die gr«ße fcaozSstsche Flagge Sber «usrremHaie-t« in den Wiadt» ilattert»,
«nd LSe« sollke unS daran erinnera, daß wir unS gleichsam aaf franzö-
fischem B-den befanden. .Hier iK LlleS earoxäisch, nicht bloß die Wohn-
gelasse, da« Mobiliar, sondera auch die ganze Behaadluag. Wir warea wie
r» eiaem großen europäischea Gasthofe, wie in dea drei Hönigeu in Ba-
sel oder dem Hotel Disch in Sölu, und da« will im Orieate etwas be-
reuteu; daS ift wie eiv Mcirchen aus Lausend vnd Siner Nacht. Die
Pilger «erden bedient wie in Europa, sagt MiSlin in seinem schöuen
Bach« über dit h. Stätteu; man fiadet Porcellane un» Krystalle. So-
Pha'«, Gemälde, Landkarteu und tauseud andere Dinge, die wir bestän-
dig vor Augen haden und dercn Werth wir erst schätzen lernen, wenn
w!r fie eutbehreu müffeu. Jeder Nagel von dieser «uermeßlichen Lnstalt
kommt an« Europa; weun man eiu GlaS zerbricht, oder ein Messer ver-
legt, muß mau es achthuudert Stuadea weit verschreiben. Ja. selbst ei»
Album findet mau hier, woreiu sich jeder Reisende einschreidt und in
Bersen uud in Prosa seinea Dank gegen die Mönche over die Güte Got-
les uud seiue Bewuuderuag der schönen Ratur ausspricht, freilich Jeder,
«ie ihm der Schuabel gewachsen ist. Und doch hatte La« Kloster, wie auch
s« mauches audere in Europa, harte Lage, ja, es sollte sogar eine Zeit
laug ganz von der Srde verschwindea.
Jn dem Jahre 1799 hatten die Franzofen daß noch nicht drei Stun-
den von hier entlegene St. Jean d'Acre belagert. Die schöneu Räume
des Klosters dienten jetzt alS Lazareth. und e« waren nichts weniger
als immer gottgeweihte Männer, die hier starben und im Garten des
KlosterS begraben wurden. AlS das Unternehmen Napoleon Bonaparte's
auf St. Jean d'Acre mißlang und das französische Revolutivusheer über
den schmalen Strich Laudes zwischeu dem Karmel und dem mittelläudi-
sche» Meere, «elcher der Schauplatz der schönste» Lhaten deS h. Ludwig
gewesen, nach Aegypten zurückzog, folgten die Lürken auf dem Fuße, und
-ie gewcihten Räume des Klosters aus dem Berge Karmel, welche bis
dahia ein Asylrecht genossen, mußten für die Berletzung der Neutralität
etnes fremden Eroberers büßen. Aber hatte das Kloster auch furchtbar
gelitten, und war es in damaligen Zeiten nicht möglich, an irgend eine
solide Restauration z« denken, so wußten sich die Mönche doch noch im-
mer ia jeaen Raumen zu halten. Das Klima ist gesun-, die Laft erfri-
schend, und der reizende Aufenthalt auf dem dufteuden Bergsattel wäre
auch für andere Menschen noch anziehend gewesen, selbst dann. wenn
ßie keiaen höherea Beruf ia sich gefunden hätten. Doch die Mönche.
«elche zur Uedung der Werke der Gottseligkeit und Barmherzigkeit fich
»uter deu dach- und fachlosen Ruinen bei der berühmten Kirche iu Treue
«ud Entbehrung noch hielten, sollte» »icht lange in Ruhe bleiben, und
diese Geschichte ist gerade so, wie manche andere in Europa. Abdallah
Pascha von St. Jean d'Acce, ein treuloscr Mensch, wußte es während
der Zeiteu des griechifchen Lufstande« im Jahre 1821, womit die katho-
kische Kirche abermals nichtS zu schaffen hatte. und darum auch die Bcü-
der auf dem Berge Karmcl nicht, der hohen Pforte begreifiich zu machen:
die armen Mönche da, die in den ausgebrannten Räumen hauften und
das Weuige, was sie ctwa hatteu, mit den Pilgern und Armen de« Lau-
des theilien, könuten höchst gefährliche Leute seiu, die Ruinen in eine
Beste verwandcln, welche die Nelbstständigkeit und Jategrität Les moha-
medanischen Reiches bedrohte. Gv wurde denn die schöne Kirche und alle«,
was stch noch etwa in wohnlichem Zustande befand, gar sorgfältig ge-
spreugt. Ju Europa HLtte man nun eiu Zucht- oder Jrrenhaus. vder
eine Caserue an die Stelle dcs Klosters eiugerichtet, wenn sich nicht etwa
eia reicher Fabrikherc gefunden. der eine Dampfmaschine darin aufge-
stellt. Abdallah Pascha aber fand die Gegend schö», und cr baute sich
einen Liosk daseldst. Die Mönche ließen sich zwa» auch so nicht abwei-
sen. sic dlieben wie »om Geier gejagte Lauben in den Zufluchtsörtern
auf dem Berge umher; aber Abdallah Pascha, der treue Diener der
Pforte, kehrte nun. wie fast alle Feinde der Kirche und Verfolger ihrer
Jnftitute, seine wahre Nator nach außen Er wurde ein öffentlicher Re-
hell und Berräther gege» feinen Landesherrn, und es ging ihm, wie
Lielen seines Gleichen. Sollks unS aber Jemaud in Derdacht nehmen,
als sei basjenige, was wir hier von Abdallah erzählen, eine Satire, oder
bloß im Oriente möglich, den bitten wir gütigst. einen kleineu Blick in
die Geschichte maucher andereu Länder unv Staateu-zu thun, und er wiro
finden, baß derarlige Dinge, wiewohl die Lehre, dle man daraus ziehen
könnte, schwerlich in irgend einem politischea Handbuche der Gegenwart
zu fiudea ist, dennoch selbst in sogenaanten Mustcr-Staateu gar HLufig
vortomuien.
Lrostlos lagen nun Lie Ruiueu deS einst so schönen und berühmten
Klosters umher. Lver sein Retter war auch schon seit einigen Jahren an
der Stelle. Es war der Karmeliter Pater Jean Baptista, dem sein Schick-
sal zu Herzen ging und der ia frommer und anspruchsloser Begeisterung
sich nicht bloß die nvthwendigen Baukenntnisse verschaffte, sondera auch
zu wiederholten Malen eiuen großeu Lheil von Europa durchwanderte
vnd um Almose» zur Wiederherstellung des KlosterS ansprach. Er klopfte
»icht bloß an bie Lhüren der Katholiken. sondern auch an die der Pro-
testanten au, wie die OrdenSleute ebenfallS ihre Gastlichkeit an Jedem
geübt «ud gegenwartig noch üben, ohne Unterschied des religiöse» Be-
keautnisseS. Jn Wien, in Berlin gab mau reichlich für daS populärste
Kloster der Welt, und wir selbst eriunern uns noch deutlich. wie wir
den frommeu Orteu«bruLer mit sciuem Gefährten Matteo am Rheiue
hervmwaudel» sahen. Es war damals die Blüthezeit der Rongerei, die
HoffanngS-Periode von Gervinus und die Morgenröthe Les neuen La-
ges, der im Fcühjahre 1818 in lichter Lohe aofflackcrte; aber denuoch
«are» Jean Baptista oud feia Gefährte, um mich der Worte Les angeführ-
ten Schriftstellers zu bedieneu, derLöwe des Lages. Für ihn machten Dtchter
Werse,dieersten KLnstler Gemälde, die EomponisteuueueStücke, die Romau-
schreiber empfehlenbe Artikel, die Dameu stickteu, veraustalteten Lotterieeu
«nd Eoucerte, für ihn sah «an sogar eine» gefallenen Minister einen
Miuister im Amte ditten. Jch had« seiae Subscriptious-Liste gesehea,
woranf mau durch eiuauver deu Kaiser von Oesterreich uuv Louis Philippe,
bie Kösigin vvu Saglaud und deu äköuig »on Preußen, den Baron von
Rothschilb uud den PrimaS vou Uagaru, eiueu Cardiual uud einen Dorf-
pfarrer, den Srzbischvf v»u Paris und Reschid Pascha faud: alle Läuder,
alle Stäad«, alle Religioaen »are» vertrete». Wrrklich wurde auch der
Bau, uugeachtet im Orieute daS Bauen sbesoaders anf hohe» Dergeu,
«o allein der Lransport des Wassers bedeuteiHeu Aufwand vcranlaßt)
sehr kostspielig ift, in einer Weise aofgeführt, die man er'ne gkänzenbe
nenneu kann, wenigstens für den Orieot. Das Klvster erhebt fi» auf
der Spitze dss Borgebirges, mit einer dreifachen Ausficht nach Süden,
Westeu und Norden hin, »ahe an 600 Fuß über daS Mittelmeer wie
eio schünes Bergfchloß und wie eine adendländische Beste cmpor, uad
könnte oach der Aussage eincs iu derarrigen Dingen erfahrenen Mannes,
des Marschalls Marmont, svwohl wegen seiner Festigkeit als fortifica-
tori'schen Einrichtnug eine Belagernng aushalten. Dies ist aber anch im
Ociente besonbers nöthig. Die Umwohnerschaft des Klosters, vie Druseu,
sind ciu räubcrischeS. wildes Wolk, und dic Hülfe aus dcm Städtcheu
Kaifa ist «ngefähr eiue Slunde entfernt. Auch selbst gegeu wilde Lhiere,
namentlich Panther, muß mau sich schützen Jch habe aber neben de»
friedlichen Monchen keine andere kriegerische Besatzung gefunden, als
grvße Hunde.
Das Erdgeschoß deS Klosters ist znr Aufnahme der Lastträger und des
Gepäckes bestimmt, der Mittelstock aber, mit einem Divan und einer
Reihe von in einandei; jlaufendea Zlmmern und Ler Aussicht nach dem
Meere, zur Aufnahme der Fremdeu. Seitenflügel und Obergeschoß rieueu
dea Genossen des Klosters zur Wohnung, die außer einer kostbaren Apo-
theke auch allerlei Gewerke, wenigstsns zuc Befriedigung d?r gewöhn-
lichsten Bedürfnijse, hier besitzcn- Jm Jnnern jeaer Flügel befinbet sich
die geräumige Kirche mit der Krypta des Elias und dem Altare der se-
ligsten Iungfrau vom Berge Karmel. die Kirche mit einem itatieuischen
Dome, wie dean auch das ganze Bauwer? im italienischea Style ereich-
let wurbe. Diescr Styl wirb mitunrer getabelt; eine Bauart in gothr-
schem Style an jener Gtelle hätte vielleicht eine andereWirkung gchadt,
aber man kann nicht läugnen: die Räume für die Fremden. wie für die
Genossen deS Llosters sind beqaem und wohnlich. Nicht so glücklich ist
die Kirche weggekommen, obgleich hier an Prachl nichtS gespart wurde.
Aver sie ist Lumpf und feucht uud wird vielleicht nie trocken, weil cs ihr
an freiem Zugaug dcr Lusk fehlt. Dies ist namentlich höchst empfindli'ch
in der Grorte Les Elias. Gewiß hat der so verdiente Baumsistec. welcher
aus «ahrer Begeisterung füc das heilige Werk seiue Kuust erlernte,
serue guten Grüude gehabt, di'e Kirche nicht dicht an die Westfronte
oder vielmehr in bieselde hineinzusetzen. Er wollte ihr vielleichr dadurch
mehr Schutz gebea, daß er sie uach innen gebracht. Auch in B-zug auf
das Matcrial war die alte Kirche vielleicht kostbarer. Noch liegeu hrer
prächtige Säulenschafte von Granit und ägyptischem Marmor umher,
deu man in der gegeuwärtigen Kirche nicht hal verwendcu könneu. Hier
hat man vielm-hr zu Surrogateu uad zum Pinsel au Gcgenstänüen grei-
fen muffen, wo das Oel uie trocken wirb, was mancherlei Uebelstaude
erzeugt. Das siud aber Uuglvcke, wocüber ber Baumeister nicht immer
zu verfügen hat und welche den Lheilnehmeuden um fo mehr schmerzeu
müssen, je muthwilliger er das Alte zerstört findet. nnd welchr immer
die alte Lehre von Neuem predigen: daß Niedcrreißen leichter als
Aufbaueu, unb Taveln als Beffermachen.
Der evle Fra Giovauni ist invessen nicht mehr unter den Lebeuden;
aber aüe, welche nach dem Karmel kommen, genießen in der Pflege des
schöneu Klosters die edlen Fcüchle seiucs Werkes. Ma» fühlt sich hier
so heimisch wie mitten in Europa, und das will, nachdem maa die Be-
quemlichkeiten des Lebens so laage entbehrt, mitteu unter einem räube-
rischen, wilden Bolke, wo jeder Schcitt aus dem Bereiche des Klosters
Gefahr bringt, viel sazen. Sehnsuchtsooll weilte ich hier drer Lage laug,
den Blick batd nach dem venachdarten St. Jcan d'Acce, wo der Delus
fließt, der erste Erzeuger dcs Glases und Ler Jndustrie, und nach Capo
vianco, bald nach der Propheten-Schule unv nach dcm Mcere gewandt,
bis bie Sonnc ihre glüheuden Srrahlen ia den enkfernteu Westeu, in Ler
Richtung uach der tauseno Stuoven eutfernteu Heimar hin. niedersenkte.
In 6«r Luok- un<1 Lunstksmüun» von W'i'iLitLi t/Ldrl
in Löln, Doindok i^r. 13—unck krieckrieli-VViliioImstrssse
?ir. 2—, sinck «o eben ersekienen:
PhotograPhiktn von Z. F. Mjchieis.
6 Llütter, jeckes 13) Ljizz Iiook, 1V2 kuss brsit. ?reis 20 Vlilr., jsckes
Llstt einrslu 3 Vlilr. 10 8Zr.
I. Zückostseito. II. Ostseite. lll. 8ück-kortsl. IV. Westseite. V. VVesteiagANK.
VI. keliel vou 8oliwgutliglor unck Llodr sm 8ück-?ortsls.
visse ungsmoill Kslun^eueu kliotoßrspliieeo von unKswöliuIjoksr Krösss
verK0Aen>vsrtigso cken üöluor Oom von versodiecksnen 8eiteu, vvie er siek
iVnlsuxs ckuli ck. ck. reibto.
l>ie pkotoxrspkisetio OgrstellullA ckes kerrlieken Relioks von 8ekwsa-
tksler uuck lllokr: ,,vie ksssiou" wirck mit cksru beitrsxeo, ckeu koksu
kiuustwortk ckosseldsu reekt dslck ru sIlAemsiuer iVnsrkeunun» ru drirAen.
V38 ä68 volN68 LlL Lötn,
nsck äem erAünrlen Lsuplsne ckss Ilombsumeister», Lskeimen ksKivma§s-
uuck Lsurstkss L. k. 2 v i r n e r.
Photographie von I. F. Mchiels
Löks ckes Llsttes 3 kuss 4 2oII, kroite 2>/r kuss.
kreis 15 VKIr. (Verpsekuux 12 8Zr.)
viese kkotoxrspkie voa disker uiedt cksxevveseuer 6rösse wurcke kür
ckie psriser Inckustrie--1ustsIIunA suKskerti^t, uuck »ollte ckieselbo ckeu Ls-
vreis lioksro, cksss ckis -Vrbeiteu cker pkotogrspkisedeu -Vustslt cker Ver-
IgxsksockluuA ckeu bestea ölsttsrn cker derüdmteston kkotoArspdeu in krsuk-
roiek, ltsliea, Laxlsuck uuä Lslxieu vrürckix rur 8eito stedsa, js, ckiesel-
deu iu msaeker Linsickt übertrskkeo.
Berautwvrtlicher HerauSgeder: I. 3. NelleS «n «olo.
EommissiouS-Berlag deS Berleger« der Köln. Zrg.: Jos. DuMont i« Köl».
Druck »vn M. DnMvat^chaiberg i» Kölu.
«nd LSe« sollke unS daran erinnera, daß wir unS gleichsam aaf franzö-
fischem B-den befanden. .Hier iK LlleS earoxäisch, nicht bloß die Wohn-
gelasse, da« Mobiliar, sondera auch die ganze Behaadluag. Wir warea wie
r» eiaem großen europäischea Gasthofe, wie in dea drei Hönigeu in Ba-
sel oder dem Hotel Disch in Sölu, und da« will im Orieate etwas be-
reuteu; daS ift wie eiv Mcirchen aus Lausend vnd Siner Nacht. Die
Pilger «erden bedient wie in Europa, sagt MiSlin in seinem schöuen
Bach« über dit h. Stätteu; man fiadet Porcellane un» Krystalle. So-
Pha'«, Gemälde, Landkarteu und tauseud andere Dinge, die wir bestän-
dig vor Augen haden und dercn Werth wir erst schätzen lernen, wenn
w!r fie eutbehreu müffeu. Jeder Nagel von dieser «uermeßlichen Lnstalt
kommt an« Europa; weun man eiu GlaS zerbricht, oder ein Messer ver-
legt, muß mau es achthuudert Stuadea weit verschreiben. Ja. selbst ei»
Album findet mau hier, woreiu sich jeder Reisende einschreidt und in
Bersen uud in Prosa seinea Dank gegen die Mönche over die Güte Got-
les uud seiue Bewuuderuag der schönen Ratur ausspricht, freilich Jeder,
«ie ihm der Schuabel gewachsen ist. Und doch hatte La« Kloster, wie auch
s« mauches audere in Europa, harte Lage, ja, es sollte sogar eine Zeit
laug ganz von der Srde verschwindea.
Jn dem Jahre 1799 hatten die Franzofen daß noch nicht drei Stun-
den von hier entlegene St. Jean d'Acre belagert. Die schöneu Räume
des Klosters dienten jetzt alS Lazareth. und e« waren nichts weniger
als immer gottgeweihte Männer, die hier starben und im Garten des
KlosterS begraben wurden. AlS das Unternehmen Napoleon Bonaparte's
auf St. Jean d'Acre mißlang und das französische Revolutivusheer über
den schmalen Strich Laudes zwischeu dem Karmel und dem mittelläudi-
sche» Meere, «elcher der Schauplatz der schönste» Lhaten deS h. Ludwig
gewesen, nach Aegypten zurückzog, folgten die Lürken auf dem Fuße, und
-ie gewcihten Räume des Klosters aus dem Berge Karmel, welche bis
dahia ein Asylrecht genossen, mußten für die Berletzung der Neutralität
etnes fremden Eroberers büßen. Aber hatte das Kloster auch furchtbar
gelitten, und war es in damaligen Zeiten nicht möglich, an irgend eine
solide Restauration z« denken, so wußten sich die Mönche doch noch im-
mer ia jeaen Raumen zu halten. Das Klima ist gesun-, die Laft erfri-
schend, und der reizende Aufenthalt auf dem dufteuden Bergsattel wäre
auch für andere Menschen noch anziehend gewesen, selbst dann. wenn
ßie keiaen höherea Beruf ia sich gefunden hätten. Doch die Mönche.
«elche zur Uedung der Werke der Gottseligkeit und Barmherzigkeit fich
»uter deu dach- und fachlosen Ruinen bei der berühmten Kirche iu Treue
«ud Entbehrung noch hielten, sollte» »icht lange in Ruhe bleiben, und
diese Geschichte ist gerade so, wie manche andere in Europa. Abdallah
Pascha von St. Jean d'Acce, ein treuloscr Mensch, wußte es während
der Zeiteu des griechifchen Lufstande« im Jahre 1821, womit die katho-
kische Kirche abermals nichtS zu schaffen hatte. und darum auch die Bcü-
der auf dem Berge Karmcl nicht, der hohen Pforte begreifiich zu machen:
die armen Mönche da, die in den ausgebrannten Räumen hauften und
das Weuige, was sie ctwa hatteu, mit den Pilgern und Armen de« Lau-
des theilien, könuten höchst gefährliche Leute seiu, die Ruinen in eine
Beste verwandcln, welche die Nelbstständigkeit und Jategrität Les moha-
medanischen Reiches bedrohte. Gv wurde denn die schöne Kirche und alle«,
was stch noch etwa in wohnlichem Zustande befand, gar sorgfältig ge-
spreugt. Ju Europa HLtte man nun eiu Zucht- oder Jrrenhaus. vder
eine Caserue an die Stelle dcs Klosters eiugerichtet, wenn sich nicht etwa
eia reicher Fabrikherc gefunden. der eine Dampfmaschine darin aufge-
stellt. Abdallah Pascha aber fand die Gegend schö», und cr baute sich
einen Liosk daseldst. Die Mönche ließen sich zwa» auch so nicht abwei-
sen. sic dlieben wie »om Geier gejagte Lauben in den Zufluchtsörtern
auf dem Berge umher; aber Abdallah Pascha, der treue Diener der
Pforte, kehrte nun. wie fast alle Feinde der Kirche und Verfolger ihrer
Jnftitute, seine wahre Nator nach außen Er wurde ein öffentlicher Re-
hell und Berräther gege» feinen Landesherrn, und es ging ihm, wie
Lielen seines Gleichen. Sollks unS aber Jemaud in Derdacht nehmen,
als sei basjenige, was wir hier von Abdallah erzählen, eine Satire, oder
bloß im Oriente möglich, den bitten wir gütigst. einen kleineu Blick in
die Geschichte maucher andereu Länder unv Staateu-zu thun, und er wiro
finden, baß derarlige Dinge, wiewohl die Lehre, dle man daraus ziehen
könnte, schwerlich in irgend einem politischea Handbuche der Gegenwart
zu fiudea ist, dennoch selbst in sogenaanten Mustcr-Staateu gar HLufig
vortomuien.
Lrostlos lagen nun Lie Ruiueu deS einst so schönen und berühmten
Klosters umher. Lver sein Retter war auch schon seit einigen Jahren an
der Stelle. Es war der Karmeliter Pater Jean Baptista, dem sein Schick-
sal zu Herzen ging und der ia frommer und anspruchsloser Begeisterung
sich nicht bloß die nvthwendigen Baukenntnisse verschaffte, sondera auch
zu wiederholten Malen eiuen großeu Lheil von Europa durchwanderte
vnd um Almose» zur Wiederherstellung des KlosterS ansprach. Er klopfte
»icht bloß an bie Lhüren der Katholiken. sondern auch an die der Pro-
testanten au, wie die OrdenSleute ebenfallS ihre Gastlichkeit an Jedem
geübt «ud gegenwartig noch üben, ohne Unterschied des religiöse» Be-
keautnisseS. Jn Wien, in Berlin gab mau reichlich für daS populärste
Kloster der Welt, und wir selbst eriunern uns noch deutlich. wie wir
den frommeu Orteu«bruLer mit sciuem Gefährten Matteo am Rheiue
hervmwaudel» sahen. Es war damals die Blüthezeit der Rongerei, die
HoffanngS-Periode von Gervinus und die Morgenröthe Les neuen La-
ges, der im Fcühjahre 1818 in lichter Lohe aofflackcrte; aber denuoch
«are» Jean Baptista oud feia Gefährte, um mich der Worte Les angeführ-
ten Schriftstellers zu bedieneu, derLöwe des Lages. Für ihn machten Dtchter
Werse,dieersten KLnstler Gemälde, die EomponisteuueueStücke, die Romau-
schreiber empfehlenbe Artikel, die Dameu stickteu, veraustalteten Lotterieeu
«nd Eoucerte, für ihn sah «an sogar eine» gefallenen Minister einen
Miuister im Amte ditten. Jch had« seiae Subscriptious-Liste gesehea,
woranf mau durch eiuauver deu Kaiser von Oesterreich uuv Louis Philippe,
bie Kösigin vvu Saglaud und deu äköuig »on Preußen, den Baron von
Rothschilb uud den PrimaS vou Uagaru, eiueu Cardiual uud einen Dorf-
pfarrer, den Srzbischvf v»u Paris und Reschid Pascha faud: alle Läuder,
alle Stäad«, alle Religioaen »are» vertrete». Wrrklich wurde auch der
Bau, uugeachtet im Orieute daS Bauen sbesoaders anf hohe» Dergeu,
«o allein der Lransport des Wassers bedeuteiHeu Aufwand vcranlaßt)
sehr kostspielig ift, in einer Weise aofgeführt, die man er'ne gkänzenbe
nenneu kann, wenigstens für den Orieot. Das Klvster erhebt fi» auf
der Spitze dss Borgebirges, mit einer dreifachen Ausficht nach Süden,
Westeu und Norden hin, »ahe an 600 Fuß über daS Mittelmeer wie
eio schünes Bergfchloß und wie eine adendländische Beste cmpor, uad
könnte oach der Aussage eincs iu derarrigen Dingen erfahrenen Mannes,
des Marschalls Marmont, svwohl wegen seiner Festigkeit als fortifica-
tori'schen Einrichtnug eine Belagernng aushalten. Dies ist aber anch im
Ociente besonbers nöthig. Die Umwohnerschaft des Klosters, vie Druseu,
sind ciu räubcrischeS. wildes Wolk, und dic Hülfe aus dcm Städtcheu
Kaifa ist «ngefähr eiue Slunde entfernt. Auch selbst gegeu wilde Lhiere,
namentlich Panther, muß mau sich schützen Jch habe aber neben de»
friedlichen Monchen keine andere kriegerische Besatzung gefunden, als
grvße Hunde.
Das Erdgeschoß deS Klosters ist znr Aufnahme der Lastträger und des
Gepäckes bestimmt, der Mittelstock aber, mit einem Divan und einer
Reihe von in einandei; jlaufendea Zlmmern und Ler Aussicht nach dem
Meere, zur Aufnahme der Fremdeu. Seitenflügel und Obergeschoß rieueu
dea Genossen des Klosters zur Wohnung, die außer einer kostbaren Apo-
theke auch allerlei Gewerke, wenigstsns zuc Befriedigung d?r gewöhn-
lichsten Bedürfnijse, hier besitzcn- Jm Jnnern jeaer Flügel befinbet sich
die geräumige Kirche mit der Krypta des Elias und dem Altare der se-
ligsten Iungfrau vom Berge Karmel. die Kirche mit einem itatieuischen
Dome, wie dean auch das ganze Bauwer? im italienischea Style ereich-
let wurbe. Diescr Styl wirb mitunrer getabelt; eine Bauart in gothr-
schem Style an jener Gtelle hätte vielleicht eine andereWirkung gchadt,
aber man kann nicht läugnen: die Räume für die Fremden. wie für die
Genossen deS Llosters sind beqaem und wohnlich. Nicht so glücklich ist
die Kirche weggekommen, obgleich hier an Prachl nichtS gespart wurde.
Aver sie ist Lumpf und feucht uud wird vielleicht nie trocken, weil cs ihr
an freiem Zugaug dcr Lusk fehlt. Dies ist namentlich höchst empfindli'ch
in der Grorte Les Elias. Gewiß hat der so verdiente Baumsistec. welcher
aus «ahrer Begeisterung füc das heilige Werk seiue Kuust erlernte,
serue guten Grüude gehabt, di'e Kirche nicht dicht an die Westfronte
oder vielmehr in bieselde hineinzusetzen. Er wollte ihr vielleichr dadurch
mehr Schutz gebea, daß er sie uach innen gebracht. Auch in B-zug auf
das Matcrial war die alte Kirche vielleicht kostbarer. Noch liegeu hrer
prächtige Säulenschafte von Granit und ägyptischem Marmor umher,
deu man in der gegeuwärtigen Kirche nicht hal verwendcu könneu. Hier
hat man vielm-hr zu Surrogateu uad zum Pinsel au Gcgenstänüen grei-
fen muffen, wo das Oel uie trocken wirb, was mancherlei Uebelstaude
erzeugt. Das siud aber Uuglvcke, wocüber ber Baumeister nicht immer
zu verfügen hat und welche den Lheilnehmeuden um fo mehr schmerzeu
müssen, je muthwilliger er das Alte zerstört findet. nnd welchr immer
die alte Lehre von Neuem predigen: daß Niedcrreißen leichter als
Aufbaueu, unb Taveln als Beffermachen.
Der evle Fra Giovauni ist invessen nicht mehr unter den Lebeuden;
aber aüe, welche nach dem Karmel kommen, genießen in der Pflege des
schöneu Klosters die edlen Fcüchle seiucs Werkes. Ma» fühlt sich hier
so heimisch wie mitten in Europa, und das will, nachdem maa die Be-
quemlichkeiten des Lebens so laage entbehrt, mitteu unter einem räube-
rischen, wilden Bolke, wo jeder Schcitt aus dem Bereiche des Klosters
Gefahr bringt, viel sazen. Sehnsuchtsooll weilte ich hier drer Lage laug,
den Blick batd nach dem venachdarten St. Jcan d'Acce, wo der Delus
fließt, der erste Erzeuger dcs Glases und Ler Jndustrie, und nach Capo
vianco, bald nach der Propheten-Schule unv nach dcm Mcere gewandt,
bis bie Sonnc ihre glüheuden Srrahlen ia den enkfernteu Westeu, in Ler
Richtung uach der tauseno Stuoven eutfernteu Heimar hin. niedersenkte.
In 6«r Luok- un<1 Lunstksmüun» von W'i'iLitLi t/Ldrl
in Löln, Doindok i^r. 13—unck krieckrieli-VViliioImstrssse
?ir. 2—, sinck «o eben ersekienen:
PhotograPhiktn von Z. F. Mjchieis.
6 Llütter, jeckes 13) Ljizz Iiook, 1V2 kuss brsit. ?reis 20 Vlilr., jsckes
Llstt einrslu 3 Vlilr. 10 8Zr.
I. Zückostseito. II. Ostseite. lll. 8ück-kortsl. IV. Westseite. V. VVesteiagANK.
VI. keliel vou 8oliwgutliglor unck Llodr sm 8ück-?ortsls.
visse ungsmoill Kslun^eueu kliotoßrspliieeo von unKswöliuIjoksr Krösss
verK0Aen>vsrtigso cken üöluor Oom von versodiecksnen 8eiteu, vvie er siek
iVnlsuxs ckuli ck. ck. reibto.
l>ie pkotoxrspkisetio OgrstellullA ckes kerrlieken Relioks von 8ekwsa-
tksler uuck lllokr: ,,vie ksssiou" wirck mit cksru beitrsxeo, ckeu koksu
kiuustwortk ckosseldsu reekt dslck ru sIlAemsiuer iVnsrkeunun» ru drirAen.
V38 ä68 volN68 LlL Lötn,
nsck äem erAünrlen Lsuplsne ckss Ilombsumeister», Lskeimen ksKivma§s-
uuck Lsurstkss L. k. 2 v i r n e r.
Photographie von I. F. Mchiels
Löks ckes Llsttes 3 kuss 4 2oII, kroite 2>/r kuss.
kreis 15 VKIr. (Verpsekuux 12 8Zr.)
viese kkotoxrspkie voa disker uiedt cksxevveseuer 6rösse wurcke kür
ckie psriser Inckustrie--1ustsIIunA suKskerti^t, uuck »ollte ckieselbo ckeu Ls-
vreis lioksro, cksss ckis -Vrbeiteu cker pkotogrspkisedeu -Vustslt cker Ver-
IgxsksockluuA ckeu bestea ölsttsrn cker derüdmteston kkotoArspdeu in krsuk-
roiek, ltsliea, Laxlsuck uuä Lslxieu vrürckix rur 8eito stedsa, js, ckiesel-
deu iu msaeker Linsickt übertrskkeo.
Berautwvrtlicher HerauSgeder: I. 3. NelleS «n «olo.
EommissiouS-Berlag deS Berleger« der Köln. Zrg.: Jos. DuMont i« Köl».
Druck »vn M. DnMvat^chaiberg i» Kölu.