D«r SLnstler, der dieftr durchaur luchtige, wenugleich einer in ihre»
Knnstleistungen heut ju 2ag« ost sv maßloS gelästerte» Zeit augehörige
Werk hervorgebracht, -at au der rechteu Seite uuter dem Helme seiuea
Ramru ringegraben; mau lies't:
lo^cni» kourmi 8om.e. pros. k. 1111661.
A«S der hier erscheiuendeu JahreSaugabe 1701 entnimmt man, daß
er zu d«r Geaeral« Sebzeit sein Werk ausfuhrte. Die Nachrichteu über
dieseu Mauu findeu fich auffalleud dürftig vor; «an erfährt kaum mehr,
al« daß Joachim Kortiui Bildhauer uud Baumeister zu Florenz ge-
«esen. dort Statuen uud BaSreliefs fur die Kirche de« heiligeu Philip-
pu« Reri gegen Ende de« 17. Jahrhuadert« anfertigte uud 1715 noch am
steben war.
WaS LaS Deukmal deS Sasboldus BoSmerus kder Rame ist
latiuifirt, statt Gasbout BoSmeer) betrifft, das dem Hochkircheu'-
scheu dei der Ueberfiedluug gefolgt war, so ist dessen gäuzlicheS Ver-
schwludeu um so mehr zu beklageu, alS dieser Kirchenfürst durch die erha-
beusteu Lugeudeu, welche ihu iu seiuem vielbewegten uud vielgepröfteu
Lebeu auSzeichneteu, der Ehre wohl «ürdrg gewesen wäre, daß gerade
uuser Dom sein Andeuken der Rachwelt erhalten hätte. Ein« auSführ-
liche Biographie findet mau iu dem Werke:
Letsvis »»or». sivs re» xest»e spostolieorum virorum, gui Läem 8s-
tsvise primi iatulerunt, in clus, psrtes äivis». 8rureIIis, pro 8rsu-
ei»co koppen», 1754 12) 8ol.
«o fie S. 45—73 deS zweiten LheileS einnimmt, unter Doranstellung
seine« Bildniffe«, von «inem uugenanuten Kupferstecher ausgeführt, mit
der Unterschrift:
lUnstrissimns »o 8evereuäissimus vomiaus
8. 8»sdolcku» Vosmerus
velpbus 8. 1. 8.
8eäis llltrsiecteasis Vsesati» Viesrius LeaersUs Xo. 1583
Xo. 1589 Viesrius 4.postolious per koeäorstum 8olg,um.
Xv. 1682 8om»o 6oa»«cr»tu» Xrcbiepiscopus kkllippeasis, et trsi.
6oloaise 3 m»is 1614 aoa siae ssactilstis opiaioae llifuaotus.
Rach den Mittheiluugen, die ich über die Bes.haffenheit seineS Denk-
malS »on dem verstorbeuen alten Domküster Emaus empfing, gehörte
z» drn Bestaudtheilen desselben die Marmorbüste de» SrzbischofeS, iu
einer Höhlung die Mitte einnehmend; besonders aber wurde die Gchön-
heit «nd Anmuth eineS Marienbildes gerühmt, daS in der Höhe aufge-
stellt gewesen.
Luch deS NikolauS BigeriuS, der vorhin in den einleiteuden
Btmerkungen genannt worden, sei noch mit einem Worte gedacht. Er
war Ler Freund und LandSmann deS SaSboldus, theilte mit ihm das
Gchicksal, auS dem der katholischen Kirche abtrünnig gewordeuen Heimat-
lande vertriebe» z« werden, und hat. gleich diesem, die Kirchengeschichte
KölnS mit einem von den Zeitgenoffen hochgefeierte» Namen bereichert.
Geia Lebeu beschreibt ein besonderes, jetzt selte» gewordenes Werkcheu:
Vits »äm. revereaäi k. Hioolsi Vigorii oräiais miaorum strictioris
odservsatiso. 6oloa!so Agrippinse, txpis viäaso Vsleatiai 6Iemeat,s.
Anno 1646. 12mo.
vuter der .«pistol, äeäicstoris" erfährt mau den Namen des Verfas-
serS: ,k. äscoba, kolias" 13). DerJnhalt beschäftigtfich viel mitKölm,
«nd S. 182—184 «erden die Grabschriften des VigeriuS und deS
BoSmeruS mitgetheilt.
Kirchen «nd kiröhliche Bauwerke a« -en
heiligen Statten des Dtorgenlandes.
Don Prrsac.
IV. DaS griechische Klofter z«m heiligen Kreuz bei Jerusalem,
-as lateinische r« Ain Karim, oder St. Johann in der Wüste.
Am Morgeu des 5. April ritten wir zum Jaffa-Lhore hiuauS äber
Lhal «nd Berg von Gisoa, das Walkerfeld nach dem Gebirge von Juda.
ES war stürmisch «nd reguerisch. Rach einer halben Stunde Weges aber
erblickten wir vor «ns im Lhale eiu gcoßes Gebäude. Es war das grie-
chische Lloster zum heiligeu Kreuz. Nach Lobler's Gedenkblättern aus
Jerusalem gehörte daSselbe deu Georgiern, uud nach dem mittelalterliche»
Reisebeschreidrr Beujamiu vou Ludela stiftete es ein Zeitgenosse Kon-
stautiu's, der erste König vou Jberieu, oder Georgien, Nuriam. Das
gegenwärtige Gebäude fieht aber uicht auS wie ein morgenläudisches,
sonderu wke ein abeudländischeS deS Xll. JahrhuudertS «nd hat uicht das
Mindeste von griechischem Sharakter, als die spätereu Bildwerke an deu
Wäuden. Dagegeu ist der Fußbodeu antike Mosaik. Unserer Meinung
»ach haben die lateiuischen Ehristen die gegenwärtige Kirche gebaut, und
Lobler will sogar an der wichtigsten Stelle derselben eine fränkische
*2) Die erste AaSgabe dieses werthvollen, mit vieleu schönen Kupfern
geschmückteu Buches erschien z« Brüssel 1714. Jm I. 1725 folgte
tiue hvlländische Ueberfetzuug: 8»tsvis sser», ok borkslxke bistorio
en oaäbeäsa vsa 8st»vi». ke 8exäea, bx 8. 8acbtmsas — wo S.
391 nach dem Bildnisse die Lebensbefchreibung des Sasboldus
begiuut. Jrrthümlich setzt Bruuet lKsouel äu librsire, t. 5, ksris
1844, p. 446) die vbige zweite lateiuische Lusgabe in das Jahr 1755.
13) Sr war aus Düren gebörtig- DaS obige Schriftchen blieb Hartz-
heim (Libl. ool. p. 152) nnbekannt.
Jnschrift gelesen habeu, «as wir wohl glauben, deu» daS ganze Ensemble
d«S Bauwerkes kam «ns so bekaunt vor, al« hätten wir «nS, «enn wir
daS Decorative wegdachten, iu einer rheiuischeu Kirche befunden. Wie
aber alle Klöster i» dem heiligen Land«, «nd besonderS die außerhalb der
Städte liegenden, auf den «rsteu Anblick den Luschein eincr Festuug
gewähreu uud zur Deckung gegeu einen feindlichen Ueberfall mit gauz
kleine» EingangSthüren versehen find, in die mau nicht gerade aufstehend
eintreten kann, so hat auch das geuannte Kloster zum heiligen Kreuz
in der Rähe vou Jerusalem gegen das Eindringen des RaubgefindelS
au« der Wüste allerlei Vorfichtsmaßregeln getroffsn. Das ist aber auch
besouders nothwendig, deuu der Lraber ist uicht blöde im Fordern; ja,
die Güte selbst fieht er nur als Ermuuterung dazu an. Wenn er aber
mit Güte nichts erreicht, und eS ist Ausflcht vorhanden, daß eS mit Ge-
«alr beffer geht. so scheut er auch diese nicht. Es ist daher nothwendig,
Gewalt mit Gewalt zu vertreibeu, und die meisten Klöster setzen fich
schon durch ihr festuugsartiges Ausseheu in Respect. Gie find von solidem,
festem Mauerwerk, zuweilen mit Zugbröcken versehen, und der Eingaug
ist so klein, daß er eher eiuem Loche, als eiuer Lhür ähnlich fieht, oder
wohl gar so -och gelegen, daß man nur mittels einer Leiter einsteigen
kann, oder, wie dies bei dem Kloster auf dem Berge Sinai iu der ara-
bischen Wüste der Fall, dem Fremden der Zutritt nur dadurch möglich,
daß derselbe iu einem Korbe hinaufgezogen wird. Zur NachtSzeit, oder
auch schou nach Sonnenuntergang, oder wenu sonst die Gegend nicht
ficher ist. kommt mau weder in daS Kloster zum heiligen Kreuze, noch
in St. Saba hinein. Lobler und seine Gesellschaft, die nach fieben Uhr
vorsprachen, kamen an diesem Lage gar uicht hinein und erhielten am
auderen Lage etwaS Brod durch eiueu Korb gereicht. Vieleu europäischeu
Reiseuden ist es bei aller Noth nicht anderS ergangen.
Das Kloster zum heiligen Kreuze bei Jerusalem ist der Angabe nach
an jener Stelle erbaut, wo der lcbenbringende Baum gewachsen, a»
welchem der göttliche Heiland das größte Werk der Barmherzigkeit Gottes
und der Erlösung vollbracht und für die Sünden der ganzen Welt LeS
schmerzlichsten Lodes gestorben. Man zeigt noch )etzt die Stelle innerhalb
der Kirche, wo jenes segenSvolle Kreuzesholz gefällt worden. ES ist aber
mit jener Angabe, wenn fie auch, was wir annehmeu, auf einer wirkli-
cheu Lhatsache beruht, doch eine schwierige Sache, besonders wenu man
die AuSsagen der VLter und bewährtesten Schriftsteller über daSjenige
prüft, was diese über die eigentliche Ratur des KreuzeSholzeS gesagt
haben- Nach Eiuigen soll dies nämlich Holz von eiuer Eiche gewese»
seiu, weil dieses in der dortigen Gegeud das gewöhnliche. Diese Meinung
hat onter AnLeren auch der berühmte Justus Lipfius in ftiner schöne»
Abhandlung über das Kreuz. Wir könne» jedoch die dort angeführte»
Gründe nicht für entscheidend halten, weil fie auf Wahrscheinlichkeiten
beruheu, denen man eben so viele andere Wahrscheinlichkeiten entgegensetze»
kaun. Audere sagen, daS KreuzeSholz habe aus dem Stamme einer Lere-
binthe bestanden, die aber häufig bei den Schriftstellern deS Morgen»
laudes mit Eichen verwechselt werden. Wieder Lndere behaupten, waS
namentlich hier besonders in Betracht kommt, das heilige Kreuz habe
aus verschredenen Holzarten, nach Einigen aus vier, nach Anderen auS
'ünf, bestanden, und vieser Meinung ist besonders Beda, der Ehrwürdige,
der ausgezeichnete englische Kirchen-Historiker, der aoch so viel SchöneS
über das heilige Land und die heiligen Stätten geliefert. Dieser behaup-
tet in seiuen Miscellaneen r Das Kreuz des Herr» ist aus vier Holzarten
gemacht, nämlich aus Cypressen-, Cedern-, Pinienholz und Buxbaum. Aber
Buxbaum war nicht am Kreuze, soudern auf der Lafel, welche über sei-
nem Haupte stand uud welche die Ursache seiner Vcrurtheilung, den so-
genannteu Titel enthält. Dieser befindet fich uoch gegeuwärtig in Sta.
Croce in Gcrusalemme zu Rom, wo wir ihn sorgfältig nntersucht. Er
ist ein Brett vou «ngefähr zwei Fuß Läuge uud einem Fuß Breite, worauf
die Buchstaben, zuerst di« hebräischen, dann die griechischen ond zuletzt
die lateioischen, und die ganzen Worte, sämmtlich von der Rechten zor
Linken, vollkomme» ausgeschrieben find. Er war so aus Kreuz geschlagen,
daß seine Längenseiten rechts und liuks über den Kreuzesstamm hervor-
ragten. Von der Erde bis zum Litel war Cypreffenholz, oberhalb des
Titels Pinienholz, und Cedernholz qucrüber oder am Querbalken; das
ganze Kreuz war 15 Fuß hoch und 8 Fuß breit. Diese Anficht stimmte
auch einiger Maßen mir den Auschauungen der Emmerich, welche behaup-
tet, daß vie Schergen Anfangs daS heilige Kreoz zu klein gemacht «nd
daher später noch, besonders des Litels wegeu, ein Stück dara» setze»
mußten. Andere Meinungen theilen mit Molanus in seinem schönen Boche
vo pioturis ssoris, Gretser in dem umfaffenden, drei Foliobände enthal-
tenden Werke über das heilige Kreuz, und Guaresmius in seineu er-
chöpfenden Zusammenstellungen über daS heilige Land. Nach diesem wäre
der Litel allerdiugs von Buxbaum gewesen, aber »ach den Glossen z«
deo Clementiuen daS Stück über dem Litcl vom Holze des Oeldaumes,
der Stamm Ceder», der Qoerbalkeu Cypreffen «nd der zur Uuterstützung
der Füße angebrachte Pflock Palmholz. Nach den Vifionen Ler Emmerich
sei dazu fünffacheS Holz verwandt wordeu, wie deun nach der Angabe
einzelner Wäter das Kreuz fünf Eudpuncte hatte. Die gewöhnlichste An-
ficht — die freilich jener uicht widerspricht, da ste den Pflock ebenfalls
als eiue» Eudpunct betrachtet — nimmtjedoch nur vier an, nämlich Länge
und Breite, HLHe «nd Kiefe, «nd dieS, nach eiuem AuSdrucke der heilige»
Schrift, i» einer mystischeu Beziehong. Rechnen wir den Pflock oder
daS Fußbrett, welches dem göttliche» Heilande als Stützponct ge-
dient, hinzu, dann haben wir allerdingS fünf Endponcte. Nach Gretser
ware das heilige Kreuz 15 Fuß hoch «nd 8 Fuß breit gewesen, ond nach
der Emmerich hätte der göttliche Heiland mit seinen Füßen so hoch über
der Erde geschwebt, daß die seligste Jongfrau dies« bequem mit ihrea
Häoden «nd ihrem Haupte erreichen gekonut.
(Schluß folgt.)
Verantwortlicher Heraosgrber: I. I. Relles in Köln.
Cvmmisfions-Verlag des Berlegers der Köl». Itg.: Jos. DuMoot i» Köl».
Druck «on M. DuMsut^Schauberg i» Köln.
Knnstleistungen heut ju 2ag« ost sv maßloS gelästerte» Zeit augehörige
Werk hervorgebracht, -at au der rechteu Seite uuter dem Helme seiuea
Ramru ringegraben; mau lies't:
lo^cni» kourmi 8om.e. pros. k. 1111661.
A«S der hier erscheiuendeu JahreSaugabe 1701 entnimmt man, daß
er zu d«r Geaeral« Sebzeit sein Werk ausfuhrte. Die Nachrichteu über
dieseu Mauu findeu fich auffalleud dürftig vor; «an erfährt kaum mehr,
al« daß Joachim Kortiui Bildhauer uud Baumeister zu Florenz ge-
«esen. dort Statuen uud BaSreliefs fur die Kirche de« heiligeu Philip-
pu« Reri gegen Ende de« 17. Jahrhuadert« anfertigte uud 1715 noch am
steben war.
WaS LaS Deukmal deS Sasboldus BoSmerus kder Rame ist
latiuifirt, statt Gasbout BoSmeer) betrifft, das dem Hochkircheu'-
scheu dei der Ueberfiedluug gefolgt war, so ist dessen gäuzlicheS Ver-
schwludeu um so mehr zu beklageu, alS dieser Kirchenfürst durch die erha-
beusteu Lugeudeu, welche ihu iu seiuem vielbewegten uud vielgepröfteu
Lebeu auSzeichneteu, der Ehre wohl «ürdrg gewesen wäre, daß gerade
uuser Dom sein Andeuken der Rachwelt erhalten hätte. Ein« auSführ-
liche Biographie findet mau iu dem Werke:
Letsvis »»or». sivs re» xest»e spostolieorum virorum, gui Läem 8s-
tsvise primi iatulerunt, in clus, psrtes äivis». 8rureIIis, pro 8rsu-
ei»co koppen», 1754 12) 8ol.
«o fie S. 45—73 deS zweiten LheileS einnimmt, unter Doranstellung
seine« Bildniffe«, von «inem uugenanuten Kupferstecher ausgeführt, mit
der Unterschrift:
lUnstrissimns »o 8evereuäissimus vomiaus
8. 8»sdolcku» Vosmerus
velpbus 8. 1. 8.
8eäis llltrsiecteasis Vsesati» Viesrius LeaersUs Xo. 1583
Xo. 1589 Viesrius 4.postolious per koeäorstum 8olg,um.
Xv. 1682 8om»o 6oa»«cr»tu» Xrcbiepiscopus kkllippeasis, et trsi.
6oloaise 3 m»is 1614 aoa siae ssactilstis opiaioae llifuaotus.
Rach den Mittheiluugen, die ich über die Bes.haffenheit seineS Denk-
malS »on dem verstorbeuen alten Domküster Emaus empfing, gehörte
z» drn Bestaudtheilen desselben die Marmorbüste de» SrzbischofeS, iu
einer Höhlung die Mitte einnehmend; besonders aber wurde die Gchön-
heit «nd Anmuth eineS Marienbildes gerühmt, daS in der Höhe aufge-
stellt gewesen.
Luch deS NikolauS BigeriuS, der vorhin in den einleiteuden
Btmerkungen genannt worden, sei noch mit einem Worte gedacht. Er
war Ler Freund und LandSmann deS SaSboldus, theilte mit ihm das
Gchicksal, auS dem der katholischen Kirche abtrünnig gewordeuen Heimat-
lande vertriebe» z« werden, und hat. gleich diesem, die Kirchengeschichte
KölnS mit einem von den Zeitgenoffen hochgefeierte» Namen bereichert.
Geia Lebeu beschreibt ein besonderes, jetzt selte» gewordenes Werkcheu:
Vits »äm. revereaäi k. Hioolsi Vigorii oräiais miaorum strictioris
odservsatiso. 6oloa!so Agrippinse, txpis viäaso Vsleatiai 6Iemeat,s.
Anno 1646. 12mo.
vuter der .«pistol, äeäicstoris" erfährt mau den Namen des Verfas-
serS: ,k. äscoba, kolias" 13). DerJnhalt beschäftigtfich viel mitKölm,
«nd S. 182—184 «erden die Grabschriften des VigeriuS und deS
BoSmeruS mitgetheilt.
Kirchen «nd kiröhliche Bauwerke a« -en
heiligen Statten des Dtorgenlandes.
Don Prrsac.
IV. DaS griechische Klofter z«m heiligen Kreuz bei Jerusalem,
-as lateinische r« Ain Karim, oder St. Johann in der Wüste.
Am Morgeu des 5. April ritten wir zum Jaffa-Lhore hiuauS äber
Lhal «nd Berg von Gisoa, das Walkerfeld nach dem Gebirge von Juda.
ES war stürmisch «nd reguerisch. Rach einer halben Stunde Weges aber
erblickten wir vor «ns im Lhale eiu gcoßes Gebäude. Es war das grie-
chische Lloster zum heiligeu Kreuz. Nach Lobler's Gedenkblättern aus
Jerusalem gehörte daSselbe deu Georgiern, uud nach dem mittelalterliche»
Reisebeschreidrr Beujamiu vou Ludela stiftete es ein Zeitgenosse Kon-
stautiu's, der erste König vou Jberieu, oder Georgien, Nuriam. Das
gegenwärtige Gebäude fieht aber uicht auS wie ein morgenläudisches,
sonderu wke ein abeudländischeS deS Xll. JahrhuudertS «nd hat uicht das
Mindeste von griechischem Sharakter, als die spätereu Bildwerke an deu
Wäuden. Dagegeu ist der Fußbodeu antike Mosaik. Unserer Meinung
»ach haben die lateiuischen Ehristen die gegenwärtige Kirche gebaut, und
Lobler will sogar an der wichtigsten Stelle derselben eine fränkische
*2) Die erste AaSgabe dieses werthvollen, mit vieleu schönen Kupfern
geschmückteu Buches erschien z« Brüssel 1714. Jm I. 1725 folgte
tiue hvlländische Ueberfetzuug: 8»tsvis sser», ok borkslxke bistorio
en oaäbeäsa vsa 8st»vi». ke 8exäea, bx 8. 8acbtmsas — wo S.
391 nach dem Bildnisse die Lebensbefchreibung des Sasboldus
begiuut. Jrrthümlich setzt Bruuet lKsouel äu librsire, t. 5, ksris
1844, p. 446) die vbige zweite lateiuische Lusgabe in das Jahr 1755.
13) Sr war aus Düren gebörtig- DaS obige Schriftchen blieb Hartz-
heim (Libl. ool. p. 152) nnbekannt.
Jnschrift gelesen habeu, «as wir wohl glauben, deu» daS ganze Ensemble
d«S Bauwerkes kam «ns so bekaunt vor, al« hätten wir «nS, «enn wir
daS Decorative wegdachten, iu einer rheiuischeu Kirche befunden. Wie
aber alle Klöster i» dem heiligen Land«, «nd besonderS die außerhalb der
Städte liegenden, auf den «rsteu Anblick den Luschein eincr Festuug
gewähreu uud zur Deckung gegeu einen feindlichen Ueberfall mit gauz
kleine» EingangSthüren versehen find, in die mau nicht gerade aufstehend
eintreten kann, so hat auch das geuannte Kloster zum heiligen Kreuz
in der Rähe vou Jerusalem gegen das Eindringen des RaubgefindelS
au« der Wüste allerlei Vorfichtsmaßregeln getroffsn. Das ist aber auch
besouders nothwendig, deuu der Lraber ist uicht blöde im Fordern; ja,
die Güte selbst fieht er nur als Ermuuterung dazu an. Wenn er aber
mit Güte nichts erreicht, und eS ist Ausflcht vorhanden, daß eS mit Ge-
«alr beffer geht. so scheut er auch diese nicht. Es ist daher nothwendig,
Gewalt mit Gewalt zu vertreibeu, und die meisten Klöster setzen fich
schon durch ihr festuugsartiges Ausseheu in Respect. Gie find von solidem,
festem Mauerwerk, zuweilen mit Zugbröcken versehen, und der Eingaug
ist so klein, daß er eher eiuem Loche, als eiuer Lhür ähnlich fieht, oder
wohl gar so -och gelegen, daß man nur mittels einer Leiter einsteigen
kann, oder, wie dies bei dem Kloster auf dem Berge Sinai iu der ara-
bischen Wüste der Fall, dem Fremden der Zutritt nur dadurch möglich,
daß derselbe iu einem Korbe hinaufgezogen wird. Zur NachtSzeit, oder
auch schou nach Sonnenuntergang, oder wenu sonst die Gegend nicht
ficher ist. kommt mau weder in daS Kloster zum heiligen Kreuze, noch
in St. Saba hinein. Lobler und seine Gesellschaft, die nach fieben Uhr
vorsprachen, kamen an diesem Lage gar uicht hinein und erhielten am
auderen Lage etwaS Brod durch eiueu Korb gereicht. Vieleu europäischeu
Reiseuden ist es bei aller Noth nicht anderS ergangen.
Das Kloster zum heiligen Kreuze bei Jerusalem ist der Angabe nach
an jener Stelle erbaut, wo der lcbenbringende Baum gewachsen, a»
welchem der göttliche Heiland das größte Werk der Barmherzigkeit Gottes
und der Erlösung vollbracht und für die Sünden der ganzen Welt LeS
schmerzlichsten Lodes gestorben. Man zeigt noch )etzt die Stelle innerhalb
der Kirche, wo jenes segenSvolle Kreuzesholz gefällt worden. ES ist aber
mit jener Angabe, wenn fie auch, was wir annehmeu, auf einer wirkli-
cheu Lhatsache beruht, doch eine schwierige Sache, besonders wenu man
die AuSsagen der VLter und bewährtesten Schriftsteller über daSjenige
prüft, was diese über die eigentliche Ratur des KreuzeSholzeS gesagt
haben- Nach Eiuigen soll dies nämlich Holz von eiuer Eiche gewese»
seiu, weil dieses in der dortigen Gegeud das gewöhnliche. Diese Meinung
hat onter AnLeren auch der berühmte Justus Lipfius in ftiner schöne»
Abhandlung über das Kreuz. Wir könne» jedoch die dort angeführte»
Gründe nicht für entscheidend halten, weil fie auf Wahrscheinlichkeiten
beruheu, denen man eben so viele andere Wahrscheinlichkeiten entgegensetze»
kaun. Audere sagen, daS KreuzeSholz habe aus dem Stamme einer Lere-
binthe bestanden, die aber häufig bei den Schriftstellern deS Morgen»
laudes mit Eichen verwechselt werden. Wieder Lndere behaupten, waS
namentlich hier besonders in Betracht kommt, das heilige Kreuz habe
aus verschredenen Holzarten, nach Einigen aus vier, nach Anderen auS
'ünf, bestanden, und vieser Meinung ist besonders Beda, der Ehrwürdige,
der ausgezeichnete englische Kirchen-Historiker, der aoch so viel SchöneS
über das heilige Land und die heiligen Stätten geliefert. Dieser behaup-
tet in seiuen Miscellaneen r Das Kreuz des Herr» ist aus vier Holzarten
gemacht, nämlich aus Cypressen-, Cedern-, Pinienholz und Buxbaum. Aber
Buxbaum war nicht am Kreuze, soudern auf der Lafel, welche über sei-
nem Haupte stand uud welche die Ursache seiner Vcrurtheilung, den so-
genannteu Titel enthält. Dieser befindet fich uoch gegeuwärtig in Sta.
Croce in Gcrusalemme zu Rom, wo wir ihn sorgfältig nntersucht. Er
ist ein Brett vou «ngefähr zwei Fuß Läuge uud einem Fuß Breite, worauf
die Buchstaben, zuerst di« hebräischen, dann die griechischen ond zuletzt
die lateioischen, und die ganzen Worte, sämmtlich von der Rechten zor
Linken, vollkomme» ausgeschrieben find. Er war so aus Kreuz geschlagen,
daß seine Längenseiten rechts und liuks über den Kreuzesstamm hervor-
ragten. Von der Erde bis zum Litel war Cypreffenholz, oberhalb des
Titels Pinienholz, und Cedernholz qucrüber oder am Querbalken; das
ganze Kreuz war 15 Fuß hoch und 8 Fuß breit. Diese Anficht stimmte
auch einiger Maßen mir den Auschauungen der Emmerich, welche behaup-
tet, daß vie Schergen Anfangs daS heilige Kreoz zu klein gemacht «nd
daher später noch, besonders des Litels wegeu, ein Stück dara» setze»
mußten. Andere Meinungen theilen mit Molanus in seinem schönen Boche
vo pioturis ssoris, Gretser in dem umfaffenden, drei Foliobände enthal-
tenden Werke über das heilige Kreuz, und Guaresmius in seineu er-
chöpfenden Zusammenstellungen über daS heilige Land. Nach diesem wäre
der Litel allerdiugs von Buxbaum gewesen, aber »ach den Glossen z«
deo Clementiuen daS Stück über dem Litcl vom Holze des Oeldaumes,
der Stamm Ceder», der Qoerbalkeu Cypreffen «nd der zur Uuterstützung
der Füße angebrachte Pflock Palmholz. Nach den Vifionen Ler Emmerich
sei dazu fünffacheS Holz verwandt wordeu, wie deun nach der Angabe
einzelner Wäter das Kreuz fünf Eudpuncte hatte. Die gewöhnlichste An-
ficht — die freilich jener uicht widerspricht, da ste den Pflock ebenfalls
als eiue» Eudpunct betrachtet — nimmtjedoch nur vier an, nämlich Länge
und Breite, HLHe «nd Kiefe, «nd dieS, nach eiuem AuSdrucke der heilige»
Schrift, i» einer mystischeu Beziehong. Rechnen wir den Pflock oder
daS Fußbrett, welches dem göttliche» Heilande als Stützponct ge-
dient, hinzu, dann haben wir allerdingS fünf Endponcte. Nach Gretser
ware das heilige Kreuz 15 Fuß hoch «nd 8 Fuß breit gewesen, ond nach
der Emmerich hätte der göttliche Heiland mit seinen Füßen so hoch über
der Erde geschwebt, daß die seligste Jongfrau dies« bequem mit ihrea
Häoden «nd ihrem Haupte erreichen gekonut.
(Schluß folgt.)
Verantwortlicher Heraosgrber: I. I. Relles in Köln.
Cvmmisfions-Verlag des Berlegers der Köl». Itg.: Jos. DuMoot i» Köl».
Druck «on M. DuMsut^Schauberg i» Köln.