimat nothwendlg haben müßce.

Wer Doinbau

und üin financielles Verhältnitz ;u Deutfchland.

Zahlen entschcidcn — wie im Allgemcinen, so auch in unscrer
Dombau-Sache. Die Zahlen müssen wachsen in der Casse, sollen die
Säulen und Bogen sich mehren und hinanstrcben inS Blaue; sie
müssen sich vollenden zu Millionen, soll das Werk seincr Vollendung
entgegen gehen. Wie es erfreulich sein muß, zu sehen, wenn einft von
Woche zu Woche Stein an Stein sich reihet, eben so erfceulich ist cS
jetzt schon, die sich immer mchrrnden Vereine und Beiträge von Zeit
zu Zcit in dkestm Blattr veröffcntlicht zu sehen. Eincn doppelt erften
lichen Eindruck mußte aber die in dem letzten Protocolle vvm 31. Oct.
d. I. publicirre Totalmmme der bisherigen Einsendungen der meisten
schon bestehenden Vcreine auf cinen jeden macken, der nur den ent-
ferntesten Antheil an dcr Bcfördcrung deS Werkes nimmt. Denn eine
Summe von mehr als 35,000 Thlrn. *), in so kurzer Zeit gesteuert,
läßt schon eincn freuvigen, lichten Blick in die ungewiffe, ivielfach be-
dingte Zukunft deS Baues thun.

Der Bau soll ein Nationalweck werden, cin Denkmal der wiedcr
erwachtcn deutschen Einigkeit. Und wahrlich! 35,000 Thlr., so ganz
aus sreien Stücken von nah und fern gespendct, sind wohl ein nicht
minder sprechender Bewris für die Wahrheit der Lssung, als die
gleichzcitigc bervundernswürdige Theilnahme an Hamburgs «chicksale.
Hätte Hamburg nicht Herz und Blick mit der Gewalt brüdcrlichen
Mitleides vom Dome gczvqcn, die Summe möchte wohl das Doppelke
betragen. Gott möge eS geben, daß kein ähnliches Schicksal dic Theil-
nahme mehr zersplittere, und Dcucschland wird gewiß in dem Grade
mehr thun, als eS wirklich mehr thun kann. Daß es mehr thun
kann (und hoffenklich wird), leuchtet wohl ein, wenn wir die Summe
im Verhältnisse zur ganzen Menschenmasse betcachten und daS Rc-
sulkat nebenbei mit dem vergleichen, was Köln (welchcs allcrdingS am
meisten thun muß) gethan hat.

Deutschland zählt beinahe so viele Millionen Menschen, alS Tau-
sende von Thalern aufqebracht wucden. Es zahlten also rausend Men-
schen verhältnißmäßig 1 Thaler, das macht auf den Einzrlnen

Zur Aeit schon 36,194 Thlr. 27 Szr. 7 Pf. (01. Nr. 22 d. Bl.)

A. d. R.-§.

also ctwas mehr als Pfennig! Wer wird nun in Abrede stcllen
wollen, daß das Vaterland mehr thun wird, wenn cs einmal, was
wir erwarlen wollen, die Freigebigkeit seines National-EnrhusiasmuS
dem Dome allein zuwenden kann? — Köln ist allerdings in diescr
Angelegenheit am nächstcn betheiligt. Wie es diss «rkennt, hat es, ;u
seinec Ehre! recht glänzend bewiesen. Es stand mitin dcr ersten Reihe
unrer den theilnehmenden Schwcstern an HamburgS Schicksale, und
— übcr 15,000 *) Thlr., fast die Hälfte jener Summe, opferrs cs
außerdem seiner Kathedrale. Verlheilt man diesen Beitrag auf die
Einwoknerzahl von Köln und Deutz, so kommt ungefä'hr auf 5 Per-
sonen 1 Thlr., auf den Einzelnen mithin 6 Sgr.; eine Theilnahme,
die wvhl die kühnsten Erwarlungen bestätigt.

Wäre nun auch zu dem großartigen Baue die ungeheurc Summe
von 6 Millionen erforderlich, — was sind, könnte man sagen, 6 Mil-
lionen für den d-utschen Völkecstamm! — Diesen Ausruf zu recht-
fertiqen, ist wirklich keine so schwierrge Sache. Nimmt man an, daß
Deutschland beinah« 2'/, Tausend Slädre und nicht weniger als 90
Tausend Marktflecken und Dkrjhr zählt, so liegl wohl die Möglich-
keit der Ecschwingung nahe -km Tage. Sollten z. B. sämmtliche
Städre 2 Millionen und sämmtliche Marktflecken und Dörfer die er-
gänzenden 4 Millivnen Thaler aufbringen, so kämen durchschnittlich
auf jede Stadt 800 und auf jede dec kleinern Ortschaften noch nicht
45 Thlr. Vertheill man diese Beiträ'ge noch gar auf 10 Jahre, s«
hätte jede Skadr jährlich 80 und jedes Dorf nvch nicht 4'/^ Thlr. zu
steuern. Dic Möglichkeit ist also vochanden, wenn nur die Theil-
nahme in passendec Weise «rregt und gefesselt wird. Und
dazu ist kein anderer Weg offen, als die Stiftung von Vereinen.
Li.'ße do.ch Keincr, wcnri er au-ch ( vas wokl seltcn dcr Fall ist) in lci-
nec Stadl oder scinem Dorfe, nahe vder fern, der Einzige ist, dem
das Werk am Herzen lieqt, den Funken in sich erstecben! Was auch
nur Einer vermag, hat stch ja schon so vft gezcigt. Zst auch nichr di«
Aussicht vorhanden, daß der Verein Tausende, ja, nuc Hunderte zu-
sammen bcingt: wcnn sich nur dic Vererne mchcen, können sich ja die
einzelnen Summcn auf bcwundcrnswürdige Weise vecringern. Tcete»
auch selbst nichl alle Städtc und Flecken in diesen Bund: was Prcu-
ßens König und Deutschlands Große überhaupc gethan und thun werden,
wie^t ja schon eine Vielheit derselben auf. Allein nur in diefir Weise
gcwinnr das Werk an Allgemeinheit und — an raschecer und leichterer
Beförderung.

Köln, i'm Nooembcr 1842. Kl..n.

L i t e r a t u r/

Geschichte dcr kölmschen Erzbischöfe wie der Kirche Kölns, von den
Herren von Mering und Rcischert. Köln, bei I. B. Feilner.

Erste Lieferung.

Allcn Fceundcn vaterländischer Kunsi, und vorzüglich dec altdeut-
schen Baukunst, können wir obiges Werk empfehlen, das in anderer
Hinflcht, in Betceff vaterländischer und vaterstädtlscher Historie, viel-
leichl in noch größerm Grade Empfehlung verdiente. Absicht der gc-
schätztcn Verfaffer scheint es nicht gewefin zu sein, i'hrcn Stoff zu
sichlcn, zu ordnen, eine bestimmte Folge in demselben zu beobachten;
ste geben vielmehr ihrc Notizcn und Kunden in buntcm Gemenge, in
wclchem indeß der Wißbegierige sich RathS crhvlen kann, und das
sielleicht eine um so pikantere Leclure bcsonders füc den Rheinländer
bildet. Die Unteraehmung, der wir den besten Fortgang wünschrn,
dürfte cine Fundgrube der besten Nachrichtcn bilden, welche neben der
kölner Ehronik und anderen städtifchen Q.uellensainmlungcil, von Wall-
raf, Weyden, Brewer u. s. w., qenannt zu werden verdienie. Das
erste Heflchen ist mit dem Bildniffe deS Gecken-Bähnchens**) ver-
zierl; freilich hätrcn wir dem ersten Hefte, das die Geschichre dcr köl-
nischen Erzbischöfe eröffnct, liebec das Bildniß eines Conrad vou Hoch-
steden, cines Reinold von Daffel gewünschr, wclche getreu von den
Grabdildsäulcn im Domc zu entnehmcn gewefin wären; indessen müs-
sen wic uns auch schon mit dem hübsch gezeichneten Bähnchen zufrie-
den geben, mir dcffen französtschcm Denk- und Wahlspcuche wir je-
doch schlecht einverstanden sind, der gewiß keinem altcn Kölner seine»
Ursprung verdankt. W. v. W. 4

*) Nach der Anzabe in oben genanntcm Protocolle. /

") Gecken-Bahnchen, Bähnchen, wahrscheinlich der Familienname deffen,
der zucrst in dieser Rolle eines Reimsprechers austrat und bei öffentli-
chcn Processionen in einem komischen Rittcranzuze selbst vor dem Hoch-
würdigsten einhertanzte, als Errnnerunz an David vor der Bundeslade.
Diese echt kölnische Eharaktermaske ist jetzt ganz vsrschwunden und wirb
nur bei Fastnachts-Aufzüzen als Anführer der Heilizen-Knechke und Heili-
zen-Mädchcn gesehen, welche ursprünzlich dazu bestimmt, in den Proces-
sionen dcr Pfarren der Gemüse-Bauern die Statuen und Bilder der
Hciligen zu tragen.

Verantwortlicher Herausgeber: Zos. DuMvnt.

Druck und Commissions-Verlag des Verlegers der Kölnischen Zeitunq«
M. DuMont-Schauberg.
 
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