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Zentral-Dombauverein <Köln> [Hrsg.]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1855 (Nr. 119-130)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1521#0038
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Huudert vierundfiebeuzigfteS Protoeoll

deS

Ctttral-Asmdi,-Vrrti»z-Vorsta«dtk.

Lerhandrlt zu Köl», im grvßcu Rathhaur-baal», am 26. Lcpt. 1855,
Nachmittagr 4 Uhr.

Gcgcuwärtig die Herrcn: Ssser II., Präsideut; RolShause»,
v. HaasSI,, Scheprr. Harduug I-, Chr. Herriger, Wvlff,
A.ReicheuSperger, Schaurte, Ricolovius, Zwirner, Seyd.
litz, Lhissen, Lrost. Pepys; 0. Bosen. Protocollfuhrer.

Entschuldigt die Herren: v. Baodri, W. Dartmau, Kreuser,
Pütz, Haugh, Franck, v. Wittgensteiu, GroSmau, Eiseu.

Der Präsident verlies't LaS Gabeu-Berzeichniß. Dem gemäß find
seit der letzten Borstaods-Sitzung ciugegangen:

" Lhlr. Sgr. Pf.

a) LuS den Eollecten in den hiesigen Pfarrbezirkeu:

St. Mariä-Himmelfahrt, St. Ursula, St. Peter,

St. Aposteln. St. Gereon, St- Scvcrin, St. Alba»

vnd St. Eunibert.. 2 1v

d) Von Hölfs-Bercinen.97 10 —

v) AuS dem hiesigen Friedrich-WilhelmS-Gymnasium 2 5 6

<I) Aus Slcmentar-Schulen.9 — —

0) Aus der Fremden-Collecte im Dom (pro August) 462 18 2

1) An Geschenkeu: von einem Brautpaare . 50 — —

statt eines Jubiläums-Essens . 2V — —
Zeugengebühren rc. . . . 1 8 —

Summa 1949 14 6

Der Königliche Kammcrherr, Geheimerath Freiherr von Münch-
Bellinghausen. hat wiederum einen Jahres-Beitrag von 199 Lhlrn,
eiogesaubt. Derselbe wird Laher statutengcmäß alS Ehren-Mitglieb des
Borstandes proclamirt-

Der Präsident gibt nähere Mittheilungen Lber ten Bcsuch Jhrer
Maiestäten des Königs und der Königin, welchcr der Stadt Köln im
Lnfange October bcvorsteht, und insbesondcre wird der Besuch des Do-
meS und die damit verbundene Bollendung des südlichen Kreuz-Giebcls
im Sinzelnen genau bcsprochcn. Hieran knüpft fich Lie Mittheilung eines
vom Berwaltungs-AuSschusse cntworfcnen Prcgrammcs für d.e mit die-
sem Allcrhöchsten Besuche verbundenen Festlichkeiteo, zuuächst, soweit sie
den Dombau-Berein näher angehen- (S. oben.)

Das Programm wird nach einigen Erörterungeo vom Borstande an-
geuommen, und soll dasselbe sofort veröffeotlicht werden.

Der Präsivent crsucht Len Vorstand, einige Ordnungsführer aus
seiner Mitte zu bestimmen. Es werdcn hierzu die Herren: Böcker,
Scheper, Wolfs und Schaurte ernannt.

Es wird für Montag eine außerordentliche Morstands-Sitzung an<
gesetzt, um das cventuel noch Nothwendige zu besprechen.

Der Präsident theilt fvlgende Zuschrift des Hochwürdige» Dom-
capitelS mit:

„Auf Lie sehr verehrliche Zuschrift vom 7. Augnst beehren wir
uos zu erwidern, daß der Domcapitular und Dompfarrer ».
Filz die große Lheilnahme, welche derselbe während seincr Led-
zeit der Sache des Dombaues mannigfach bewiesen, durch eine
testamentarische Zuwendung von 2999 -ihlrn. für den Fortbau des
Domes nech schließlich bckräftigt hat. Der Rendant des Domca-
pitels ist von uns angewiesen, die fragliche Summe in Empfang
zu nehmen und in die Dombau-Easse abzufuhren.

„Was die AuSzahlung des von Bayer'schen Vcrmächtnisscs,
so wie des iegates ber Frau Kath. Fischer anbelangt, so ist
zur Auszahlung derselbcn Lie Einnahme-Ordre von Seiten des
Königlichcn Ober-Präsidiums nachgesucht worden, uod wirb die-
selbe, sobald letztere angelangt sein wird, sofort vollzogen werden.

„Köln, den 29. September 1855.

„Das Mekropolitan-Domcapitel.

„Ba udri, Domdechant.

„An den Verwaltuugs-Ausschuß dcs Eentral-Dombau-Vereins hier."

Dcr Dorstand spricht über die Erledigung dieser Angelegenhcit seiue
Freude aus. Die Eintragung Les verehrten ErblaffcrS in die Gedenktasel
ist svfvrt verfügt worden.

Borgelesen, genehmigt, unter^chriebe».

(Eez.) Esser II. — Rolshausen. — H. Scheper. — Seydlitz. —
Hardung I- —Ehr. Herriger. — Wolff. — A. Reichens-
perger. — Schaurte. — W. H. PepyS. — HaasSl. —
Nicolvviu s —Awirner. —Lhisseu. —Lrvst.—0. Bosen.

Hrmdert achtundvierzkgftes Gaben-Berzeichniß.

2m Monat September c. sind eingegangeu:

1) AuS dcr dieSjähr. Sollecte im hiefigen Pfarriezirk

St. Mariä-Himmelfahrt
St. Ursula
St. Peter -
St. Lpostelu
St. Severin
St. Alban -
St. Eunidert

2) ZahreS.Beitrag dc« Köuigl. Kammwherto, Geheime»

Regieruugr.R-thcS a. D. Freih.rru »o,i MLnch.
Bellinghausea hier.

Lhlr.Egr.Pf.

273

16

359

179

165

196

197

25 —
1 —
11 19
25 —

2hlr.Sgr.Pf.

3) Beiträge deS HLlfS-Bereins zu Uirdingeu . - 39 19 —

4) » . . z« Beeck - . . 42 — —

5) . der hochwürdige» Geistlichkcit des DekanateS

St. Bith.—

6) Ertrag der Frcmden-Collecte im Dom pro August 462 18 2

7) Geschenk „von Brautleuten am Tage ibrer Verehe-

lichung den 12. September 1855" - - . . 59 — —

8) Geschenk von Herrn I. H. W„ Pfr. in N., „statt

eines Judiläums-Essens".29 — —

9) Deiträge von den Schülern der Lertia (6oetus A)

des httsigen k. Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums . 2 5 6

19) Beiträ'ge aus den Elementar-Schulen Les Jnspectlons-

Bezirks Geilenkirchen.9 — —

11) Keschenk bei Besichtigung des DomeS . . . 1 — —

12) Zeugengebührca von Herrn E. H.— 8 —

13) Bon Herrn M. Krings und Schwester in Wesseling
unv Hersel Arbeitslohu für einen Lom-Steinmetzen

sür ein Jahr.. 239 — —

Summa 2179 14 6

Hierzu die Einnahme pro Januar bis ult, Aug. c.
laut 147. Gaben-Berzcichniß (ck, Nr. 126 d. Bl.) mit 21334 — 1

Einnahme vom 1. Januar bis 28 Sept. c.

Köln, deu 28. Scptember 1855-

23513 14

Der BerwaltungS-AuSschuß
deS Sentral-Dombau-BereinS.


199 — —

Die Stiftskirche zu Kaiferswerth.

Die Beschreibung der sehr intercssantcn Kirche zu Kaiserswerth. er-
baut über dem Grabe des heiligen Suitbertus, des Bekehrers der sali»
schen und ripuarischeo Franken, macht eS nöthig, eiuige cinleitende Be-
mcrkungen übcr die vecschiedenen Bauperioden des romanischen Styls
vorauszuschicken. Wie bekaunt, bezeichnet Lie Geognosie die vcrschiedene»
Ablagerungen unserers Lrdkörpers mit dem Ausdrucke xrimare, secun-
lärc und tertiä're Bilbungen. Dieselbe Bezeichnungswcise könnte man
anch füglich für die verschiedenen Zeitabschuitte adoptircn, die bei der
Herrschaft des romanischen Styls deutlich zu Lage treten. Zu den pri-
mären Baute» würden gercchnet werden können jene Kirchen, die am
Ober- und Niederrhein von den ersten Glaubensbotcn und ihren Schü-
lern und Nachfolgern errichtet wordcn find, Dazu gehören in den Rhein-
gegenden die Bauten eineS hciligen Wilibrodus, Bonifacius, Suitbcr-
tus, Luitgerus. mit Einschluß jener Airchen. die unter der Regicrung
der Karolinger bis ins 19. Jahrhundert aufgcführt wurden. Die meisten
dieser früh-christlichen Bauten trugen Len Charakter der größtcn Ein-
fachhcit, vicle sogar waren in Holz errichtet; wo aber ein »oxus laxi-
äeum" ausgeführt wurde, unterlassen rie Autoren der damaligen Zeit
es nicht, darauf besonderes Gewicht zu legen- Won diesen ersten christ-
lichen Bautcn am Rhcine ist nichts mebr auf uns gekommen; nur noch
wenige Denkmale aus den Zeitcn der Karolingir habe» sich crhalten*).
Auch von dem primären Baue zu Kaiserswerth, der in Len Anfang des
8. Jahrhunderts sällt, hat sich ni'chts mehr erhalten; möglich ist's. Laß
der rnnere Kern der Kirche mit seinen schweren viereckigen Pfeilern aus
dieser Zeit herrührt. Wie die -cits des heil. Suitbertus berichtet, sehnte
sich Ler schon alternde Glaubensbote danach, in friedli'cher Klosterzelle
sein thatenreichcs Leben zu beschließen; in dieser Absicht wandte er sich
zu den Borukteren, doch ein zwischen di'escn und den benachbarten Sachsen
ausgebrochener Kampf vereitelte sein Beginne». Da trieb ihn Ler Geist
nach Köln zu der frommen Plektrudis, Lie dem seelcneifrigen Bischofe
nicht nur ein Werth (eine Jnsel) im Rheine überwies, sondern ihn auch
zum Baue einer Kirche und eines Klosters mit Gold und Silber rcich-
lich beschenkte.

Aus geschichtlichen Urkundeu läßt sich nicht darlegen, wie lange sich
dieser primitive Bau erhaltcu habe; wahrscheinlich ist diese Stiftuug des
h. Snitbcrtus, wie so viele andere Kirchen und Klöster am Rhein, cine
Beute der Alles verheerenden Normanncn gewordcn; vielleicht auch reichte
nach dreihundertjährigem Bestehen der ursprüngliche kleiuere Ban nicht
mehr hin, um die Ordensbrnder alle aufzunehmen, die zu .Bischvss-
werda' nach dcn Regeln des h. Benedict leben wollten.

Ein Blick auf den Grundriß der Kirche zu Kaiserswerth zeigt
zsr Genöge, daß das nvch vorhandene Lang- «nd Qnerschiff der
Bauperiode angehört, die man nach der obigen Lufstellung als die se-
cnndäre bezeichnen kann. Geschichtlich «ürde diese Periodc abgegränzt
durch die Herrschaft dcr Kaiser aus Lcr sächsischen und fränkischen Ly-
nastie (9l8-1l25). Jn der primären romanische»**) Periode sehe» wir
die Kunst des Bauens noch in der crsten Entwicklnng degriffen; die
Lechnik ist mangelhaft «nd unbeholfen. und das Oruament erscheint noch
selte» als architektonisches Beiwerk. Ueberhaupt trat sie in dieser Pe-
riode noch nicht selbstständig auf, sondern imitirte mit mehr oder weniger
Glück italienische Vorbilder, wre stch das namentlich i» den Bauten Ler
Karolinger »achwersen läßt. Erst unter den Ottoneu gewinot, bei dem
Entstehen der Städte, die Baukunst der secnndären Periode einen selbst-
ständigen. wenn auch »icht ausgeprägt nationale», Charakter. Die vor-
herrschende Form für die Kirckicn diescr Zei't ist die Basilica. ein ver-
längerteS Krcuz als Nachbildung des lateinischen KreuzeS. mit Langschiff,
einem merst vorspringenden Querschiff uud halbkkeisruud schließender LpsiS.

*) Uuter dicseu sind besonders hervorzuheben: das Oktogoo z« Aacheo,
die Pfalz-Capellca zu Nymwegen und Jngelheim, die St. Peters-
Capelle dei Kempe», die Kirche «nserer lieben Frouwe zuMaestricht,
St. Gertrud z« Esseu.

**) Mit Recht hat man jetzt allgemeiu, nach dem Borgange englischer
uud frarizösischtr Archäologe», die Bezeichnung .byzantinisch' al«
unrichtig und veraltert falle» laffen und statt derfeldea ,roma-
»isch' angenommer-
 
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