Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zentral-Dombauverein <Köln> [Editor]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1855 (Nr. 119-130)

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.1521#0051
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
der Stadtgraf, hatte an Söhnen: 1) Hilger, SanonkcuS z« St. Severin,
2) Everhard, starb 1356, heirathete Katharina. 3) Hcrmann, 4)Bruuno,
heirathete Duregi», 5) Heinrich, heirathete Lora u.yd nach dercn Lode
Goistuga.

Eine jungere Linie Hardevust beginnt mit deS obeu crwähnten God-
fried vder Gobelin Bruder, Phi'lipp Hardcvust, der mit Elisabcth Bun-
tebart ebenfalls zahlreiche Kinder und Enkel hinterließ. Scin Sohn
Drunno, Ritter. hatte mit Sophia von dcr Ehrenpforte: 1) Jobann
Hardevust. Ritter und Scheffen, 1299-1302. herrathete kysa von Ham-
merstein, 2) Brunnv, Ritter vnd Scheffen (sührt de» Lurnicrkragen über
den Annen 1299), heirathete Turegin Hirzelin, und 3) eine Lochter
Sophia, welche sich mit Gerhard Lverstvltz von Effern
verheirathete. Philipp'S Lritter Gohn, Philixp Hardevust von der
Boten, hatte mit zwci Frauen, TliHa und Mathilde, dicfe Söhne; 1)
Gobclin, heirathete Heilke, 2) Everhard, heirathete Katharina 1323, 3)
Jakob, heirathete Aleidis, nnd 4) Hartwig Hardevust, heirathete Hetwig,
zu Nachkommen und Erben.

Bon eincm Franco Hardcvust kommen um 1320 die Eöhne Franrv
und Heinrich vor, so daß dcr Stamm Hardcvust damals durch eine reiche
Zahl von Familiengliedern rcpräsentirt war. Man kan» annehme», daß
Fenster I etwa den Enkeln Godftied Hardcvust's, des 1280 verstorbenen
Stadtgrafen, uud Fenstcr H den Nachkcmmen Philipp Hardevust's, und
zwar höchst wahrscheinlich dcn Geschwistern Johanu, Brunno und Sophia
Hardevust, mit Hinzuziehung tcS Schwagers resp. Gemahls Gerhard
LverstolH, genannt von Effcrn, zuznschreiben ist.

Die LverstolHen zu Effcr» tzwci Stunte» westlich von Köln) sind
ein bcreits im dreizehnten Jahrhuudert abgezwcigter Ast der mächtigcn
DverstolHen in Köln, von denen unten die Rede sein wird. Sie erschei-
nen am Rheine zuleHt 1455, werden aber in der Ritterschafts-Matrikel
der Hcrzogthümer Kurland und Esthland noch 1634 als dort blühend
aufgeführt unter Lcm Namen: die UebcrstolH geuanut Effcrn. Unzweifcl-
haft sind sie gleich einer Menge rheinischcr und westfälischcr Familien,
die »och jeHt dort cxistiren, durch dcn destschen Orden dvrthin verpflanzt
worden.

Fenster HI. Bier Schilde, alle glcich quadrirt: Ein schwarzer, ge-
krönter Mohrenkopf iu Gold und ein silberner geschobencr Balke» in
Roth; — Klcingedank von Ler Stesseu. DieseL Wappen fuhrt
uns auf eincn in der stadtkölnischen Geschichtc sehr hervorragenden Mann,
Hildcger oder Hilger Kleingedank, Ritter, Scheffe und Schultheiß dcr
Stadt Köln. AuS dem Geschlechte Kleingedank entsprossen, hatte er von
seincm väterlichcn Erbe, der sogenannten Stcsse (einem befestigten Quar-
tier mkt vielen Hänsern und Höfen, welches im Kirchspicl St. Loreuz
zwischen der Hochstraße, Wudengasse «nd St. Mar„reden kag) den Bei-
namen von der Stessen angenommen. Wegen vielfachcr Dienstlci'stungcn
wurde er vom Kaiscr Ludwig dcm Baicr, wie uns dic kölnische Ehronik
erzählt, in den Herrenstand crhoben: »Etlichc aps den süufzehn (ältesten
odcr sogeuanuten römischen) Geschlechtern seind erhoben worden durch
ihre Mannlichkeit über den ritterlichen Stand, als mit Namcn Einer
von Eleingedanck genannt Hcrr Hilger von der Stcsscn dcr Reiche, dcr
ward gcmacht zu einem Bannerherrn, und seln Wapen wurde gebessert '
Die Bcsserung dcS Wappens testand darin, daß Hilger seincn väterlichcn
Schild, den geschobenen Balkcn der Kleingcdank. mit dcm Mohrenkopfe
der alten Familie »on der Stcsse escartelirte. Elasen in seincm »edelcn
Eöllen' setzt diesc Erhebung io das Jahr 1326. als Hilger den Kaiser Ludwig
auf seincm Römerzug« begleitet habe. Dics scheint indesse» unrichtig, in-
dcm bcreits 1321 urkundlich (Lacomblet, III. S. 152) vominus Hlläegerus
vominus äs Stesss genannt wird; er also schon 1321 den Herrntitel
führt, den ihm eine Urkunde »on 1317 (Lacomblet. S- 116) noch nicht
beilegt, da er dort als einfacher RitterSmann, strsnuus vir vomlnus vlläo-
xerus äo Ltessa mlles evnssLlilnus Ooloniensis et scultetus noster, erscheint.
Hilger starb 1337 (nicht, wie Fahne irrig angibt, 1330) «nd wurde in
der von ihm gestifteteu, an die Nordseite von St. Lorenz angebauten
St -Kicentius- oder St.'Sylvester.Capelle bestattet, wo über sejnem Grab-
monumente, wclcheS die Jnschrift trug: .vllxsrus obüt gui -eivers turxitor
oäit', noch 1499 sein Banncr aufgehängt war. Man hängte ihm keine
Fahne über sein Grab, wcil mit ihm scin mächtiges Haus vertlöhte; denn
scine Gcmahlin AleidiS vom Quattermarkt hintcrließ ihm kcine Nach-
kommen, und der Hilger Sterre, Priester, den der alte Hilgcr seincn
Sohn und LestamentS-Vollstrecker nennt, ist eiu illegitimer Sprößling
deSsclben.

Hilger von dcr Stesse» kann nach allen heraldischea Regeln den
quadrirten Schild erst nach der Erhebung in den Herrustand geführt ha-
ben; da diese aber 1317 noch nicht eingetreten, Hilger erst 1321 als vo-
rnimis äs 8to«s aufgeführt vnd I337 ,verstvrben war, auch in seinem noch
vorhandenen, sehr ausführlichen Lestamente von «iner Stiftung von
Glasgcmälden im köluer Dome keine Rede ist, so ist unzweifelhaft die
Stjftung dcs Fensters III in die Jahre zwischen 1317 und 1337 zu sctzcn.

Fenster IV. Bier Schilde: Getheilt oben in Roth drei goldene
Krvuen, unten Silber (ohue die Herwelinflecken). DaS bekaunte Wappcn
der Stadt Köln, — also städtische Stiftung.

Fenster V. Vr'er Schilde: Silberner Hcrzschild in Roth, daraufein
achtspeichiges goldenes Lilienscepterrad; — Grafen von Eleve.

Ltto Graf von Elcve am Niederrhein war mit der Nichte deS Erz-
bischofs Heinrich von Köln, Mcchtild, Lochter Ruprecht'S, Grafcu von
Virneburg, vermählt. Als Ltto 1311 starb, folgte ihm sein Bruder Diet-
rich, welcher, obgleich zweimal vermählt, zuerst mit Margaretha von
Geldern und scit 1339 mit Maria von Iülich, Witwe von Heinrich Gra-
fe» von Birneburg, Reffen des ErzbischofS Heinrich, dennoch bei feinew
Lode 1347 keine männlichen Erben hinterließ, weßhalb die Regieruug
auf scinen jüngsten Bruder Johann überging, mit welchem 1368 das
Grafengcschlech) ,pvn Eleve erlosch-

Johanu war «rsprunglich geistlich und 1324 Domdechant bei feiucm
Derwandten, dem Erzbischof von Köln. gewesen, weßhalb man eutwedcr
ihu odev seine« Brnder Dietrich für den «tifter de» Fcnsters V« ange-
sehen hat.

d) Shor-Abschlnß.

Die Fenster VI, VN, VIII, IX «nd X habeo, att de» schmSlere»

Wänden des Chorschlusses stehend. nur Einen Stabwerkgrat und daher
nur zwei Abtheilungen. Sie zeigen dahcr nur je zwei Schilde. deren Zu-
sammenstellung eine gewisse Symmctrie zeigt. Di« Fenster VI uud VH
wiederholen nSmkich eben sö einen Schild viermal, wie die Fenster IX.
und X. so daß das Fenster VIII, das Hauptfenstcr des ganzen Dome«,
von ibnen in die Mitte genommen «ird. Alles deutet darauf hin, daß
dicse Gruppe Einem und demselben Acte ihre Entstehung verdanke.

Feuster VI und VII. Zwei Schilde: Quadrirt ein fchwarzer und
ein rother Löwe in Gold. Bisher gakt diesiw SchikN'iaRgemcin für daS
Wappen Iohann's, des Herzogs von Brabant, der allerdings auch vier
Löwen quadrirt, aber in gauz andercn Lincture» führt, nämlich im Felde
1 und 4 eiuen goldenen Lswen in Schwarz wsgen Brabants und iu 2
und 3 einen rothen, doppelschweifigeu, gekrönten Löwen in Silber we-
gen Limburgs. De» Schild, wie cr-vben beschrieben stcht, kann Niemand
andcrs beanspruchen, als ein Grafvo» Hennegau snd Holland,
und zwar im Felde 1 und 4 den schwarzen Löwen in Gold wegeu Hen-
ncgau's und im Felde 2 und 3 den rothe» Löwen in Gvld wegen Hvllands.

Wilhelm III-, Graf von Hennegau und Holland, oder, wie er sich
in einer ftanzösischen, von Loln, Iohannistag 24. Juni 1317, datirten
Urkunde nennt: „Xous Oulllsuwss ouens äs IIn^nsu, äs Loll-mäs, äo 2es-
Isnäs et 8Ires äs I'iiss", verabredete damals zu Löln unter dem Beistande
deS Erzbischofs Heinrich eine Hcirath mit dcm Grafen Gerhard von Jö-
lich, welche Statt finden solle zwischen Wilhclm's Lochter Johanna von
Holland und des Grafen ven Jülich Lltcstem Sohne, dem nachmaligeu
Hcrzoge Wilhelm vvn Jülich. (Vergleiche Lacvmblet, III. x. 120.) Wil-
helm war der Schwestcr-Enkcl des dentschen Kö'nigs Wilhelm von Hol-
land, welchcr 1248 der Grundsteinlegung des köluer Domes beigewohnt
hatte- Diefe Eriunerung sowohl. wie jene 1317 zu Kölu geftierte Ber-
lobung seiner Lcchter mit dem Junggrafen von Jülich — ein Act, wo»
durch die Verbiudung der wichtigsten niederdentsche» Familieu vermittelt
wurde — scheinen die Veranlassung gewesen zu fein, warum kurz nach
1317 sich Lcr Graf Wikhclm von Hennegau und Hvllaud mit dem Grafen
vou Jülich und dem Erzbischofe Heinrich von Köln zusammenthat, um
die sünf Fenstcr VI bis X zu stisten, welche durch ihre regelmäßige Ccm-
pvsikiou hinter dcm Hochaltare Lie vorzüglichste Stelle in dem ganzcn
Gebäude einnehme» uud Lurch die ganze innere Anordnuug dcutlich auf
ein gemeinsam unternommenes und glücklich zu Staude gebrachteS Ereig-
niß hinweisen.

Daß dic Errichtung der Fenster vor l322Statt hatte, ist wahrschein-
lich; daß sie vor 1324 geschehen sein mußte, wird dadurch gewiß, daß
das hvlländische Wappen rechts zur Seite des erzbiscbcfliche», das jülich'-
sche dagegen linkS stcht. La nun nach mittelaltcrlicher Courtoisie der
Ehegemahl stets die rechte, ter Bräutigam aber d!e linke Hond hat, und
wir bcstimmt wissen, daß 1324 im Dome zn Köln dl'e Dermählung Wil-
helm's von Jülich und dcr Johanna von Holland durch den Erzbischof
Heinrich gefeicrt wurde, fo müssen damals die Fenstcr alS Geschenke der
Brautleute, rcsp. ihrer Eltern bereits vorhanden gewesen sein. Gleich»
zeitig mit dcm genannten Paare wurden 1324 ebeofalls im Dome zu
Köln von der Hand dcS Erzbischoss Heinrich dcr damalige römische Kö-
nig Ludwig der Baier, dcr spätcre deutsche Kaiser, mit der zweiten Loch-
ter Wilhelm'S vvn Hennegau, nämlich Margaretha von Holland, getraut,
und diese Berbindung würde sicher cben so auch durch ein Glasgemälde
neben dem crsteren Paare ihre Verherrlichung gcfunden haben, wen»
nicht schon jene Fenstcr seit 1322 vorhandeu und das hohe Shor ringSum
geschlossen gewesen wäre.

(Schluß folgt.)

In sier Luc!>- vnsi ssunsllisnsilunff von W'rttNL Ottrl
in Löln, vomtlok IVr. 13— unsi kriLäried-Willielmstrssso
Dkr. 2—, 8insi er^ekienen uncl ru dsden, 80 tvie äurek slle Luek-
unü Lun8ldgn<iIunS6n ru derieden:

Vrilte ^ölner Voin-VkirkmüNLe,

xssoliiättso von

Z. Wie«er in Lrii88el.

kreis in 8lldsr 14 Iblr., in Lrovss (!/z llllr.

Vökreriä ärs kriikyr srsvliienensn Lvsi OevkrnüvLen äsn kölnsr Dom ver-
xsxenvcörtix.n, vvis sioll äersslbo iin äskrs 1848 uvä inr äslris 1851 reixts,
ist suk äsr so sbsn srsvbiensnen OsndwüllLS äsr vom so änrxssteUt, vvis sr
wsräsn soll unä vvis sr jetrt odsn ist, nnä diläet äisselbs somit oins sokr
entsxrsodenäs Lrinnsrnnx sn äss jünxstvsrüosssn« Oomdaukost vom 3. Oet. ä. I-

In äerssldsn Luod- unä Xunstdsvälunx sinä tdslls krüdsr, tkells so sden
nsodstsdonäs Oendmünren von äsrnselben llünstlsr, uvä in xlsivk vortroMedsr
Xusststtuog, so wis ru äonsolden Oroisen in 8iidor unä Lrones, wio äisOom-
Oenkmünro, orsodieosn:

vie 8t. äpoi!imi'i8-MeI,6 bei kemsMll sw viieio.
vie klltb6l!?3l6 ru Vorli.

Vl6 Mll8t6l'Iiil'(!ll6 ru ^seiien.

Vl6 8t. ?2lll8lijl'e!l6 Lll IrOlllloll.

Vl6 Kil'eke Xotk6-Vsm6 Lll ?2l'l8.

Vi6 >V68tMlN8t6l'-^ilt6i M I-Olllioll.

vie 8t. Wl'iill8-^jl'eil6 M Vese<ij§.

Oio Xvorsssrt« äissor OenkMÜnrsn gidt eln trsuss Lllä äss Xsusssrv äss
dstreKsnäen Ovuäonlcinsls, äis Reveisssito in wunäsrvvller Vollevänvx jen»
äss Innsrn äossslben.

visss 8awmlvvx, wslvd« äro bsäeutenästsn dirodllodon llnuwerdo Ouroi»'»
nmksrsso soll, wdä nnuntsidroodvll kortgesstet.
 
Annotationen